Mensch, KI! Weisheit vs. künstliche Intelligenz

Von Dorothea Weiland

Vor 1 Woche

Aus dem Eng­li­schen von Brett McCracken
Über­set­zung: Doro­thea Weiland

Lese­dau­er: 14 Minuten

Die jüngs­ten Fort­schrit­te, die im Bereich der hoch ent­wi­ckel­ten gene­ra­ti­ven KI erzielt wur­den, haben für Schlag­zei­len gesorgt und unzäh­li­ge hei­ße Dis­kus­sio­nen aus­ge­löst. In ein paar Jah­ren wer­den uns ChatGPT, KI-gene­rier­te Deepf­akes und Co. jedoch wahr­schein­lich wie aus einer längst ver­gan­ge­nen Zeit vor­kom­men. Es wird nicht mehr lan­ge dau­ern, bis die KI unse­ren All­tag so sehr durch­drun­gen hat, wie es das Inter­net heu­te bereits tut.

Für uns Chris­ten stellt sich nicht so sehr die Fra­ge, ob wir KI in Zukunft nut­zen wol­len, son­dern auf wel­che Wei­se wir das tun wer­den. Ent­schei­dend ist, dass wir ver­ste­hen ler­nen, was KI ist und was nicht – was sie leis­ten kann (in Berei­chen, in denen sie uns Men­schen klar über­le­gen ist) und was nicht (Berei­che, die uns Men­schen vor­be­hal­ten blei­ben sollten).

Weisheit oder Intelligenz? – Was die KI kann und was nicht

Ich ver­su­che mich mal an einer Ant­wort: Mit­hil­fe von künst­li­cher Intel­li­genz kann man sehr viel Wis­sen zusam­men­tra­gen, es kate­go­ri­sie­ren und per Knopf­druck schnell zusam­men­fas­sen. Die KI kann dadurch sehr effi­zi­ent auf eine Fra­ge, ein Pro­blem oder einen Prompt reagie­ren. Das funk­tio­niert bereits jetzt schon sehr gut. Was die künst­li­che Intel­li­genz nicht so gut kann, ist neu­es Wis­sen zu gene­rie­ren. Sie stellt kei­ne neu­en Fra­gen oder ent­wi­ckelt grund­le­gend wich­ti­ge Kon­zep­te oder Theo­rien wie es Theo­lo­gen, Phi­lo­so­phen oder auch Dich­ter tun, die lan­ge über ein The­ma nachdenken. 

Ein KI-Algo­rith­mus kann Pro­ble­me auf krea­ti­ve und anpas­sungs­fä­hi­ge Wei­se „lösen“. Er ist jedoch nicht in der Lage, zu ver­ste­hen, war­um ein Pro­blem ein Pro­blem ist oder war­um eine Fra­ge­stel­lung wich­ti­ger als eine ande­re ist. Ihm fehlt das Urteils­ver­mö­gen, um zwi­schen schwer­wie­gen­de­ren und klei­ne­ren Pro­ble­me unter­schei­den zu können. 

Algo­rith­men sind nicht in der Lage, Pro­ble­me mora­lisch ein­zu­ord­nen und Lösungs­an­sät­ze vor­zu­schla­gen. Sie sind uti­li­ta­ris­tisch, agie­ren daten­ba­siert und sind effi­zi­ent. Infor­ma­tio­nen wer­den extrem schnell und prä­zi­se ver­ar­bei­tet, doch die KI ist selbst nicht in der Lage, zu den­ken. Auch auf die schwie­rigs­ten Fra­gen fin­det sie schnell die „rich­ti­ge Ant­wort“. Aber sie kann uns nicht erklä­ren, wie wir unser Leben gut und rich­tig gestal­ten können.

Anders aus­ge­drückt: Die KI kann mit allem, was mit Wis­sen zu tun hat, gut umge­hen, doch sie ist unfä­hig zur Weisheit.

Weisheit und der Einsatz von KI

Wir soll­ten kei­ne Angst vor den Fähig­kei­ten der künst­li­chen Intel­li­genz haben, unser Wis­sen zu erwei­tern. Wenn wir klug mit KI umge­hen und sie an der rich­ti­gen Stel­le ein­set­zen, kann sie Infor­ma­tio­nen gut zusam­men­füh­ren und ein hilf­rei­ches Werk­zeug mit weit­rei­chen­den Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten wer­den. Künst­li­che Intel­li­genz ist wie ein digi­ta­ler Such­as­sis­tent. Wenn Sie Pas­tor sind oder Theo­lo­gie stu­die­ren, soll­ten Sie die eige­ne Beschäf­ti­gung mit der Bibel und Ihre Lie­be zu Got­tes Wort nie­mals einer KI über­las­sen. Sie kann Ihnen im Stu­di­um jedoch tie­fe­re Erkennt­nis­se ver­schaf­fen, ähn­lich wie es die ver­schie­de­nen Werk­zeu­ge in Logos jetzt bereits tun. 

Die Ana­ly­se der bibli­schen Spra­chen, das Auf­fin­den kom­pli­ziert ver­knüpf­ter Quer­ver­wei­se und bibli­scher Moti­ve in der gan­zen Bibel kann sehr müh­sam sein. Wir soll­ten die­se Arbeit nie voll­stän­dig der KI über­las­sen, doch sie kann uns durch­aus von Nut­zen sein – sie spart uns Zeit und kann uns auch hel­fen, Din­ge zu ent­de­cken, die wir sonst viel­leicht über­se­hen würden. 

Wir kön­nen uns nur eine begrenz­te Zahl von Namen, Details, Zah­len, Mus­tern usw. mer­ken. Die KI ist in die­ser Hin­sicht nicht ein­ge­schränkt. Wenn wir die künst­li­che Intel­li­genz für „Rou­ti­ne­ar­bei­ten“ ein­set­zen und nicht für Auf­ga­ben, die eine höhe­re Art von Den­ken erfor­dern (z. B. eine mora­li­sche Bewer­tung, Argu­men­ta­tio­nen, Abwä­gung von wich­ti­gen und weni­ger wich­ti­gen Din­gen), kann sie ein sehr hilf­rei­ches Werk­zeug sein.

Die KI hilft beim Wissenserwerb – aber sie wird uns nie an Weisheit übertreffen

Die künst­li­che Intel­li­genz wird sich in den nächs­ten Jah­ren rasant wei­ter­ent­wi­ckeln. Irgend­wann wird sie uns Men­schen in der Fähig­keit, Wis­sen zu erwer­ben und zu spei­chern, über­tref­fen (wenn sie dies nicht bereits getan hat). Aber sie wird uns nie­mals an Weis­heit über­tref­fen, da sie die­se gar nicht haben kann. Weis­heit ist eine ein­zig­ar­ti­ge Fähig­keit des Men­schen. Gott hat uns erschaf­fen – als Eben­bild des­sen, der der Inbe­griff der Weis­heit ist (sie­he Spr 8; 1Kor 1,24). Folg­lich besit­zen wir ein von Gott ver­lie­he­nes mora­li­sches Gespür, das Robo­ter nie­mals haben können.

Die KI gibt das sogar zu. Ich habe neu­lich ChatGPT fol­gen­de Fra­ge gestellt: Kann künst­li­che Intel­li­genz wei­se sein? Ich habe (nach etwa drei Sekun­den) die­se Ant­wort erhalten:

Die künst­li­che Intel­li­genz kann zwar schein­bar auf klu­ge Art und Wei­se Auf­ga­ben aus­füh­ren, z. B. Ent­schei­dun­gen auf der Grund­la­ge gro­ßer Daten­men­gen tref­fen, sie kann jedoch nicht in dem Sin­ne als wei­se betrach­tet wer­den, wie es ein Mensch sein kann. Weis­heit erfor­dert ein tie­fes Welt­ver­ständ­nis und Ver­ständ­nis für das Wesen des Men­schen sowie die Fähig­keit zu Empa­thie, Krea­ti­vi­tät und mora­li­schem Urteils­ver­mö­gen. Der­zeit kann eine KI die­se Fähig­kei­ten noch nicht errei­chen. Sie ist auf die Ver­ar­bei­tung von Daten beschränkt und kann auf deren Grund­la­ge Vor­aus­sa­gen treffen.”

Zudem ver­fü­gen KI-Sys­te­me nicht über ein Gewis­sen, machen auch kei­ne per­sön­li­chen Erfah­run­gen oder erle­ben Emo­tio­nen, die grund­le­gend zum mensch­li­chen Wesen und zur Weis­heit dazu­ge­hö­ren. KI-Sys­te­me kön­nen zwar aus Daten ler­nen und Ent­schei­dun­gen tref­fen, sie haben jedoch nicht die Fähig­keit, ihre eige­nen Erfah­run­gen zu reflek­tie­ren, die Fol­gen ihres Han­dels zu ver­ste­hen oder auf der Grund­la­ge von Empa­thie und Mit­ge­fühl mora­li­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Die künst­li­che Intel­li­genz kann zwar Men­schen bei der Ent­schei­dungs­fin­dung hel­fen und wert­vol­le Erkennt­nis­se lie­fern, doch sie ist nicht in der Lage, mensch­li­che Weis­heit zu ersetzen.

Ein wich­ti­ger Grund dafür, dass KI nie­mals wei­se sein kann, ist, dass Weis­heit aus der Gemein­schaft mit Gott und durch Gebet kommt (Jak 1,5 ; 3,13–18 ). Im Buch der Sprü­che lau­tet eine wich­ti­ge Erkennt­nis, dass Weis­heit in der Bezie­hung zu Gott und in Bezug auf Gott zu fin­den ist.

Der Weis­heit Anfang ist die Furcht des HERRN. (Spr 9,10 LUT2017 )

Weisheit bedeutet, Ehrfurcht vor Gott zu haben

Weis­heit bedeu­tet nicht, dass man über Gott Bescheid weiß. Das tut die KI auch. Wenn man ChatGPT bit­tet „Zehn Fak­ten über Gott“ auf­zu­lis­ten, wür­de man eine sol­che Auf­zäh­lung wahr­schein­lich erhal­ten. Weis­heit ist jedoch mehr als über Gott Bescheid zu wis­sen. Weis­heit bedeu­tet, Gott zu ken­nen, ihn zu lie­ben und ihn in Ehr­furcht und Ehr­erbie­tung anzu­be­ten. Robo­ter leben weder in Bezie­hun­gen noch beten sie jeman­den an.

In einer von Tech­no­lo­gie gepräg­ten Welt, die uns zuneh­mend dazu ver­lei­tet, uns selbst als Göt­ter zu betrach­ten – ein Göt­zen­dienst, der durch die fast an All­wis­sen­heit gren­zen­den Fähig­kei­ten von KI noch ver­stärkt wird – kommt Weis­heit aus einer gesun­den Ehr­furcht vor Got­tes Auto­ri­tät und der demü­ti­gen Annah­me unse­rer Begren­zun­gen. Wir sind Geschöp­fe, er aber ist unser Schöp­fer. Sei­ne Wahr­heit ist immer unend­lich ver­trau­ens­wür­di­ger als „unse­re Wahrheit“.

Im Zeit­al­ter von KI müs­sen wir uns die­se Art von Weis­heit zu eigen machen. Wir brau­chen Weis­heit nicht nur, weil sie eine der weni­gen mensch­li­chen Fähig­kei­ten ist, an die KI nie her­an­kom­men wird, son­dern weil sie uns dabei hilft, KI auf umsich­ti­ge, mora­lisch gute Wei­se zu nut­zen. Die künst­li­che Intel­li­genz kann uns alle not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen lie­fern, bevor wir eine Ent­schei­dung tref­fen. Aber nur die Weis­heit selbst lässt uns wirk­lich die bes­te Ent­schei­dung tref­fen. Die KI sorgt für Infor­ma­tio­nen. Weis­heit bewer­tet sie.

3 Wege, um Weisheit zu kultivieren

Unse­re Welt braucht in Zukunft Men­schen, die wei­se Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten sind. Chris­ten kön­nen sol­che Per­so­nen sein, doch wir müs­sen jetzt bereits Gewohn­hei­ten ein­üben, die uns in der Zukunft hel­fen, wei­se zu agie­ren. Hier sind drei Vor­schlä­ge, um die­ses Ziel zu erreichen.

1. Mut zur Langsamkeit

Künst­li­che Intel­li­genz sorgt dafür, dass wir immer schnel­ler an Infor­ma­tio­nen kom­men und Wis­sen sam­meln kön­nen. Was frü­her noch vie­le Stun­den lang mühe­voll in Biblio­the­ken zusam­men­ge­sucht wer­den muss­te, ist heu­te in Sekun­den­schnel­le ver­füg­bar. Die hohe Effi­zi­enz und der schnel­le Infor­ma­ti­ons­fluss in einer von künst­li­cher Intel­li­genz gepräg­ten Welt kön­nen jedoch gefähr­lich wer­den, wenn sie uns dazu brin­gen, schnel­ler zu den­ken als es gut für uns ist, sodass wir zu maschi­ne­n­ähn­li­chen Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tern, anstatt zu mensch­li­chen Den­kern wer­den, die ihre bes­te Arbeit leis­ten, wenn sie sich die Zeit neh­men, Sach­ver­hal­te gründ­lich zu durch­den­ken, anstatt ein­fach nur radi­kal effi­zi­ent zu sein.

Die rasen­de Geschwin­dig­keit des Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ters ist einer der wich­tigs­ten Grün­de, war­um wir uns mit Weis­heit so schwer­tun. Unser hyper­ak­ti­ver, hek­ti­scher Modus ope­ran­di, der alles opti­miert, ist der Weis­heit ein­fach nicht zuträg­lich. Wir brau­chen Raum, Stil­le und medi­en­freie Zei­ten, wenn wir wei­se wer­den wol­len. Wir leben jedoch in einer von Medi­en gepräg­ten Welt, in der jede freie Minu­te mit neu­en Rei­zen gefüllt wird. Die hohe Geschwin­dig­keit kann dazu füh­ren, dass wir schnel­ler mehr Wis­sen bzw. Infor­ma­tio­nen gewin­nen. Es ist jedoch die Lang­sam­keit, die uns zur Weis­heit führt.

Die hohe Effi­zi­enz und der schnel­le Infor­ma­ti­ons­fluss in einer von künst­li­cher Intel­li­genz gepräg­ten Welt kön­nen gefähr­lich wer­den, wenn sie uns dazu brin­gen, schnel­ler zu den­ken als es gut für uns ist.

Weisheit zu gewinnen ist ein Prozess

Um Weis­heit zu gewin­nen, ist auch der Pro­zess des Ler­nens wich­tig. Es geht nicht ein­fach nur dar­um, auf Fra­gen eine Ant­wort zu fin­den oder so schnell wie mög­lich von A nach B zu kom­men. Der Weg, auf dem wir zu einem Ergeb­nis gelan­gen, ver­läuft oft nicht gerad­li­nig und hält dadurch wert­vol­le Erkennt­nis­se für uns bereit. Das ist ein wich­ti­ger Punkt auch für Stu­die­ren­de und Dozie­ren­de, dem man auch im Zeit­al­ter von KI Auf­merk­sam­keit schen­ken sollte. 

Wir wer­den mög­li­cher­wei­se die Hand­lung und die wich­tigs­ten The­men von Schuld und Süh­ne bes­ser in Erin­ne­rung behal­ten, wenn wir uns eine von KI erstell­te Zusam­men­fas­sung zu dem Roman durch­le­sen. Aber das ist kein Ersatz dafür, Dos­to­jew­skis Buch tat­säch­lich selbst zu lesen. Bei einem Roman geht es nicht nur um die „Erkennt­nis­se“, die eine KI gut für Sie zusam­men­fas­sen kann. Es geht um das Lesen selbst und dar­um, in die­ser fik­ti­ven Welt Zeit zu ver­brin­gen, sich in der Fan­ta­sie zu ver­lie­ren, den Gefüh­len nach­zu­spü­ren, die durch die Wor­te ent­ste­hen und dar­über nach­zu­den­ken, wie die eige­ne See­le davon berührt wird.

Das Glei­che gilt auch für das Lesen der Bibel. Natür­lich kann man künst­li­che Intel­li­genz nut­zen, um einen Psalm oder das Buch Hiob zusam­men­zu­fas­sen. Aber bei die­sen Büchern han­delt es sich um Poe­sie. Es geht ihnen nicht nur dar­um, Ideen zu ver­mit­teln. Es geht auch dar­um, wie die­se Gedan­ken in poe­ti­sche Spra­che geklei­det wer­den. Die KI inter­es­siert sich jedoch nicht dafür, wie Wis­sen durch Poe­sie ver­mit­telt wird und wie sie in uns Men­schen nach­klingt. Sie inter­es­siert sich ledig­lich für das effi­zi­en­te „Was“ der Wissensvermittlung.

Weisheit bedeutet, einen Sinn für die Schönheit des Lebens zu entwickeln

Wenn wir wei­se wer­den wol­len, müs­sen wir einen Hun­ger für die Poe­sie im Leben ent­wi­ckeln, für die Schön­heit des Lebens, die jen­seits von nack­ten Tat­sa­chen zu fin­den ist. Byung Chul-Han argu­men­tiert in sei­ner Vita Con­tem­pla­ti­va dafür, dass „Infor­ma­ti­on die akti­ve Form der Spra­che ist, wäh­rend die Spra­che in der Poe­sie die Funk­ti­on der Kon­tem­pla­ti­on über­nimmt“. In einer von Infor­ma­tio­nen beses­se­nen, hyper­ak­ti­ven Welt, neh­men wir uns sel­ten die Zeit, uns mit Poe­sie auseinanderzusetzen:

Im Rausch der Infor­ma­tio­nen und der Kom­mu­ni­ka­ti­on ent­fer­nen wir uns immer wei­ter von der Poe­sie als Kon­tem­pla­ti­on der Spra­che und fan­gen sogar an, sie zu hassen.

Machen Sie lang­sa­mer. Lesen Sie mehr poe­ti­sche Tex­te. Den­ken Sie über die Schön­heit von Spra­che und über die Geheim­nis­se die­ser Welt nach. Gön­nen Sie sich Stil­le. Ruhe. Sie sind kei­ne Maschi­ne. Anders als bei einer KI geht es in Ihrem Leben nicht um Effi­zi­enz und Ant­wor­ten. Es geht um Anbe­tung. Um Ehrfurcht.

2. Wachsen Sie in der Liebe und der Anbetung.

Der sichers­te Weg, Weis­heit zu erlan­gen, ist nicht das Anhäu­fen von mehr Wis­sen. Es ist mehr Lie­be – zu unse­rem Schöp­fer und zu ande­ren Menschen.

Auch das unter­schei­det uns von der künst­li­chen Intel­li­genz. Anders als trai­nier­te Maschi­nen, die geschaf­fen wur­den, um Infor­ma­tio­nen zu ver­ar­bei­ten, sind wir geschaf­fen, um zu lie­ben. Wir sind auf Anbe­tung ange­legt. Wir neh­men nicht an Weis­heit zu, wenn unser Ver­stand auf Hoch­tou­ren läuft, son­dern wenn unse­re Her­zen von ech­ter Lie­be erfüllt sind.

Wenn Gott der Ursprung und Maß­stab aller Weis­heit ist, ist es nur logisch, dass wir Weis­heit gewin­nen, wenn unse­re Bezie­hung zu ihm immer tie­fer wird: wenn wir mit ihm in sei­nem Wort Gemein­schaft haben, ihn anbe­ten und ihm für all die Gaben dan­ken, die er uns in die­ser Welt im Über­fluss schenkt. 

Der Klei­ne West­mins­ter Kate­chis­mus bringt es gut auf den Punkt:

Das höchs­te Ziel des Men­schen ist, Gott zu ver­herr­li­chen und sich für immer an ihm zu erfreuen.“ 

Wir kom­men am bes­ten zur Ent­fal­tung, wenn wir das tun, wozu wir erschaf­fen wur­den: Gott zu lie­ben und uns an ihm zu erfreu­en. Wei­se zu wer­den, bedeu­tet das zu tun, wozu wir erschaf­fen wurden.

Das höchs­te Ziel der künst­li­chen Intel­li­genz besteht hin­ge­gen ledig­lich dar­in, Infor­ma­tio­nen schnell zu ver­ar­bei­ten und sie effek­tiv zusam­men­zu­stel­len. Das unter­schei­det sie fun­da­men­tal von uns Men­schen. Die KI wur­de nicht zur Anbe­tung erschaffen.

Weisheit bedeutet, Gott immer mehr zu lieben

Gott immer mehr zu lie­ben ist das Bes­te, was Sie tun kön­nen, um Weis­heit zu erlan­gen. Rich­ten Sie Ihr Herz auf ihn aus. Betrach­ten Sie jeden Moment – jede Begeg­nung mit Schön­heit, jeden Schluck köst­li­chen Kaf­fees, jeden Duft nach Jas­min oder jedes Lager­feu­er – als Mög­lich­keit, Gott mehr zu lie­ben. Besu­chen Sie jede Woche einen Got­tes­dienst und hören Sie im Auto Lob­preis­mu­sik. Gehen Sie in der Natur spa­zie­ren und beten Sie mit Freu­de in Ihrem Her­zen, wenn Sie die Vögel in den Zwei­gen zwit­schern hören.

Lie­ben Sie den Herrn mit gan­zer See­le und gan­zer Kraft. Lie­ben Sie auch Ihren Nächs­ten, wie es Jesus gebo­ten hat (Mk 12,30–31 ): Ihre Fami­lie, Ihre Gemein­de, Kol­le­gen, Nach­barn, den Baris­ta, der Ihnen Ihren Kaf­fee zube­rei­tet, … Gehen Sie mit Ihrer Lie­be groß­zü­gig um. Ach­ten Sie nicht dar­auf, was Sie Ihnen nützt oder ob Sie etwas dafür zurück­be­kom­men. Das ist die Lie­be, mit der Gott uns liebt. Wenn wir selbst auch so lie­ben, wer­den wir ihm immer ähn­li­cher. Wir wer­den wei­ser. Men­schen, die sich gegen die Lie­be ent­schei­den, oder die künst­li­che Intel­li­genz, die nicht lie­ben kann, kön­nen nicht wei­se wer­den. Lie­be ist eine wich­ti­ge Grund­la­ge für Weisheit.

Man­che bril­lan­ten Genies auf die­ser Welt sind lieb­lo­se Gries­gra­me. Vie­le bril­lan­te Men­schen mit meh­re­ren Dok­tor­ti­teln tra­gen Wut in sich und sind Nar­ziss­ten. Sie mögen viel­leicht viel Wis­sen, aber nur sehr wenig Weis­heit haben. Erin­nern Sie sich an das, was Pau­lus ein­mal gesagt hat:

Wenn ich …wüss­te alle Geheim­nis­se und alle Erkennt­nis …und hät­te der Lie­be nicht, so wäre ich nichts. 1Kor 13,2 LUT2017 )

3. Nehmen Sie Ihre Körperlichkeit an

Eine wei­te­re Mög­lich­keit, Weis­heit zu erlan­gen, besteht dar­in, unse­re Kör­per­lich­keit und die tat­säch­li­che, phy­si­sche Welt, in der wir leben, anzu­neh­men. Das wird zuneh­mend wich­ti­ger, da unser digi­ta­les Zeit­al­ter immer bild­schirm­ba­sier­ter und kör­per­lo­ser (und damit unmensch­li­cher) wird.

Klar, die Zeit lässt sich nicht zurück­dre­hen. Die Digi­ta­li­sie­rung ist da und KI ist es auch. Aber wir sind die­je­ni­gen, die ent­schei­den müs­sen, wie wir damit umge­hen – wie viel Zeit wir online und wie viel wir in der tat­säch­li­chen, phy­si­schen Welt ver­brin­gen. Neben vie­len sinn­vol­len Din­gen, die wir digi­tal erle­di­gen kön­nen, birgt die vir­tu­el­le Welt auch ihre eige­nen Gefah­ren. Man kann sich schnell in Illu­sio­nen ver­lie­ren, die uns die Algo­rith­men vorsetzen. 

Online-Akti­vi­tä­ten zie­hen uns in einen Stru­del aus flüch­ti­gen Ablen­kun­gen und Pseu­do-Events hin­ein, die uns oft sehr emo­tio­nal machen, wenn es um weit von uns ent­fern­te Ereig­nis­se geht, von denen wir ander­wei­tig nie erfah­ren hät­ten. Dadurch, dass im digi­ta­len Zeit­al­ter alles mit­ein­an­der ver­bun­den ist, wird unse­re Per­spek­ti­ve ver­zerrt und unse­re Auf­merk­sam­keit jeden Tag in hun­dert ver­schie­de­ne Rich­tun­gen gelenkt. 

Es ist wich­tig, bewusst immer wie­der Zeit fern­ab des Bild­schirms zu ver­brin­gen – sei es in der Natur oder in gemein­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten mit ande­ren. Wir gewin­nen an Weis­heit, wenn wir an der Rea­li­tät fest­hal­ten, uns unse­rer Begren­zun­gen bewusst sind, mit unse­ren Unzu­läng­lich­kei­ten umge­hen ler­nen und uns kom­pro­miss­los der Wahr­heit statt irgend­wel­chen ver­lo­cken­den Fan­ta­sien verschreiben. 

Weisheit heißt, die eigenen Grenzen zu kennen

Unser Leben wird gedei­hen und wir wer­den an Weis­heit zuneh­men, wenn wir unse­re Begren­zun­gen, die uns als Geschöp­fe auf­er­legt sind, anneh­men. Wir sind nicht Gott. Er ist all­ge­gen­wär­tig – wir nicht. Wir kön­nen jede Men­ge wis­sen – und die künst­li­che Intel­li­genz kann uns als Men­schen dazu ver­hel­fen, mehr Wis­sen anzu­häu­fen als es in der Ver­gan­gen­heit mög­lich war, sodass wir effek­ti­ver sein kön­nen als jemals zuvor. Aber wir wer­den nie­mals alles wis­sen oder alles tun kön­nen. Wir sind sterb­li­che Wesen. Unser Leben währt nur eine sehr kur­ze Zeit und wir sind nur Gast auf Erden.

Das soll kei­ne düs­te­re Rea­li­tät beschrei­ben, son­dern uns zu Dank­bar­keit und Anbe­tung brin­gen. Wie klein und unbe­deu­tend wir auch sein mögen – wir sind hier! Und das ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Weis­heit bedeu­tet, die­se Gna­de zu erken­nen und ihr mit Anbe­tung und Dank­bar­keit zu begegnen.

Fazit

Die künst­li­che Intel­li­genz ist da. Sie wird unse­re Welt auf dra­ma­ti­sche Art und Wei­se ver­än­dern und wir ste­hen erst noch am Anfang. Als Chris­ten brau­chen wir jedoch kei­ne Angst davor zu haben. Wenn wir mit der KI gut umge­hen und sie vor allem bei daten­ori­en­tier­ten Auf­ga­ben und als „Recher­che­as­sis­ten­ten“ ein­set­zen, kön­nen wir von die­sem Instru­ment pro­fi­tie­ren, ohne uns zu sehr davon abhän­gig zu machen.

Um unse­re Mensch­lich­keit im Ange­sicht von Tech­no­lo­gien, die mensch­li­che Eigen­schaf­ten nach­ah­men, behal­ten zu kön­nen, ist Weis­heit der Schlüs­sel. Wir müs­sen uns auf die­ses Allein­stel­lungs­merk­mal von Men­schen kon­zen­trie­ren. Uns ent­schleu­ni­gen und uns wie­der dem Nach­den­ken statt der Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung widmen. 

Wir müs­sen uns wie­der in Gewohn­hei­ten üben, die in unse­rem Her­zen Lie­be, Lei­den­schaft und Anbe­tung wach­sen las­sen – und uns damit von der lei­den­schafts­lo­sen Daten­ver­ar­bei­tung der KI unter­schei­den. Und wir müs­sen die kon­kre­te, fühl­ba­re Ord­nung von Got­tes Schöp­fung wie­der neu anneh­men, zu der auch die schö­nen Gren­zen unse­rer Geschöpf­lich­keit gehören.

Den­ken Sie immer dar­an: Die künst­li­che Intel­li­genz kann noch so schlau wer­den – doch wei­se wird sie nie­mals sein! Weis­heit ist etwas, was nur Men­schen gewin­nen kön­nen, denn wir wur­den als Eben­bil­der Got­tes erschaf­fen und sol­len ihn, den Inbe­griff der Weis­heit, anbeten.


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Dorothea Weiland

Über den Autor

Dorothea ist Übersetzerin und evangelische Theologin. Nach zwei Jahren als Jugendreferentin in der württembergischen Landeskirche arbeitet sie nun im Bereich Content bei Logos und kümmert sich unter anderem um den deutschen Logos-Blog.
Sie liebt Kaffee, Fußball, Spaziergänge, Bücher und Reisen.

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