Rezension: Die Welt der Hebräischen Bibel: Umfeld – Inhalte – Grundthemen

Von Manuel Becker

Einführung AT, Rezension
Vor 4 Wochen

Heut­zu­ta­ge fällt es vie­len Chris­ten schwer, das Alte Tes­ta­ment zu lesen, weil die Geschich­ten und die Welt der dama­li­gen Zeit ihnen fremd sind. Sie bevor­zu­gen „den Gott der Lie­be“ des Neu­en Tes­ta­men­tes und hin­ter­fra­gen den „zor­ni­gen Gott des Alten Tes­ta­men­tes.“ In die­ser Rezen­si­on stel­le ich ein Buch vor, wel­ches die Welt der Hebräi­schen Bibel erklärt und dabei unter ande­rem auf­zeigt, dass der Gott des Alten Tes­ta­men­tes genau der­sel­be Gott ist wie der Gott, den Jesus im Neu­en Tes­ta­ment offenbart. 

Warum sollten Sie „Die Welt der Hebräischen Bibel” lesen?

Die Hebräi­sche Bibel, die weit­ver­brei­tet als Altes Tes­ta­ment (AT) bezeich­net wird, wur­de in einem kul­tu­rel­len und his­to­ri­schen Kon­text geschrie­ben, von dem wir heu­te Tau­sen­de Jah­re ent­fernt sind. Die­se uralten Tex­te mit einer moder­nen Welt­an­schau­ung zu lesen, kann viel Ver­wir­rung stif­ten. So kommt es unver­meid­lich, dass beim Lesen des Alten Tes­ta­men­tes vie­le Fra­gen auftauchen.

Sind alle Geschich­ten im AT his­to­ri­sche Tat­sa­chen­be­rich­te? Lehrt das AT durch­gän­gig das­sel­be oder fin­den sich wider­spre­chen­de Ansich­ten im AT? Wie ist das AT über­haupt ent­stan­den? Was ist ein guter Umgang mit den teil­wei­se sehr gewalt­tä­ti­gen Tex­ten im AT? Wie passt der Zorn Got­tes zusam­men mit sei­ner Lie­be? Ist Gott all­mäch­tig oder gibt es auch Tex­te im AT, die von Got­tes Ohn­macht sprechen?

Alle die­se Fra­gen und noch vie­le mehr beant­wor­tet „Die Welt der Hebräi­schen Bibel: Umfeld – Inhal­te – Grund­the­men von Wal­ter Diet­rich. Das Ziel des Buches ist es, „einen knap­pen, ver­ständ­li­chen, aktu­el­len und zuver­läs­si­gen Über­blick über das Gan­ze der Hebräi­schen Bibel“ (:15) zu geben. Die­ses Ziel ist nicht beson­ders ein­zig­ar­tig, son­dern viel­mehr das übli­che Ziel aller Ein­füh­run­gen in das Alte Tes­ta­ment. Was macht gera­de die­ses Buch so besonders?

Von den Experten lernen

Die meis­ten Ein­füh­run­gen in das AT wer­den von einem Autor geschrie­ben, der als AT-Exper­te gilt. Die­ser eine Autor muss dann alle die viel­sei­ti­gen Fra­gen einer Ein­lei­tung beant­wor­ten. Da pas­siert es unwei­ger­lich, dass man­che Kapi­tel fun­dier­ter und detail­lier­ter aus­fal­len als ande­re, je nach­dem, wor­auf der Autor sich in sei­nem eige­nen Stu­di­um spe­zia­li­siert hat.

Wal­ter Diet­rich (*1944), der Her­aus­ge­ber die­ser AT-Ein­füh­rung, ist ein deut­scher Theo­lo­ge, der als Pro­fes­sor für das AT an der Uni­ver­si­tät in Bern unter­rich­tet. Als Her­aus­ge­ber von „Die Welt der Hebräi­schen Bibel“ hat er sicher­ge­stellt, dass jedes ein­zel­ne Kapi­tel von einem der füh­ren­den Exper­ten in dem jewei­li­gen Gebiet geschrie­ben wurde.

In die­sem Sam­mel­werk „beleuch­ten zwei­und­drei­ßig aus­ge­wie­se­ne Fach­ge­lehr­te – aus dem gesam­ten deut­schen Sprach­raum, bei­der­lei Geschlechts, unter­schied­li­chen Alters und ver­schie­de­ner Kon­fes­si­on – je eine ihnen beson­ders ver­trau­te Facet­te der Hebräi­schen Bibel: zu ihrer Lebens­welt, ihrer kano­ni­sche Gestalt, den in ihr ver­sam­mel­ten Schrif­ten, ihrer Ent­ste­hungs­ge­schich­te und einer Rei­he wich­ti­ger, in ihr ver­han­del­ter The­men.“ (:15)

Dadurch ist das 524 Sei­ten dicke Buch eine pral­le Schatz­tru­he, gefüllt mit hoch­wer­ti­gen Infor­ma­tio­nen rund um das AT. Die viel­fäl­ti­gen kon­fes­sio­nel­len Hin­ter­grün­de der Autoren befrei­en das Buch von kon­fes­sio­nel­ler Vor­ein­ge­nom­men­heit und schaf­fen eine gewis­se theo­lo­gi­sche Aus­ge­wo­gen­heit. Da das Buch 2021 erschie­nen ist, sind die Bei­trä­ge auf dem neus­ten Stand der Wis­sen­schaft.

Themen und Gliederung von „Die Welt der Hebräischen Bibel”

Wie jede Ein­füh­rung in das AT deckt auch die­ses Buch eine gigan­ti­sche Viel­falt an The­men ab. Die 33 Kapi­tel sind in 6 Tei­le unterteilt.

Teil 1: Umfeld

Im ers­ten Teil wer­den in fünf Kapi­teln Fra­gen zur Umwelt des Alten Tes­ta­ments behan­delt. Kapi­tel 1 behan­delt das The­ma Bibel und Ori­ent. Das zwei­te Kapi­tel gibt einen span­nen­den Ein­blick in das Ver­hält­nis von Bibel und Archäo­lo­gie. Dar­auf auf­bau­end folgt ein Kapi­tel zum The­ma Bibel und Geschich­te, wel­ches sich mit der Fra­ge der His­to­ri­zi­tät der AT-Geschich­ten beschäf­tigt. Kapi­tel 4 dreht sich um Bibel, Juden­tum, Chris­ten­tum und adres­siert die Tat­sa­che, dass das AT die Hei­li­ge Schrift sowohl der Juden als auch der Chris­ten ist. Die­ser Teil schließt ab mit einem Kapi­tel zur Spra­che und Schrift des AT.

Teil 2: Literatur

Der zwei­te Teil ent­hält jeweils ein Kapi­tel zur bibli­schen Lite­ra­tur­ge­schich­te und der Kanon­bil­dung. Dar­auf fol­gen vier Kapi­tel, wel­che die vier Tei­le des AT genau­er erklä­ren: das Gesetz (die Tora), die Geschichts­bü­cher, die pro­phe­ti­schen Bücher und die Weis­heits­li­te­ra­tur.

Teil 3: Gesellschaft

Der drit­te Teil wid­met sich gesell­schaft­li­chen The­men. Das ers­te Kapi­tel infor­miert über das Ver­hält­nis zwi­schen Indi­vi­du­um und Gemein­schaftFami­lie, Sip­pe, Stamm erläu­tert die Struk­tu­ren und Dyna­mi­ken von Fami­li­en­ver­bän­den sowie den Ein­fluss von Ver­wandt­schafts­be­zie­hun­gen auf das sozia­le Gefüge.

König­tum und Staat wid­met sich dem Beginn und der Ent­wick­lung der Mon­ar­chie in Isra­el. In Wirt­schaft, Stadt und Land wird die Wirt­schafts­ge­schich­te Isra­els mit ihren Kon­stan­ten und Beson­der­hei­ten unter­sucht. Zuletzt behan­delt das Kapi­tel Krieg und Frie­den die vie­len gewalt­tä­ti­gen Kon­flik­te im AT. Beson­ders span­nend in die­sem Kapi­tel ist, inwie­fern das AT das The­ma Krieg anders dar­stellt als ande­re Lite­ra­tur aus der Zeit. Ein gan­zer Abschnitt ist dem Bann (hebrä­isch: herem) gewid­met.

Teil 4: Religionsausübung

Der vier­te Teil des Buches wid­met sich der Aus­übung der Reli­gi­on zur AT-Zeit. In Orte der Hei­lig­keit wird die Ent­wick­lung des Tem­pel­kon­zepts von der Bron­ze­zeit bis zum Hero­dia­ni­schen Tem­pel betrach­tet. Das Kapi­tel Got­tes­dienst beleuch­tet die Aspek­te des Got­tes­diens­tes im alten Isra­el, mit einem Fokus auf den Kult­or­ten und dem Kultpersonal.

Opfer und Süh­ne behan­delt die Opfer­prak­ti­ken und das Ver­ständ­nis von Süh­ne im alt­tes­ta­ment­li­chen Kon­text. Das Kapi­tel ent­hält einen Exkurs zur pro­phe­ti­schen Kult­kri­tik und beleuch­tet beson­ders den Zusam­men­hang von Süh­ne und Stell­ver­tre­tung. Im Kapi­tel Gebet und Gesang wer­den die ver­schie­de­nen For­men des Gebets und des Gesangs im reli­giö­sen Leben des Alten Tes­ta­ments unter­sucht, wobei auch die ver­schie­de­nen For­men und theo­lo­gi­schen Inhal­te die­ser Aus­drucks­wei­sen betrach­tet werden.

Teil 5: Menschenbilder

Die Tei­le 5 und 6 sind etwas län­ger als die vor­he­ri­gen Tei­le. Der fünf­te Teil des Buches behan­delt eine Viel­zahl von The­men rund um das Men­schen­bild im AT.

Grund­li­ni­en hebräi­scher Anthro­po­lo­gie unter­sucht die grund­le­gen­den Kon­zep­te der mensch­li­chen Exis­tenz im hebräi­schen Den­ken, ein­schließ­lich der Ver­gäng­lich­keit von Mensch und Tier, der rela­tio­na­len Natur des Mensch­seins und der Bedeu­tung der Bezie­hung zu Gott sowie der Unver­meid­lich­keit mensch­li­cher Schuld.

Im Kapi­tel Ver­hält­nis der Geschlech­ter wer­den die unter­schied­li­chen Dar­stel­lun­gen und Impli­ka­tio­nen der Geschlech­ter­ver­hält­nis­se in der Hebräi­schen Bibel unter­sucht, wobei Aspek­te wie geschlecht­li­che Dif­fe­ren­zie­rung in Schöp­fungs­tex­ten, recht­li­che Ungleich­hei­ten und theo­lo­gi­sche Über­le­gun­gen berück­sich­tigt werden.

Rich­ti­ges Leben, Tun und Erge­hen behan­delt den Tun-Erge­hen-Zusam­men­hang im AT. In Gewalt und Gewalt­über­win­dung wird das kom­ple­xe The­ma Gewalt unter­sucht, wobei ver­schie­de­ne Dimen­sio­nen zwi­schen­mensch­li­cher Gewalt, die Todes­stra­fe und die Über­win­dung von Gewalt dis­ku­tiert werden.

Schuld und Ver­söh­nung beleuch­tet das Ver­hält­nis zwi­schen Ver­söh­nung und Ver­gel­tung in der Hebräi­schen Bibel, wobei der Fokus auf dem Bekennt­nis der Schuld, dem Tra­gen der Schuld und der Not­wen­dig­keit der Ver­söh­nung liegt. Zuletzt wid­met sich das Kapi­tel Lei­den und Tod den exis­ten­zi­el­len The­men des Lei­dens und des Todes.

Teil 6: Gottesglaube

Der letz­te Teil des Buches wid­met sich dem Got­tes­bild in der Hebräi­schen Bibel und bie­tet Ein­bli­cke in ver­schie­de­ne theo­lo­gi­sche Schlüs­sel­the­men. Got­tes Ein­zig­keit unter­sucht die Dar­stel­lung Got­tes als Gott des Exodus (im Nord­reich) und als Him­mels­gott (im Süd­reich), sowie deren Verknüpfung.

Das Kapi­tel Got­tes Offen­ba­rung behan­delt die ver­schie­de­nen Aspek­te der gött­li­chen Offen­ba­rung im alten Ori­ent, wobei die Ter­mi­ni, Inhal­te, Medi­en und Kri­te­ri­en der Offen­ba­rung kri­tisch betrach­tet wer­den. Got­tes Schöp­fung unter­sucht die theo­lo­gi­schen Aspek­te der Schöp­fung in der Hebräi­schen Bibel, dar­un­ter die Schöp­fungs­theo­lo­gie in den Kult­psal­men, im Buch Jesa­ja, im Schöp­fungs­be­richt und in den Got­tes­re­den des Hiobbuches.

In dem span­nen­den Kapi­tel Got­tes Lie­be und Zorn geht es um Got­tes Reue, die Unver­gleich­lich­keit von Got­tes Zorn und Güte und dar­um, wie Gott sei­nen Zorn über­win­det. Got­tes All­macht und Ohn­macht behan­delt das viel zu oft ver­nach­läs­sig­te The­ma von Got­tes Ohn­macht im Ver­hält­nis zu der Rede von sei­ner All­macht. Got­tes Zukunft wid­met sich der Escha­to­lo­gie und unter­sucht ver­schie­de­ne theo­lo­gi­sche Kon­zep­te wie den Tag Jah­wes, die Rol­le des Mes­si­as und das zukünf­ti­ge Zion.

Abschlie­ßend bie­tet das Kapi­tel Theo­lo­gie des Alten Tes­ta­men­tes und gesamt­bi­bli­sche Per­spek­ti­ven eine Refle­xi­on über die Not­wen­dig­keit und die grund­le­gen­den Aspek­te einer Theo­lo­gie des Alten Tes­ta­men­tes, wobei die Barm­her­zig­keit Got­tes als grund­le­gen­de Sinn­li­nie der Hebräi­schen Bibel her­vor­ge­ho­ben wird.

Alle Kapi­tel bie­ten eine Biblio­gra­fie, die als guter Start­punkt für ein ver­tie­fen­des Stu­di­um des The­mas die­nen kann.

Anhang

Das Buch endet mit einer Tabel­le zur Geschich­te des bibli­schen Isra­els, einer Kar­te Isra­els und einem hilf­rei­chen Bibel­stel­len- und Sachregister.

Ein Beispiel: Gottes Liebe und Zorn

Gottes Wesen ist hesed

Um einen klei­nen Ein­blick in das Sam­mel­werk zu bie­ten, wer­de ich ein paar Gedan­ken tei­len aus dem Kapi­tel über Got­tes Lie­be und Zorn im AT von Jörg Jere­mi­as. Zuerst hält Jere­mi­as fest, dass im AT Got­tes Zorn und sei­ne Lie­be kei­ne Gegen­sät­ze sind. Das Gegen­teil von Lie­be ist Hass und das Gegen­teil von Zorn ist Güte (:438).

Er betont, dass Got­tes Zorn zeit­lich begrenzt ist. Gott wird zwar kurz­zei­tig zor­nig, aber er ist kein zor­ni­ger Gott (:439). Got­tes Wesen wird viel­mehr mit dem hebräi­schen Wort „hesed“ beschrie­ben, was gewöhn­lich mit Güte über­setzt wird. Aber im Hebräi­schen hat hesed eine viel tie­fe­re Bedeu­tung, es umfasst die Idee von Lie­be, Treue und Groß­zü­gig­keit in einem Wort. Got­tes (onto­lo­gi­sches) Wesen ist hesed, wäh­rend sein Zorn kein Teil von ihm ist, son­dern nur punk­tu­ell kommt, aber dann auch wie­der verschwindet.

Auf die­ser Grund­la­ge zeigt Jere­mi­as, dass der Zorn Got­tes und sei­ne Güte in kei­ner Wei­se gleich­wer­tig sind (:440). Anhand meh­re­rer Bibel­stel­len arbei­tet er her­aus, dass die bibli­schen Autoren immer wie­der neu ver­su­chen in Wor­ten aus­zu­drü­cken, dass Got­tes Güte uner­mess­lich groß ist und sein Zorn ver­gli­chen damit ver­schwin­dend gering.

Gottes Güte im AT

Ps 136 betont 26x, dass Got­tes hesed nie­mals auf­hört. Ps 30,6 (Elber­fel­der) fasst es kom­pakt zusammen:

Denn einen Augen­blick ⟨han­delt er⟩ in sei­nem Zorn, ein Leben lang in sei­ner Gunst.

Die Unver­gleich­lich­keit von Got­tes Zorn und sei­ner Güte wird beson­ders auch in Exodus 34,6–7 klar (:441–443). Die­se Ver­se wer­den in der Bibel immer wie­der auf­ge­grif­fen und zäh­len zu den wich­tigs­ten Ver­sen im AT. Gott stellt sich mit die­sen Wor­ten sei­nem Volk vor:

Jah­we, Jah­we, Gott, barm­her­zig und gnä­dig, lang­sam zum Zorn und reich an Gna­de (hesed) und Treue,  der Gna­de (hesed) bewahrt an Tau­sen­den ⟨von Gene­ra­tio­nen⟩, der Schuld, Ver­ge­hen und Sün­de ver­gibt, aber kei­nes­wegs unge­straft lässt, ⟨son­dern⟩ die Schuld der Väter heim­sucht an den Kin­dern und Kin­des­kin­dern, an der drit­ten und vier­ten ⟨Gene­ra­ti­on⟩. (Elber­fel­der)

Es ist schwer zu über­tref­fen, wie deut­lich das Ungleich­ge­wicht zwi­schen Got­tes Zorn und sei­ner Güte von den AT-Autoren in Wor­te gefasst wur­de. Got­tes Wesen ist Barm­her­zig­keit, Gna­de und Güte. Ja, Gott kann auch zor­nig wer­den, aber er ist lang­sam zum Zorn. Ja, Gericht und Got­tes Zorn sind real, aber sie ste­hen in kei­nem Ver­hält­nis zu sei­ner Güte, die sich über tau­sen­de Gene­ra­tio­nen erstreckt, im Ver­gleich zu nur weni­gen Gene­ra­tio­nen des Zorns.

Auch die Jona-Erzäh­lung (:446–447) ist ein beein­dru­cken­des Zeug­nis von Got­tes Güte. Die Assy­rer waren die Erz­fein­de von Isra­el. Jona woll­te sehen, dass Gott sie ver­nich­tet, aber er wuss­te um Got­tes barm­her­zi­gen Cha­rak­ter und befürch­te­te des­halb schon, dass Gott, für Jonas Geschmack, viel zu barm­her­zig sein wird (Jona 4,2). Hier wird bereits im AT ange­deu­tet, was Jesus (Mt 5,43–45) und Pau­lus (Röm 5,8) spä­ter klar offen­bart haben: Gott liebt sogar sei­ne Fein­de. Solch eine skan­da­lö­se Lie­be ist ein kla­res Zeug­nis, wie weit Got­tes Güte sei­nen Zorn übertrifft.

An die­sen und vie­len wei­te­ren Tex­ten (z. B. Ex 32: die Geschich­te des Gol­de­nen Kalbs) zeigt Jere­mi­as gekonnt auf, dass Got­tes Güte am Ende immer über sei­nen Zorn triumphiert.

Wie sollte man dieses Buch am besten lesen?

Diet­rich beant­wor­tet die Fra­ge in der Ein­lei­tung des Buches:

Man kann mit die­sem Band auf ver­schie­de­ne Wei­sen umge­hen. Man kann sich mit ihm allein oder in Grup­pen befas­sen (etwa in Lese­krei­sen oder in Examens­re­pe­ti­to­ri­en). Man kann ihn inte­gral, von vorn nach hin­ten, man kann aber auch eines oder meh­re­re der sechs Haupt­ka­pi­tel – oder auch nur ein­zel­ne der zwei­und­drei­ßig Para­gra­phen lesen, je nach Inter­es­se und Bedürf­nis. (:16)

Bewertung von „Die Welt der Hebräischen Bibel”

Der Sam­mel­band „Die Welt der Hebräi­schen Bibel: Umfeld – Inhal­te – Grund­the­men” ist eine Schatz­tru­he vol­ler Infor­ma­tio­nen für alle, die in die Welt des Alten Tes­ta­men­tes ein­tau­chen wol­len. Alle Bei­trä­ge sind klar und gut struk­tu­riert. Diet­rich ermu­tig­te die Autoren, ihre Bei­trä­ge kurz­zu­hal­ten und die Spra­che all­ge­mein ver­ständ­lich zu machen. Dies ist m. E. den Autoren sehr erfolg­reich gelun­gen. Die Bei­trä­ge las­sen sich wirk­lich ange­nehm lesen, ohne mit Fach­vo­ka­bu­lar zu über­for­dern. Dies macht das Buch brauch­bar für Aka­de­mi­ker, Pas­to­ren, Bibel­schü­ler und Lai­en. Die kom­pak­te Form der Kapi­tel macht es z. B. auch mög­lich, ein Kapi­tel im Haus­kreis zu diskutieren.

Wäh­rend das Buch vie­le wich­ti­ge The­men der Welt des AT abdeckt, ist es mei­nes Erach­tens aber eher eine wert­vol­le Ergän­zung zu einer tra­di­tio­nel­len Ein­lei­tung in das Alte Tes­ta­ment. Die­ses Sam­mel­werk bie­tet vie­le grund­sätz­li­che Leit­li­ni­en, wie das AT gele­sen und inter­pre­tiert wer­den soll­te, aber ent­hält kei­ne detail­lier­ten Infor­ma­tio­nen zu jedem Buch des AT. Des­halb ist es, mei­ner Mei­nung nach, sinn­voll, die­ses Buch ergän­zend zu einer tra­di­tio­nel­len Ein­füh­rung in das AT zu lesen.

Die Viel­falt der Autoren bie­tet eine ange­neh­me theo­lo­gi­sche Viel­falt, wobei schon ganz klar aus einer aka­de­mi­schen Per­spek­ti­ve her­aus geschrie­ben wird und nicht unbe­dingt aus einer evan­ge­li­ka­len Sicht. Aber in kei­nem Bei­trag hat­te ich den Ein­druck, dass dadurch die Auto­ri­tät der Bibel kom­pro­mit­tiert wird.

Die Logos-Version ist besonders vorteilhaft

Die Logos-Ver­si­on ist beson­ders prak­tisch, wegen der zahl­rei­chen Ver­lin­kun­gen, die Logos im Buch ver­füg­bar gemacht hat, die es Ihnen mög­lich machen, erwähn­te Tex­te schnell fin­den und lesen zu kön­nen. Ein Bei­spiel: Auf Sei­te 88 wird erwähnt, dass Jose­phus die Hebräi­sche Bibel auf pro­phe­ti­sche Ver­fas­ser zurück­führt. Die dazu­ge­hö­ri­ge Beleg­stel­le (Con­tra Apio­nem I,8) ist ver­linkt, und weil ich die­ses Buch von Jose­phus in mei­ner Logos-Biblio­thek besit­ze, wird mir das Zitat ange­zeigt, sobald ich mit der Maus auf den Link gehe.

Das­sel­be gilt natür­lich für die vie­len Bibel­stel­len, die sich über­all im Buch fin­den. Damit kann ich erwähn­te Tex­te schnell lesen, ohne dafür umständ­lich blät­tern und suchen zu müs­sen. Das ist beson­ders prak­tisch, weil auch häu­fig Tex­te aus den Apo­kry­phen, der Misch­na oder dem Tal­mud zitiert sind und so man­cher Laie die­se Tex­te ver­mut­lich nicht so schnell fin­den würde.

Wei­ter­hin kann das Buch natür­lich pro­blem­los in aka­de­mi­schen Arbei­ten zitiert wer­den und da ist es sehr hilf­reich, dass beim Kopie­ren eines Tex­tes Logos die ent­spre­chen­de Biblio­gra­fie auto­ma­tisch erstellt. Das ist mir oft eine wert­vol­le Zeitersparnis.

Zuletzt lie­be ich die Logos-Ver­si­on, weil ich mir das Buch in der Logos-App bequem vor­le­sen las­sen kann, wäh­rend ich Rad fah­re oder Abwasch mache. Dies ermög­licht mir Bücher zu „lesen“, gera­de auch in Zei­ten, in denen ich zu beschäf­tigt bin, um mich hin­zu­set­zen und zu lesen.

Fazit

Wenn Sie das AT tie­fer erfor­schen wol­len, dann kann ich „Die Welt der Hebräi­schen Bibel: Umfeld – Inhal­te – Grund­the­men“ von Wal­ter Diet­rich von Her­zen empfehlen.

Die kla­re und prä­zi­se Spra­che sowie die kom­pe­ten­te Her­an­ge­hens­wei­se der Autoren machen das Buch zugäng­lich und anspre­chend für ein brei­tes Publi­kum. Die Ver­knüp­fung von aka­de­mi­scher Exzel­lenz mit all­ge­mein­ver­ständ­li­cher Dar­stel­lung macht es zu einem unver­zicht­ba­ren Beglei­ter für jeden, der sein Ver­ständ­nis der Hebräi­schen Bibel ver­tie­fen möchte.

Der Ver­lag bewirbt das Buch als „einen kom­pak­ten und doch dif­fe­ren­zier­ten Über­blick über das „Alte“ oder „Ers­te Tes­ta­ment„: für Stu­die­ren­de, kirch­lich Enga­gier­te und kul­tu­rell Inter­es­sier­te, der Bibel Ent­frem­de­te und reli­gi­ös Neu­gie­ri­ge, Aka­de­mi­ke­rin­nen und Nicht­aka­de­mi­ker.“ Die­ser Beschrei­bung kann ich nur zustim­men. Die­ses Buch wird Sie hin­ein­zie­hen in die fas­zi­nie­ren­de Welt der Hebräi­schen Bibel.

Ein guter Vorschlag zur Ergänzung von „Die Welt der Hebräischen Bibel”

Die Welt der Hebräi­schen Bibel: Umfeld – Inhal­te – Grund­the­men bie­tet einen her­vor­ra­gen­den Ein­blick in die 33 adres­sier­ten The­men. Wer zusätz­lich auf der Suche ist nach einer AT-Ein­lei­tung, die jedes Buch des AT detail­liert behan­delt, ist mit die­sem Buch gut bera­ten: Ein­lei­tung in das Alte Testament.


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Manuel Becker

Über den Autor

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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