In der Dunkelkammer Gottes: Gott bringt Gutes aus Leid hervor

Dunkelkammer - Wie Gott Leid in unserem Leben für unsere Entwicklung nutzt

Manch­mal trifft uns das Leben mit vol­ler Wucht. Leid strömt in unser Leben wie eine Flut. Die­ser Arti­kel zeigt, wie Gott in der Bibel sol­che schwe­ren Zei­ten genutzt hat, um sei­ne Kin­der zu for­men, zu stär­ken und sie vor­zu­be­rei­ten. Am Ende wird er alles gut machen. Die­se Per­spek­ti­ve schenkt Trost und Hoff­nung – selbst in gro­ßem Leid.

Als Gregs Welt zusammenbrach

Gregs Welt geriet völ­lig aus den Fugen. Die Last sei­ner Situa­ti­on war kaum zu ertra­gen, sein Herz schmerz­te. Vor drei Jah­ren hat­te er alles hin­ter sich gelas­sen – sein Zuhau­se ver­kauft, sei­ne Sicher­heit auf­ge­ge­ben – um Got­tes Ruf aufs Mis­si­ons­feld zu fol­gen. Jetzt leb­te er mit sei­ner Fami­lie unter den Men­schen, die noch nie von Jesus gehört hat­ten. Er hat­te sich mit vol­lem Ver­trau­en in Got­tes Hän­de bege­ben. Und dann das.

Die Dia­gno­se traf ihn wie ein Keu­len­schlag: Brust­krebs. Der Arzt hat­te es gera­de bestä­tigt. Sei­ne Frau Liz war schwer krank. Doch anstatt nach Hau­se zurück­zu­keh­ren, ent­schie­den sie sich, vor Ort zu blei­ben. Sie woll­ten Got­tes Ruf treu blei­ben, auch wenn das bedeu­te­te, dass Liz ihre The­ra­pie in einem schlecht aus­ge­stat­te­ten Kran­ken­haus durch­ste­hen musste.

Die Behand­lung raub­te ihr sämt­li­che Kraft. Oft litt Liz unter Schmer­zen, zu schwach, um im Haus­halt zu hel­fen. Greg muss­te sich um alles küm­mern: die Kin­der, das Home­schoo­ling, die Mahl­zei­ten, das weni­ge Geld so ein­tei­len, dass es reich­te. Die Spen­den waren knapp, und für sei­nen eigent­li­chen Dienst blieb kei­ne Zeit mehr. Er tat sein Bes­tes, doch oft hat­te er das Gefühl, als wür­de alles über ihm zusam­men­bre­chen. War­um ließ Gott das zu? Gregs Gedan­ken wir­bel­ten chao­tisch durch­ein­an­der, sein Leben schien ein ein­zi­ges Durch­ein­an­der zu sein.

Warum lässt Gott Leid zu?

Greg heißt nicht wirk­lich Greg, aber er ist ein enger Freund von mir – und sei­ne Geschich­te ist wahr. Er ist jedoch nicht der ein­zi­ge, der Leid in sei­nem Leben erfah­ren muss­te. Wir alle sind gezeich­net von Leid. Es ist Teil unse­res Lebens. Wir alle haben gelieb­te Men­schen ver­lo­ren, mit Krank­heit gekämpft oder unter den Fol­gen schlech­ter Ent­schei­dun­gen – sei es unse­re eige­nen oder die ande­rer – gelit­ten. Die Fra­ge „War­um lässt Gott all das Leid zu?“ ist so alt wie die Mensch­heit selbst.

Vor 2 Jah­ren habe ich einen Arti­kel geschrie­ben, der 5 ver­schie­de­ne Ant­wort­an­sät­ze auf die­se schwie­ri­ge Fra­ge vor­stellt. Des­halb soll es hier weni­ger dar­um gehen, war­um wir Leid erle­ben, son­dern viel­mehr dar­um, wie Gott mit dem Leid der Welt umgeht und was er mit­ten dar­in tut.

Die Selfie-Generation

Ich gehö­re zur Sel­fie-Gene­ra­ti­on. Wir machen ein Foto, bear­bei­ten es mit ein paar Klicks und tei­len es inner­halb von Sekun­den mit der gan­zen Welt. Unse­re Zeit ist eine „Jetzt-sofort“-Zeit – wir sind es gewohnt, dass fast alles sofort ver­füg­bar ist. Wer mor­gens bei Ama­zon bestellt, kann sei­ne Lie­fe­rung oft noch am sel­ben Abend in den Hän­den hal­ten. Bücher kauft man per Klick und kann sie in Sekun­den­schnel­le auf dem Han­dy lesen.

Als begeis­ter­ter Foto­graf bin ich dank­bar, dass die Zei­ten der Dun­kel­kam­mer vor­bei sind. Heu­te kann ich mei­ne Bil­der direkt auf den Com­pu­ter zie­hen und anschau­en. Doch noch vor weni­gen Jahr­zehn­ten war das undenk­bar. Frü­her muss­te ein Film erst ent­wi­ckelt wer­den – in einer Dun­kel­kam­mer, einem licht­dich­ten Raum, in dem mit spe­zi­el­len Ver­fah­ren und viel Geduld das Bild lang­sam zum Vor­schein kam. Die­ser Pro­zess dau­er­te. Man muss­te oft tage­lang war­ten, bis man die Auf­nah­men in der Dro­ge­rie abho­len konnte.

Wenn ich die Bibel lese, drängt sich mir der Ein­druck auf: Gott ist ein Gott der ana­lo­gen Foto­gra­fie. Er arbei­tet nicht nach unse­rem „Jetzt-sofort“-Tem­po, son­dern scheint noch immer eine Dun­kel­kam­mer zu haben.

Was ist Gottes Dunkelkammer?

In der Bibel begeg­nen wir immer wie­der der Idee, dass Gott die Zeit in die­ser Welt nutzt, um uns zu erzie­hen und zu for­men (5 Mose 8,5; Spr 3,11–12; Hebr 12,5–7). Sein Ziel ist es, uns zu rei­fen Men­schen zu machen, die fähig sind, die­se Welt in sei­nem Sin­ne zu ver­wal­ten und zu gestal­ten (1 Mose 1,28). Die­ser Pro­zess wird oft als Hei­li­gung bezeich­net – es geht dar­um, mehr und mehr in das Bild Jesu hin­ein­zu­wach­sen, sei­ne Leh­ren in unser Leben zu inte­grie­ren und sei­nem Vor­bild nachzufolgen.

Die Schrift zeigt uns, dass Gott beson­ders in schwie­ri­gen Zei­ten an uns arbei­tet (Jes 48,10; Röm 5,3–5; 1 Petr 1,6–7; Hebr 12,11). Zei­ten des Leids kön­nen – wenn wir uns dar­auf ein­las­sen – zu einem Werk­zeug wer­den, durch das Gott unse­ren Cha­rak­ter formt. Jako­bus 1,2–4 (SLT) drückt es so aus:

Hal­tet es für lau­ter Freu­de, mei­ne Brü­der, wenn ihr in man­cher­lei Ver­su­chun­gen gera­tet, indem ihr erkennt, dass die Bewäh­rung eures Glau­bens Aus­har­ren bewirkt. Das Aus­har­ren aber soll ein voll­kom­me­nes Werk haben, damit ihr voll­kom­men und voll­endet seid und in nichts Man­gel habt.“

Die­se her­aus­for­dern­den Zei­ten sind oft schmerz­haft, doch sie tra­gen ein enor­mes Poten­zi­al in sich. Ich sehe sie als Zei­ten in Got­tes Dun­kel­kam­mer – Zei­ten, in denen wir uns ori­en­tie­rungs­los, ver­las­sen oder geprüft füh­len, in denen Gott jedoch im Ver­bor­ge­nen an unse­rem Her­zen arbei­tet. So wie ein Foto in der Dun­kel­kam­mer ent­wi­ckelt wird, bis es sein vol­les Bild offen­bart, ent­wi­ckelt Gott uns in sol­chen Momen­ten wei­ter, bis sein Bild in uns sicht­bar wird.

Gottes Dunkelkammer im Alten Testament

Im Alten Tes­ta­ment sehen wir ein kla­res Mus­ter: Vie­le der gro­ßen Män­ner Got­tes erhiel­ten früh in ihrem Leben eine gro­ße Ver­hei­ßung. Doch bevor die­se Ver­hei­ßung in Erfül­lung ging, muss­ten sie durch lan­ge Zei­ten der Vor­be­rei­tung – durch Got­tes Dun­kel­kam­mer. Die­se Zei­ten des War­tens, der Prü­fung und des Lei­dens waren ent­schei­dend, damit Gott sie for­men und bereit machen konn­te, die Ver­hei­ßung und damit ein­her­ge­hen­de Ver­ant­wor­tung auch tat­säch­lich tra­gen zu können.

Abra­ham erhielt von Gott die Ver­hei­ßung eines Kin­des, doch er muss­te lan­ge war­ten, bis Isaak gebo­ren wur­de (1. Mose 21,1–3).

Gott gab Josef in jun­gen Jah­ren Träu­me, dass sich eines Tages sei­ne Fami­lie vor ihm ver­beu­gen wür­de (1. Mose 37,5–10). Doch anstatt die Erfül­lung sei­ner Träu­me sofort zu erle­ben, muss­te Josef durch tie­fe Täler gehen. Sei­ne eige­nen Brü­der hass­ten ihn so sehr, dass sie ihn töten woll­ten. Nur durch das Ein­len­ken sei­nes Bru­ders Ruben wur­de er statt­des­sen als Skla­ve verkauft.

Vie­le Jah­re lang dien­te Josef als Skla­ve in Ägyp­ten. Nach Jah­ren treu­er Arbeit wur­de er jedoch zu Unrecht beschul­digt und ins Gefäng­nis gewor­fen. Sei­ne Situa­ti­on schien hoff­nungs­los. Wahr­schein­lich hät­ten vie­le von uns schon nach dem ers­ten Jahr im Gefäng­nis auf­ge­ge­ben und gesagt: „Gott, du hast mir ver­spro­chen, dass ich etwas Gro­ßes sein wer­de – statt­des­sen sit­ze ich hier und verrotte.“

Doch Josef hielt an Gott fest. Er nahm die Zeit in Got­tes Dun­kel­kam­mer an und ließ sich for­men. Und Gott war treu. Als die Zeit gekom­men war, änder­te sich Josefs Leben von einem Tag auf den ande­ren. Er ging vom Gefäng­nis direkt in den Palast und wur­de zum zweit­mäch­tigs­ten Mann Ägyp­tens (1. Mose 41,39–41). Die Jah­re der Prü­fung hat­ten Josef auf die­se Ver­ant­wor­tung vor­be­rei­tet, sodass er das Volk durch eine schwe­re Hun­gers­not füh­ren konnte.

Auch Mose muss­te durch Got­tes Dun­kel­kam­mer gehen. Obwohl er als Prinz in Ägyp­ten auf­ge­wach­sen war, ver­brach­te er 40 Jah­re als Hir­te in der Wüs­te Midi­an, bevor Gott ihn rief, das Volk Isra­el zu füh­ren (2. Mose 3,1–10). Die­se Zeit war kei­ne Stra­fe, son­dern eine Pha­se der Vor­be­rei­tung. In der Ein­sam­keit der Wüs­te form­te Gott ihn, bis er bereit war, sein Volk aus der Skla­ve­rei zu führen.

David ist ein wei­te­res Bei­spiel. Als jun­ger Mann wur­de er von Samu­el zum König über Isra­el gesalbt (1. Samu­el 16,12–13). Doch anstatt sofort den Thron zu bestei­gen, ver­brach­te David Jah­re auf der Flucht vor König Saul. Er ver­steck­te sich in Höh­len und muss­te um sein Leben kämp­fen (1. Samu­el 22,1; 1. Samu­el 23,14). Nichts deu­te­te dar­auf hin, dass er bald König wer­den wür­de. Die­se dunk­len Jah­re waren eine ent­schei­den­de Zeit der Vor­be­rei­tung, in der Gott ihn form­te, damit er spä­ter der größ­te König Isra­els wer­den konnte.

Und es gibt noch vie­le wei­te­re Bei­spie­le aus der Bibel: Noah bau­te jahr­zehn­te­lang die Arche, wäh­rend er ver­spot­tet wur­de, bevor die Sint­flut kam (1. Mose 6–7). Hiob durch­leb­te gro­ßes Leid und Ver­lust, bevor Gott ihm schließ­lich dop­pel­ten Segen schenk­te (Hiob 42,10). Han­nah bete­te vie­le Jah­re für ein Kind, bevor Gott ihr Samu­el schenk­te (1. Samu­el 1,10–20). Neh­emia war­te­te und bete­te mona­te­lang, bevor Gott ihm die Gele­gen­heit gab, den Wie­der­auf­bau Jeru­sa­lems zu begin­nen (Neh­emia 1–2).

Gottes Dunkelkammer im Neuen Testament

Selbst Jesus leb­te 30 Jah­re in rela­ti­ver Zurück­ge­zo­gen­heit, bevor sein öffent­li­ches Wir­ken begann (Lukas 3,23). Und Pau­lus ver­brach­te nach sei­ner Bekeh­rung meh­re­re Jah­re in der Wüs­te und im Ver­bor­ge­nen, bevor er als Apos­tel aktiv wur­de (Gala­ter 1,17–18). Der Autor des Hebrä­er­brie­fes bringt es gut auf den Punkt:

32 Erin­nert euch an die Zeit, als ihr die Wahr­heit Got­tes gera­de erst erkannt hat­tet: Damals muss­tet ihr viel ertra­gen, aber ihr habt gedul­dig durch­ge­hal­ten. 33 Manch­mal wur­det ihr in aller Öffent­lich­keit ver­spot­tet und miss­han­delt; manch­mal habt ihr ande­ren gehol­fen, denen es so erging. 34 Ihr habt mit denen mit­ge­lit­ten, die im Gefäng­nis waren. Als man euch euren Besitz weg­nahm, habt ihr das vol­ler Freu­de hin­ge­nom­men, denn ihr wuss­tet ja, dass ihr etwas Bes­se­res besitzt, das ihr nie ver­lie­ren werdet. 

(Hebrä­er 10,32–34 Neu­es Leben Bibel)

Die Men­schen, an die die­ser Text gerich­tet war, hat­ten sich ent­schie­den, Jesus nach­zu­fol­gen – doch die­se Ent­schei­dung hat­te einen hohen Preis. Sie wur­den öffent­lich ver­spot­tet, miss­han­delt, eini­ge sogar ins Gefäng­nis gewor­fen oder ihres Besit­zes beraubt. Sicher­lich frag­ten sie sich: War­um müs­sen wir so viel Leid ertra­gen, wenn wir doch Gott gehor­sam sind?

Doch bemer­kens­wert ist, wie die­se Chris­ten auf die Ver­fol­gung reagier­ten. Sie wur­den nicht bit­ter, sie klag­ten Gott nicht an. Im Gegen­teil – sie harr­ten aus, hiel­ten an ihm fest und nah­men das Leid „vol­ler Freu­de“ hin, weil sie wuss­ten, dass sie in Jesus etwas gefun­den hat­ten, das wert­vol­ler war als ein beque­mes Leben auf die­ser Erde. Ihre Ver­wur­ze­lung in Chris­tus gab ihnen die Kraft, das Leid zu ertra­gen, weil ihnen nichts wich­ti­ger war als er. Die­se Chris­ten befan­den sich mit­ten in Got­tes Dun­kel­kam­mer und des­halb ermu­tigt der Schrei­ber des Hebrä­er­briefs sie:

Werft euer Ver­trau­en auf den Herrn nicht weg, was immer auch geschieht. Ihr braucht Geduld, dann wer­det ihr emp­fan­gen, was euch ver­spro­chen wurde.“

(Hebrä­er 10,35–36)

Ich den­ke, das ist der Kern des Glau­bens: Wenn wir an Gott glau­ben, ver­trau­en wir dar­auf, dass er der Gott ist, der aus Leid und Bösem etwas Gutes her­vor­brin­gen kann. Es bedeu­tet, zu glau­ben, dass er das letz­te Wort hat und dass er am Ende alles gut machen wird. Es ist die tie­fe Gewiss­heit, selbst im größ­ten Schmerz zu wis­sen, dass Leid, Unge­rech­tig­keit und Kum­mer nicht das letz­te Wort haben, son­dern dass eines Tages alles Leid ein Ende fin­den wird und Gott für Gerech­tig­keit sor­gen wird.

Die­se Hoff­nung trägt uns durch schwe­re Zei­ten und hilft uns, unser Ver­trau­en nicht weg­zu­wer­fen, son­dern aus­zu­har­ren. Dabei ist ent­schei­dend, sich dar­an zu erin­nern: Nicht Gott schickt oder ver­ur­sacht das Leid (1. Johan­nes 1,5; Jako­bus 1,17). Er ist nicht die Quel­le des Bösen – aber er ist bestän­dig am Wir­ken, um aus dem Bösen Gutes hervorzubringen.

Römer 8,28

Römer 8,28 ist ein wun­der­schö­ner Vers, der mei­nen Punkt gut zusammenfasst:

Eines aber wis­sen wir: Alles trägt zum Bes­ten derer bei, die Gott lie­ben; sie sind ja in Über­ein­stim­mung mit sei­nem Plan berufen. 

(NGÜ)

Oft wird Römer 8,28 so über­setzt, dass Gott allein alles zum Guten wirkt – unab­hän­gig vom Han­deln des Men­schen. Die­se Inter­pre­ta­ti­on ver­mit­telt die Idee, dass Gott aus jedem Leid auto­ma­tisch Gutes her­vor­bringt. Doch was ist mit den vie­len Men­schen, die ihr Leben lang unter den Fol­gen von Miss­brauch oder schwe­ren Ver­lus­ten lei­den und nie „gute Früch­te“ dar­in erken­nen können?

Die UBS-Hand­bü­cher, die Bibel­über­set­zern als Ori­en­tie­rung die­nen, schla­gen für Römer 8,28 eine alter­na­ti­ve Über­set­zung vor, die auf neu gefun­de­nen Manu­skrip­ten basiert:

in every expe­ri­ence which we have God works things out for good with us who love him” or “… God, tog­e­ther with us who love him, works so that what hap­pens will be for good.”

In allem, was wir erle­ben, wirkt Gott zum Guten, zusam­men mit denen die ihn lie­ben” oder “…Gott, zusam­men mit uns, die wir ihn lie­ben, wirkt, so dass was auch geschieht, zum Guten dient” (Über­set­zung des Autors)

Die­se Über­set­zung passt gut zum Bild von Got­tes Dun­kel­kam­mer: Gott arbei­tet bestän­dig dar­an, aus Dun­kel­heit Licht und aus Leid Gutes her­vor­zu­brin­gen – doch in der Regel geschieht das in Zusam­men­ar­beit mit uns. Wenn wir Men­schen nicht mit­wir­ken, kann das ver­hin­dern, dass das Gute geschieht. So wird deut­lich, war­um nicht jedes Leid auto­ma­tisch zu etwas Gutem führt. So wie das Ent­wi­ckeln eines Fotos Zeit braucht und ein län­ge­rer Pro­zess ist, so braucht auch die Ver­wand­lung von Leid zu Segen unse­re Geduld und Bereit­schaft, uns auf Got­tes Wir­ken einzulassen.

Segen wächst aus Gregs Leid

Gregs Geschich­te ende­te nicht im Leid. Auch er ging durch Got­tes Dun­kel­kam­mer, und was Gott aus die­ser Zeit des Lei­dens her­vor­ge­bracht hat, ist für mich eine kraft­vol­le Erin­ne­rung dar­an, dass Gott in der Lage ist, selbst aus den dun­kels­ten Momen­ten Gutes hervorzubringen.

Liz kämpf­te meh­re­re Jah­re lang gegen den Krebs, bevor sie ihrer Krank­heit erlag. Die­se Zeit war geprägt von Schmerz und Erschöp­fung. Greg war oft über­for­dert – mit der Pfle­ge sei­ner Frau, der Ver­sor­gung sei­ner Kin­der und dem täg­li­chen Über­le­bens­kampf. Das blieb den bud­dhis­ti­schen Nach­barn nicht ver­bor­gen. Sie began­nen, der Fami­lie zu hel­fen: brach­ten Essen, über­nah­men Ein­käu­fe und gaben sogar finan­zi­el­le Unterstützung.

Dabei erhiel­ten sie einen tie­fen Ein­blick in das Leben von Gregs Fami­lie und bemerk­ten etwas, das sie zutiefst berühr­te: Trotz allem Leid strahl­te Liz einen tie­fen Frie­den aus – einen Frie­den, den sie nicht erklä­ren konn­ten und noch nie erlebt hat­ten. Als Greg ihnen erklär­te, dass die­ser Frie­den von Gott kommt, began­nen eini­ge Nach­barn, Jesus nach­zu­fol­gen. Sie woll­ten auch zu dem Gott gehö­ren, der Frie­den schen­ken kann inmit­ten von gro­ßem Leid.

Das Zeug­nis die­ser Nach­barn ver­brei­te­te sich wie ein Lauf­feu­er. Heu­te fol­gen etwa 2.000 bis 3.000 Thai­län­der Jesus nach, weil sie berührt wur­den durch das Leben von Liz und Greg. Gott hat weder den Krebs ver­ur­sacht noch Freu­de am Leid von Gregs Fami­lie gehabt. Aber er nahm die­se dunk­le Situa­ti­on und brach­te in Zusam­men­ar­beit mit Gregs Fami­lie etwas Gutes dar­aus her­vor. Greg und Liz hiel­ten an ihrer Hoff­nung fest, war­fen ihr Ver­trau­en nicht weg und harr­ten aus – und Gott wirk­te durch ihre Treue auf kraft­vol­le Weise.

Fazit

Der Gott der Bibel ist der Gott, der aus Asche Schön­heit her­vor­bringt und Böses in Gutes ver­wan­delt. Die­se Gewiss­heit darf uns mit Hoff­nung erfül­len – selbst in Zei­ten des tiefs­ten Leids. Wenn wir uns auf ihn ver­las­sen, ihn suchen und ihm im Leid treu blei­ben, wird er frü­her oder spä­ter in Zusam­men­ar­beit mit uns etwas Gutes dar­aus ent­ste­hen las­sen. Manch­mal ist es ein lan­ger und schmerz­haf­ter Pro­zess, aber nie­mals ein sinn­lo­ser, wenn wir an Gott festhalten.

Auch wenn wir die Erfül­lung sei­ner Ver­hei­ßun­gen noch nicht sehen, kön­nen wir dar­auf ver­trau­en, dass Gott treu ist, am Ende alles gut machen wird und für Gerech­tig­keit sor­gen wird. Die Zeit in Got­tes Dun­kel­kam­mer mag schmerz­haft und her­aus­for­dernd sein, doch gera­de dort formt und berei­tet Gott uns vor – er schleift uns, damit wir das emp­fan­gen kön­nen, was er für uns bereit­hält. Wie ein guter Vater erzieht er uns und macht uns zu rei­fen Män­nern und Frau­en, die fähig sind, die­se Welt in sei­nem Sin­ne zu gestal­ten und zu ver­wal­ten. Gott ist treu und wir dür­fen uns auf ihn ver­las­sen – auch wenn die Erfül­lung sei­ner Ver­hei­ßung manch­mal spä­ter kommt, als wir es uns wünschen.

Bibliografie

New­man, B. M., & Nida, E. A. (1973). A hand­book on Paul’s let­ter to the Romans (pp. 165–167). New York: United Bible Societies.

Geschrieben von
Manuel Becker

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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2 Kommentare
  • Lie­ber Manuel,
    herz­li­chen Dank für die­sen sehr wert­vol­len Arti­kel. Wir suchen ger­ne schnel­le Erklä­run­gen und Lösun­gen, wenn das Leben anders läuft als geplant. Ich stim­me Dir zu, dass nicht alles auto­ma­tisch zum Bes­ten dient, son­dern auch mei­ne „Mit­ar­beit“ wich­tig ist. Dan­ke für den Hin­weis auf die Text­va­ri­an­te. Trotz­dem kann es Lebens­er­fah­run­gen und Zei­ten geben, in denen man so weit unten ist, dass selbst das Beten schwer­fällt. Mei­ne Erfah­rung zeigt, dass Gott uns selbst dann fest­hält, wenn wir ihn nicht mehr hal­ten kön­nen. Habe vor kur­zem eine Mit­schrift aus einem Kurs an der AWM ent­deckt. Da sag­te der Dozent zu Jak 5,7–8: „Glau­ben heißt, das Nicht­ein­grei­fen Got­tes zu erdul­den. Was sti­mu­liert die Geduld? Die escha­to­lo­gi­sche Moti­va­ti­on des Han­delns als Schlüs­sel zur Kon­flikt­be­wäl­tung“. Escha­to­lo­gie ist eben nicht nur ein Teil­be­reich der Dog­ma­tik, son­dern exis­ten­zi­ell, um hoff­nungs­voll und dank­bar leben zu können. 

    Wün­sche Dir viel Segen und freue mich auf wei­te­re Blog­bei­trä­ge von Dir.
    Vie­le Grüße

    • Lie­ber Ewald,

      herz­li­chen Dank für dei­nen ermu­ti­gen­den Kom­men­tar! Es freut mich sehr, dass dir der Arti­kel gehol­fen hat. Du hast völ­lig recht – es gibt Zei­ten, in denen uns das Leben so nie­der­drückt, dass selbst das Beten schwer­fällt. Ich stim­me dir ganz zu, dass selbst dann, Gott uns treu ist und in unse­rem Leben arbeitet.

      Ich stim­me dir eben­falls voll und ganz zu: Unse­re escha­to­lo­gi­sche Hoff­nung gibt uns die Kraft, auch in schwe­ren Zei­ten aus­zu­har­ren. Es ist das Wis­sen, dass Gott am Ende für Gerech­tig­keit sor­gen wird – für jeden Men­schen. Die­ses Wis­sen bewahrt uns davor, ange­sichts von Unge­rech­tig­keit und Leid zu ver­za­gen. Es schenkt uns Resi­li­enz, weil wir eine fes­te Hoff­nung haben: Am Ende wird Gott alles gut machen.

      Noch­mals dan­ke für dei­nen wert­vol­len Bei­trag. Ich wün­sche dir wei­ter­hin Got­tes rei­chen Segen!

      Vie­le Grüße
      Manuel

Geschrieben von Manuel Becker