Erweiterte Interlinearbibeln – Interview

Von Benjamin Misja

Ankündigung, Bibel, Deutsche Interlinearübersetzung, Erweiterte Interlinearbibel, Luther Interlinear+, Reverse Interlinear Bibel
Januar 22, 2015

Interview mit Benjamin Misja

Im Rah­men des immer wei­ter vor­an­schrei­ten­den Wachs­tums des deut­schen Logos-Bereichs konn­ten wir vor kur­zem einen wei­te­ren gro­ßen Schritt mit der Ver­öf­fent­li­chung unse­rer ers­ten deutsch­spra­chi­gen Erwei­ter­ten Inter­li­near­bi­bel vor­neh­men. Erwei­ter­ten Inter­li­near­bi­beln bil­den die Grund­la­ge für eine Viel­zahl an Funk­tio­nen in Logos und waren daher für uns von Anfang an eines der wich­tigs­ten Anliegen.

Jetzt, wo das Pro­dukt zur Bestel­lung auf de​.logos​.com ver­füg­bar ist und auch die Erstel­lung des Neu­en Tes­ta­ments bereits abge­schlos­sen ist, woll­ten wir uns mit unse­rem Ver­fas­ser Ben­ja­min Mis­ja dar­über unterhalten.

Hi Ben! Dan­ke für die­ses Gespräch. Groß vor­stel­len müs­sen wir dich ja eh nicht mehr, da du als Blog­ger auf die­sem Blog uns ja in dei­ner Blog­ger-Vor­stel­lung schon eini­ges erzählt hast. Den­noch könn­test du uns in ein oder zwei Sät­zen noch ein biss­chen was über dich erzählen:

Ich bin Theo­lo­ge und woh­ne zur­zeit mit mei­ner Fami­lie in Iowa (USA). Auf mei­ne Kap­pe gehen die deut­schen Rever­se-Inter­li­ne­ar-Bibeln, wel­che im Deut­schen Erwei­ter­te Inter­li­near­bi­beln hei­ßen, die momen­tan für Logos in Vor­be­rei­tung sind. Vor mei­ner Arbeit für Faithli­fe habe ich unter ande­rem an der Offe­nen Bibel gearbeitet.

Was ist eine Erweiterte Interlinearbibel und was macht sie so besonders?

Eine Erwei­ter­te Inter­li­near­bi­bel (Eng­lisch: Rever­se-Inter­li­ne­ar Bible) ist nach Logos-eige­ner Defi­ni­ti­on die umge­kehr­te Ver­si­on einer Inter­li­ne­ar­über­set­zung. Bei einer Inter­li­ne­ar­über­set­zung steht unter jedem Wort des Urtexts des­sen Über­set­zung. Bei einer Rever­se-Inter­li­ne­ar-Über­set­zung (zu Deutsch qua­si “umge­kehrt-inter­li­ne­ar”) ist die Über­set­zung der Aus­gangs­text, unter dem dann die zugrun­de­lie­gen­den Wör­ter aus dem bibli­schen Urtext ange­ge­ben sind.

Die­se Defi­ni­ti­on erfasst aber noch nicht, wie essen­zi­ell die Erwei­ter­ten Inteli­ne­ar­über­set­zun­gen in Logos sind. Weil Urtext und Über­set­zung digi­tal ver­knüpft sind, sind die „I+” (so kür­zen wir den Namen ab) in Logos viel fle­xi­bler, als es ein gedruck­ter Text je sein könn­te. Mit Logos kann man nicht nur Urtext und Über­set­zung der I+ auf viel­fäl­ti­ge Wei­se ver­glei­chen, son­dern die­se ver­knüpf­ten Bibeln machen die Funk­tio­nen vie­ler Logos-Werk­zeu­ge erst mög­lich. Erwei­ter­te Inter­li­near­bi­beln sind wie eine digi­ta­le “Kar­te” der Über­set­zung, die wir mit­hil­fe der Soft­ware qua­si mit der “Kar­te” des Grund­tex­tes ver­glei­chen kön­nen. Alle lin­gu­is­ti­schen Infor­ma­tio­nen, die Logos über den Urtext hat, kön­nen so auch in Ver­bin­dung mit der Über­set­zung zum Ein­satz kommen!

Welche Bibel wurde denn ausgewählt? Warum? Folgen weitere?

Den Anfang macht die Luther­bi­bel. Die Wahl fiel uns rela­tiv leicht. Die ers­te deut­sche I+-Bibel soll­te eine nicht zu freie Über­set­zung sein. Denn je genau­er sich die Über­set­zung mit dem Aus­gangs­text ver­knüp­fen lässt, des­to bes­ser wird der Zweck der I+ erfüllt. Bei einer zu frei­en Über­set­zung wäre es auch schwie­ri­ger gewor­den, die Über­set­zung Wort für Wort dem Urtext zuzu­ord­nen. Da ist Luther gut geeig­net. Als wei­te­res Kri­te­ri­um soll­te die Bibel in Deutsch­land auch inter­kon­fes­sio­nell ver­brei­tet sein und hohe Aner­ken­nung genie­ßen. Schließ­lich soll­te sie idea­ler­wei­se auch die deu­te­ro­ka­no­ni­schen Schrif­ten des Alten Tes­ta­ments enthalten.

Dem­entspre­chend ist es viel­leicht ver­ständ­lich, dass unse­re Wahl zunächst nicht auf die Luther­bi­bel fiel, son­dern auf die Ein­heits­über­set­zung. Die hat ihren Anfang ja als öku­me­ni­sches Pro­jekt gemacht und ist viel­leicht in gerin­ge­rem Maß mit einer bestimm­ten Kon­fes­si­on ver­bun­den als Luther. Der Plan änder­te sich kur­ze Zeit spä­ter und wir beschlos­sen, als zwei­te deut­sche I+-Übersetzung auch die Luther­bi­bel gleich fest mit ein­zu­pla­nen. Sie macht jetzt den Anfang, weil Faithli­fe dazu schon die Nut­zungs­rech­te besitzt.

Welche griechischen und hebräischen Textgrundlagen benutzt du?

Für das Neue Tes­ta­ment das SBLGNT (“Socie­ty of Bibli­cal Lite­ra­tu­re Greek New Tes­ta­ment”), eine moder­ne kri­ti­sche Aus­ga­be, die Prof. Micha­el Hol­mes vor eini­gen Jah­ren im Auf­trag der Logos-Fir­ma Faithli­fe erstellt hat. Für das Alte Tes­ta­ment benut­zen wir die Lex­ham Hebrew Bible. Dabei han­delt es sich um eine eben­falls von Faithli­fe in Auf­trag gege­be­ne digi­ta­le Edi­ti­on des Codex Lenin­gra­den­sis und damit des glei­chen hebräi­schen Tex­tes, auf dem auch ande­re moder­ne Edi­tio­nen beruhen.

Was waren bisher deine größten Herausforderungen?

Bei der Arbeit am NT stand ich bis­her vor kei­nen beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen. Es gibt aller­dings eini­ge Abschnit­te im Neu­en Tes­ta­ment in sehr anspruchs­vol­lem Grie­chisch, wo die Arbeit etwas auf­wän­di­ger war als etwa in den Evan­ge­li­en. Der Hebrä­er­brief, Tei­le des Römer­briefs oder der Ephe­ser­brief, vor allem das drit­te Kapi­tel, gehö­ren dazu. Die Ver­fas­ser for­mu­lie­ren da beson­ders dich­te und ver­schränk­te Sät­ze. An sol­chen Stel­len muss sich der Über­set­zer zwi­schen form­treu­er, aber häu­fig rät­sel­haf­ter Über­set­zung und kla­rer, aber freie­rer Wie­der­ga­be ent­schei­den. Die Luther­bi­bel wählt da ger­ne eine etwas freie­re Wie­der­ga­be, damit der Leser sie auch ver­steht. Und das macht für mich etwas schwie­ri­ger, den Weg vom grie­chi­schen Text zur Über­set­zung zu rekonstruieren.

Im Alten Tes­ta­ment hat­te ich schon eini­ge här­te­re Nüs­se zu kna­cken. Bei ein­zel­nen Ver­sen habe ich den Ver­dacht, dass Luther sie nicht genau ver­stand und dann nach bes­tem Wis­sen, aber inhalt­lich zu frei über­setz­te. An ande­ren Stel­len machen eher hebräi­schen Aus­drü­cke Pro­ble­me, deren Bedeu­tung heu­te unbe­kannt ist. Zum Glück fin­de ich eigent­lich immer eine befrie­di­gen­de Lösung für die Erwei­ter­te Interlinearbibel.

Hast du durch deine Arbeit in der Bibel etwas Neues gelernt? Siehst du die Bibel jetzt anders, nachdem du den Text auf einer so “tiefen” Ebene untersucht hast?

Ich habe vor allem die Luther­bi­bel als ech­te Per­le schät­zen gelernt. Es muss gött­li­che Fügung gewe­sen sein, dass die ers­te deut­sche Bibel­über­set­zung so eine unge­mei­ne Qua­li­tät hat! Frü­her kam ich mit ihrer unge­wohn­ten Spra­che nicht zurecht und habe lie­ber Über­set­zun­gen in zeit­ge­mä­ßer Spra­che benutzt. Jetzt hat­te ich das Vor­recht, das Neue Tes­ta­ment gleich­zei­tig auf Grie­chisch und Deutsch durch­zu­le­sen und dafür auch noch bezahlt zu wer­den. Dabei hat sich mein Bild der Luther­bi­bel sehr verändert.

Die Über­set­zung ist nicht nur zuver­läs­sig, Luther war auch ein Sprach­ge­nie. Wenn er schwer zu über­set­zen­de Stel­len ins Deut­sche über­trägt, fin­det er oft sehr tref­fen­de, ein­präg­sa­me For­mu­lie­run­gen. Bei mei­ner Arbeit habe ich einen ers­ten klei­nen Ein­druck davon gewin­nen kön­nen, wie sehr die­se Über­set­zung unse­re Spra­che geprägt hat. Ihre lite­ra­ri­sche Qua­li­tät ist so hoch, dass ich beim Lesen oft nicht anders kann, als die­se Über­set­zung zu genie­ßen wie guten Wein! Gera­de wegen die­ser sprach­li­chen Rei­fe ist die Luther­bi­bel auch heu­te noch eine der bes­ten deut­schen Bibel­über­set­zun­gen. (Hier auf dem Blog haben wir die Luther­bi­bel schon unter die Lupe genom­men.)

In welchem Zusammenhang werden sie genutzt und warum sollten sich deutsche Nutzer auf die I+ freuen? Auf was freust du dich am meisten?

Für alle, die sich bis­lang mit her­kömm­li­chen, gedruck­ten Inter­li­ne­ar­über­set­zun­gen zufrie­den geben muss­ten, ist gera­de der Fort­schritt in lite­ra­ri­scher Hin­sicht mei­nes Erach­tens wirk­lich unschätz­bar! Etwas über­spitzt könn­te man sagen: Vor­bei sind die Zei­ten höl­zer­ner Inter­li­ne­ar­über­set­zun­gen, die unse­rer Spra­che Gewalt antun! Dank der neu­en Luther‑I+ erhält man die­sel­ben Urtext-Infor­ma­tio­nen und noch mehr in Gestalt einer der größ­ten lite­ra­ri­schen Leis­tun­gen, die die deut­sche Kul­tur je her­vor­ge­bracht hat.

Ich selbst freue mich am meis­ten dar­auf, dass dank deut­scher I+ vie­le der exege­ti­schen Instru­men­te von Logos 6 end­lich auch mit einer deut­schen Bibel­über­set­zung funk­tio­nie­ren wer­den. Dar­auf war­te ich seit Jah­ren! Logos benutzt die digi­ta­le “Kar­te” der Luther-Inter­li­ne­ar+ näm­lich an etli­chen ver­schie­de­nen Stel­len. Ein Bei­spiel ist der neue Psal­men­ex­plo­rer. Mit Hil­fe der Infor­ma­tio­nen aus der I+ prä­sen­tiert uns die­ses Werk­zeug beson­ders schö­ne digi­ta­le “Kar­ten” jedes ein­zel­nen Psalms. Auch ande­re Logos-Tools machen Erwei­ter­te Inteli­near­bi­beln erfor­der­lich, bei­spiels­wei­se die Wort­stu­die und die Funk­ti­on “Wort für Wort” im Pas­sa­ge Guide.

Das hört sich ja alles ganz gut an, aber auch sehr speziell. Warum ist diese I+ so etwas besonderes?

Also der offen­sicht­lichs­te Nut­zen die­ser Luther-Aus­ga­be ist natür­lich, dass man sie wie eine Inter­li­ne­ar­über­set­zung lesen kann. Mit Logos kann man sich dabei je nach Vor­lie­be den Urtext und wei­te­re Infor­ma­tio­nen anzei­gen las­sen, bei­spiels­wei­se das Lem­ma und die Wort­form zugrun­de lie­gen­der Wör­ter. Das wäre mit einer gedruck­ten Inter­li­ne­ar­über­set­zung nicht möglich.

Zudem macht die ers­te deut­sche I+ eini­ge der leis­tungs­fä­higs­ten Funk­tio­nen von Logos 6 nun auch mit einer deut­schen Bibel nutz­bar. Eini­ge Bei­spie­le habe ich ja gera­de erwähnt. Noch eines viel­leicht: Mit der neu­en Inline-Search könn­te der Nut­zer den Text der Luther­bi­bel direkt nach grie­chi­schen und hebräi­schen Wör­tern und Wort­for­men durch­su­chen. Frü­her hat man dazu eine Kon­kor­danz gebraucht!

Welche weiteren Pläne haben wir für etwaige weitere I+? Irgendwelche persönlichen “besonderen” Wünsche?

Wenn die Luther­bi­bel fer­tig ist, kann die Arbeit an der Ein­heits­über­set­zung hof­fent­lich begin­nen. Je nach Erfolg die­ser bei­den Aus­ga­ben wird es in Zukunft dann wei­te­re geben. Das habe ich mir zumin­dest von dir, lie­ber Tho­mas, sagen las­sen. Ein Bei­spiel: Ich per­sön­lich kann mir Logos Deutsch mit­tel­fris­tig nicht ohne eine inter­li­ne­ar ver­knüpf­te Elber­fel­der Bibel vorstellen.

Um auf die zwei­te Fra­ge ein­zu­ge­hen: Es gibt vie­le Bibel­über­set­zun­gen, mit denen ich ger­ne arbei­te. Neue Gen­fer, Zür­cher, Schlach­ter? Aus aka­de­mi­scher Sicht span­nend wäre auch eine inter­li­nea­re Sep­tuag­in­ta oder eine Edi­ti­on der Apos­to­li­schen Väter, wie Faithli­fe sie auch schon auf Eng­lisch anbietet.

Dan­ke für das Inter­view, Ben! Ich glau­be, dei­ne Ant­wor­ten haben unse­ren Lesern deut­lich gemacht, war­um die I+ so ein gro­ßer Schritt für Logos ist.

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Benjamin Misja

Über den Autor

Benjamin Misja leitet das deutsche Logos-Team.

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    1. Hal­lo Tom,
      das kann ich gera­de nicht auto­ri­ta­tiv beant­wor­ten. Ich kann dir aber sagen: Wir konn­ten noch nicht anfan­gen, weil eini­ge Details noch nicht geklärt sind. Zudem besteht die Schwie­rig­keit, dass in einem Jahr eine Revi­si­on der Ein­heits­über­set­zung erschei­nen soll. Die Arbeit an der nächs­ten I+ soll aber bald beginnen.
      Gruß,
      Ben

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