Die Predigt scheint in Gefahr zu sein. Vor allem im Gottesdienst wird sie mehr und mehr an den Rand gedrängt. Zunehmend begegnet man Einstellungen wie: Wer kann sich denn heute noch 30 oder sogar 45 Minuten auf eine Predigt konzentrieren?
Wir müssen an der Predigt kürzen! Macht dafür das Musikprogramm und die Gottesdienstanteile mit einem stärkeren Unterhaltungswert länger! Wenn schon Predigt, dann bitte etwas medialer. Begleitet von einer Präsentation, aufgepeppt mit Anspielen und eingespielten Filmclips.
Inhalt
- Rette die Predigt, weil sie Gottes Auftrag ist
- Rette die Predigt, weil sie heilsnotwendig ist
- Rette die Predigt, weil sie seelsorgerlich hilft
- Rette die Predigt, weil sie durch den Geist Gottes lebensverändernde Kraft hat
- Rette die Predigt, indem sie im Gemeindealltag praktiziert wird
Rette die Predigt, weil sie Gottes Auftrag ist
Viele der unterstützenden Maßnahmen sind sicher didaktisch sinnvoll, um den Predigthörern zu helfen, sich zu konzentrieren. Es ehrt Gott nicht, wenn die Zuhörer nur noch mit Mühe die Augen offen halten können. Doch scheint mir die effektivste Methode um die Konzentration der Zuhörer zu fördern, die zu sein, sich ausreichend Zeit zu nehmen, Gottes Wort zu predigen. Denn Gottes Auftrag ist immer noch: „Predige das Wort“ (2Tim 4,1–5). Dieser Auftrag hat sich über die Jahrhunderte nicht geändert. Er gilt auch heute noch.
Es ist nicht das Entertainmentprogramm, die Events oder die sozialen Angebote, die eine Gemeinde auf Dauer anziehend machen. Jedenfalls nicht für Christen, die Gottes Wort in ihren Alltag umsetzen wollen. Es ist die Predigt, in der die Bedeutung von Gottes Wort erklärt und auf das persönliche Leben angewendet wird (Neh 8,8). Meine Erfahrung ist, dass Menschen sogar bereit sind, viele Kilometer in eine christliche Gemeinde zu fahren, wenn sie dort eine gute Predigt hören können. Zu diesem Predigen gehört natürlich im weiteren Sinn auch das Verkündigen und Lehren in Kleingruppen.
Deshalb wende ich mich mit meinen Blogbeiträgen vor allen Dingen an junge Verkündiger, die die Predigt retten wollen. Auch, indem sie beweisen: Predigten müssen ganz und gar nicht langweilig oder oberflächlich sein. Ich möchte in einem Überblick zeigen, wie man vom Text zur Predigt kommt und dabei manchen Tipp aus der Praxis meiner langjährigen Predigterfahrung einfließen lassen.
Ich bin froh, dass LOGOS das große Ziel unterstützt, die Predigt wieder zum Mittelpunkt zu machen. Die Auslegung des Wortes Gottes soll wieder zu einer Zeit werden, auf die man sich freut. Predigten, die die Zuhörer bewegen, gibt es aber nicht umsonst. Sie fordern in der Regel viel Zeit bei der Vorbereitung, auch wenn LOGOS hilft, diese Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen. Die Bibelsoftware unterstützt uns in der Sehnsucht, Predigten zu halten, von denen die Zuhörer sagen: „Er predigt mit Vollmacht und nicht wie unsere Schriftgelehrten“ (Mt7,29).
Rette die Predigt, weil sie heilsnotwendig ist
Wer Gottes Auftrag zu predigen ernst nimmt, wird erleben, wie sich Gott hinter sein verkündigtes Wort stellt. Menschen glauben dem verkündigten Wort Gottes und erleben sein Heil (Rö10,17). Entweder, indem sie Jesus als ihren Retter kennenlernen oder Gottes Hilfe in Notsituationen erleben und so geistlich wachsen. Darum ist die Predigt heilsnotwendig. Es ist die Verkündigung, die Menschen hilft, Jesus zu finden, ihn zu lieben und ihm zu folgen.
Rette die Predigt, weil sie seelsorgerlich hilft
Manche Christen meiden die Seelsorge wie die Pest. Sie haben Angst, ehrlich zu sein. Die Maske abzunehmen und zu sagen, wie es wirklich in ihrem Leben aussieht. Schade! Da Jesus für unsere Sünde gestorben ist, haben wir doch die einzigartige Möglichkeit, uns mit Schuld und Sünde zu beschäftigen.
Andere Christen wünschen sich persönliche Seelsorgegespräche und beklagen sich, wenn sie nicht viele Termine bekommen, an denen sie über ihre Probleme sprechen können. Hier müssen Prediger aufpassen, sich nicht von der Anspruchshaltung der Zuhörer treiben zu lassen. Eine wesentliche Seelsorgestunde sollte die Predigt sein. Wer als Prediger auf die seelsorgerlichen Fragen eingeht, mit denen die Bibel sich beschäftigt, muss weniger Zeit in Einzelgesprächen verbringen.
Es ist die seelsorgerliche Verkündigung, die die Zuhörer anzieht und erreicht. Der Prediger sollte die Zuhörer lehren, wie sie selbst in ihren seelsorgerlichen Herausforderungen Gottes Willen anhand der Bibel erkennen können. Der Verkündiger sollte die Zuhörer losschicken, damit sie in Gedanken in der Bibel auf die Suche gehen mit Fragen wie diesen:
- Welche grundsätzlichen Aussagen oder Versprechen Gottes gibt es zu meinen Lebensfragen?
- Welche Konsequenzen sollte ich daraus ziehen?
- Welche Person in der Bibel hat eine ähnliche Situation wie ich erlebt?
- Wie hat diese Person reagiert?
- Wie hat sie Gottes Hilfe in dieser Situation erlebt?
- Welche Fehler hat diese Person gemacht?
- Was hat sie gelernt und was soll ich wahrscheinlich durch diese notvolle Situation lernen?
Rette die Predigt, weil sie durch den Geist Gottes lebensverändernde Kraft hat
Wer predigt, möchte seine Zuhörer nicht nur informieren, sondern ihnen helfen, dass ihr Leben transformiert, also verändert wird. Hier spürt man als Prediger aber auch sehr schnell seine Grenzen. Ich kann keinen Menschen nachhaltig verändern. Deshalb hat eine Predigt immer zwei Seiten.
Auf der einen Seite ist eine Predigt mit Mühe verbunden. Es ist das intensive Forschen, um den biblischen Text zu verstehen. Dieses Verstehen hat zum Teil mit äußeren Dingen zu tun. Ich denke hier an Begriffe wie Hermeneutik, Exegese und Homiletik, mit denen wir uns im Verlauf dieses Blogs beschäftigen werden. Jemand hat diese Begriffe treffend verglichen mit dem Backrezept (Hermeneutik), dem Backen (Exegese) und dem Servieren (Homiletik).
Bei diesen äußeren, sehr wichtigen Dingen, um einen biblischen Text zu erschließen, ist übrigens LOGOS eine große Hilfe. Mit diesem Bibelprogramm kann man die begrenzte Zeit zur Predigtvorbereitung optimal nutzen. Man muss sich nicht in Recherchen verlieren, die man auf Knopfdruck haben kann. Man muss mit LOGOS auch nicht eigene und geliehene Bücher auf einem großen Wohnzimmertisch ausbreiten, um verschiedene Meinungen zu einem Bibeltext sinnvoll zu vergleichen. Alles das kann dieses Bibelprogramm leisten, damit Sie Zeit haben, sich auf die wesentlichen Aussagen eines Bibeltextes zu konzentrieren und ihn hilfreich für die Zuhörer anzuwenden.
Aber auf der anderen Seite braucht jeder Verkündiger neben diesen äußeren Dingen, die Leitung durch den Heiligen Geist, um einen Text zu erforschen. Dieser Geist hilft mir, Gottes Wort so zu verstehen, dass es mich berührt. Gottes Geist gibt mir außerdem hilfreiche Gedanken, wie ich Gottes Botschaft an die Zuhörer weitergeben kann. Diese übernatürliche Hilfe ist in einer Predigtvorbereitung entscheidend. Christen werden sie erleben, wenn sie sich in dem Bewusstsein der eigenen Unfähigkeit an Gott im Gebet wenden und IHN um seine Hilfe bei der Predigtvorbereitung bitten. Nicht nur einmal, sondern immer wieder, während die Predigt entsteht.
Wahr ist aber auch: Gott schiebt der Faulheit keine Kissen unter. Diese Leitung durch den Heiligen Geist ersetzt nicht die gründliche Vorbereitung. Ich habe bekannte Prediger zum Teil persönlich danach gefragt, wieviel Zeit sie sich für die Predigtvorbereitung nehmen. Ob sie Alexander Strauch, John Piper oder Mark Dever heißen, ihre Antworten sind ähnlich. Sie nehmen sich 14–16 Stunden Zeit, um eine Predigt vorzubereiten. Das zeigt, wie ernst sie ihren Auftrag nehmen.
Die Predigten des Herrn Jesus wurden dadurch bekannt, dass sie vollmächtig waren. Natürlich wollen und können wir uns nicht mit unserem HERRN vergleichen. Doch ER selbst sagt: „Der Geist des HERRN ist auf mir“ (Lk4,18). Wie nötig haben wir es dann, dass der Heilige Geist uns bei der Predigtvorbereitung leitet, damit auch unsere Predigt vollmächtig ist.
Vollmacht lässt sich schwer erklären. Das Versprechen des Herrn Jesus „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk10,16), lässt uns ahnen, was Vollmacht ist. Menschen hören in der vollmächtigen Verkündigung persönlich Gottes Stimme, die mit ihnen redet.
Das hilfreichste Beispiel, das ich über vollmächtige Predigt hörte, war der Hinweis auf den Hahn, der krähte, als Petrus seinen Herrn Jesus verleugnete (Lk22,60f). Als der Hahn kräht, wendet Jesus sich zu Petrus um und sieht ihn an. Petrus erinnert sich beim Blick des Herrn Jesus an dessen Wort: „Du wirst mich verleugnen“. Petrus reagiert auf Jesu Blick und verlässt bitterlich weinend das Gelände. Der Hahn war der Auslöser, dass die Beiden sich anschauten. Dann war der Hahn nicht mehr wichtig. Petrus wusste sich in Gottes Gegenwart gestellt und erkannte seine eigene Sünde. Bei einer vollmächtigen Predigt ist der Prediger wie der Hahn. Durch das Krähen werden einzelne Zuhörer in Gottes Gegenwart gestellt. Sie haben, bildlich gesprochen, Blickkontakt mit dem Herrn Jesus. Es ist, als ob Jesus selbst mit ihnen redet. Diese Predigthörer reagieren dann auf das Wort des Herrn Jesus. Deshalb kann die Sehnsucht eines Predigers nur sein, so krähen zu dürfen, dass einige Zuhörer den Blickkontakt mit dem Herrn Jesus bekommen.
Rette die Predigt, indem sie im Gemeindealltag praktiziert wird
Wir können nicht die Aufgabe des Heiligen Geistes übernehmen. Aber wir können Gottes Auftrag zu predigen, verantwortungsvoll leben. Es ging in diesem Beitrag darum, zu zeigen, warum es wichtig ist, die Predigt zu retten indem man sie wieder zum Mittelpunkt des jeweiligen Treffens einer christlichen Gemeinde macht. Gründe dafür, habe ich einige genannt.
Vor allen jungen Verkündigern möchte ich sagen: Gewöhnen Sie sich nicht an langweilige sonntägliche Redebeiträge, die man fälschlicherweise Predigt nennt. Diese Vorträge haben mit dem Bibeltext oder eigenen Leben fast nichts zu tun.
Nutzen Sie doch diese Blogbeiträge und weitere Literatur, um sich intensiv damit zu beschäftigen, was biblische Predigt ist. Lassen Sie sich darauf ein in der Aufgabe, die Ihnen in der Gemeinde anvertraut ist, Bibeltexte auszulegen. Möglicherweise sind Ihre Zuhörer zunächst erstaunt – aber auf Dauer werden sie dann darüber staunen, wie konkret Gott mit seinem Wort in unseren Alltag hinein redet. Ich hoffe, dass dieser Blog auf dem Weg, biblisch zu predigen, eine Hilfe sein kann.
Danke für den Beitrag. Die vollmächtige Wortverkündigung ist notwendiger denn je. Und herausfordernd auch für „alte” Prediger. Inwiefern Logos den Prediger praktisch dabei unterstützen kann, wäre sehr hilfreich. Vielen Dank für Deine Mühe.