Im Anlauf zur Auslegung – so gehen Sie die Predigtvorbereitung richtig an [Teil 4]

Von Thomas Powilleit

Homiletik, Predigt
August 9, 2018

Wer Gottes Wort predigt, hat eine faszinierende Aufgabe

Es ist eine fas­zi­nie­ren­de Auf­ga­be für einen Men­schen, Got­tes Wort zu ver­kün­di­gen. Gott wuss­te, was er tat, als er sein Wort uns als feh­ler­haf­ten Ver­kün­di­gern anver­trau­te, die in ihrer Erkennt­nis begrenzt sind. Aber Gott hat uns trotz­dem damit beauf­tragt, sein Wort zu verkündigen. 

Got­tes Wort in unse­ren Hän­den zu hal­ten, soll uns demü­tig machen. Es soll uns auch bewusst sein, dass wir auf die Lei­tung durch den Geist Got­tes ange­wie­sen sind. Nicht wir kön­nen über Got­tes Wort ver­fü­gen. Der Hei­li­ge Geist will über unser Leben ver­fü­gen und unse­ren Mund gebrau­chen, um Men­schen durch Got­tes Wort zu ermu­ti­gen und zu korrigieren.

Des­halb kön­nen auch nicht unse­re Gedan­ken die Grund­la­ge für eine Pre­digt sein. Auch wenn sie zwangs­läu­fig mit ein­flie­ßen wer­den. Die Grund­la­ge jeder Pre­digt muss Got­tes Wort sein. Die­ses Wort sol­len wir pre­di­gen (2. Tim 4,2). Dann haben wir auch Got­tes Ver­spre­chen, dass sein Wort nicht leer zurück­kommt, son­dern das bewirkt, wozu Gott es (durch unse­ren Mund) gesandt hat (Jes 55,11).

Wer Gottes Wort predigt, muss sich Zeit für die Vorbereitung nehmen

Wer Got­tes Wort aus­le­gen will, muss sich die Zeit für die Vor­be­rei­tung neh­men. Wer meint, eine Pre­digt aus dem Ärmel schüt­teln zu kön­nen, wird sei­nen Zuhö­rern oft nur ärm­li­ches zu sagen haben. Er wird nur Inhal­te brin­gen kön­nen, die der Zuhö­rer beim ober­fläch­li­chen Lesen auch selbst ent­deckt hät­te. So kann eine Gemein­de aber nicht im Wort Got­tes wach­sen und dar­in zuneh­men, Got­tes Wil­len zu erken­nen und zu tun.

Selbst erfah­re­ne Ver­kün­di­ger wie Alex­an­der Strauch, Mark Dever oder John Piper brau­chen 12–14 Stun­den, um eine Pre­digt vor­zu­be­rei­ten. Des­halb muss sich nie­mand, der noch unge­üb­ter ist, schä­men, wenn er mehr als 20 Stun­den braucht, um sich inten­siv mit dem Bibel­text zu beschäf­ti­gen und eine Pre­digt über den Text zu schrei­ben. Natür­lich kann man­cher Pas­tor von sol­chen Vor­be­rei­tungs­zei­ten nur träu­men. Auch mir müs­sen in der Regel 6–10 Stun­den reichen.

Doch ste­hen uns z. B. auch mit LOGOS sehr gute Tools zur Ver­fü­gung, um bibli­sche Aus­sa­gen tie­fer zu ver­ste­hen und auf die Zuhö­rer anzu­wen­den. Wer ein Bibel­pro­gramm benutzt, wird sehr schnell mer­ken: Es ist sein Geld wert, weil es viel Vor­be­rei­tungs­zeit spart.

Trotz­dem ist es nicht so, dass man oben den Bibel­text ins Pro­gramm tippt und unten die fer­ti­ge Pre­digt her­aus­kommt. Auch mit einem sehr guten Pro­gramm wie LOGOS, muss man sich Zeit für die Vor­be­rei­tung nehmen.

Es ist völ­lig in Ord­nung, wenn man nicht jeden Schritt der Vor­be­rei­tung mit dem Bibel­pro­gramm selbst macht. Für sehr vie­le Ver­kün­di­ger ist es immer noch wich­tig, den Bibel­text aus­ge­druckt vor sich lie­gen zu haben. Ande­re schrei­ben ihn sogar mit der Hand ab, um mit dem Text ver­trau­ter zu wer­den. Hier muss jeder Ver­kün­di­ger sei­nen eige­nen Weg fin­den. Aber für alle Ver­kün­di­ger gilt, dass sie sich die Zeit neh­men müs­sen, um genau hin­zu­hö­ren, was Gott ist sei­nem Wort sagt. „Schnell, schnell, Haupt­sa­che fer­tig“ ist bei der Pre­digt­vor­be­rei­tung die fal­sche Einstellung.

Wer Gottes Wort predigt, sollte einen festen Vorbereitungsablauf haben

Auch wenn es wesent­li­che Ele­men­te in der Pre­digt­vor­be­rei­tung gibt, die jeder Ver­kün­di­ger berück­sich­ti­gen soll­te, ist die Rei­hen­fol­ge ver­schie­den. Wir sind auch unter­schied­li­che Typen. Man­che Ver­kün­di­ger fol­gen einem sehr struk­tu­rier­tem Vor­be­rei­tungs­plan. Ande­re Pre­di­ger machen vie­les intui­tiv und tren­nen bestimm­te Vor­brei­tungs­schrit­te nicht klar von­ein­an­der ab. Auch hier gibt es nicht die eine rich­ti­ge Art, eine Pre­digt vor­zu­be­rei­ten. Doch es kann sehr hilf­reich sein, sich bewusst zu machen, wel­che ein­zel­nen Schrit­te man in der Pre­digt­vor­be­rei­tung geht.

Pau­lus macht in Eph 4,11–12 deut­lich, dass Chris­ten ihre Gaben auch bekom­men haben, um ande­ren, die die glei­che Gabe haben, zu hel­fen, die­se zu ent­wi­ckeln. Wenn ich ande­ren erklä­ren will, wie man eine Pre­digt vor­be­rei­tet, hilft es sehr, ihnen einen Vor­be­rei­tungs­ab­lauf an die Hand geben zu können.

Irgend­wie kommt am Ende doch eine Pre­digt raus, aber ich habe den Ein­druck, die Vor­be­rei­tung könn­te sehr viel effek­ti­ver sein“, sag­te mir letz­tens ein jun­ger Mann, der mich frag­te, ob ich ihm dabei hel­fen könn­te, sei­ne Ver­kün­di­gun­gen vor­zu­be­rei­ten. Mein ers­ter Schritt wird es sein, ihm einen Vor­be­rei­tungs­ab­lauf zu zei­gen, an dem er sich zunächst fest­hal­ten kann. Spä­ter kann die­ser Ablauf ihm dann in Fleisch und Blut übergehen.

Predigt in weniger als 8 Stunden?

Ein Vor­be­rei­tungs­ab­lauf hilft nicht nur, um ande­ren eine Pre­digt­vor­be­rei­tung zu erklä­ren. Er hilft auch uns selbst. In sei­nem Buch „8 hours or less“ plä­diert Ryan Hugu­ley für einen fes­ten Ablauf in der Pre­digt­vor­be­rei­tung, um die begrenz­te Zeit, die wir haben, effi­zi­ent zu nut­zen. Hugu­ley zeigt in sei­nem Buch, wel­chen Vor­be­rei­tungs­schritt er an wel­chem Tag macht.

  • Am Mon­tag for­mu­liert er den Haupt­ge­dan­ken und die Glie­de­rung des Tex­tes und über­legt sich, wel­che Bot­schaft der den Hörern dar­aus wei­ter­ge­ben will.
  • Am Diens­tag trifft der Autor sich mit bestimm­ten Per­so­nen, um ein Feed­back für sei­nen Pre­dig­t­ent­wurf zu bekommen.
  • Am Mitt­woch schreibt Hugu­ley sei­ne Ein­lei­tung und
  • am Don­ners­tag den Schluss, um sich
  • Frei­tag die Zeit zu neh­men, die Glie­de­rungs­punk­te näher auszuführen.

Dabei gibt er jedem die­ser Schrit­te nur ein bestimm­tes Zeit­fens­ter. So muss zum Bei­spiel die Ein­lei­tung in nicht mehr als einer Stun­de geschrie­ben sein. Auch beim Schrei­ben des Schlus­ses dis­zi­pli­niert sich Hugue­ly, den Stift nach spä­tes­tens einer Stun­de aus der Hand zu legen oder die Datei zu schließen.

Machbar und sinnvoll?

Ich fin­de es sehr ambi­tio­niert, die Vor­be­rei­tungs­zeit mit die­ser Metho­de auf unter acht Stun­den kür­zen zu wol­len. Aber ich glau­be, dass durch klar benann­te Vor­be­rei­tungs­schrit­te, die über die Woche ver­teilt wer­den und jeweils nur ein bestimm­tes Zeit­fens­ter haben, die Vor­be­rei­tungs­zeit wirk­lich effi­zi­ent genutzt wird.

Ein Ver­kün­di­ger hat die Vor­be­rei­tungs­schrit­te in sei­nem To-do-Pro­gramm als Vor­la­ge hin­ter­legt. Das Pro­gramm erin­nert ihn dann auto­ma­tisch, wel­cher Teil der Pre­digt­vor­be­rei­tung heu­te dran ist.

Man mag ein­wen­den, dass neben der Sonn­tags­pre­digt viel­leicht auch noch eine Bibel­stun­de und Klein­grup­pen­tref­fen anste­hen, sodass es gar nicht mög­lich ist, eine Pre­digt über eine Woche zu verteilen.

Es stimmt, man kann nicht jede Ver­kün­di­gung mit der glei­chen Inten­si­tät vor­be­rei­ten. Den­noch hal­te ich es für sehr wich­tig, dem Got­tes­dienst am Sonn­tag­mor­gen ein beson­de­res Gewicht zu geben, da hier am meis­ten Gemein­de­mit­glie­der erreicht wer­den. Hier ist die Mög­lich­keit am Größ­ten, eine Gemein­de durch Got­tes Wort zu prägen.

Des­halb lade ich dazu ein, es mal aus­zu­pro­bie­ren, die Pre­digt­vor­be­rei­tung auf­zu­tei­len und sich Zeit­rah­men zu setzen.

Aussicht

In den nächs­ten Blog­bei­trä­gen wer­de ich hier einen mög­li­chen Ablauf einer Pre­digt­vor­be­rei­tung vor­stel­len. Da, wo es mir sinn­voll erscheint, zei­ge ich, wie LOGOS bei ein­zel­nen Schrit­ten eine gute Hil­fe sein kann. Doch geht es mir bei mei­nen Bei­trä­gen zu die­sem Blog vor allen Din­gen dar­um, den roten Faden zu zei­gen und mich nicht in Details zu verlieren.

So wie ich mei­ne Mit­schrei­ber ken­ne, wer­den sie zei­gen, wie man den einen oder ande­ren von mir erwähn­ten Punkt kon­kret mit LOGOS umset­zen kann. So ergän­zen wir uns als Autoren gegenseitig.


Keine Logos-News mehr verpassen!

Thomas Powilleit

Über den Autor

Thomas Powilleit ist Pastor der evangelischen Freikirche „Evangelium für Alle“ in Stuttgart (www.efa-stuttgart.de). Neben seinen Aufgaben dort ist er überörtlich vor allen Dingen im Rahmen des gleichnamigen Netzwerkes „Evangelium für Alle“ zu Seminaren und ausgewählten Einzelveranstaltungen unterwegs.

Kommentar hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Der Sonn­tag ist nicht der bibli­sche Sab­bat! Die falsch ver­stan­de­ne Tri­ni­tät eben­falls! Auch ein Prä- und Post­chi­li­as­mus nicht!!!
    16 Jah­re mei­nes Lebens durf­te ich mit theo­lo­gi­schen Aus­bil­dun­gen ver­brin­gen. Zunächst frei­kirch­li­cher Pas­tor, dann uni­ver­si­tä­rer Diplom-Theo­lo­ge. Stän­dig habe ich mei­ne Pas­to­ren­an­stel­lung ver­lo­ren, weio ich nicht bereit bin mit der Bibel Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen. E,mail hartmuthering1952@gmail.de

    1. Ist hier wirk­lich der geeig­ne­te Ort, theo­lo­gi­sche Streit­fra­gen vom Zaun zu bre­chen? Wenn die ange­spro­che­nen Fra­gen wirk­lich so ein­deu­tig von der Schrift her zu beant­wor­ten wären, gäbe es nicht unzäh­li­ge Deno­mi­na­tio­nen, die sich abge­spal­ten haben und immer wei­ter zer­spal­ten, um noch bibli­scher zu sein.

    2. Was hat den das mit die­sem Bericht zu tun? Es ist ein Bericht zur Pre­digt­vor­be­rei­tung und nicht eine Dis­kus­si­on über Sab­bat und irgend ein ismus oder asmus.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Logos Basic jetzt auf deutsch herunterladen

Kostenfrei - Bibelstudium wie nie zuvor!