Heilige Drei Könige” – 10 Entdeckungen zur unbekannten Weihnachtsgeschichte

Von Simon Rühl

Matthäusevangelium, Weihnachten
Januar 6, 2021

Die eine oder ande­re Weih­nachts­de­ko ist sicher­lich schon wie­der in einer Kis­te ver­staut. Aber eine Geschich­te fehlt noch: “Hei­li­ge drei Köni­ge”. Es ist gut, dass wir zu Beginn des neu­en Jah­res einen wei­te­ren Tag Weih­nach­ten fei­ern. Und Mat­thä­us gibt uns in sei­nem zwei­ten Kapi­tel eine unglaub­lich schö­ne und etwas ande­re Per­spek­ti­ve auf das Kom­men des ewi­gen Königs. 

Als Anre­gung zum Nach­den­ken und Nach­fei­ern gibt es von uns 10 Ent­de­ckun­gen für Kopf und Herz. 

Die Geschichte „Heilige Drei Könige” neu entdecken

1) Die Drei heiligen Könige waren weder drei, noch heilige, noch Könige 

Natür­lich könn­ten es drei Män­ner gewe­sen sein oder aber auch 12 (wie in öst­li­chen Kir­chen ange­nom­men wird). Die Bibel erwähnt aller­dings nur, dass sie mit drei Geschen­ken anreis­ten. Von drei Män­nern auf Kame­len zu berich­ten scha­det der Aus­sa­ge auf den ers­ten Blick nicht. Aber viel­leicht ver­nied­licht es den hohen Sta­tus der uni­ver­si­tä­ren Éli­te, die dort anreisten. 

Mat­thä­us nennt sie “Magoi”. Eine schnel­le Wort­stu­die zeigt: Sowohl im NT als auch im AT sind hier könig­li­che Bera­ter gemeint (s. Dani­el 2) oder auch okkul­te Zau­be­rer (Apg 13). Im per­si­schen Reich waren magoi ange­se­he­ne Astro­lo­gen, Phi­lo­so­phen und Pries­ter, die den König bei Ent­schei­dun­gen bera­tend zur Sei­te standen.

Hei­li­ge waren sie also in gewis­sem Sin­ne, weil sie zur reli­giö­sen Ober­schicht gehör­ten und zumin­dest könig­lich, weil sie zu den könig­li­chen Bera­tern gehör­ten. Wahr­schein­li­cher ist aber, dass sie des­we­gen Hei­li­ge genannt wer­den, weil sie die ers­ten Hei­den waren, die Jesus als König anbeteten.

Woher die Magoi kamen wird dis­ku­tiert. Die bekann­tes­ten drei Optio­nen sind in Logos auf die­ser Kar­te zusammengefasst.

Die Route der "Heiligen Drei Könige"

2) Die Magoi und Hirten haben sich (wahrscheinlich) nie getroffen.

Es gibt min­des­tens zwei Hin­wei­se im Text, dass Jesus zur Zeit des Besuchs deut­lich älter war. Ein Rechts­klick auf das jewei­li­ge Wort im Text zeigt: Lukas bezeich­net Jesus expli­zit als “Baby” (βρέφος), Mat­thä­us bezeich­net ihn als παιδίον (Klein­kind). Außer­dem lässt Hero­des alle Kin­der bis zu zwei Jah­ren töten, weil er nach­ge­fragt hat­te, “wann der Stern erschie­nen sei” (Mt 2,7). 

Die Hir­ten und die Magoi haben aber eins gemein­sam: bei­de waren auf sehr unter­schied­li­che Wei­se höchst unwür­di­ge Gäs­te für den mensch­ge­wor­de­nen, hei­li­gen Gott.

3) Herodes war in Krisenstimmung, bevor die Magoi ankamen.

Jesus war nicht das ers­te Opfer von Hero­des’ para­no­ider Macht­gier. Um die Thron­nach­fol­ge nach eige­nen Vor­stel­lun­gen zu gestal­ten töte­te er dut­zen­de Per­so­nen, sogar sei­ne eige­ne Frau und sei­nen ältes­ten Sohn (s. Lexi­kon zur Bibel, S. 513). Die­se Kon­troll­sucht und die Aus­sicht auf sei­nen bal­di­gen Tod durch eine Krank­heit machen sei­ne Reak­ti­on ver­ständ­li­cher und gleich­zei­tig abscheulicher. 

Als die Magoi am Palast ein­tra­fen erreg­te das Auf­se­hen. Hohe könig­li­che Beam­te kamen nicht als drei ein­sa­me Män­ner auf Kame­len an die Hin­ter­tür, son­dern park­ten mit einer grö­ße­ren Kara­wa­ne vor den Haupt­to­ren des Palas­tes. Das Ereig­nis wur­de jeden­falls sofort in ganz Jeru­sa­lem bekannt (Vers 3) und der Schre­cken des Vol­kes über einen wei­te­ren Thron-Mit­be­wer­ber ist sehr verständlich. 

4) Der Umweg über die Bibel

War­um führt Gott die Wei­sen aber nicht direkt zu Jesus? War­um der Umweg? Die Wei­sen las­sen sich nicht auf­hal­ten. Sie las­sen sich von Gott wei­ter­füh­ren. Zuerst per Stern zur Bibel und dann wei­ter per Stern. Sie wer­den nicht müde, bis sie ihre Knie vor dem Mes­si­as beu­gen können. 

Es gibt vie­le Berich­te von Mus­li­men, die von Jesus träu­men aber sich Ihm erst wirk­lich anver­trau­en, wenn sie Ihn durch die Berich­te der Bibel ken­nen­ler­nen. Für uns scheint es ein Umweg zu sein, aber Gott unter­streicht immer wie­der die Über­zeu­gungs­kraft sei­nes Wortes. 

5) Warum Matthäus diese Geschichte erzählt – und Lukas nicht

Jeder Evan­ge­list prä­sen­tiert Jesus mit einer beson­de­ren Per­spek­ti­ve. Lukas stellt Jesus als den Men­schensohn vor, der auf Augen­hö­he kommt und der die Unbe­deu­ten­den im Blick hat (Maria, Hir­ten, Sime­on und Han­na). Mat­thä­us betont die könig­li­che Rol­le des Mes­si­as: Er ist “Davids Sohn” (Mat 1,1.20) und wird von bedeu­ten­den Magoi besucht und beschenkt. Die­ses Motiv zieht sich durch bis zum Fina­le: “Mir ist gege­ben alle Macht im Him­mel und auf Erden!” (Mat 28). 

Die Par­al­le­len zum Pen­ta­teuch und Exodus sind eben­falls nicht zu über­se­hen, wenn man sie ein­mal ent­deckt hat: Der Mord eines bösen Herr­schers an Neu­ge­bo­re­nen, das Zitat “Aus Ägyp­ten habe ich mei­nen Sohn geru­fen”, fünf gro­ße Reden Jesu als Erfül­lung der Torah, sei­ne Tau­fe im Jor­dan und die anschlie­ßen­de Ver­su­chung in der Wüs­te, die Jesus mit Zita­ten aus dem fünf­ten Buch Mose meistert.

Die Geschichte „Heilige Drei Könige” für uns selbst neu entdecken

6) Der Retter muss gerettet werden.

Mat­thä­us macht klar: Got­tes Geschich­te ist nie­mals in Gefahr. Er ist so sou­ve­rän, dass er sich traut, Jesus als Baby zu schi­cken. Er ver­sorgt ihn durch teu­re Geschen­ke der heid­ni­schen Pries­ter, er beschützt ihn durch Isra­els Erz­feind Ägyp­ten. Und auch wenn Hero­des tobt und tötet – nie­mand hält Got­tes Plan auf. 

7) Gottes Reich bedroht unser persönliches Reich

Hero­des will nicht anbe­ten. Er will ange­be­tet wer­den. Er will nicht sei­ne Knie beu­gen, er will dass ande­re vor ihm auf die Knie gehen. Und wenn sie das nicht tun, wird er sie in die Knie zwingen. 

Wie oft ist der Grund unse­rer Wut, dass unser Reich und unser Wil­le in Gefahr kommt? Wo wer­den wir wütend, wenn Gott uns auf­for­dert, unse­re Kro­ne abzu­le­gen und Jesus anzubeten? 

8) Wissen muss nicht Weise machen

Was machen eigent­lich die Schrift­ge­lehr­ten? Sie haben gera­de bestä­tigt: „Der Mes­si­as ist in Beth­le­hem gebo­ren.” Was tun sie jetzt? Nichts. Gar nichts. Sie wis­sen alles. Sie zitie­ren sofort aus der Bibel, schla­gen nach, lesen vor. Und es ist ihnen völ­lig egal. War­um zie­hen sie nicht mit den Wei­sen? War­um gehen sie nicht, um anzu­be­ten? Der Kopf ist voll, das Herz ist leer.

Führt uns unse­re Logos Biblio­thek in die Anbe­tung? Oder schlie­ßen wir unse­re Bibel und unse­re Soft­ware ohne dass unser Herz mit zu Jesus geht?

9) Weise Menschen beten Jesus an. 

Viel­leicht macht Gott auf sich auf­merk­sam, wie mit einem Stern. Er will uns zu sei­nem Wort brin­gen und von dort zu sei­nem Sohn. In die­sem unschein­ba­ren Kind an die­sem unschein­ba­ren Ort den Mes­si­as zu fin­den – das ist das Anlie­gen von Mat­thä­us. Vol­ler Bewun­de­rung anzu­be­ten und vol­ler Dank unse­re Schät­ze abzugeben! 

10) Der eine Heilige König

Wenn Mat­thä­us der Geschich­te einen Titel geben wür­de, wäre das nicht „die hei­li­gen 3 Köni­ge“. Son­dern die Geschich­te von dem „einen hei­li­gen König“. Und der sitzt bei Maria auf dem Schoß. 

Mat­thä­us beginnt mit einer Ein­la­dung: Der König lädt Magoi aus einer fer­nen Natio­nen ein, zu ihm zu kom­men und ihn anzubeten.

Mat­thä­us endet mit einer Aus­sendung: Der König lädt sei­ne Nach­fol­ger ein, in alle Natio­nen zu gehen und Got­tes Reich anzukündigen. 

Denn wei­se Men­schen beten die­sen Einen Hei­li­gen König an.


Keine Logos-News mehr verpassen!

Simon Rühl

Über den Autor

Simon Rühl war 9 Jahre Pastor in Süddeutschland und Wien, bevor er ins deutsche Logos-Team einstieg. Er wohnt mit seiner Frau und 2 Jungs in Landau in der Pfalz. Bei Logos ist seine Leidenschaft, dass Christen zum Bibelstudieren motiviert und befähigt werden.

Kommentar hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Dan­ke für den Hin­weis, was man aus dem Alter der getö­te­ten Kin­der betr. Zeit­punkt des Besu­ches schlies­sen kann. Das gibt auch Hin­wei­se auf das Geburtsdatum.
    Viel­leicht noch ein Hin­weis mei­ner­seits: Es steht nicht, dass sie dem Stern gefolgt sind, son­dern dass sie ihn gese­hen haben. Erst als sie Jeru­sa­lem wie­der ver­las­sen, erscheint er wie­der (Und sie­he, der Stern, den sie im Mor­gen­land gese­hen hat­ten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über stand, wo das Kind war.). Das wür­de gut zu den von Kep­ler ent­deck­ten aber nach Wiki­pe­dia nicht direkt mit dem „Stern von Beth­le­hem” in Zusam­men­hang gebrach­ten Kon­junk­tio­nen von Jupi­ter und Saturn im Jahr 7 v.Chr. pas­sen (s. https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​S​t​e​r​n​_​v​o​n​_​B​e​t​l​e​h​e​m​#​J​o​h​a​n​n​e​s​_​K​e​p​l​e​r​_​(​a​b​_​1​604) (8.1.21)

  2. Sehr gute Zusam­men­fas­sung und anspre­chen­de Inhal­te zum Nachdenken.
    Eine klei­ne Ergän­zung zu Punkt 2: Ein wei­te­rer Hin­weis, wes­we­gen die Hir­ten und die Wei­sen sich nicht getrof­fen haben könn­ten: Der Ort der Begeg­nung. Die Hir­ten kamen zu einer Krip­pe (φάτνη), in der Jesus lag. Die Wei­sen kom­men in ein Haus (οἰκία), wo sie Jesus fin­den. Es wird wohl ein gewis­ser Zeit­raum ver­gan­gen sein, sodass Maria und Josef in ein Haus gekom­men sind.

  3. Vie­len Dank für die wich­ti­ge Fra­ge unter Punkt 8 in die­sem Arti­kel. Das ist es, wor­auf es wirk­lich ankommt!
    Got­tes Segen.

  4. Hey, star­ker Bei­trag. Dan­ke dir, Simon! 

    Gera­de die Aus­sa­ge unter Punkt 8 „Wis­sen muss nicht Wei­se machen” ist für mich ein wich­ti­ges The­ma gewor­den. Ich lie­be Fak­ten, Daten, tief hin­ein zu schau­en in das Wort und die­ses Meis­ter­werk zu ent­de­cken. Doch all das muss mich immer wie­der in Anbe­tung und Bezie­hung zu Gott führen. 

    Ich freu mich dar­auf noch mehr Arti­kel wie die­sen hier zu lesen. Dan­ke für dei­ne und eure Arbeit! Logos ist eine gro­ße Berei­che­rung für mei­nen All­tag und mein Studium.

    LG

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Logos Basic jetzt auf deutsch herunterladen

Kostenfrei - Bibelstudium wie nie zuvor!