Am Freitag erscheint das KAHAL in Logos. Thomas Hieke hat es sich in dieser Rezension etwas genauer angesehen.
Inhalt
Eine kurze und vielsagende Abkürzung
KAHAL – hier klingt das hebräische Wort für „Versammlung“ an. Das ist ein wichtiger Begriff in der biblischen Literatur für die Gemeinde Israels (qāhāl, vgl. Ex 12,6; Lev 16,17; Num 10,7 und öfter). Das Akronym, die Abkürzung, für dieses wunderbare Wörterbuch ist also kein Zufall, sondern eine wohl abgewogene Entscheidung. Die Auflösung der Abkürzung klingt wiederum sehr technisch und sagt präzise das, was dieses Wörterbuch ist, nämlich die „Konzise und aktualisierte Ausgabe des Hebräischen und Aramäischen Lexikons zum Alten Testament“. So sieht die Titelseite in Logos Max aus:
Eine lange Geschichte
Hinter der griffigen Abkürzung KAHAL steckt eine lange Geschichte. Der aus Neuwied (NRW) stammende reformierte Theologe Ludwig Köhler (1880–1956), der lange in Zürich lehrte, begründete das Projekt eines „Hebräischen und Aramäischen Lexikons zum Alten Testament“. An diesem Projekt hat der Schweizer Theologe Walter Baumgartner (1887–1970) maßgeblich mitgearbeitet. Den Stab hat dann ein weiterer Schweizer Theologe und Schüler Baumgartners, Johann Jakob Stamm (1910–1993), übernommen. Stamm lehrte ab 1949 in Bonn und brachte das Lexikon zum Abschluss. In die Forschungsgeschichte ging das Lexikon zunächst als „Koehler-Baumgartner Lexikon“ (KBL) ein, dann wurde es als „Hebräisches und Aramäisches Lexikon zum Alten Testament“ (HAL oder HALAT) bezeichnet. Die englische Übersetzung ist das „HALOT“.
Vier Bände umfasste am Ende das HALAT, und schon vor der Fertigstellung gab es Ideen für eine Kurze Ausgabe (KA) des HAL. Idee und Abkürzung waren in der Welt. Dann arbeiteten viele Menschen an der Erstellung der Kurzen Ausgabe mit, aber sehr bald war klar, dass es praktisch zu einer gründlichen Überarbeitung kommen musste. Nur so konnte die „rasante[] Entwicklung der Semitistik“ sinnvoll aufgegriffen werden. Das „A“ steht nun für „Aktualisierte Ausgabe“, und das „K“ für „Konzise“ – also für „sinnvoll gekürzt“.
Das Lexikon hat den Anspruch, zuverlässige Hilfe beim Übersetzen der hebräischen und aramäischen Bibel (in Gestalt der Biblia Hebraica Stuttgartensia bzw. des Codex Leningradensis) zu bieten und dazu auch Wissenswertes zu den Etymologien der Wörter beizusteuern. Im Vorwort werden viele Namen von Personen genannt, die zur Aktualisierung beitrugen. Koordiniert und herausgegeben haben das KAHAL schließlich die Schweizer Walter Dietrich und Samuel Arnet (2013). Letzterer besorgte auch die Korrekturen für die zweite Auflage (2019), die der Logos Max-Ausgabe zugrunde liegt.
KAHAL und HALAT
HALAT ist das längere Werk und liefert mehr Daten – so viel muss klar sein. Der hebraistische Teil von HALAT wurde nur geringfügig verändert und aktualisiert. Fehler wurden korrigiert, neue Auffassungen von der etymologischen Ableitung der Lemmata wurden eingearbeitet. Gekürzt wurden für KAHAL v.a. Hinweise auf (schnell veraltende Sekundärliteratur), nicht belegte (sondern in HALAT rekonstruierte) Lemmata, Stellenangaben und Formen, die nicht belegt sind, sondern rekonstruiert waren. KAHAL nimmt wesentlich weniger Konjekturen an als HALAT. Am stärksten wurden die etymologischen Einträge (gekennzeichnet mit einem großen „E“ in einem Kreis: Ⓔ) bearbeitet. Auf Etymologien für Eigennamen wurde verzichtet, da hier die größten Unsicherheiten vorliegen. Weitere Hinweise stehen im Vorwort S. x–xii.
Aufbau eines Eintrags
Ein Lemma-Eintrag folgt einem standardisierten Muster:
Auf das Lemma (links ausgerückt, in Großdruck) folgen die Formen, wie sie faktisch belegt sind (Ⓕ; ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Daran schließt sich im Bereich Ⓔ die Etymologie (der sprachgeschichtliche Kontext eines Wortes) an. Es folgen Bereich Ⓓ für Derivate und Bereich Ⓑ für Bedeutung(en), Beleg(e). Vollständigkeit liegt nur bei abschließendem † vor. Hier das Beispiel für das Lemma, das „Vater“ bedeutet:
Beim Verb wird auf der ersten Ebene nach den Stämmen (qal, piʿʿel, hifʿil etc.) gegliedert.
KAHAL in Logos
Die Logos-Ausgabe von KAHAL hat – wie immer – zahlreiche Vorteile gegenüber der gedruckten Variante. Wie man an dem Screenshot sieht, besteht das Lexikon aus sehr vielen Abkürzungen. Man muss die wichtigsten nachschauen, um den Artikel überhaupt lesen zu können – Logos jedoch erklärt jede Abkürzung durch ein einfaches „mouse over“. Wenn man mit dem Mauszeiger auf die blau markierten Abkürzungen oder auch die Bibelstellen fährt, liefert ein Pop-up-Fenster den entsprechenden Inhalt.
KAHAL ist somit bestens in Logos integriert und kann wie jedes andere Lexikon, das man in seiner Logos-Ausgabe besitzt, benutzt werden. Als Logos-Ressource ist es immer mit zur Hand und muss nicht als gedruckte Ausgabe mitgenommen werden.
Das KAHAL ist ein äußerst hilfreiches Wörterbuch beim Übersetzen aus dem Hebräischen und Aramäischen. Es ist wesentlich aktueller als die einbändige 16. Auflage des „Gesenius“, die auch in Logos verfügbar ist. Ich habe mein KAHAL schon „priorisiert“, sodass ich schneller darauf zugreifen kann. Klare Empfehlung für alle, die gerne und häufiger am hebräischen und aramäischen Urtext des Alten Testaments arbeiten!
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