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Das Warten hat ein Ende
Zwei Jahre lang haben wir darauf gewartet, jetzt ist es so weit: Das Novum Testamentum Graece, 28. revidierte Auflage, mit textkritischem Apparat, ist nun auch für Logos Bibelsoftware erhältlich! Für alle Logos-Fans, die wie ich fasziniert sind vom griechischen Neuen Testament und seiner Geschichte, geht damit eine lange Leidenszeit zu Ende. Der „Nestle-Aland“, wie die Handausgabe gerne kurz genannt wird, ist auch in der 28. Auflage der Standardtext für die ernsthafte Beschäftigung mit dem griechischen Neuen Testament.
Was hat sich in der 28. Auflage geändert?
Zum ersten Mal seit der 26. Auflage von 1979 haben die Herausgeber den griechischen Text aktualisiert. In den katholischen Briefen, also den Briefen von Petrus, Jakobus, Johannes und Judas, hat das Münsteraner Institut für Neutestamentliche Textforschung insgesamt 34 Änderungen vorgenommen. Sie sind das Ergebnis aus der jahrzehntelangen Forschung an der Editio Critica Maior, einer umfassenden Gesamtdokumentation aller antiken Handschriften, die für die katholischen Briefe schon abgeschlossen ist.
Außerdem hat man den textkritischen Apparat auf den neusten Stand gebracht und optisch aufgeräumt. Die Herausgeber haben unter anderem neu entdeckte Papyri mit eingearbeitet, einige Abkürzungen verständlicher gestaltet, sowie einige missverständliche Angaben entfernt. Der Apparat enthält nun mehr ständig angeführte Handschriften. Andere Zeugen werden dagegen nur noch bei besonderer Relevanz zitiert.
Die folgenden Screenshots zeigen, wie sich der Apparat im Vergleich zur 27. Auflage verändert hat:
Beispiel Epheser 1,1:
Links der alte NA27, rechts der neue NA28. Am Text selbst hat sich hier nichts geändert, auch in der 28. Auflage gehört die Ortsangabe ⸋[ἐν Ἐφέσῳ]⸌ zu den Stellen, die im Text mit eckigen Klammern als unsicher markiert sind. Am Versende weist nun eine per Asterisk markierte Fußnote auf einen möglichen Zusammenhang mit 1. Kor 1,1 hin.
Im Apparat sieht man allerdings gleich, dass für alle drei Stellen sichtbar mehr Zeugen verzeichnet sind. Die Angabe πασιν τοις ist jetzt ganz ausgeschrieben.
Beispiel 2. Petrus 3,10:
Wieder ist NA27 links, die neue Auflage rechts angeordnet. Die Hervorhebungen zeigen eine der Stellen, wo die Herausgeber den Text aktualisiert haben. Man kann auch sehen, wie sich das auf den textkritischen Apparat ausgewirkt hat. Für die favorisierte Lesart werden in NA28 inzwischen deutlich mehr Zeugen angeführt.
Lohnt sich der Kauf?
Für alle, die sich in akademischer Weise mit der Bibel beschäftigen, ist dieses griechische NT unverzichtbar. Die jeweils aktuelle Ausgabe samt Apparat ist für die textkritische Arbeit einfach maßgeblich. Und vergessen wir nicht: Als Buch in Ihrer digitalen Sammlung können Sie mit dem neuen Nestle-Aland jetzt endlich all die tollen Sachen machen, die Sie an Logos so schätzen.
Für uns andere, die einfach in die Textforschung vernarrt sind, oder solche Zeitgenossen, die ihre Logos-Bibliothek pflegen wie andere an ihrer Briefmarkensammlung, ist der Nestle-Aland 28 sowieso ein Pflichtkauf!
Aber wenn Sie zu einer der beschriebenen Gruppen gehören, dann wissen Sie ohnehin, dass Sie um das 28. Novum Testamentum Graece nicht herumkommen. Wenn Sie fachlich oder persönlich vom Neuen Testament und der Erforschung seiner Überlieferung begeistert sind, greifen Sie doch zu!