Muss ich als Christ „blind“ an die Auferstehung glauben?
Ein Artikel zum Osterfest 2025
In der Stadt, in der ich wohne, gibt es ein besonderes Restaurant. Keine Angst, das ist keine Schleichwerbung. Das Besondere an diesem Restaurant ist, dass die Mahlzeiten in völliger Dunkelheit eingenommen werden. Außerdem sind alle Servicemitarbeiter blind oder haben zumindest eine enorme Sehschwäche. Der passende Name des Restaurants „Blinde Kuh“ leitet sich von einem Kinderspiel ab. Bei diesem Spiel werden einem Mitspieler die Augen verbunden. Dieser Spieler versucht dann, seine Mitspieler zu fangen, obwohl er sie nicht sehen kann.
Der Sinn dahinter? Ähnlich wie beim Kinderspiel erleben die Gäste in diesem Restaurant eine Mahlzeit ohne visuelle Reize. Das schärft die anderen Sinne und sensibilisiert für die Lebenswelt blinder Menschen. Überdies gibt es keine Speisekarte, man bekommt und isst, was auf den Tisch gestellt wird
Inhalt
Blinder Glaube an die Auferstehung?
- Kann es sein, dass es im christlichen Glauben gefühlt manchmal ganz ähnlich ist? Ich habe oft das Gefühl, alles blind glauben zu müssen und nichts hinterfragen zu dürfen. Das ist wie im Restaurant: Man darf sich nicht aussuchen, was auf den Tisch kommt, sondern muss es einfach schlucken. Provokant gefragt: Tischt die Kirche den Gläubigen nicht öfters Dinge oder Dogmen auf, die man zu kauen hat, obwohl man daran echt zu kauen hat?
Auch mir als Pastor passiert das oft, dass Menschen den Eindruck haben, das und das muss man glauben, wenn man Christ sein will. Das und das muss man glauben, auch wenn es für manche Gläubige gerade keinen Sinn macht oder sie auf der rational-intellektuellen Ebene damit zu kämpfen haben. Wie gehen wir mit Zweifeln um? Darf man in Ihrer Kirche zweifeln?
Nennen wir einige Beispiele:
- Die Welt wurde von Gott durch sein Wort in sechs 24-Stunden-Tagen erschaffen.
Darf man daran zweifeln? Warum spricht man von sechs Tagen, wenn das Licht erst am vierten Tag erschien? Hat Gott dieselbe Zeitrechnung wie wir? Sind naturwissenschaftliche Indizien (nicht Beweise!) für eine Evolution mit der Bibel vereinbar?
- Nach dem Tod gibt es zwei Ausgänge: Entweder wird man gerettet oder man geht verloren (bzw. hört auf zu existieren).
Ab wann bin ich gerettet? Wenn ich an Jesus glaube? Bis wann kann ich mich entscheiden? Was ist mit den besonderen Berichten über Nahtoderfahrungen?
- Jesus wurde durch einen geistgewirkten Akt von der Jungfrau Maria empfangen
Wie geschah das biologisch? War es eine natürliche Zeugung und Geburt? Wie ist Jesus ganz Mensch geworden, wenn er keinen leiblichen Vater hatte?
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- Und wohl eine der wichtigsten Fragen: Die leibliche Auferstehung Jesu Christi in Raum und Zeit? Muss ich das alles glauben? Ist christlicher Glaube also blinder Glaube? Ist der biblische Glaube ein blinder Glaube?
Glaube im Neuen Testament
Laut Hebräer 11, 1 wirkt es zumindest so:
Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert.
Hebräer 11,1
In diesem Artikel zu Ostern möchte ich mit Ihnen die Frage bearbeiten, was die Bibel den meint, wenn sie von Glauben redet. Und diese Frage möchten wir schließlich an einem der größten Wunder der Geschichte handfest machen: dem Osterereignis mit seinem Höhepunkt der Auferstehung von Jesus Christus.
Was ist biblischer Glaube wirklich?
Ist der Glaube etwas Vorgegebenes wie das Essen im Restaurant „Blinde Kuh“? Oder gibt es im Glauben zum Teil eine Speisekarte, wo jeder wählen kann, was er glauben will und was nicht? Ich denke, eine hilfreiche Einteilung wäre, den Glauben in einen objektiven und einen subjektiven Teil zu unterteilen.
Objektiver Glaube
Bestimmte Teile des christlichen Glaubens, der Dogmatik, der systematischen Theologie sind wie eine physikalische Größe: Sie stehen fest und ändern sich nicht in Raum und Zeit, unabhängig davon, was man davon glaubt oder nicht glaubt. Paulus schreibt Timotheus:
Den guten Kampf habe ich gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.
2.Timotheus 4,7
Es gibt offensichtlich einen Teil des Glaubens, der faktisch ist, der den Kern des Glaubens ausmacht. Paulus spricht immer wieder von DEM Glauben (vgl. Gal 5,1–10; 1 Joh 1,1–3; 2 Tim 3,14; Jud 1,3). Der Glaube erscheint hier als eine objektive Realität. Er ist fest und wahr, unabhängig davon, was wir glauben oder fühlen.
Dieser Teil des Glaubens ist wohl das Evangelium und die entsprechenden Dogmen. Oft wird dafür auch das Wort «heilsentscheidend» verwendet. Auch wenn ich mich frage, ob dieses Wort wirklich hilfreich ist, gibt es doch solche entscheidenden Aussagen. Einige Beispiele dafür:
- Gott ist gut (Ps 34,9; Ps 100,5; Nah 1,7; Mk 10,18; Jak 1,17 u.v.m.)
- Gott liebt alle Menschen (Jes 54,10; Hos 11,4; Joh 3,16; Röm 5,8; 1 Tim 2,4 u.v.m.)
- Gott hat diese Welt erschaffen (Gen 1,1; Ps 19,2; Jes 45,18; Joh 1,3; Kol 1,16)
- Gott schafft durch Jesus Christus Rettung (Jes 53,5–6; Jes 61,1; Dan 7,13–14; Mt 1,21; Mt 20,28; Joh 1,29; Joh 14,6; Apg 4,12; Röm 3,24–25; Röm 5,10; 2 Kor 5,19; Gal 4,4–5)
Dieser Teil des Glaubens ist nichts, was Sie oder ich anders denken oder fühlen.
Diese Inhalte sind nicht verhandelbar wie Naturgesetze. Man kann sie akzeptieren oder ablehnen, aber man ändert sie nicht.
Ich kann zum Beispiel glauben, dass es keine Schwerkraft gibt oder dass ich fliegen kann. Aber wenn ich von der Schaukel springe, werde ich trotzdem herunterfallen und mich verletzen.
Aber wie wird dieser objektive Glaube zu meinem Glauben? Ich kann doch nicht einfach alles glauben, was mir der Pfarrer in der Kirche erzählt, oder?
Subjektiver Glaube
Glaube hat auf der anderen Seite aber auch eher subjektive Anteile. Sie sind persönlich und individuell. Dabei unterscheide ich der Einfachheit halber in zwei Kategorien:
- Es gibt dort einen subjektiven Glauben, wo unterschiedliche Glaubensüberzeugungen vorherrschen. Man kennt das: Abendmahl- und Taufverständnis, die Frage nach der Rolle der Frau in der Gemeinde und in der Ehe, und viele weitere, nicht ganz klare Dogmen oder Ansichten der Bibel
- Die zweite Kategorie ist der individuelle Glaube, also was man nun persönlich übernimmt, wie man persönlich auf diesen objektiven Glauben reagiert. Auf diesen Aspekt möchte ich noch weiter eingehen.
Subjektiver Glaube reagiert auf eine Begegnung mit Gott oder auch auf das Lesen der Bibel. Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Raum und sehen einen Stuhl. Ohne lange zu überlegen, setzen Sie sich hin. Sie prüfen nicht die Stabilität der Beine, analysieren nicht das Material und rufen auch keinen Statiker. Sie vertrauen einfach darauf, dass dieser Stuhl Sie tragen wird.
Genau dieses Bild hilft, den christlichen Glauben zu verstehen.
Glaube im biblischen Sinn meint nicht in erster Linie, dass man für wahr hält, dass es Gott gibt – so wie man sagt: „Ich glaube, dass morgen die Sonne scheint.“ Glaube ist vielmehr ein tiefes Vertrauen. Es ist das Sich-Hinsetzen auf die Zusagen Gottes. So wie Sie sich auf den Stuhl setzen, weil Sie überzeugt sind, dass er hält. Biblischer Glaube bedeutet also nicht nur daran zu glauben, dass der Stuhl existiert, man muss sich auch hinsetzen.
Glaube und Vertrauen
Man kann einen Stuhl lange betrachten, über seine Konstruktion nachdenken, sich sogar mit anderen darüber austauschen. Doch erst, wenn man sich wirklich hinsetzt, wird aus der Theorie Vertrauen. So ist es auch mit Jesus Christus. Es geht nicht nur darum, über ihn zu sprechen, sondern sich ihm anzuvertrauen. Zu glauben, dass er Sie trägt – mit Ihrer Geschichte, Ihren Zweifeln, Ihrem Leben. Dass seine Zusagen gelten. Dass er rettet, stärkt, vergibt, führt.
Glaube bedeutet nicht: „Ich habe auf jede Frage eine Antwort.“ Glaube bedeutet auch nicht: Ich kann etwas zu 100 % beweisen. Das wäre ja dann auch eher faktisches Wissen und nicht Glauben. Glaube bedeutet vielmehr: „Ich habe genug Vertrauen, um mein Leben in Gottes Hände zu legen.“
Worauf setzen Sie sich – bildlich gesprochen – in Ihrem Leben? Und: Wer oder was trägt Sie wirklich? Vielleicht ist heute ein guter Moment, um nicht nur zu beobachten, sondern sich wirklich auf diesen tragenden Gott einzulassen.
Auf der anderen Seite wäre ein blinder (rein objektiver) Glaube, auf etwas zu hoffen, ohne ein einziges Indiz dafür zu sehen.
Biblischer Glaube ist mehr als das, es ist ein Vertrauen auf etwas setzen, weil wir guten Grund dazu haben.
Wir setzen uns nicht einfach irgendwo auf einen wackeligen Stuhl, der instabil aussieht und auf dem noch nie jemand gesessen hat. Wir setzen uns dann auf einen Stuhl, wenn schon viele Leute zuvor darauf gesessen haben, er einigermaßen stabil aussieht und wir ein rudimentäres Wissen von der Konstruktion dieses Stuhls haben.
Wie wir einmal mehr von Jesus lernen können
Um dies biblisch zu veranschaulichen, möchte ich Sie in eine spezielle Heilungsgeschichte im Markusevangelium hineinnehmen. In Markus 2,1–11 lesen wir von einem Mann, der gelähmt war. Seine Freunde – vielleicht war es eine Art Hauskreis oder eng verbundene Gemeinschaft – hörten, dass Jesus sich gerade in ihrer Stadt aufhielt. Für sie stand fest: Wenn jemand helfen kann, dann er. Also machten sie sich mit dem Gelähmten auf den Weg. Doch als sie beim Haus ankamen, war dort kein Durchkommen – alles war überfüllt. Die Menge versperrte den Eingang.
Was also tun? Sie gaben nicht auf. Stattdessen kletterten sie aufs Dach, deckten es kurzerhand ab und ließen ihren Freund auf einer Matte direkt vor Jesus herunter. Eine mutige, fast schon verzweifelte Aktion. Und doch: eine Tat voller Glauben.
Jesus sieht diesen Glauben – und handelt. Doch nicht so, wie man es vielleicht erwarten würde. Er sagt nicht zuerst: „Steh auf und geh!“ Stattdessen spricht er:
„Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ (V. 5)
Für die Umstehenden – insbesondere die Schriftgelehrten – war das ein Skandal. Denn jeder gläubige Jude wusste: Sünden vergeben, das kann nur Gott selbst! (siehe dazu (Ps 130,4; Jes 43,25; Jes 55,7; Lk 7,49). Und so fragen sie sich mit Recht: „Wie kann dieser Mensch das sagen? Das ist Gotteslästerung!“
Glaube und Verstand
Doch Jesus reagiert nicht mit einem Vorwurf oder mit einem Appell an blinden Glauben. Er fordert sie nicht auf, einfach ohne Anhaltspunkt zu vertrauen. Stattdessen greift er ihre Gedanken auf und stellt eine Gegenfrage: „Was ist leichter – Sünden zu vergeben oder zu sagen: Steh auf und geh?“ Und dann handelt er sichtbar und kraftvoll. Er heilt den Gelähmten. Vor aller Augen. Ein unübersehbares Wunder – ein greifbarer Beweis für seine göttliche Vollmacht. Jesus hätte sich auch mit Worten begnügen können. Doch er liefert ein Indiz.
Er zeigt: Der unsichtbare Akt – die Vergebung der Schuld – ist echt, weil der sichtbare Akt – die Heilung – es bestätigt.
Der Glaube der Freunde war vielleicht ein einfacher, kindlicher Glaube. Vielleicht hatten sie von anderen Wundern gehört oder sogar selbst erlebt, wie Jesus heilte. Doch sie hatten einen Grund zu glauben – und dieser Glaube wurde nicht enttäuscht.
Warum erzähle ich Ihnen das an Ostern?
Weil diese Geschichte zeigt: Jesus fordert nicht einen irrationalen, Glauben, der ohne Beweise bleibt. Er gibt Hinweise, liefert Indizien, greifbare Zeichen. Und so ist es auch mit dem Kern des christlichen Glaubens: mit der Auferstehung Jesu Christi.
Die Menschen damals glaubten nicht einfach nur, weil sie sich verzweifelt an irgendetwas klammern wollten. Sie glaubten, weil sie gute Gründe hatten. Sie sahen – mit eigenen Augen – dass das Grab leer war. Sie begegneten dem Auferstandenen. Sie erlebten, wie sich alles veränderte: ihr Denken, ihr Leben, ihr Gottesdienst, ihre Zukunft.
Glaube bedeutet also nicht, gegen den Verstand zu glauben. Glaube heißt: Sich mit gutem Grund auf etwas oder jemanden zu verlassen – weil man erlebt, erkannt, verstanden hat: Das trägt. Der trägt. Passend dazu zwei Zitate von großen Apologeten und Philosophen:
Glaube ist eine Antwort auf Beweise, nicht eine Freude über das Fehlen von Beweisen. – John Lennox
Der Glaube ist eine Kraft, in Übereinstimmung mit der Natur zu handeln und denken. Es ist ein Vertrauen in etwas, weil wir Indizien haben, dass dieses Etwas wahr ist. – J. P. Moreland
Indizien für die Auferstehung
Jesus ist nicht nur der, der damals einen Gelähmten heilte. Er ist auch heute der, der Schuld vergibt, der trägt, heilt, verändert – und auferweckt.
Ich werde Ihnen nun keine Indizien für die Auferstehung liefern. Falls Sie bis hierher gelesen haben, ist es sowieso wahrscheinlich, dass Sie diesem wichtigen Ereignis Glauben schenken. Ich werde Ihnen aber gerne zeigen, wie sie in Logos diese Indizien per Knopfdruck finden können.
Variante 1: Auferstehung via Faktenbuch erforschen

Variante 2: Via Überallsuche beginnen


Variante 3: Gezielte Ressourcen kaufen
Folgendes Werk von N.T. Wright lohnt sich sehr! Dort listet N.T. Wright alle Auferstehungsberichte innerhalb und ausserhalb der Bibel auf und zeigt, wie einzigartig die Geschichte von Jesus ist!
Zudem ist der christliche Philosoph Gary Habermas ein Spezialist auf dem Gebiet der Auferstehung. Er hat dafür ein kleineres Werk verfasst, welches auf dem aktuellsten Stand der Debatte ist. Zudem ist er an einem 4000(!)-seitigen Band dran, von dem 2 von vier Teilen bereits bei Logos erschienen sind.
Falls Ihnen englischsprachige Literatur Mühe macht, schafft Logos das KI-Übersetzungstool von DeepL und Google Translate in Logos Abhilfe.
Zum Schluss: Das größte Indiz für die Auferstehung
Am Schluss des Tages kann man ganz lange nach Indizien und Beweisen für die Auferstehung suchen. Doch für mich ist ein Indiz so ausschlaggebend, welches mir nicht genommen werden kann, auch und gerade weil es nicht rational erfassbar ist:
Ich kann mit dem auferstandenen Herrn in eine Beziehung treten.
- Glaube ist kein Buch, das man jemandem einfach in den Briefkasten legen, verschenken oder gar verkaufen kann. Es geht nicht um Wissen allein – es geht um Vertrauen. Um ein Kennenlernen. Um Begegnung. Wir glauben an die Auferstehung, weil wir Jesus persönlich kennenlernen können – nicht wie einen Promi aus den Medien, sondern wie einen Freund: Jemanden, mit dem wir reden, der antwortet, der stärkt, der begleitet. Und genau darin liegt eines der stärksten Indizien für die Echtheit des Glaubens:
Ich habe mit Jesus gesprochen.
Ich habe erlebt, wie er tröstet.
Ich wurde getragen, als ich am Ende war. - Ich habe Richtung bekommen, als ich nicht mehr wusste, wohin.
Wenn Jesus wirklich lebt – dann ist er auch heute hier. Und er lädt auch Sie ein. Vielleicht ist Ostern genau der Moment, um Ihre Beziehung zu ihm neu zu beleben.
Was möchten Sie in Ihrem Glaubensleben zum Leben erwecken? Ihre stille Zeit? Ihre Gebete? Ihre Nähe zu Gott? Nehmen Sie sich einen Moment. Und vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich im Gebet oder Lobpreis neu auszurichten.