Jahreslosung 2020: Hilf meinem Unglauben!

Von martinschroeder

Januar 13, 2020

Sogleich schrie der Vater des Kin­des: Ich glau­be; hilf mei­nem Unglau­ben! (Mar­kus 9,24)

Der Aus­ruf eines ver­zwei­fel­ten Vaters, der mit sei­nem Latein am Ende ist – das ist der Text der Jah­res­lo­sung 2020. Es ist zugleich eine Ant­wort auf eine Auf­for­de­rung Jesu: “Alle Din­ge sind mög­lich dem, der glaubt”. Und das ist wie­der eine Ant­wort auf die Bit­te des Vaters: “Wenn du etwas kannst, wenn es in dei­nen Mög­lich­kei­ten steht, dann…”

Ohne Jesus können wir nichts

Es ist eine vor­wit­zi­ge Bit­te an Jesus mit einem Schuss Unver­schämt­heit: “Wenn du etwas kannst, dann hilf uns.” Nicht nur: Ihm, dem beses­se­nen Sohn. Nicht nur der Sohn lei­det, auch der Vater lei­det unter der Situa­ti­on. Wie die blut­flüs­si­ge Frau hat er sicher­lich schon alles pro­biert, aber nichts hat gehol­fen. Es ist hoff­nungs­los. Und doch gibt der Vater die Hoff­nung nicht auf. Als er von Jesus hört, geht er mit sei­nem Sohn sofort zu ihm. Aber Jesus ist nicht da. Nur eini­ge sei­ner Jün­ger. Er bit­tet sie um Hei­lung, aber sie schaf­fen es nicht. Schließ­lich kommt Jesus wie­der. Er kommt vom Berg der Ver­klä­rung. Gera­de hat Gott ihn vor sei­nen Jün­gern als sei­nen Sohn bestä­tigt. Gera­de hat Gott sei­ne Jün­ger dazu auf­ge­for­dert: Ihn sollt ihr hören, nicht mehr zuerst Mose, nicht mehr zuerst Elia, son­dern Jesus, mei­nen gelieb­ten Sohn. Jesus ist die ers­te Adres­se für unse­re Hoff­nung und für unse­re Hoffnungslosigkeit. 

Aber davon weiß der Vater nichts. Was auf dem Berg gesche­hen ist, ist ja zunächst geheim. Jesus kommt zurück zu den übri­gen Jün­gern und trifft sie am Scher­ben­hau­fen ihrer Unzu­läng­lich­keit. Sie kön­nen den Geist nicht aus­trei­ben. Ohne Jesus kön­nen sie nichts. Auch wir nicht. Was wir an Din­gen in der Nach­fol­ge Jesu voll­brin­gen, die Din­ge von Ewig­keits­wert, das war der Herr, der es durch uns getan hat. 

Jesus, wenn du kannst…

Jetzt wen­det sich der Vater an Jesus selbst. Und er hat kei­ne unein­ge­schränk­te Hoff­nung mehr. Wie auch, nach all den ent­täusch­ten Hoff­nun­gen, die er durch­lei­den muss­te. Er schränkt sei­ne Bit­te ein: Wenn du kannst, dann hilf uns. Jesus gibt ihm zur Ant­wort: Was heißt, “wenn du kannst”? Wie schränkst du dei­ne Bit­te ein? Wenn ich nicht kann, war­um bit­test du mich über­haupt. Wenn ich aber kann – wozu die Ein­schrän­kung? Wofür hältst du mich über­haupt? Alles ist mög­lich für den, der glaubt. 

Jesus sagt damit zwei Din­ge. Ers­tens: Ich glau­be unein­ge­schränkt, unbe­hin­dert, unbe­grenzt dar­an, dass der Vater alles kann. Kein Schat­ten fällt auf mei­nen Glau­ben. Selbst im Gar­ten Geth­se­ma­ne wer­de ich nicht dar­an glau­ben, dass Gott etwas nicht kann. Ich wer­de beten: Vater, alles ist dir mög­lich. Wenn du willst. Das ist die Ein­schrän­kung. Nicht wenn du kannst. Alles ist Gott mög­lich. Und wer das glaubt, dem sind eben­falls alle Din­ge mög­lich. Denn er ver­fügt über die unend­li­chen Mög­lich­kei­ten Got­tes. Und damit zwei­tens: Ent­schei­dend für dich ist nicht, ob ich kann, son­dern ob du glaubst, dass ich kann. Wenn du glaubst, dass ich kann, dann ist dir alles mög­lich. Alle Din­ge. Fürch­te dich nicht. Glau­be nur. 

Ich glaube, aber…

Der Vater ist ver­zwei­felt. Er hat eine tie­fe Ehr­lich­keit, und einen tie­fen Rea­li­täts­sinn. Er hat den Glau­ben an die Hei­lung sei­nes Soh­nes ver­lo­ren. Er kann nicht glau­ben, dass es noch ein­mal bes­ser wird. Wenn es auf sei­ne Glau­bens­stär­ke ankommt – dann hat sein Sohn kei­ne Chan­ce. Aber er soll ja auch nicht glau­ben, dass sein Glau­be sei­nen Sohn wie­der gesund macht. Er soll glau­ben, dass Jesus ihn gesund machen kann. Aber selbst das kann er nicht. Er weiß, dass sein Glau­be nicht reicht. Sein Unglau­be ist zu groß. 

Ich glau­be” – das ist der ver­zwei­fel­te Ruf des Vaters: Ich will glau­ben, ich will alles tun, was nötig ist, dass mein Sohn wie­der gesund wird. Aber mein Glau­be reicht nicht aus. Des­halb: “Hilf mei­nem Unglau­ben!” Das heißt: Hilf mir, dass mein Unglau­be in Glau­be ver­wan­delt wird! Hilf mir, dass mein Unglau­be nicht den Aus­schlag gibt über dei­ne Ent­schei­dung. Hilf mir, dass mein Glau­be, der so schwach ist, die Ober­hand gewinnt über mei­nen Unglauben. 

Glau­be ist nicht nur ver­mu­ten, mei­nen, anneh­men. Glau­be ist, wie es im Hebrä­er­brief heißt, eine fes­te Zuver­sicht auf das, was man hofft, und ein Nicht­zwei­feln an dem, was man (noch) nicht sieht. Glau­be ist ein sich Ver­las­sen auf ein Wort, einen Men­schen. Ver­las­sen in die­sem Sin­ne heißt, nicht nur dar­über sin­nie­ren, ob das Eis hält, ob die Brü­cke sta­bil genug ist, ob das Flug­zeug wirk­lich flie­gen kann, ob das Essen wirk­lich gesund und unge­fähr­lich ist. Glau­be heißt, das Eis betre­ten, die Brü­cke über­que­ren, in das Flug­zeug ein­stei­gen, das Essen zu sich neh­men. Glau­be ist Ver­trau­en in Akti­on. Jesus glau­ben heißt, sich auf sein Wort zu ver­las­sen. Davon aus­zu­ge­hen, dass sein Wort die Wahr­heit ist. Den Weg gehen, den er mir weist. Mei­nen schein­bar siche­ren Stand­punkt zu ver­las­sen und sei­nen Stand­punkt ein­zu­neh­men, wenn er uns sagt, er sei der rich­ti­ge und unse­rer sei unsi­cher. Das sin­ken­de Schiff ver­las­sen und in das schwan­ken­de Ret­tungs­boot über­zu­wech­seln. Wenn wir glau­ben, stel­len wir uns zu Jesus. Ver­trau­en wir uns ihm an. Fol­gen ihm, wo immer er hingeht. 

Nur den wenigs­ten wird ein sol­cher Glau­be geschenkt, dass sie von null auf hun­dert sofort gehen kön­nen, dass sie Jesus sofort und in allen Din­gen unein­ge­schränkt ver­trau­en. Die meis­ten – und dazu gehö­re ich auch – haben einen Glau­bens­weg vor sich. Ich ver­traue Jesus in einer klei­ne­ren Sache, bit­te ihn, und wage dann den Schritt, den er mir zeigt. Dadurch gewin­ne ich Ver­trau­en. Als Nächs­tes gehe ich viel­leicht ein etwas grö­ße­res Wag­nis ein. Wenn ich auch hier die Erfah­rung mache, dass Jesus mich trägt, wer­de ich viel­leicht immer muti­ger wer­den, immer zuver­sicht­li­cher, und ler­ne immer mehr, auf dem Grund Jesus zu ste­hen. Mein Glau­be wächst. Mein Ver­trau­en ver­mehrt sich. Mein Unglau­be gegen­über Jesus schwin­det. In der Regel sind das Schrit­te, die ich gehe, und die mir immer deut­li­cher zei­gen, dass auf Jesus Ver­lass ist. Ich kann nun Glau­bens­schrit­te tun, die ich vor eini­gen Jah­ren noch nicht hät­te tun kön­nen. Jesus wächst in mir. Er wird bedeu­ten­der, wich­ti­ger als alles ande­re. Das ist der natür­li­che Weg des Glau­bens­wachs­tums, in der Nach­fol­ge Jesu. 

Der Vater kann noch kei­ne so gro­ße Sprün­ge machen. Sein Glau­be ist erst am Anfang. Er reicht nicht aus, um Jesus völ­lig zu ver­trau­en. Das weiß er. Dar­um bit­tet er Jesus mit dem Mut der Ver­zweif­lung: “Ich glau­be, hilf mei­nem Unglau­ben.” Meh­re mir den Glau­ben. Gib mir sozu­sa­gen einen Glau­bens­kre­dit. Ich kann sel­ber nicht so glau­ben, wie ich eigent­lich soll­te. Auch er sagt dadurch zwei Din­ge aus: Ers­tens: Glau­be ist letzt­lich ein Geschenk, ein Ergeb­nis des wach­sen­den Ver­trau­ens zu Jesus. Er ist ein Geschenk, weil er mir dadurch gege­ben wird, dass Jesus mein Ver­trau­en nicht ent­täuscht. Und er sagt zwei­tens: Ich glau­be, dass du mei­nen Glau­ben meh­ren kannst. Ich glau­be, dass du das Defi­zit mei­nes Unglau­bens dadurch aus­glei­chen kannst, dass du mir einen Glau­bens­kre­dit gibst, einen Vor­schuss auf das, was ich noch nicht kann. Du wirst mich nicht zurück­wei­sen, weil ich noch nicht habe, was ich brau­che, damit du mei­nen Sohn heilst. Wer dich bit­tet, dem gibst du. Das hast du in der Berg­pre­digt gesagt. Dar­auf ver­traut der Vater. Und sein Ver­trau­en wird nicht enttäuscht. 

Fazit

Die Jah­res­lo­sung will uns dazu ein­la­den, um Wachs­tum zu bit­ten für unse­ren Glau­ben. Das Ziel unse­res Lebens als Christ ist die Nach­fol­ge. Das Ziel der Nach­fol­ge ist, dass wir ver­trau­ter wer­den mit Jesus, dass wir uns ihm mehr und mehr anver­trau­en, dass unser Glau­be an ihn grö­ßer wird, weil wir aus Erfah­rung mit ihm ler­nen, ihm mehr und mehr zu ver­trau­en. Manch­mal reicht unser Glau­be noch nicht aus. Dann dür­fen wir ihn um einen Vor­schuss, einen Glau­bens­kre­dit bit­ten, damit unser Unglau­be ver­klei­nert wird durch das Geschenk des Glau­bens. Gera­de durch die­se Inves­ti­ti­on wird unser Glau­be wach­sen, wenn wir ler­nen: Auf Jesus ist Ver­lass. Des­halb kann ich mich auf ihn verlassen. 

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Über den Autor: Mar­tin Schrö­der, Jahr­gang 1961, ist evan­ge­li­scher Diplom­theo­lo­ge, Reli­gi­ons­leh­rer an öffent­li­chen Schu­len und beschäf­tigt sich inten­siv mit den bibli­schen Urspra­chen. Außer­dem ist er in der Gemein­de­lei­tung des Württ. Chris­tus­bun­des in der Nähe sei­nes Wohn­or­tes und als Lai­en­pre­di­ger unterwegs.


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martinschroeder

Über den Autor

Martin Schröder, Jahrgang 1961, ist evangelischer Diplomtheologe, Religionslehrer an öffentlichen Schulen und beschäftigt sich intensiv mit den biblischen Ursprachen. Außerdem ist er in der Gemeindeleitung des Württ. Christusbundes in der Nähe seines Wohnortes und als Laienprediger unterwegs.

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  1. Vie­len Dank! Und noch ein Hin­weis: Dank der vie­len Kom­men­ta­re auf Logos konn­te ich recht umfang­rei­che Vor­über­le­gun­gen zur Jah­res­lo­sung zusam­men­stel­len, die eige­ne Recher­chen zur Vor­be­rei­tung einer Bibel­ar­beit oder eines The­mas zur Jah­res­lo­sung abkür­zen oder erwei­tern kön­nen. Dies kann her­un­ter­ge­la­den wer­den unter:
    https://​das​-ver​kuen​dig​te​-wort​.de/​d​o​w​n​l​o​a​d​s​/​d​o​w​n​l​o​a​d​-​i​n​f​o​/​j​a​h​r​e​s​l​o​s​u​n​g​-​2​0​2​0​-​m​a​r​k​u​s​-​9​2​4​-​a​-​v​o​r​u​e​b​e​r​l​e​g​u​n​g​en/
    Got­tes Segen wünscht
    Ste­phan Zeibig

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