John Dyer
Lesezeit: 14 min
Aus dem Englischen übersetzt von Dorothea Weiland
Vor nicht allzu langer Zeit diskutierten ein paar meiner Freunde, wie sie zuhause die Hausarbeit aufteilen. Eine Freundin erzählte, dass sie einen Staubsaugerroboter gekauft habe, woraufhin ihr Mann ausrief: „Hey, das ist unfair! Ich kann nicht einfach ein Gerät kaufen, dass mir die Arbeit abnimmt!“ Wir mussten alle lachen. Ich kam nach diesem Gespräch jedoch ins Fragen: Was bringt uns dazu, bestimmte Aufgaben oder Abläufe zu automatisieren und was sagt das darüber aus, wie wir über unsere Arbeit und unsere Zeit nachdenken.
Die künstliche Intelligenz macht verschiedene technische Geräte immer leistungsfähiger. Bei mir wirft das auch eine weitere Frage auf, die ich gerne anderen Christen stelle: Welche technischen Geräte wird es deiner Meinung nach im Himmel geben – und welche nicht? Oder genauer: Warum sollte es im Himmel Staubsaugerroboter geben (oder warum nicht)? Und was sagt unsere Antwort auf diese Frage eigentlich über unsere Beziehung zu Technik, Arbeit und Zeit aus?
Inhalt
Ein Reboot einer Vision vom Himmel: eine neue Schöpfung
Lassen wir die Staubsaugerroboter einen Moment mal beiseite. Was denken wir eigentlich über den „Himmel“?
Wie viele andere evangelikale Christen bin auch ich mit dem Glauben aufgewachsen, dass meine Sünde mich in die Hölle bringen wird, der Glaube an Jesus mich jedoch in den Himmel führt. Nicht in der Hölle zu landen, klang gut, aber im Stillen habe ich mich immer wieder mal gefragt, wie es wohl wirklich im Himmel sein wird. Ich stellte mir vor allem die Frage: Wäre der Himmel wirklich ein toller Ort, wenn einige meiner liebsten Dinge (wie z. B. mein Nintendo) gar nicht da wären?
Als ich theologisch reifer wurde, verstand ich besser, dass das Bild, das ich vom Himmel hatte – Schäfchenwolken und perlenbesetzte Tore – nicht wirklich viel mit der Bibel zu tun hatte. Als ich begriff, dass die Bibel nicht mit einem „Game over“ für die Welt, sondern mit der Auferstehung (Hiob 19,25–27; Ps 71,20; 1 Kor 15,12–22) und einer neuen Schöpfung endet (Jes 65,17; Röm 8,18–21) – einer neuen Erde und einem himmlischen Jerusalem (Heb 11,16; Off 21,2) – gab mir das neue Hoffnung. Gott kümmerte sich ja offensichtlich um total menschliche Dinge wie Straßen, Trompeten und Tore, hinter denen sich reichlich gedeckte Tische für ein Festmahl verbergen (Off 19,7–10).
Na gut. Vielleicht war mein Nintendo 64 nicht wirklich die größte Errungenschaft der Menschheit, doch ich spürte, dass diese neue Erde ein zutiefst menschlicher Ort sein würde. Ein Ort, an dem Gott die Herrlichkeit seiner Schöpfung wiederherstellt und wir auch tatsächlich unserer Aufgabe nachkommen, über diese Welt zu herrschen (Gen 1,28) – indem wir sie bebauen und bewahren (Gen 2,15).
Himmlische Technologie?
Als ich begriff, dass unser eigentliches Ziel nicht ist, in den Himmel zu kommen, sondern dass das himmlische Jerusalem vielmehr zu uns auf eine neue Erde kommt (siehe Off 21,10), fragte ich mich, welche anderen technischen Geräte, Maschinen und Spielereien es wohl in dieser himmlischen Stadt geben wird.
Wir sollten uns jedoch zunächst einmal eingestehen, dass wir nicht wirklich genau wissen, wie Gottes neue Schöpfung und unsere Körper nach der Auferstehung aussehen. Wie bereits erwähnt, beschreibt die Bibel Gottes neue Welt immer wieder sehr physisch: als Erde mit einer Stadt, die aus herrlichen, zutiefst irdischen Materialien besteht (Off 21,18–21) und an den Garten Eden erinnert (Gen 2,11–12). Es wird jedoch auch angedeutet, dass sich die neue Schöpfung auf wunderbare Art und Weise von unserer Welt unterscheidet. Da die Herrlichkeit des Lammes alles überstrahlt, ist keine Sonne mehr nötig (Off 21,23) und unsere vom Heiligen Geist erfüllten Körper werden unvergänglich (1 Kor 15,42), mächtig (1 Kor 15,43) und unsterblich (1 Kor 15,53–54) sein.
Paulus spricht davon, dass unser Körper verwandelt und dem „verherrlichten“ Leib Christi (Phil 3,21) gleich sein wird. Von diesem erzählen die Evangelien, dass er durch Wände gehen kann (Joh 20,19.26) und wieder verschwinden kann, wenn er das möchte (Lk 24,31). Auf der anderen Seite verwechselte Maria Jesus (mit seinem Auferstehungsleib) zunächst mit dem Gärtner (Joh 20,15) und an Jesu Leib waren auch die Male der Kreuzigung sicht- und tastbar (Joh 20,27). Am spannendsten von allem ist vielleicht, dass der auferstandene Jesus ein Feuer anzünden und Fische darauf braten konnte (Joh 21,7–14).
Die neue Schöpfung Gottes: Übernatürlich und zugleich zutiefst menschlich
An den Erscheinungen und Taten Jesu nach seiner Auferstehung lässt sich ablesen, dass der Auferstehungsleib etwas ist, was über unsere rein physische Welt hinausgeht, sie aber auch nicht komplett hinter sich lässt. Am besten lässt sich das wohl als „übernatürliche“ Neuschöpfung (Römer 8,19–23) beschreiben, wobei die vom Menschen hergestellten Werkzeuge nicht zerstört, sondern so verändert werden, dass wir Menschen in neuer Art und Weise aufblühen können.
Technische Hilfsmittel im Himmel?
Mit dieser Idee einer übernatürlichen neuen Schöpfung im Hinterkopf frage ich manchmal meine Studenten oder die Gottesdienstbesucher, welche Werkzeuge wir ihrer Meinung nach im Himmel verwenden werden. Die meisten haben kein Problem damit, sich vorzustellen, auch im Himmel weiterhin mit Messer und Gabel zu essen oder in Häusern zu wohnen. Sie haben auch keine Angst davor, zu sagen, was es dort nicht geben wird. Beispielsweise hat Gott uns ja verheißen, dass er alle Tränen von unseren Augen abwischen und dem Tod die Macht nehmen wird (Off 21,4), so dass medizinische Geräte, Verbände, Pflaster, etc. überflüssig werden. Halleluja, wenn das so ist!
Aber was ist z. B. mit Kommunikationsmitteln? Die meisten Christen zucken beim Gedanken an Smartphones in der Ewigkeit eher zusammen. Ich frage mich des Öfteren, ob das daran liegt, dass Smartphones für eine neue Erde zu banal und „natürlich“ (1 Kor 15,46) sind oder ob wir einfach nicht den Willen bzw. die Vorstellungskraft haben, unsere Smartphones heute auf eine Art und Weise zu nutzen, die Gott ehrt. Ähnlich geht es vielen von uns vermutlich mit der künstlichen Intelligenz: Wo soll sie ihren Platz auf der neuen Erde finden – egal, ob auf einem Bildschirm oder in Form eines Roboters? Für viele ist dieser Gedanke schwierig. Auch hier stellt sich die Frage: Liegt es daran, dass es für so etwas in einer übernatürlichen Welt einfach keinen Platz gibt oder haben wir eine verzerrte Wahrnehmung von dem, was Arbeit gut macht?
Warum gibt es eigentlich Staubsaugerroboter?
Nun kann man sich auch die Frage stellen, wie wir Menschen auf die Idee gekommen sind, Staubsaugerroboter herzustellen. Im Grunde genommen stellen sich hier gleich zwei Fragen:
- Welches Problem wollen wir damit lösen?
- Und warum brauchen wir dafür einen Staubsaugerroboter und nicht irgendetwas anderes?
Es ist irgendwie überflüssig, das Offensichtliche zu erwähnen, aber das Problem, das wir lösen wollen, ist unerwünschten Staub und andere Dinge, die wir als „Schmutz“ bezeichnen, vom Boden zu entfernen. Diese verschiedenen kleinen Partikel können von überall her kommen: weil wir selbst unachtsam sind, weil wir Dinge zu Boden fallen lassen, weil das Gesetz der Schwerkraft und die Reibung existiert und weil Dinge einfach zerfallen und nicht von selbst wieder zu etwas Neuem werden.
Ein erster Versuch einer Antwort
Man könnte unsere Frage nach dem Staubsaugerroboter („Gibt es sie im Himmel oder nicht?“) natürlich beantworten, indem man bestimmte Bibelverse herausgreift, z. B. den bereits erwähnten Vers, der darauf verweist, dass keine Sonne mehr notwendig ist (Off 21,23) und dann argumentieren, dass es im Himmel auch keinen Schmutz gibt, der entfernt werden muss. Ich denke, das ist möglich. Es ist jedoch schwer zu sagen, ob man die eschatologischen Beschreibungen tatsächlich so wortwörtlich verstehen soll, oder ob sie uns nicht eher einen Eindruck davon verschaffen sollen, wie wunderbar die neue Schöpfung Gottes sein wird. Aber selbst wenn man die Vorstellung, dass die Sonne nicht mehr notwendig ist, wörtlich nimmt, gilt trotzdem noch, dass der auferstandene Jesus auf einem Feuer Fische gebraten hat (Joh 21,9–13) und dass es im Himmel ein herrliches Hochzeitsmahl geben wird (Off 19,6–9). Es ist kaum vorstellbar, dass nach diesem Festmahl niemand wieder sauber machen muss.
Ich möchte noch einmal betonen: Das Ziel dieses Artikels ist es nicht, sämtliche eschatologischen Bilder zu interpretieren. Es geht vielmehr darum, das Arbeiten mit Werkzeugen neu wertzuschätzen und aufzuzeigen, dass es auch im himmlischen Jerusalem möglicherweise den Bedarf an Hilfsmitteln gibt, die beim Putzen oder sonstigen Tätigkeiten helfen.
Der Anfang der Mühsal
Kommen wir nun zur zweiten Frage: Warum brauchen wir einen Staubsaugerroboter, um sauberzumachen?
Etwas einzig und allein mit unseren Händen zu reinigen, ist fast unmöglich. Daher haben wir Menschen schon vor langer Zeit begonnen, unsere von Gott geschenkte Kreativität zu nutzen und Hilfsmittel wie Besen und Kehrschaufeln – oder neuerdings Akkustaubsauger zu erfinden, um dieser Misere abzuhelfen.
Aber warum muss es ausgerechnet ein Roboter sein, der unseren Fußboden sauber hält? Ich denke, dafür gibt es zwei wichtige Gründe: die Mühsal und die Zeit.
Die Schöpfungsgeschichte in Genesis beschreibt uns Arbeit als etwas, das grundlegend zu unserem Menschsein dazugehört. Es war Gott selbst, der diesen Rhythmus aus Arbeit und Ruhe geschaffen hat: Sechs Tage lang hat er die Welt erschaffen und am siebten Tag geruht. Uns Menschen hat er den Auftrag gegeben, die Welt, die er uns gegeben hat, „zu bebauen und zu bewahren“ (Gen 2,15).
Arbeit, Schöpfung und Sündenfall – Mühsal oder Schöpfungsauftrag?
Mit dem Sündenfall wurde jedoch alles anders – auch das Arbeiten (Gen 3,17–19): Vieles, was wir tun ist mit Anstrengung, Schweiß und Tränen verbunden. Doch auch in dieser gefallenen Welt bekräftigt die Bibel, dass Arbeit grundsätzlich etwas Gutes und Notwendiges ist (Kohelet 5,12; Sprüche 19,15; Eph 4,28; 1 Thess 4,11). Manche Aufgaben fühlen sich jedoch entmenschlichend, brutal oder einfach nur schwierig an. Wer schon einmal beim Himbeerenpflücken an Dornen hängen geblieben ist, sich die Finger beim Reparieren eines Motors verbrannt hat, oder einfach einen Job mit sich wiederholenden, monotonen Aufgaben hatte, weiß, warum wir Menschen Maschinen erfinden, die es uns ermöglichen, schmerzhaften, gefährlichen oder langweiligen Arbeiten aus dem Weg zu gehen.
Mir stellt sich dabei jedoch die Frage: Ist staubsaugen wirklich so schlimm, dass man es als Mühsal bezeichnen kann? Handelt es sich um eine so niedrige Arbeit, dass ich sie komplett einem Roboter übertragen muss? Die gefährliche Arbeit in einem Bergwerk tief unter der Erde, 18 Stunden-Schichten auf einem Bauernhof oder das manuelle Eingeben tausender Datenbankeinträge – das ist wirklich harte Arbeit. Je intelligenter unsere Geräte jedoch werden, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass wir fast jede Form von Arbeit als mühselig wahrnehmen.
Hinter der Anstrengung wartet der Lohn: Arbeit neu wertschätzen lernen
Manchmal ist es doch so, dass gerade die unangenehmen Dinge im Leben – joggen gehen, Dinge auswendig lernen, anderen Menschen vergeben – uns zu den Menschen machen, die wir eigentlich sein wollen. Tatsächlich einen Marathon laufen zu können, ist etwas anderes als in einem Buch oder im Internet nachzuschlagen, wie lang eine Marathonstrecke ist. Und sich mit einem schwierigen Menschen in Geduld zu üben, ist etwas ganz anderes, als nach Bibelversen zum Thema Geduld zu suchen.
Es ist zu hoffen, dass es in der Ewigkeit bei Gott keine mühselige Arbeit mehr geben wird. Aber ebenso wichtig ist es, dass auch unsere Einstellung zur Arbeit und wie wir sie angehen, Erlösung erfährt – so dass keine Aufgabe, so niedrig sie uns auch erscheinen mag, jemals als unter unserer Würde betrachtet wird. Vielleicht bedeutet die Verwandlung unserer Leiber in den „herrlichen Leib“ unseres Retters (Phil 3,21) auch, dass wir einen neuen Blick auf das bekommen, was Dienerschaft bedeutet – dass wir nicht arbeiten, um selbst voranzukommen, sondern um Gott die Ehre zu geben und unseren Nächsten zu lieben.
Zeit und Tod
Manche von uns lieben Staubsaugerroboter – nicht, weil wir denken, dass ein paar Mal pro Woche staubsaugen anstrengend ist, sondern weil der Staubsaugerroboter Arbeiten erledigt, für die wir nicht immer Zeit finden. Anders ausgedrückt: Ein gut programmierter Staubsaugerroboter ist etwas, das „Zeit spart“.
Die Zeit selbst ist untrennbar mit unserem Dasein als Geschöpfe verbunden, doch das Konzept der „Zeitersparnis“ ist viel mehr mit dem Sündenfall verbunden als wir manchmal glauben. Durch die Sünde kam der Tod in die Welt und er ist es, der Zeit so wichtig macht. Gott hat uns einen Rhythmus aus Arbeit und Ruhe gegeben, doch vor dem Sündenfall und dem Tod standen Adam und Eva eine unbegrenzte Anzahl von Wochen zur Verfügung, so dass es für sie keine so große Rolle spielte, wie lange sie für bestimmte Tätigkeiten brauchten als das für uns der Fall ist.
In einer Welt, in der ständig der Tod auf uns lauert, erinnert uns die Bibel häufig daran, unsere Zeit gut zu nutzen. Das Buch der Sprüche warnt uns vor „zu viel Schlaf und zu viel Schlummer“ (Spr 6,10) und Paulus gibt die Anweisung, „die Zeit auszukaufen, da die Tage böse sind“ (Eph 5,16–17). Junge Menschen denken oft, sie hätten „alle Zeit der Welt“. Menschen in der Mitte des Lebens spüren hingegen oft den Drang, so viel wie möglich zu schaffen und „keine Zeit zu verlieren“. Frischgebackene Eltern hören oft den Spruch „Die Nächte sind lang, aber die Jahre gehen schnell vorbei“, was so viel heißen soll wie: Kostet diese wertvollen Momente aus, so lange sie da sind.
KI spart Arbeit – Aber wie gehen wir mit der gewonnenen Zeit um?
Als Reaktion darauf, dass die Zeit verfliegt, haben wir Geräte und Hilfsmittel erfunden, von denen wir glauben, dass sie uns „mehr Zeit verschaffen“. Es ist zwar tatsächlich so, dass Roboter und auch KI-Werkzeuge Aufgaben oft schneller erledigen – doch die Frage bleibt: Was tun wir mit dieser gewonnenen Zeit? Nutzen wir sie, um wirklich zur Ruhe zu kommen? Nutzen wir sie, um Fähigkeiten zu erlernen, für die wir vielleicht zehn Jahre brauchen, um sie wirklich zu meistern? Oder füllen wir die entstandene Lücke mit immer neuen Aufgaben, Unterhaltung oder Freizeitaktivitäten, die uns das nicht geben können, wonach wir uns in unserem Inneren wirklich sehnen?
Wenn man jetzt daran denkt, dass Gottes Himmelreich in Ewigkeit Bestand hat – also ein Universum ist, in der die Zeit keine Beschränkungen mehr kennt – spielt es dann noch eine Rolle, ob wir „Zeit sparen“? Selbst wenn auch im Himmel noch geputzt werden muss – spielt es eine Rolle, wie lange es dauert? Oder anders und größer gedacht: Wenn Gott uns geboten hat, uns auf der Erde auszubreiten und sich das auf das ganze Universum bezieht – wen kümmert es, wie lange es dauert, eine andere Galaxie zu erreichen?
Arbeit in einer von künstlicher Intelligenz geprägten Welt
Ich habe versucht, darzulegen, dass Arbeit in der Ewigkeit nicht mit Mühen verbunden sein wird und das Zeit keine Rolle mehr spielt. Das könnte sich auswirken auf das, was wir an technischen Hilfsmitteln erfinden und einsetzen. Wenn sich keine Tätigkeit mehr zu niedrig und würdelos anfühlt und es egal ist, wie lange wir dafür brauchen, bedeutet das vielleicht, dass wir auch keine Geräte mehr benötigen, die uns die Arbeit abnehmen. Wir werden weiterhin Geräte und Hilfsmittel brauchen, die uns bei der Arbeit helfen, aber möglicherweise werden wir Geräte als überflüssig betrachten, die uns alles abnehmen.
In unserem irdischen Leben ist Arbeit jedoch oft mühselig und unsere Zeit ist begrenzt. Also werden wir auch weiterhin Dinge erfinden, von denen wir uns erhoffen, dass sie uns das Leben ein wenig leichter machen und uns ein bisschen Zeit schenken.
Welche Wertschätzung bringen wir unserer Arbeit entgegen?
Ich habe auch versucht, aufzuzeigen, dass wir bei all unserem Streben nach „Zeitersparnis“ manchmal dazu neigen, der Arbeit ihren Wert abzusprechen – sowohl im Hinblick auf das grundlegend Gute, das darin steckt, als auch im Hinblick darauf, dass sie unseren Körper und Geist in positiver Weise prägen kann. Wir neigen auch dazu, Gottes Rhythmus von Arbeit und Ruhe nicht zu beachten und ziehen es stattdessen vor, immer mehr zu erreichen und erfolgreich zu sein. Das raubt uns oft die Freude und die Verbundenheit mit anderen Menschen. In einer Welt, in der sich die KI rasant weiterentwickelt und in der Roboter uns Arbeit abnehmen können, kann diese Verwirrung und Versuchung weiter zunehmen. Der Umgang damit erfordert noch mehr Weisheit und Selbstkontrolle.
In seinem Roman „Die Brüder Karamasow“ beschreibt Fjodor M. Dostojewski den Teufel als eine Person, die keine Uhr trägt. Der Autor möchte damit betonen, dass für Satan in der Menschheitsgeschichte und in der kommenden Welt kein Platz ist. Er hatte keine Arbeit und auch keinen Körper, mit dem er hätte arbeiten können. Uns jedoch hat Gott als seine Ebenbilder in die Schöpfung und in die Zeit hineingestellt.
Zwar sind Sünde und Tod in unserer Welt nach wie vor Realität, doch wir halten an der Hoffnung fest, dass der Tod eines Tages besiegt sein wird (Jes 25,8; 1 Kor 15,26). Bis es so weit ist, beten wir wie der Psalmist zu Gott: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“ (Ps 90,12 und bitten darum, das er uns lehrt, die „Talente“ einzusetzen (Mt 25,14–30), die er uns gegeben hat. Lassen Sie uns gute Arbeit wertschätzen, echte Ruhe zu einer Priorität machen und Werkzeuge auf kluge Art und Weise entwickeln und einsetzen, die uns genau dabei helfen.