Staubsaugerroboter im Himmel? – KI, Arbeit und Zeit neu denken

Von Dorothea Weiland

Vor 3 Tagen

John Dyer
Lese­zeit: 14 min

Aus dem Eng­li­schen über­setzt von Doro­thea Weiland

Vor nicht all­zu lan­ger Zeit dis­ku­tier­ten ein paar mei­ner Freun­de, wie sie zuhau­se die Haus­ar­beit auf­tei­len. Eine Freun­din erzähl­te, dass sie einen Staub­sauger­ro­bo­ter gekauft habe, wor­auf­hin ihr Mann aus­rief: „Hey, das ist unfair! Ich kann nicht ein­fach ein Gerät kau­fen, dass mir die Arbeit abnimmt!“ Wir muss­ten alle lachen. Ich kam nach die­sem Gespräch jedoch ins Fra­gen: Was bringt uns dazu, bestimm­te Auf­ga­ben oder Abläu­fe zu auto­ma­ti­sie­ren und was sagt das dar­über aus, wie wir über unse­re Arbeit und unse­re Zeit nachdenken.

Die künst­li­che Intel­li­genz macht ver­schie­de­ne tech­ni­sche Gerä­te immer leis­tungs­fä­hi­ger. Bei mir wirft das auch eine wei­te­re Fra­ge auf, die ich ger­ne ande­ren Chris­ten stel­le: Wel­che tech­ni­schen Gerä­te wird es dei­ner Mei­nung nach im Him­mel geben – und wel­che nicht? Oder genau­er: War­um soll­te es im Him­mel Staub­sauger­ro­bo­ter geben (oder war­um nicht)? Und was sagt unse­re Ant­wort auf die­se Fra­ge eigent­lich über unse­re Bezie­hung zu Tech­nik, Arbeit und Zeit aus?

Ein Reboot einer Vision vom Himmel: eine neue Schöpfung

Las­sen wir die Staub­sauger­ro­bo­ter einen Moment mal bei­sei­te. Was den­ken wir eigent­lich über den „Him­mel“?

Wie vie­le ande­re evan­ge­li­ka­le Chris­ten bin auch ich mit dem Glau­ben auf­ge­wach­sen, dass mei­ne Sün­de mich in die Höl­le brin­gen wird, der Glau­be an Jesus mich jedoch in den Him­mel führt. Nicht in der Höl­le zu lan­den, klang gut, aber im Stil­len habe ich mich immer wie­der mal gefragt, wie es wohl wirk­lich im Him­mel sein wird. Ich stell­te mir vor allem die Fra­ge: Wäre der Him­mel wirk­lich ein tol­ler Ort, wenn eini­ge mei­ner liebs­ten Din­ge (wie z. B. mein Nin­ten­do) gar nicht da wären?

Als ich theo­lo­gisch rei­fer wur­de, ver­stand ich bes­ser, dass das Bild, das ich vom Him­mel hat­te – Schäf­chen­wol­ken und per­len­be­setz­te Tore – nicht wirk­lich viel mit der Bibel zu tun hat­te. Als ich begriff, dass die Bibel nicht mit einem „Game over“ für die Welt, son­dern mit der Auf­er­ste­hung (Hiob 19,25–27; Ps 71,20; 1 Kor 15,12–22) und einer neu­en Schöp­fung endet (Jes 65,17; Röm 8,18–21) – einer neu­en Erde und einem himm­li­schen Jeru­sa­lem (Heb 11,16; Off 21,2) – gab mir das neue Hoff­nung. Gott küm­mer­te sich ja offen­sicht­lich um total mensch­li­che Din­ge wie Stra­ßen, Trom­pe­ten und Tore, hin­ter denen sich reich­lich gedeck­te Tische für ein Fest­mahl ver­ber­gen (Off 19,7–10).

Na gut. Viel­leicht war mein Nin­ten­do 64 nicht wirk­lich die größ­te Errun­gen­schaft der Mensch­heit, doch ich spür­te, dass die­se neue Erde ein zutiefst mensch­li­cher Ort sein wür­de. Ein Ort, an dem Gott die Herr­lich­keit sei­ner Schöp­fung wie­der­her­stellt und wir auch tat­säch­lich unse­rer Auf­ga­be nach­kom­men, über die­se Welt zu herr­schen (Gen 1,28) – indem wir sie bebau­en und bewah­ren (Gen 2,15).

Himmlische Technologie?

Als ich begriff, dass unser eigent­li­ches Ziel nicht ist, in den Him­mel zu kom­men, son­dern dass das himm­li­sche Jeru­sa­lem viel­mehr zu uns auf eine neue Erde kommt (sie­he Off 21,10), frag­te ich mich, wel­che ande­ren tech­ni­schen Gerä­te, Maschi­nen und Spie­le­rei­en es wohl in die­ser himm­li­schen Stadt geben wird.

Wir soll­ten uns jedoch zunächst ein­mal ein­ge­ste­hen, dass wir nicht wirk­lich genau wis­sen, wie Got­tes neue Schöp­fung und unse­re Kör­per nach der Auf­er­ste­hung aus­se­hen. Wie bereits erwähnt, beschreibt die Bibel Got­tes neue Welt immer wie­der sehr phy­sisch: als Erde mit einer Stadt, die aus herr­li­chen, zutiefst irdi­schen Mate­ria­li­en besteht (Off 21,18–21) und an den Gar­ten Eden erin­nert (Gen 2,11–12). Es wird jedoch auch ange­deu­tet, dass sich die neue Schöp­fung auf wun­der­ba­re Art und Wei­se von unse­rer Welt unter­schei­det. Da die Herr­lich­keit des Lam­mes alles über­strahlt, ist kei­ne Son­ne mehr nötig (Off 21,23) und unse­re vom Hei­li­gen Geist erfüll­ten Kör­per wer­den unver­gäng­lich (1 Kor 15,42), mäch­tig (1 Kor 15,43) und unsterb­lich (1 Kor 15,53–54) sein.

Pau­lus spricht davon, dass unser Kör­per ver­wan­delt und dem „ver­herr­lich­ten“ Leib Chris­ti (Phil 3,21) gleich sein wird. Von die­sem erzäh­len die Evan­ge­li­en, dass er durch Wän­de gehen kann (Joh 20,19.26) und wie­der ver­schwin­den kann, wenn er das möch­te (Lk 24,31). Auf der ande­ren Sei­te ver­wech­sel­te Maria Jesus (mit sei­nem Auf­er­ste­hungs­leib) zunächst mit dem Gärt­ner (Joh 20,15) und an Jesu Leib waren auch die Male der Kreu­zi­gung sicht- und tast­bar (Joh 20,27). Am span­nends­ten von allem ist viel­leicht, dass der auf­er­stan­de­ne Jesus ein Feu­er anzün­den und Fische dar­auf bra­ten konn­te (Joh 21,7–14).

Die neue Schöpfung Gottes: Übernatürlich und zugleich zutiefst menschlich

An den Erschei­nun­gen und Taten Jesu nach sei­ner Auf­er­ste­hung lässt sich able­sen, dass der Auf­er­ste­hungs­leib etwas ist, was über unse­re rein phy­si­sche Welt hin­aus­geht, sie aber auch nicht kom­plett hin­ter sich lässt. Am bes­ten lässt sich das wohl als „über­na­tür­li­che“ Neu­schöp­fung (Römer 8,19–23) beschrei­ben, wobei die vom Men­schen her­ge­stell­ten Werk­zeu­ge nicht zer­stört, son­dern so ver­än­dert wer­den, dass wir Men­schen in neu­er Art und Wei­se auf­blü­hen können.

Technische Hilfsmittel im Himmel?

Mit die­ser Idee einer über­na­tür­li­chen neu­en Schöp­fung im Hin­ter­kopf fra­ge ich manch­mal mei­ne Stu­den­ten oder die Got­tes­dienst­be­su­cher, wel­che Werk­zeu­ge wir ihrer Mei­nung nach im Him­mel ver­wen­den wer­den. Die meis­ten haben kein Pro­blem damit, sich vor­zu­stel­len, auch im Him­mel wei­ter­hin mit Mes­ser und Gabel zu essen oder in Häu­sern zu woh­nen. Sie haben auch kei­ne Angst davor, zu sagen, was es dort nicht geben wird. Bei­spiels­wei­se hat Gott uns ja ver­hei­ßen, dass er alle Trä­nen von unse­ren Augen abwi­schen und dem Tod die Macht neh­men wird (Off 21,4), so dass medi­zi­ni­sche Gerä­te, Ver­bän­de, Pflas­ter, etc. über­flüs­sig wer­den. Hal­le­lu­ja, wenn das so ist!

Aber was ist z. B. mit Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln? Die meis­ten Chris­ten zucken beim Gedan­ken an Smart­phones in der Ewig­keit eher zusam­men. Ich fra­ge mich des Öfte­ren, ob das dar­an liegt, dass Smart­phones für eine neue Erde zu banal und „natür­lich“ (1 Kor 15,46) sind oder ob wir ein­fach nicht den Wil­len bzw. die Vor­stel­lungs­kraft haben, unse­re Smart­phones heu­te auf eine Art und Wei­se zu nut­zen, die Gott ehrt. Ähn­lich geht es vie­len von uns ver­mut­lich mit der künst­li­chen Intel­li­genz: Wo soll sie ihren Platz auf der neu­en Erde fin­den – egal, ob auf einem Bild­schirm oder in Form eines Robo­ters? Für vie­le ist die­ser Gedan­ke schwie­rig. Auch hier stellt sich die Fra­ge: Liegt es dar­an, dass es für so etwas in einer über­na­tür­li­chen Welt ein­fach kei­nen Platz gibt oder haben wir eine ver­zerr­te Wahr­neh­mung von dem, was Arbeit gut macht?

Warum gibt es eigentlich Staubsaugerroboter?

Nun kann man sich auch die Fra­ge stel­len, wie wir Men­schen auf die Idee gekom­men sind, Staub­sauger­ro­bo­ter her­zu­stel­len. Im Grun­de genom­men stel­len sich hier gleich zwei Fragen:

  1. Wel­ches Pro­blem wol­len wir damit lösen?
  2. Und war­um brau­chen wir dafür einen Staub­sauger­ro­bo­ter und nicht irgend­et­was anderes?

Es ist irgend­wie über­flüs­sig, das Offen­sicht­li­che zu erwäh­nen, aber das Pro­blem, das wir lösen wol­len, ist uner­wünsch­ten Staub und ande­re Din­ge, die wir als „Schmutz“ bezeich­nen, vom Boden zu ent­fer­nen. Die­se ver­schie­de­nen klei­nen Par­ti­kel kön­nen von über­all her kom­men: weil wir selbst unacht­sam sind, weil wir Din­ge zu Boden fal­len las­sen, weil das Gesetz der Schwer­kraft und die Rei­bung exis­tiert und weil Din­ge ein­fach zer­fal­len und nicht von selbst wie­der zu etwas Neu­em werden.

Ein erster Versuch einer Antwort

Man könn­te unse­re Fra­ge nach dem Staub­sauger­ro­bo­ter („Gibt es sie im Him­mel oder nicht?“) natür­lich beant­wor­ten, indem man bestimm­te Bibel­ver­se her­aus­greift, z. B. den bereits erwähn­ten Vers, der dar­auf ver­weist, dass kei­ne Son­ne mehr not­wen­dig ist (Off 21,23) und dann argu­men­tie­ren, dass es im Him­mel auch kei­nen Schmutz gibt, der ent­fernt wer­den muss. Ich den­ke, das ist mög­lich. Es ist jedoch schwer zu sagen, ob man die escha­to­lo­gi­schen Beschrei­bun­gen tat­säch­lich so wort­wört­lich ver­ste­hen soll, oder ob sie uns nicht eher einen Ein­druck davon ver­schaf­fen sol­len, wie wun­der­bar die neue Schöp­fung Got­tes sein wird. Aber selbst wenn man die Vor­stel­lung, dass die Son­ne nicht mehr not­wen­dig ist, wört­lich nimmt, gilt trotz­dem noch, dass der auf­er­stan­de­ne Jesus auf einem Feu­er Fische gebra­ten hat (Joh 21,9–13) und dass es im Him­mel ein herr­li­ches Hoch­zeits­mahl geben wird (Off 19,6–9). Es ist kaum vor­stell­bar, dass nach die­sem Fest­mahl nie­mand wie­der sau­ber machen muss.

Ich möch­te noch ein­mal beto­nen: Das Ziel die­ses Arti­kels ist es nicht, sämt­li­che escha­to­lo­gi­schen Bil­der zu inter­pre­tie­ren. Es geht viel­mehr dar­um, das Arbei­ten mit Werk­zeu­gen neu wert­zu­schät­zen und auf­zu­zei­gen, dass es auch im himm­li­schen Jeru­sa­lem mög­li­cher­wei­se den Bedarf an Hilfs­mit­teln gibt, die beim Put­zen oder sons­ti­gen Tätig­kei­ten helfen.

Der Anfang der Mühsal

Kom­men wir nun zur zwei­ten Fra­ge: War­um brau­chen wir einen Staub­sauger­ro­bo­ter, um sauberzumachen?

Etwas ein­zig und allein mit unse­ren Hän­den zu rei­ni­gen, ist fast unmög­lich. Daher haben wir Men­schen schon vor lan­ger Zeit begon­nen, unse­re von Gott geschenk­te Krea­ti­vi­tät zu nut­zen und Hilfs­mit­tel wie Besen und Kehr­schau­feln – oder neu­er­dings Akku­staub­sauger zu erfin­den, um die­ser Mise­re abzuhelfen.

Aber war­um muss es aus­ge­rech­net ein Robo­ter sein, der unse­ren Fuß­bo­den sau­ber hält? Ich den­ke, dafür gibt es zwei wich­ti­ge Grün­de: die Müh­sal und die Zeit.

Die Schöp­fungs­ge­schich­te in Gene­sis beschreibt uns Arbeit als etwas, das grund­le­gend zu unse­rem Mensch­sein dazu­ge­hört. Es war Gott selbst, der die­sen Rhyth­mus aus Arbeit und Ruhe geschaf­fen hat: Sechs Tage lang hat er die Welt erschaf­fen und am sieb­ten Tag geruht. Uns Men­schen hat er den Auf­trag gege­ben, die Welt, die er uns gege­ben hat, „zu bebau­en und zu bewah­ren“ (Gen 2,15).

Arbeit, Schöpfung und Sündenfall – Mühsal oder Schöpfungsauftrag?

Mit dem Sün­den­fall wur­de jedoch alles anders – auch das Arbei­ten (Gen 3,17–19): Vie­les, was wir tun ist mit Anstren­gung, Schweiß und Trä­nen ver­bun­den. Doch auch in die­ser gefal­le­nen Welt bekräf­tigt die Bibel, dass Arbeit grund­sätz­lich etwas Gutes und Not­wen­di­ges ist (Kohe­let 5,12; Sprü­che 19,15; Eph 4,28; 1 Thess 4,11). Man­che Auf­ga­ben füh­len sich jedoch ent­mensch­li­chend, bru­tal oder ein­fach nur schwie­rig an. Wer schon ein­mal beim Him­bee­ren­pflü­cken an Dor­nen hän­gen geblie­ben ist, sich die Fin­ger beim Repa­rie­ren eines Motors ver­brannt hat, oder ein­fach einen Job mit sich wie­der­ho­len­den, mono­to­nen Auf­ga­ben hat­te, weiß, war­um wir Men­schen Maschi­nen erfin­den, die es uns ermög­li­chen, schmerz­haf­ten, gefähr­li­chen oder lang­wei­li­gen Arbei­ten aus dem Weg zu gehen.

Mir stellt sich dabei jedoch die Fra­ge: Ist staub­saugen wirk­lich so schlimm, dass man es als Müh­sal bezeich­nen kann? Han­delt es sich um eine so nied­ri­ge Arbeit, dass ich sie kom­plett einem Robo­ter über­tra­gen muss? Die gefähr­li­che Arbeit in einem Berg­werk tief unter der Erde, 18 Stun­den-Schich­ten auf einem Bau­ern­hof oder das manu­el­le Ein­ge­ben tau­sen­der Daten­bank­ein­trä­ge – das ist wirk­lich har­te Arbeit. Je intel­li­gen­ter unse­re Gerä­te jedoch wer­den, des­to mehr gewinnt man den Ein­druck, dass wir fast jede Form von Arbeit als müh­se­lig wahrnehmen.

Hinter der Anstrengung wartet der Lohn: Arbeit neu wertschätzen lernen

Manch­mal ist es doch so, dass gera­de die unan­ge­neh­men Din­ge im Leben – jog­gen gehen, Din­ge aus­wen­dig ler­nen, ande­ren Men­schen ver­ge­ben – uns zu den Men­schen machen, die wir eigent­lich sein wol­len. Tat­säch­lich einen Mara­thon lau­fen zu kön­nen, ist etwas ande­res als in einem Buch oder im Inter­net nach­zu­schla­gen, wie lang eine Mara­thon­stre­cke ist. Und sich mit einem schwie­ri­gen Men­schen in Geduld zu üben, ist etwas ganz ande­res, als nach Bibel­ver­sen zum The­ma Geduld zu suchen.

Es ist zu hof­fen, dass es in der Ewig­keit bei Gott kei­ne müh­se­li­ge Arbeit mehr geben wird. Aber eben­so wich­tig ist es, dass auch unse­re Ein­stel­lung zur Arbeit und wie wir sie ange­hen, Erlö­sung erfährt – so dass kei­ne Auf­ga­be, so nied­rig sie uns auch erschei­nen mag, jemals als unter unse­rer Wür­de betrach­tet wird. Viel­leicht bedeu­tet die Ver­wand­lung unse­rer Lei­ber in den „herr­li­chen Leib“ unse­res Ret­ters (Phil 3,21) auch, dass wir einen neu­en Blick auf das bekom­men, was Die­ner­schaft bedeu­tet – dass wir nicht arbei­ten, um selbst vor­an­zu­kom­men, son­dern um Gott die Ehre zu geben und unse­ren Nächs­ten zu lieben.

Zeit und Tod

Man­che von uns lie­ben Staub­sauger­ro­bo­ter – nicht, weil wir den­ken, dass ein paar Mal pro Woche staub­saugen anstren­gend ist, son­dern weil der Staub­sauger­ro­bo­ter Arbei­ten erle­digt, für die wir nicht immer Zeit fin­den. Anders aus­ge­drückt: Ein gut pro­gram­mier­ter Staub­sauger­ro­bo­ter ist etwas, das „Zeit spart“.

Die Zeit selbst ist untrenn­bar mit unse­rem Dasein als Geschöp­fe ver­bun­den, doch das Kon­zept der „Zeit­er­spar­nis“ ist viel mehr mit dem Sün­den­fall ver­bun­den als wir manch­mal glau­ben. Durch die Sün­de kam der Tod in die Welt und er ist es, der Zeit so wich­tig macht. Gott hat uns einen Rhyth­mus aus Arbeit und Ruhe gege­ben, doch vor dem Sün­den­fall und dem Tod stan­den Adam und Eva eine unbe­grenz­te Anzahl von Wochen zur Ver­fü­gung, so dass es für sie kei­ne so gro­ße Rol­le spiel­te, wie lan­ge sie für bestimm­te Tätig­kei­ten brauch­ten als das für uns der Fall ist.

In einer Welt, in der stän­dig der Tod auf uns lau­ert, erin­nert uns die Bibel häu­fig dar­an, unse­re Zeit gut zu nut­zen. Das Buch der Sprü­che warnt uns vor „zu viel Schlaf und zu viel Schlum­mer“ (Spr 6,10) und Pau­lus gibt die Anwei­sung, „die Zeit aus­zu­kau­fen, da die Tage böse sind“ (Eph 5,16–17). Jun­ge Men­schen den­ken oft, sie hät­ten „alle Zeit der Welt“. Men­schen in der Mit­te des Lebens spü­ren hin­ge­gen oft den Drang, so viel wie mög­lich zu schaf­fen und „kei­ne Zeit zu ver­lie­ren“. Frisch­ge­ba­cke­ne Eltern hören oft den Spruch „Die Näch­te sind lang, aber die Jah­re gehen schnell vor­bei“, was so viel hei­ßen soll wie: Kos­tet die­se wert­vol­len Momen­te aus, so lan­ge sie da sind.

KI spart Arbeit – Aber wie gehen wir mit der gewonnenen Zeit um?

Als Reak­ti­on dar­auf, dass die Zeit ver­fliegt, haben wir Gerä­te und Hilfs­mit­tel erfun­den, von denen wir glau­ben, dass sie uns „mehr Zeit ver­schaf­fen“. Es ist zwar tat­säch­lich so, dass Robo­ter und auch KI-Werk­zeu­ge Auf­ga­ben oft schnel­ler erle­di­gen – doch die Fra­ge bleibt: Was tun wir mit die­ser gewon­ne­nen Zeit? Nut­zen wir sie, um wirk­lich zur Ruhe zu kom­men? Nut­zen wir sie, um Fähig­kei­ten zu erler­nen, für die wir viel­leicht zehn Jah­re brau­chen, um sie wirk­lich zu meis­tern? Oder fül­len wir die ent­stan­de­ne Lücke mit immer neu­en Auf­ga­ben, Unter­hal­tung oder Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten, die uns das nicht geben kön­nen, wonach wir uns in unse­rem Inne­ren wirk­lich sehnen?

Wenn man jetzt dar­an denkt, dass Got­tes Him­mel­reich in Ewig­keit Bestand hat – also ein Uni­ver­sum ist, in der die Zeit kei­ne Beschrän­kun­gen mehr kennt – spielt es dann noch eine Rol­le, ob wir „Zeit spa­ren“? Selbst wenn auch im Him­mel noch geputzt wer­den muss – spielt es eine Rol­le, wie lan­ge es dau­ert? Oder anders und grö­ßer gedacht: Wenn Gott uns gebo­ten hat, uns auf der Erde aus­zu­brei­ten und sich das auf das gan­ze Uni­ver­sum bezieht – wen küm­mert es, wie lan­ge es dau­ert, eine ande­re Gala­xie zu erreichen?

Arbeit in einer von künstlicher Intelligenz geprägten Welt

Ich habe ver­sucht, dar­zu­le­gen, dass Arbeit in der Ewig­keit nicht mit Mühen ver­bun­den sein wird und das Zeit kei­ne Rol­le mehr spielt. Das könn­te sich aus­wir­ken auf das, was wir an tech­ni­schen Hilfs­mit­teln erfin­den und ein­set­zen. Wenn sich kei­ne Tätig­keit mehr zu nied­rig und wür­de­los anfühlt und es egal ist, wie lan­ge wir dafür brau­chen, bedeu­tet das viel­leicht, dass wir auch kei­ne Gerä­te mehr benö­ti­gen, die uns die Arbeit abneh­men. Wir wer­den wei­ter­hin Gerä­te und Hilfs­mit­tel brau­chen, die uns bei der Arbeit hel­fen, aber mög­li­cher­wei­se wer­den wir Gerä­te als über­flüs­sig betrach­ten, die uns alles abnehmen.

In unse­rem irdi­schen Leben ist Arbeit jedoch oft müh­se­lig und unse­re Zeit ist begrenzt. Also wer­den wir auch wei­ter­hin Din­ge erfin­den, von denen wir uns erhof­fen, dass sie uns das Leben ein wenig leich­ter machen und uns ein biss­chen Zeit schenken.

Welche Wertschätzung bringen wir unserer Arbeit entgegen?

Ich habe auch ver­sucht, auf­zu­zei­gen, dass wir bei all unse­rem Stre­ben nach „Zeit­er­spar­nis“ manch­mal dazu nei­gen, der Arbeit ihren Wert abzu­spre­chen – sowohl im Hin­blick auf das grund­le­gend Gute, das dar­in steckt, als auch im Hin­blick dar­auf, dass sie unse­ren Kör­per und Geist in posi­ti­ver Wei­se prä­gen kann. Wir nei­gen auch dazu, Got­tes Rhyth­mus von Arbeit und Ruhe nicht zu beach­ten und zie­hen es statt­des­sen vor, immer mehr zu errei­chen und erfolg­reich zu sein. Das raubt uns oft die Freu­de und die Ver­bun­den­heit mit ande­ren Men­schen. In einer Welt, in der sich die KI rasant wei­ter­ent­wi­ckelt und in der Robo­ter uns Arbeit abneh­men kön­nen, kann die­se Ver­wir­rung und Ver­su­chung wei­ter zuneh­men. Der Umgang damit erfor­dert noch mehr Weis­heit und Selbstkontrolle.

In sei­nem Roman „Die Brü­der Kara­ma­sow“ beschreibt Fjo­dor M. Dos­to­jew­ski den Teu­fel als eine Per­son, die kei­ne Uhr trägt. Der Autor möch­te damit beto­nen, dass für Satan in der Mensch­heits­ge­schich­te und in der kom­men­den Welt kein Platz ist. Er hat­te kei­ne Arbeit und auch kei­nen Kör­per, mit dem er hät­te arbei­ten kön­nen. Uns jedoch hat Gott als sei­ne Eben­bil­der in die Schöp­fung und in die Zeit hineingestellt.

Zwar sind Sün­de und Tod in unse­rer Welt nach wie vor Rea­li­tät, doch wir hal­ten an der Hoff­nung fest, dass der Tod eines Tages besiegt sein wird (Jes 25,8; 1 Kor 15,26). Bis es so weit ist, beten wir wie der Psal­mist zu Gott: „Leh­re uns beden­ken, dass wir ster­ben müs­sen“ (Ps 90,12 und bit­ten dar­um, das er uns lehrt, die „Talen­te“ ein­zu­set­zen (Mt 25,14–30), die er uns gege­ben hat. Las­sen Sie uns gute Arbeit wert­schät­zen, ech­te Ruhe zu einer Prio­ri­tät machen und Werk­zeu­ge auf klu­ge Art und Wei­se ent­wi­ckeln und ein­set­zen, die uns genau dabei helfen.


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Dorothea Weiland

Über den Autor

Dorothea ist Übersetzerin und evangelische Theologin. Nach zwei Jahren als Jugendreferentin in der württembergischen Landeskirche arbeitet sie nun im Bereich Content bei Logos und kümmert sich unter anderem um den deutschen Logos-Blog.
Sie liebt Kaffee, Fußball, Spaziergänge, Bücher und Reisen.

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