„Jeden Morgen neue Gnade“ – eine Rezension

Wie die Son­ne jeden Mor­gen im Osten auf­geht, so ist auch Got­tes Gna­de jeden Mor­gen neu (vgl. Kla 3,22–23). Und es ist gut, sich jeden Mor­gen neu dar­an zu erin­nern. Das geschieht beim Lesen der Bibel selbst. Aber auch ein gutes Andachts­buch ist dabei sehr hilf­reich, da man sich dadurch auch durch die Gedan­ken ande­rer inspi­rie­ren las­sen kann. In die­sem Bei­trag möch­te ich Ihnen mit „Jeden Mor­gen neue Gna­de“ ein Andachts­buch von Paul David Tripp vor­stel­len, das dafür ein gutes Hilfs­mit­tel sein kann.

Wer ist Paul David Tripp?

Paul David Tripp ist Pas­tor, Kon­fe­renz­red­ner und Autor von mehr als 30 Büchern, von denen etli­che auch ins Deut­sche über­setzt wur­den. Er pro­mo­vier­te am West­mins­ter Theo­lo­gi­cal Semi­na­ry im Bereich Chris­ti­an Coun­seling [Christ­li­che Seel­sor­ge]. Er dien­te und lehr­te vie­le Jah­re als Seel­sor­ger, bevor er 2006 sei­nen eige­nen Dienst Paul Tripp Minis­tries ins Leben rief. Ziel die­ses Diens­tes ist es, die ver­än­dern­de Kraft Jesu im All­tag sicht­bar wer­den zu las­sen. Paul Tripp ist seit über 50 Jah­ren mit sei­ner Frau Lei­la ver­hei­ra­tet. Sie haben vier erwach­se­ne Kin­der und sechs Enkelkinder.

Die Absicht von „Jeden Morgen neue Gnade“

Das Andachts­buch Jeden Mor­gen neue Gna­de erschien 2014 in eng­li­scher Spra­che (New Mor­ning Mer­ci­es: A Dai­ly Gos­pel Devo­tio­nal), die deut­sche Über­set­zung 2021.

Die Absicht der Andach­ten beschreibt Tripp folgendermaßen:

Sie sind ein Auf­ruf, sich an die schreck­li­che Kata­stro­phe der Sün­de zu erin­nern. Sie sind ein Auf­ruf, an Jesus Chris­tus zu den­ken, der als unser Stell­ver­tre­ter unse­ren Platz ein­nahm. Sie sol­len uns zur Erin­ne­rung dar­an auf­ru­fen, dass die Gerech­tig­keit ein Gna­den­ge­schenk von Ihm ist. Sie sol­len uns an die ver­än­dern­de Kraft der Gna­de erin­nern, die wir, du und ich, nicht selbst hät­ten erwer­ben kön­nen. Sie sol­len uns an die Hoff­nung der Zukunft erin­nern, die allen Kin­dern Got­tes ver­hei­ßen ist. Sie sol­len uns an Got­tes Sou­ve­rä­ni­tät und Herr­lich­keit erin­nern, und sie sol­len uns dar­an erin­nern, dass das Erin­nern ein geist­li­cher Kampf ist; gera­de dafür benö­ti­gen wir Gnade.

Aufbau und Inhalt von „Jeden Morgen neue Gnade“

Vie­le Andachts­bü­cher stel­len einen Bibel­vers an den Anfang, der dann aus­ge­legt und ange­wen­det wird. Bei Tripp ist das anders. Jede Andacht ist mit einem oder zwei prä­gnan­ten Sät­zen über­schrie­ben, die den jewei­li­gen Inhalt zusam­men­fas­sen und in das The­ma ein­füh­ren. Im Anschluss folgt eine theo­lo­gi­sche Wahr­heit, ein per­sön­li­ches Erleb­nis oder eine Beob­ach­tung. In jedem Fall holt Tripp sei­ne Leser in ihrer Lebens­si­tua­ti­on ab. Die ein­zel­nen Andach­ten sind also kei­ne Text­aus­le­gun­gen. Die Gedan­ken sind aller­dings immer in der Schrift gegrün­det und in der Andacht wird auch auf 1–2 Bibelverse/​Abschnitte Bezug genom­men. Dadurch sind die Andach­ten all­tags­nah und grün­den gleich­zei­tig fest in Got­tes Wort.

Tripp beschäf­tigt sich mit ganz unter­schied­li­chen The­men. Er schreibt über mensch­li­che Gefüh­le wie Zufrie­den­heit, Furcht, Freu­de, Unge­duld, Lie­be und Neid. Aber auch über die Ver­herr­li­chung Got­tes, sei­ne Sou­ve­rä­ni­tät und sei­ne Treue. 

Welche Aspekte zeichnen das Andachtsbuch aus?

• Tie­fe theo­lo­gi­sche Ein­sich­ten: Obwohl die Andach­ten kurz sind, bie­ten sie tie­fe theo­lo­gi­sche Ein­sich­ten, die zum Nach­den­ken anre­gen. Tripp nutzt sei­ne Erfah­rung als Aus­le­ger, um kom­ple­xe Kon­zep­te ver­ständ­lich zu erklä­ren. Dabei bleibt er nicht abs­trakt, son­dern wird sehr kon­kret. Der Autor schreibt aus refor­ma­to­ri­scher Per­spek­ti­ve. Das Buch betont aller­dings kei­ne spe­zi­el­len Son­der­leh­ren. Es geht um die grund­le­gen­den Leh­ren der Bibel und um ihre Bedeu­tung für den All­tag. Chris­ten aus unter­schied­li­chen Kon­fes­sio­nen könn­ten das Buch mit gro­ßem Gewinn lesen.
• Prak­ti­sche Lebens­weis­heit: Neben geist­li­chen Erkennt­nis­sen bie­tet Tripp auch prak­ti­sche Rat­schlä­ge für das Leben als Christ. Er ver­bin­det bibli­sche Prin­zi­pi­en mit all­täg­li­chen Situa­tio­nen und Her­aus­for­de­run­gen. So wird das Andachts­buch für Men­schen in ganz unter­schied­li­chen Lebens­pha­sen und mit unter­schied­li­chen Erfah­run­gen rele­vant. Hier wird Tripps jah­re­lan­ge Erfah­rung als Seel­sor­ger deut­lich. Er weiß, was Men­schen bewegt.
• Authen­tisch und ehr­lich: Tripp berich­tet immer wie­der von sei­nen eige­nen Erfah­run­gen. Das macht sei­ne Andach­ten lebens­nah. Er schreibt über per­sön­li­che Her­aus­for­de­run­gen in der Ehe, in der Fami­lie und im Dienst. Und nicht sel­ten schreibt er über sein eige­nes Schei­tern. Er begeg­net uns hier eben nicht als jemand, der über allen Din­gen steht, son­dern als jemand, der eben­so auf Got­tes Gna­de ange­wie­sen ist, wie jeder sei­ner Leser.
• Fokus auf die Gna­de: Ganz im Sin­ne des Buch­ti­tels liegt der Fokus durch­ge­hend auf der Gna­de Got­tes und auf der Bedeu­tung der Gna­de Got­tes für unser täg­li­ches Leben. Es geht nicht um blo­ße Ver­hal­tens­än­de­rung. Im Mit­tel­punkt steht das Evan­ge­li­um von Jesus Chris­tus. So regt Tripp die Leser an, über Got­tes Lie­be, Ver­ge­bung und Für­sor­ge inmit­ten ihrer all­täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen nach­zu­den­ken. Natür­lich geht es auch dar­um, wie das Evan­ge­li­um uns ver­än­dern kann, aber auch dar­um, wie wir mit Ver­sa­gen umge­hen kön­nen. Das schenkt Hoffnung.

Jede Andacht umfasst (in Papier­form) eine Sei­te und kann in weni­gen Minu­ten gele­sen wer­den. Am Ende ist jeweils ein Bibel­ab­schnitt (eini­ge Ver­se bis zu einem Kapi­tel) zum Wei­ter­le­sen ange­ge­ben. Der kann dazu die­nen, das Gan­ze zu ver­tie­fen. Wer vom The­ma ange­spro­chen wird, kann sich so wei­ter damit beschäf­ti­gen. Der Abschnitt muss aber nicht gele­sen wer­den. Die Andacht steht für sich.

Welche Zielgruppe hat „Jeden Morgen neue Gnade“?

Das Andachts­buch ist stel­len­wei­se recht anspruchs­voll geschrie­ben. Mei­ne bei­den gro­ßen Jungs (10 und 13 Jah­re) hat­ten teil­wei­se Pro­ble­me mit ein­zel­nen Wör­tern oder kom­pli­zier­ten Sät­zen. Zur Ziel­grup­pe gehö­ren eher Erwach­se­ne. Für Kin­der ist es weni­ger geeig­net. Bei man­chen Sät­zen ist es gut, wenn man sie zwei­mal liest. Nicht zwangs­läu­fig, weil sie kom­pli­ziert geschrie­ben wären, son­dern weil sie so tief­sin­ni­ge Wahr­hei­ten ent­hal­ten. Da vie­le der bespro­che­nen Bei­spie­le in den Andach­ten sich mit Bezie­hungs­si­tua­tio­nen beschäf­ti­gen, kann man das Buch natür­lich auch gut als Ehe­paar oder in Gemein­schaft mit ande­ren lesen. Sowohl die theo­lo­gi­schen Wahr­hei­ten als auch die All­tags­nä­he kön­nen dann als Ein­stieg für einen anschlie­ßen­den Aus­tausch dar­über dienen.

Besonderheiten der Logos-Version

Natür­lich kann man sich das Buch auch in Papier­form zule­gen. Die Logos-Ver­si­on hat aller­dings vier Vorteile.

1. Wer das Buch auf­schlägt, lan­det direkt beim aktu­el­len Kalen­der­tag. Dies wird dadurch erreicht, dass die ers­te Sei­te des digi­ta­len Buches mit dem aktu­el­len Tag ver­knüpft ist. Lan­ges Blät­tern oder ein Lese­zei­chen sind nicht nötig. Wer die Andacht eines ande­ren Kalen­der­tags nach­schla­gen will, kann das natür­lich tun. Per­sön­lich emp­fin­de ich es aller­dings nicht als beson­ders hilf­reich, dem Plan hin­ter­her­zu­he­cheln, wenn man mal ein paar Tage nicht zum Lesen gekom­men ist. Schließ­lich han­delt es sich nicht um ein zusam­men­hän­gen­des Buch (des­halb kann man auch ohne Pro­ble­me im Lau­fe des Jah­res ein­stei­gen!). Mut zur Lücke und wei­ter geht’s.
2. Die zitier­ten Bibel­tex­te sind mit der in Logos aus­ge­wähl­ten Stan­dard-Bibel­über­set­zung ver­linkt. Sowohl ein­zel­ne zitier­te Ver­se, als auch der abschlie­ßend ange­ge­be­ne Text für wei­te­re Stu­di­en kann somit direkt auf­ge­ru­fen wer­den. Und wer dann noch tie­fer ein­stei­gen will, kann die Ver­se natür­lich auch in ver­schie­de­nen Über­set­zun­gen nach­schla­gen oder auf ande­re hilf­rei­che Res­sour­cen zurückgreifen.
3. Wer die Logos-Ver­si­on besitzt, hat sie über­all ver­füg­bar – auch unter­wegs auf dem Smart­phone oder Tablet. Wer es gewohnt ist, sei­ne Stil­le Zeit am Mor­gen zu hal­ten, der weiß, dass es auch Tage gibt, an denen es ein­fach stres­si­ger ist. Aber viel­leicht hat man in der Mit­tags­zeit Gele­gen­heit, die Lek­tü­re nach­zu­ho­len. Dann muss man nicht dar­an den­ken, das Buch mit­zu­neh­men. Wer sich nicht durch ande­re Din­ge ablen­ken las­sen möch­te, kann sein Gerät auch in den Flug­mo­dus ver­set­zen. Sobald man ein Buch her­un­ter­ge­la­den hat, hat man jeder­zeit vol­len Zugriff darauf.
4. Der Preis: Die Logos-Aus­ga­be ist deut­lich güns­ti­ger als die gedruck­te Aus­ga­be des Buches – sie kos­tet aktu­ell weni­ger als die Hälf­te. Sie ist in jedem Fall eine sehr gute Investition.

Einladung zum Eintauchen

In die­sem Sin­ne spre­che ich eine herz­li­che Ein­la­dung zum Ein­tau­chen aus, mit den Wor­ten von Paul David Tripp selbst:

So lies die Andach­ten; erin­ne­re dich an die Gna­dener­wei­se Got­tes, die jeden Mor­gen neu sind, und erfreue dich herz­lich dar­an, dass du selbst der Gegen­stand einer Gna­de bist, die das Herz nicht begrei­fen und Wor­te nicht aus­drü­cken können.

Weitere Werke von Paul David Tripp auf Logos

Zahl­rei­che wei­te­re Wer­ke von Paul David Tripp sind eben­falls bereits bei Logos erschie­nen. In deut­scher Spra­che ist hier Die klei­ne Seel­sor­ge­rei­he (24 Bde.) zu nen­nen. Tripp ver­fass­te die Bän­de über Leid (Nr. 2), Häus­li­che Gewalt (Nr. 6), Teens und Sex (Nr. 7), Eine Trau­me­he (Nr. 9), Grup­pen­zwang (Nr. 18) und Trau­er – Neue Hoff­nung fin­den (Nr. 21). Die­se Rei­he gibt einen guten Über­blick über vie­le pra­xis­re­le­van­te The­men. Dabei han­delt es sich jedoch nicht um lang­at­mi­ge theo­re­ti­sche Abhand­lun­gen, son­dern um kom­pak­te und seel­sor­ge­ri­sche Ein­lei­tun­gen in Her­aus­for­de­run­gen des All­tags. Wer mit der eng­li­schen Spra­che gut zurecht­kommt, fin­det im ame­ri­ka­ni­schen Logos-Store vie­le wei­te­re Titel. Eini­ge davon sind als Prin­tedi­ti­on schon ins Deut­sche über­setzt wor­den. Wei­te­re Logos-Titel wer­den vor­aus­sicht­lich folgen.