Sabbat: Die vergessene Theologie einer heiligen Erholung

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Stän­dig unter Druck, stän­dig in Eile – in einer Welt, die nie­mals zur Ruhe kommt, kämp­fen vie­le von uns mit den Fol­gen von Stress und Über­for­de­rung. Der Sab­bat ist Got­tes Geschenk an uns, das uns hilft, dem Teu­fels­kreis zu ent­kom­men. Die­ser Arti­kel erklärt, was der Sab­bat ist und wie er unser Leben neu berei­chern kann.

Unsere Hektik tötet uns

Wenn der Teu­fel dich nicht zur Sün­de ver­lei­ten kann, dann wird er dich mit Auf­ga­ben über­schüt­ten, die dich von dem ablen­ken, wofür du wirk­lich bestimmt bist.

Die­se Aus­sa­ge könn­te nicht aktu­el­ler sein. In unse­rer Welt, die uns stän­dig for­dert und nie zur Ruhe kom­men lässt, sind wir oft zu beschäf­tigt, um ein emo­tio­nal gesun­des Leben zu füh­ren. John Ort­berg frag­te ein­mal Dal­las Wil­lard: „Was muss ich tun, um die Per­son zu wer­den, die ich sein möch­te?“ Wil­lards Ant­wort war ein­fach, aber tiefgründig:

Du musst radi­kal die Eile aus dei­nem Leben eliminieren.

Was ist das Problem mit einem schnelllebigen Leben?

Ein schnell­le­bi­ges Leben führt dazu, dass wir kei­ne Zeit für tief­ge­hen­de Bezie­hun­gen, Selbst­für­sor­ge oder Erho­lung haben, was zu emo­tio­na­ler Insta­bi­li­tät und Erschöp­fung führt. Chro­ni­scher Stress kann vie­le gesund­heit­li­che Pro­ble­me ver­ur­sa­chen, von Schlaf­stö­run­gen bis zu Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen. Eile lässt kei­ne Zeit für nöti­ge Refle­xi­on, die kon­ti­nu­ier­li­che Anspan­nung macht uns schnel­ler reiz­bar und gibt uns per­ma­nent das Gefühl, unse­re Zeit zu ver­schwen­den, wenn wir Din­ge tun, die nicht auf unse­rer To-do-Lis­te sind.

Unzäh­li­ge Men­schen het­zen so sehr durch das Leben, dass sie das Wich­tigs­te aus dem Blick ver­lie­ren. Schnell sind wir zu beschäf­tigt, um den wich­tigs­ten Befehl zu befol­gen – ein­an­der zu lieben.

Wir glau­ben, dass wir kei­ne Zeit für inten­si­ve Zei­ten mit Gott und Bibel­stu­di­um haben, weil unse­re To-do-Lis­te end­los ist. Eltern fin­den kei­ne Ruhe, um mit ihren Kin­dern zu spie­len. Ehe­part­ner schaf­fen es nicht, ein wöchent­li­ches Date zu haben. Wo per­ma­nen­ter Stress herrscht, bleibt kei­ne Zeit für Lie­be, denn Lie­be wächst nur, wenn wir uns Zeit dafür neh­men. Stress und Eile töten uns inner­lich und ver­hin­dern, dass wir das Leben in Fül­le leben, das Gott für uns vor­ge­se­hen hat.

Gottes Lösung für unser Stressproblem

Gott hat uns bereits eine Lösung für unser Stress­pro­blem gege­ben, doch lei­der wird sie in vie­len christ­li­chen Krei­sen oft über­se­hen. Der Sab­bat, ein The­ma, das in der Bibel als sehr wich­tig betrach­tet wird, wird heu­te von vie­len Chris­ten igno­riert. Oft wird er als Teil des Geset­zes abge­tan, das wir durch Jesus hin­ter uns gelas­sen haben. Dabei über­se­hen wir, dass vie­le von Got­tes Gebo­ten nicht dazu da sind, uns zu „kon­trol­lie­ren“, son­dern uns zu hel­fen und tief­grei­fen­de Pro­ble­me in unse­rem Leben zu lösen.

Die Wie­der­ent­de­ckung des Sab­bats ist heu­te rele­van­ter denn je. Zu ver­ste­hen, war­um Gott uns die­sen Ruhe­tag ver­ord­net hat, kann, medi­zi­nisch gese­hen, buch­stäb­lich über Leben und Tod ent­schei­den. Der Sab­bat kann uns vor unnö­ti­gem Leid bewah­ren und uns hel­fen, unse­re wich­tigs­ten Bezie­hun­gen zu stär­ken – zu Gott, zu uns selbst und zu den Men­schen in unse­rem Leben. Der Sab­bat ist für uns ein Schlüs­sel, um ein erfüll­tes Leben zu füh­ren. In die­sem Arti­kel wer­de ich beleuch­ten, was der Sab­bat bedeu­tet und wie wir die­sen gött­li­chen Rhyth­mus in unse­rem Leben wie­der­ent­de­cken kön­nen, um tie­fe­ren Frie­den und Erfül­lung zu finden.

Was ist der Sabbat?

Der Sabbat in 1. Mose 2: Der Ursprung des heiligen Ruhetages

In der Bibel steht die Zahl 7 für Ganz­heit und Voll­stän­dig­keit. In Gene­sis 1 fin­den wir eine Welt im Cha­os, und Gott ord­net sie und eta­bliert sei­nen Frie­den (Shalom). An jedem der ers­ten sechs Tage heißt es: „Es wur­de Abend und es wur­de Mor­gen.“ Doch dann kommt der sieb­te Tag. An die­sem Tag „ruht“ Gott (1. Mose 2,2). Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass Gott nicht ruh­te, weil er erschöpft war. Das hebräi­sche Wort für „ruhen“ (šab­bāt) in die­sem Kon­text bedeu­tet eher „auf­hö­ren“ (THAT). Gott hör­te auf zu arbei­ten, weil er das Werk voll­endet hat­te, das er sich vor­ge­nom­men hat­te. Er hat­te alles geschaf­fen, was er woll­te, und nun woll­te er sich über sei­ne Schöp­fung freu­en und sie genießen.

Was die­sen sieb­ten Tag beson­ders macht, ist, dass er kei­nen Abschluss­mar­ker wie die ande­ren Tage trägt. Dies ist ein Hin­weis dar­auf, dass die­ser Tag eigent­lich nicht enden soll­te. Der sieb­te Tag soll­te ein fort­wäh­ren­der Zustand sein – ein Zustand des Fei­erns und der Freu­de an Got­tes voll­ende­ter Schöp­fung. Denn Gott hat uns Men­schen dazu geschaf­fen, in Gemein­schaft mit ihm zu leben. In sei­ner guten Schöp­fung sol­len wir gemein­sam mit ihm regie­ren und die­se Welt kul­ti­vie­ren, indem wir Gesell­schaf­ten auf­bau­en, in denen sein Shalom herrscht und alle Men­schen gut leben können.

Was wird in der Bibel zuerst als heilig bezeichnet?

Der sieb­te Tag ist der Höhe­punkt der Schöp­fung. Der Sab­bat war der ers­te „hei­li­ge“ Moment in der Bibel – die ers­te Sache, die in der Bibel als „kado­sh“ (hei­lig) bezeich­net wird. Die zwei­te hei­li­ge Sache sind die Men­schen (Isra­el), und erst an drit­ter Stel­le kom­men Orte. Der Rab­bi Abra­ham Joshua Heschel beschreibt es so:

Die Sab­ba­te sind unse­re gro­ßen Kathedralen.“

In 1. Mose 1–2 seg­net Gott drei Din­ge: den Men­schen, die Tie­re und den Sab­bat. Alle drei sind lebens­spen­dend. Denn der Sab­bat ist nicht nur ein Tag der Ruhe, son­dern ein lebens­spen­den­der Tag, der uns in die Fül­le Got­tes zurück­führt und uns hilft, in Har­mo­nie mit ihm und sei­ner Schöp­fung zu leben.

Doch lei­der wen­den wir uns kon­ti­nu­ier­lich von Gott und sei­nem Wil­len ab, und so leben wir nicht in die­ser Welt, regiert von Got­tes Shalom. Statt­des­sen erle­ben wir eine Welt, die von Leid, Unge­rech­tig­keit, Bösem und Schmerz geprägt ist.

Der Sabbat im AT: Ein Geschenk inmitten von Leid

Das nächs­te Mal wird der Sab­bat wäh­rend der Wan­de­rung des Vol­kes Isra­el durch die Wüs­te. Hier ord­net Gott den Israe­li­ten an, den Sab­bat zu fei­ern (2. Mose 16,23). Er sieht das Leid sei­nes Vol­kes, das vie­le Jah­re in der Skla­ve­rei ver­bracht hat, und erkennt, dass das Den­ken der Israe­li­ten noch von der Welt und der Erfah­rung der Unter­drü­ckung geprägt ist.

Ihr Ver­trau­en auf Gott ist noch wan­kel­mü­tig, und sobald Schwie­rig­kei­ten auf­tre­ten, begin­nen sie zu rebel­lie­ren. In die­ser Situa­ti­on, ord­net Gott den Sab­bat an – ein Tag, um sich dar­an zu erin­nern, dass Gott eines Tages alles wie­der gut machen wird, sei­ne Schöp­fung wie­der­her­stel­len und das Leid been­den wird. Der Sab­bat soll den Israe­li­ten hel­fen, ihre Gedan­ken auf Gott aus­zu­rich­ten, sich an sein Ver­spre­chen zu erin­nern, dass er für Gerech­tig­keit sor­gen wird, und auf­zu­at­men inmit­ten des Leids. Der Sab­bat ist ein Geschenk von Gott an uns, einen klei­nen Vor­ge­schmack auf die zukünf­ti­ge Welt Got­tes, in der er alles wie­der in Ord­nung brin­gen wird.

Sabbat – es geht um Leben und Tod

Weil der Sab­bat so wich­tig ist, wird er von Gott auch in die Zehn Gebo­te auf­ge­nom­men. Hier wird der Sab­bat klar als ein Tag defi­niert, an dem wir unse­re Arbeit ruhen las­sen sol­len, und die Begrün­dung dafür liegt dar­in, dass auch Gott am sieb­ten Tag geruht hat (1. Mose 2,3). Die­ser Befehl zur Ruhe ist nicht nur eine Ein­la­dung zur phy­si­schen Erho­lung, son­dern eine Erin­ne­rung an Got­tes Absicht, die­se Welt in Zusam­men­ar­beit mit uns auf­blü­hen zu lassen.

In 2. Mose 31,13 wird der Sab­bat als ein Zei­chen des Bun­des zwi­schen Gott und Isra­el bezeich­net. Der Sab­bat wird als Mar­ken­zei­chen der beson­de­ren Bezie­hung zwi­schen Gott und sei­nem Volk betrach­tet. Durch das Ein­hal­ten des Sab­bats zei­gen die Israe­li­ten, dass sie zu Gott gehö­ren. Der Sab­bat ist ein ewi­ges Gebot für das Volk Isra­el (2. Mose 31,17), mit erns­ten Kon­se­quen­zen (Tod!) für die­je­ni­gen, die es miss­ach­ten (2. Mose 31,15). Die Fra­ge, die sich uns heu­te stellt, ist jedoch, war­um wir als Chris­ten das Gefühl haben, den Sab­bat igno­rie­ren zu kön­nen, wenn er doch im Alten Tes­ta­ment eine solch zen­tra­le Rol­le spielt. Die­se Fra­ge wer­de ich spä­ter noch ein­mal aufgreifen.

Zusam­men­ge­fasst: Der Sab­bat wur­de von Gott sei­nem Volk als ein Geschenk gege­ben, um inmit­ten der Her­aus­for­de­run­gen die­ser Welt zu über­le­ben und zu gedei­hen. Der Sab­bat soll uns hel­fen, uns auf das zukünf­ti­ge, voll­kom­me­ne Reich Got­tes aus­zu­rich­ten, wäh­rend wir noch mit­ten im Leid die­ser Welt ste­cken. Der Sab­bat ist ein Mar­ken­zei­chen der Kin­der Got­tes. Es ist ein Tag der Ruhe, des Auf­at­mens und der Wie­der­her­stel­lung, den wir immer wie­der neu benötigen.

Jesus und der Sabbat: Rückkehr zum ursprünglichen Sinn des Ruhetages

Das Alte Tes­ta­ment ist frus­trie­rend vage, was man am Sab­bat tun oder las­sen soll. Die­se Unklar­heit führ­te dazu, dass die jüdi­schen Rab­bi­ner sehr stren­ge Regeln und Vor­schrif­ten ent­wi­ckel­ten, um zu ver­hin­dern, dass jemand ver­se­hent­lich sün­digt. Die­se Regeln waren so detail­liert und rigi­de, dass der Sab­bat mehr zu einer Last als zu einem Fest des Lebens wur­de. Anstatt ein Geschenk zu sein, ver­wan­del­te sich der Sab­bat in ein wei­te­res reli­giö­ses Ritu­al, das vor allem durch das Ein­hal­ten von Vor­schrif­ten defi­niert war.

Jesus brach wie­der­holt die­se stren­gen Sab­bat-Regeln, was die Pha­ri­sä­er zor­nig mach­te. Doch Jesus stell­te klar, dass der Sab­bat nicht dazu da ist, den Men­schen zu belas­ten, son­dern um dem Men­schen zu die­nen. In Mar­kus 2,27 sag­te er:

Der Sab­bat ist um des Men­schen wil­len gemacht wor­den, und nicht der Mensch um des Sab­bats willen.“

Mit die­ser Aus­sa­ge mach­te Jesus deut­lich, dass der Sab­bat nicht als ein star­rer, gesetz­li­cher Zwang ver­stan­den wer­den darf. Er ist ein Geschenk Got­tes an den Men­schen, das ihm hel­fen soll, sich zu erho­len und heil zu wer­den. Jesus mach­te deut­lich, dass es im Sab­bat um die Befrei­ung von Leid und das Wie­der­her­stel­len von Men­schen geht (Lukas 13,14–16; Mar­kus 3,1–6), nicht um das Ein­hal­ten von star­ren Regeln. Der Sab­bat soll den Men­schen nicht fes­seln, son­dern ihm hel­fen, heil zu wer­den, er ist für das Wohl der Men­schen gedacht.

Wenn der Sab­bat zu einer Last wird, haben wir sein wah­res Wesen miss­ver­stan­den. Der Sab­bat ist nicht nur eine gesetz­li­che Vor­schrift, son­dern eine Ein­la­dung, uns von Gott erfri­schen und hei­len zu las­sen. Jesus erin­ner­te uns dar­an, dass es an die­sem Tag dar­um geht, Men­schen zu lie­ben, wie­der­her­zu­stel­len und Hoff­nung zu schen­ken, beson­ders inmit­ten von Leid und Not. Jesus hat den Sab­bat nicht abge­schafft, son­dern neu gezeigt, wie er als ein Geschenk und eine Quel­le des Lebens für uns wir­ken kann.

Paulus: Freiheit statt Regeln

Im Alten Tes­ta­ment wur­de der Sab­bat als kla­res ewi­ges Gebot gege­ben, und wer es brach, soll­te getö­tet wer­den (2. Mose 31,14). Der Sab­bat war eine erns­te Sache, die tief mit dem Gehor­sam gegen­über Got­tes Gebo­ten ver­bun­den war. Vie­le Chris­ten heu­te igno­rie­ren jedoch den Sab­bat und argu­men­tie­ren, dass die­ser Teil des Geset­zes ist und wir durch Jesus von die­sem Gesetz befreit sind. Sie zitie­ren in die­sem Zusam­men­hang zum Bei­spiel Pau­lus, der in Kolos­ser 2,16 (NLB) sagt:

Lasst euch des­halb von nie­man­dem ver­ur­tei­len, nur weil ihr bestimm­te Din­ge esst oder trinkt oder weil ihr bestimm­te Fei­er­ta­ge, reli­giö­se Fes­te oder Sab­ba­te hal­tet oder nicht haltet.“

Pau­lus scheint hier einen Frei­brief zu ertei­len, dass wir nicht län­ger an das Sab­bat-Gesetz gebun­den sind. Und das ist auch wahr – durch Jesus sind wir vom Gesetz befreit. Aber den Sab­bat ein­fach zu igno­rie­ren zeigt, dass wir nicht wirk­lich ver­stan­den haben, wor­um es geht. Men­schen, die sich von den Sab­bat-Regeln befrei­en wol­len, den­ken oft an den Pha­ri­sä­er-Sab­bat, der mit unzäh­li­gen Regeln und Bestim­mun­gen ver­knüpft war und des­halb eine Last war.

Der Sab­bat, den Gott jedoch ursprüng­lich eta­bliert hat, ist ein Geschenk des Lebens. Er wur­de nicht dazu gege­ben, uns zu belas­ten, son­dern um uns zu erfri­schen und zu stär­ken. In einer Welt, die von Stress und Hek­tik geprägt ist, brau­chen wir die­sen Tag, um auf­zu­tan­ken. Der Sab­bat ist Got­tes Geschenk, um uns vor einem Burn-out zu bewah­ren und uns vor der Last der Welt zu schüt­zen. Wenn unser Leben von Leid und Ver­zweif­lung geprägt ist, gibt uns der Sab­bat neue Hoff­nung, indem er uns dar­an erin­nert, dass Gott am Ende alles gut machen wird.

Den Sab­bat zu igno­rie­ren, ist ver­gleich­bar mit dem Weg­wer­fen von Medi­zin, die uns vor einer töd­li­chen Krank­heit hei­len könn­te. Ja, wir haben die Frei­heit, dies zu tun. Es ist kei­ne Sün­de. Aber wir soll­ten unse­re Frei­heit in Chris­tus nicht miss­brau­chen, um das abzu­leh­nen, was gut für uns ist. Den Sab­bat zu miss­ach­ten bedeu­tet, uns selbst zu scha­den und Got­tes wert­vol­les Geschenk abzulehnen.

Der Sabbat im Judentum: Übersicht über eine jüdische Sabbatfeier

Juden fei­ern bis heu­te den Sab­bat. Mar­va Dawn (1989:11–12) gibt ein Bei­spiel dafür, wie so eine jüdi­sche Sab­bat­fei­er aus­se­hen kann:

  1. Das Ent­zün­den von zwei Ker­zen, um „Beob­ach­ten“ und „Geden­ken“ darzustellen.
  2. Das Kab­ba­lat Shab­bat, ein uralter Abend­got­tes­dienst mit ein­lei­ten­den Psal­men und dem Den­ken an Gott als Schöpfer.
  3. Der Segen für die Kinder.
  4. Das Sin­gen von „Frie­den sei mit euch“ – eine Begrü­ßung der Engel.
  5. Der Segen des Ehe­man­nes für sei­ne Frau mit Wor­ten aus Sprü­che 31:10–31.
  6. Der Segen des Weins mit dem Kid­dusch, einem Gebet zur Hei­li­gung des Sabbats.
  7. Das ritu­el­le Hän­de­wa­schen und dann der Segen für die Chal­lot, ein tra­di­tio­nel­les gefloch­te­nes Brot.
  8. Das Essen und Genie­ßen der Mahl­zeit mit viel Lachen und Gesang.
  9. Der Dank, wenn die Mahl­zeit been­det ist; der offi­zi­el­le Abschluss basie­rend auf 5. Mose 8:10.
  10. Der Rest des Abends wird mit Gesprä­chen mit Fami­lie und Freun­den sowie mit dem Stu­di­um der Tora (Got­tes Anwei­sun­gen oder Gesetz) verbracht.

Im jüdi­schen Den­ken wird der Sab­bat geliebt wie eine Braut oder eine Köni­gin (Dawn 1989:xv). Tief in unse­rem Inne­ren seh­nen wir uns nach Got­tes Frie­den und tie­fer Erfül­lung. Unse­re Kul­tur bie­tet vie­le Ersatz­lö­sun­gen an, um die­ses Ver­lan­gen zu stil­len. Doch nur die hei­li­ge Zeit, in der wir die Gegen­wart Got­tes erfah­ren, kann unse­re Lee­re fül­len. Der Sab­bat bringt Frie­den und Freu­de in unser Leben. Eines der Gebe­te, wel­ches beim Ent­zün­den der Ker­zen gebe­tet wer­den kann, lautet:

Geseg­net bist Du, Herr, unser Gott, König der Welt, der uns durch Dei­ne Gebo­te gehei­ligt hat und uns befiehlt, das Sab­bat­licht zu ent­zün­den. Möge das Sab­bat­licht, das unser Heim erleuch­tet, Frie­den und Glück in unser Zuhau­se brin­gen.“ (Dawn 1989:xvii)

Eine Sab­bat­fei­er wie die­se ist vol­ler Schön­heit. Sie bie­tet eine Gele­gen­heit, Bezie­hun­gen zu ver­tie­fen, ein­an­der zu seg­nen und sich an Gott sowie sei­ne Ver­hei­ßun­gen zu erin­nern. Dabei wer­den wir an unse­re Rol­le in die­ser Welt erin­nert. Der Sab­bat ist eine Quel­le der Hoff­nung, des Frie­dens und der Freu­de – eine wah­re Quel­le des Lebens.

Vorschläge für die praktische Umsetzung des Sabbat

Vor­be­rei­tung auf den Sab­bat: In der jüdi­schen Tra­di­ti­on wird der Sab­bat, will­kom­men gehei­ßen, indem das Haus gerei­nigt und die spe­zi­el­len Sab­bat­mahl­zei­ten vor­be­rei­tet wer­den, sodass am Fest­tag kein Kochen mehr not­wen­dig ist. Die­se Vor­be­rei­tung hilft, den Sab­bat als hei­li­gen Moment zu erle­ben, frei von Ablen­kun­gen und Auf­ga­ben. (Dawn, 14)

Nach­den­ken: Wäh­rend des Sab­bats kön­nen wir über die gro­ße Hoff­nung nach­den­ken, dass Gott alles wie­der gut machen wird und Gerech­tig­keit brin­gen wird. Er wird „alle Trä­nen abwi­schen“ (Offen­ba­rung 21,4). Die­se Ver­hei­ßung ist das Evan­ge­li­um – die christ­li­che Hoff­nung. Wäh­rend des Sab­bats kön­nen wir über unse­re Rol­le in die­sem Plan nach­den­ken und uns dar­an erin­nern, dass wir Teil von Got­tes gro­ßem Werk sind.

Kei­ne Regeln, son­dern Frei­heit: Es geht nicht dar­um, all­ge­mein­gül­ti­ge Regeln fest­zu­le­gen. Viel­mehr brau­chen wir Frei­heit und Indi­vi­dua­li­tät, um den Sab­bat auf eine Wei­se zu gestal­ten, die für uns per­sön­lich erfri­schend und hei­lend ist. Jeder soll­te für sich selbst her­aus­fin­den, was ihm gut tut und was ihm hilft, in Got­tes Ruhe einzutreten.

Beson­de­re Fei­er: Man kann eine beson­de­re Fei­er gestal­ten, z. B. wie oben beschrie­ben, oder auch einen ande­ren Weg fin­den, der leben­dig und bedeu­tungs­voll ist. Ideen für eine beson­de­re Sab­bat­fei­er kön­nen das Ent­zün­den von Ker­zen, das bewuss­te Gespräch am Tisch, der Segen für Kin­der und Ehe­part­ner sowie eine Refle­xi­on über die Woche beinhal­ten. Die­se Refle­xi­on kann ein Gespräch über das beinhal­ten, was die Teil­neh­men­den über Gott gelernt haben, von ihm gehört und über ihn gelernt haben. Solch eine Fei­er ist eine regel­mä­ßi­ge Erin­ne­rung dar­an, dass Gott real und aktiv in unse­rer Mit­te ist.

Wie man ent­schei­det, was man am Sab­bat tut: Wenn ich den Sab­bat feie­re, stel­le ich mir die Fra­ge: Ist das lebens­spen­dend für mich? Ist das Gott wohl­ge­fäl­lig? Wenn bei­de Fra­gen mit „Ja“ beant­wor­tet wer­den kön­nen, freue ich mich dar­auf. Wenn nicht, las­se ich es bis zum nächs­ten Tag ruhen. Der Sab­bat ist ein Tag zum Ruhen und zum Anbe­ten – das ist alles.

Fazit

Dan Allen­der (2010) ein The­ra­peut und Pro­fes­sor für bera­ten­de Psy­cho­lo­gie, fasst den Sab­bat mit fol­gen­den Wor­ten zusammen:

Der Sab­bat ist eine Ein­la­dung zur tie­fen Freu­de. Der Sab­bat, wenn er so erlebt wird, wie Gott ihn beab­sich­tigt hat, ist der bes­te Tag unse­res Lebens. Ohne Fra­ge oder Zwei­fel ist er der bes­te Tag der Woche. Es ist der Tag, den wir am Mitt­woch, Don­ners­tag und Frei­tag erwar­ten – und der Tag, an den wir uns am Sonn­tag, Mon­tag und Diens­tag erin­nern. Der Sab­bat ist die hei­li­ge Zeit, in der wir schlem­men, spie­len, tan­zen, Sex haben, sin­gen, beten, lachen, Geschich­ten erzäh­len, lesen, malen, spa­zie­ren gehen und die Schöp­fung in ihrer Fül­le beobachten.“

Der Sab­bat ist ein Tag um Got­tes zukünf­ti­ges Reich schon im Jetzt und Hier zu erle­ben. Ein Tag, der uns dar­an erin­nert, wofür wir geschaf­fen sind. Es ist ein Tag der Ruhe und der Frei­heit von der Arbeit. Ein Tag, um erfrischt zu wer­den. Es ist ein Tag, um das Leben zu genießen.

Bibliografie

Dawn, Mar­va J. 1989. Kee­ping the Sab­bath Whol­ly: Cea­sing, Res­t­ing, Embra­cing, Feasting.

Allen­der, Dan. 2010. Sab­bath: The Anci­ent Prac­ti­ces.

Geschrieben von
Manuel Becker

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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