Soll ein Christ radikal offline leben? Informatiker predigt Handy-Verzicht (Rezension)

Zuge­ge­ben: Es ist schon para­dox, dass aus­ge­rech­net eine Bibel-App ein Buch anbie­tet, das zum Han­dy-Ver­zicht auf­ruft. Doch die unglaub­li­chen Mög­lich­kei­ten, die wir in unse­rer digi­ta­len Welt haben, brin­gen auch unschö­ne Neben­wir­kun­gen mit sich. Und so muss man sich (am bes­ten täg­lich) die Fra­ge stel­len las­sen: Wie sieht (m)ein gesun­der Umgang mit der digi­ta­len Welt aus? Soll ein Christ off­line leben?

Axel Volk wirft einen kri­ti­schen Blick auf die heu­ti­gen Medi­en – und bie­tet in sei­nem Buch „Offline…weil dein Leben ein­ma­lig ist“ rigo­ro­se Ant­wor­ten. Die­se Rezen­si­on gibt einen Über­blick über das Buch und beleuch­tet, ob Axel Volks radi­ka­le Ansich­ten wirk­lich der rich­ti­ge Weg sind. Muss ein Christ sogar off­line leben?

Die dunkle Seite der digitalen Welt

Eine Stu­die der Uni Bonn stell­te bereits 2015 fest, dass die meis­ten jun­gen Erwach­se­nen in Deutsch­land mehr als 3 Stun­den pro Tag am Han­dy ver­brin­gen (dazu kommt dann noch die Zeit am PC oder mit ande­ren Medi­en). Dies ist heu­te so nor­mal, dass sich weni­ge Gedan­ken dar­über machen, wie das unse­re Gesell­schaft verändert.

Stu­di­en zei­gen, dass Jugend­li­che, die mehr als drei Stun­den täg­lich in sozia­len Medi­en ver­brin­gen, ein dop­pelt so hohes Risi­ko für psy­chi­sche Pro­ble­me wie Depres­sio­nen und Angst­zu­stän­de haben. Je frü­her Jugend­li­che begin­nen, sozia­le Medi­en zu nut­zen, des­to grö­ßer ist der Ein­fluss die­ser Platt­for­men auf ihre psy­chi­sche Gesundheit.

Eine bri­ti­sche Stu­die aus dem Jahr 2018 brach­te die Nut­zung sozia­ler Medi­en mit ver­min­der­tem, gestör­tem und ver­zö­ger­tem Schlaf in Ver­bin­dung, was mit Depres­sio­nen, Gedächt­nis­ver­lust und schlech­ten schu­li­schen Leis­tun­gen ein­her­geht. Die­se durch sozia­le Medi­en aus­ge­lös­ten psy­chi­schen Sym­pto­me kön­nen sich dann auf­grund der Ver­bin­dung zwi­schen Psy­che und Darm in Übel­keit, Kopf­schmer­zen und Mus­kel­ver­span­nun­gen manifestieren.

Suizid, Depression und Bürgerkrieg – wie soziale Medien unsere Seelen vergiften

Immer mehr Men­schen, ins­be­son­de­re Jugend­li­che, ent­wi­ckeln ein nega­ti­ves Selbst­bild, indem sie sich mit idea­li­sier­ten Dar­stel­lun­gen in sozia­len Medi­en ver­glei­chen. Die­se Bil­der sind oft stark bear­bei­tet und ent­spre­chen sel­ten der Rea­li­tät. Stu­di­en zei­gen, dass Nut­zer, die viel Zeit auf Platt­for­men wie Insta­gram ver­brin­gen, häu­fi­ger unter Kör­pe­run­zu­frie­den­heit und nied­ri­gem Selbst­wert­ge­fühl lei­den. Die­ses stän­di­ge Ver­glei­chen kann zu Depres­sio­nen füh­ren, die in eini­gen Fäl­len sogar in Sui­zid münden.

Exper­ten war­nen, dass sozia­le Medi­en uns aus­schließ­lich mit Infor­ma­tio­nen füt­tern, die unse­re eige­nen Über­zeu­gun­gen ver­fes­ti­gen. Die­se ein­sei­ti­ge Indok­tri­na­ti­on ver­stärkt unse­re Sicht­wei­sen und lässt uns immer weni­ger die Per­spek­ti­ve der ande­ren Sei­te ver­ste­hen. Statt uns zu einem aus­ge­wo­ge­nen Dia­log zu füh­ren, ver­schär­fen sozia­le Medi­en die Kluft zwi­schen den unter­schied­li­chen Mei­nun­gen, was die Wahr­schein­lich­keit eines tie­fen gesell­schaft­li­chen Bruchs oder sogar eines Bür­ger­kriegs erheb­lich erhöht.

Die neue Welt, in der wir stän­dig online sind und viel Zeit mit sozia­len Medi­en ver­brin­gen, hat einen tief­grei­fen­den Ein­fluss auf uns alle. Wäh­rend die­se digi­ta­le Ver­net­zung vie­le Vor­tei­le bie­tet, wie die Mög­lich­keit, Infor­ma­tio­nen schnell aus­zu­tau­schen und glo­bal zu kom­mu­ni­zie­ren, gibt es auch erheb­li­che Gefah­ren, die oft über­se­hen wer­den. In sei­nem Buch Off­line … weil dein Leben ein­ma­lig ist! spricht Axel Volk genau die­se Pro­ble­ma­tik an und for­dert uns auf, die Balan­ce zwi­schen der digi­ta­len und der rea­len Welt neu zu überdenken.

Autor: Axel Volk und sein radikaler Digital-Detox

Axel Volk ist Schul­lei­ter einer Frei­en Christ­li­chen Bekennt­nis­schu­le, Bibel­leh­rer und Vater von vier Kin­dern. Es ist bemer­kens­wert, dass online nur die­se Infor­ma­ti­on über ihn zu fin­den ist, was zeigt, dass er es tat­säch­lich schafft, off­line zu blei­ben und den „Daten­kra­ken“ zu ent­kom­men – ein Ziel, das er in sei­nem Buch bewirbt.

Ein Überblick über das Buch

In sei­nem Buch Off­line … weil dein Leben ein­ma­lig ist! geht Axel Volk der Fra­ge nach, wie der immer inten­si­ver wer­den­de Gebrauch digi­ta­ler Medi­en unser Leben und unse­re Bezie­hun­gen beein­flusst. Mit einer Mischung aus per­sön­li­chen Erfah­run­gen, Stim­men von Exper­ten und bibli­schen Per­spek­ti­ven for­dert Volk dazu auf, sich bewusst von der digi­ta­len Welt zu lösen und Zeit off­line zu verbringen.

Startpage

Im ers­ten Kapi­tel sei­nes Buches beschreibt Volk die nega­ti­ven Fal­len, die die digi­ta­le Welt mit sich bringt. Dazu gehört die Zeit­fal­le, die Gefahr, dass wir unbe­wusst mehr Zeit online ver­brin­gen, als wir uns vor­ge­nom­men haben und dadurch das ech­te Leben ver­pas­sen. Die Gewohn­heits­fal­le, die oft zur Sucht­fal­le wird, lässt uns auto­ma­tisch zum Han­dy grei­fen, ohne es zu hin­ter­fra­gen. Die Schmutz­fal­le beschreibt, wie schäd­li­che Inhal­te unser Den­ken beein­flus­sen kön­nen. In der Fake­fal­le wird auf die Mani­pu­la­ti­on von Infor­ma­tio­nen durch gefälsch­te Bil­der und Nach­rich­ten hin­ge­wie­sen. Und die Wan­zen­fal­le adres­siert, wie wir durch digi­ta­le Medi­en stän­dig über­wacht wer­den und Daten über uns gesam­melt wer­den (S. 6).

Verschwörungstheorien 

Im zwei­ten Kapi­tel geht Axel Volk der Fra­ge nach, war­um Men­schen emp­fäng­lich für Ver­schwö­rungs­theo­rien sind. Psy­cho­lo­gisch betrach­tet suchen wir nach Sicher­heit vor den Din­gen, die uns Angst machen, wie etwa Ter­ror­an­schlä­gen oder Kata­stro­phen, um das Gefühl der Kon­trol­le zurück­zu­ge­win­nen. Gleich­zei­tig ver­mit­telt die Zuge­hö­rig­keit zu einer Ver­schwö­rungs­theo­rie den Anhän­gern das Gefühl, mehr zu wis­sen als ande­re. Sie sehen sich als Ein­ge­weih­te, die die Wahr­heit ken­nen, wäh­rend der Rest der Welt von den „Lügen der Mäch­ti­gen“ getäuscht wird (S. 12). Die­se Über­zeu­gung kann Stolz, ein Gefühl von Wich­tig­keit und sogar einen mis­sio­na­ri­schen Auf­trag her­vor­ru­fen, was Ver­schwö­rungs­theo­rien fast wie eine Ersatz­re­li­gi­on erschei­nen lässt.

Influencer

Im drit­ten Kapi­tel des Buches the­ma­ti­siert Axel Volk die Rol­le von Influen­cern und fragt, ob es aus christ­li­cher Sicht wirk­lich klug ist, sich von Men­schen beein­flus­sen zu las­sen, die man nicht per­sön­lich kennt. Er betont, dass alle Influen­cer nur eine schö­ne Fas­sa­de ihres Lebens zei­gen. Er warnt davor, sich zu leicht von Frem­den im Inter­net lei­ten zu las­sen, deren Wer­te und Moti­va­tio­nen oft undurch­sich­tig sind. Statt­des­sen betont Volk die Bedeu­tung der loka­len Gemein­de, in der Men­schen ein­an­der per­sön­lich begeg­nen und sich gegen­sei­tig unter­stüt­zen kön­nen. Er ermu­tigt dazu, sich von den Men­schen in der eige­nen Gemein­schaft beein­flus­sen zu las­sen, da nur in sol­chen Bezie­hun­gen ein authen­ti­scher Ein­blick in das gesam­te Leben des Vor­bilds mög­lich ist.

Mainstream-Medien

Im nächs­ten Kapi­tel erklärt Axel Volk, dass die Main­stream-Medi­en ein „neu­es Welt­bild“ ver­mit­teln und ver­su­chen, die­ses in die Köp­fe der Bevöl­ke­rung ein­zu­pflan­zen (s. 24). Er sieht die Main­stream-Medi­en als gefähr­lich und betont, dass christ­li­che Wer­te häu­fig unter­drückt wer­den. Anhand des Bei­spiels des Kli­ma­wan­dels dis­ku­tiert er sei­ne Auf­fas­sung, dass der men­schen­ge­mach­te Kli­ma­wan­del ein Mythos sei, und äußert die Besorg­nis, dass die­se Per­spek­ti­ve in den Main­stream-Medi­en sei­ner Mei­nung nach nicht aus­rei­chend behan­delt wird. Daher kommt er zu dem Schluss, dass man in der Medi­en­welt nicht wei­se wer­den kann (s. 28).

Die große Verführung

Im fünf­ten Kapi­tel betont Volk, dass die digi­ta­len Medi­en den Zeit­geist för­dern und eine zen­tra­le Rol­le in der heu­ti­gen Gesell­schaft spie­len. Er sieht hin­ter die­ser Ent­wick­lung den „Fürst die­ser Welt“, also Satan, der die digi­ta­le Welt nutzt, um sei­ne eige­ne Agen­da vor­an­zu­trei­ben. Die digi­ta­le Welt wird somit zu einem Instru­ment, durch das nega­ti­ve, anti­christ­li­che Ideo­lo­gien ver­brei­tet und die Men­schen in eine fal­sche Rich­tung geführt werden.

Chips statt Vollkornbrot

Im sechs­ten Kapi­tel spricht Axel Volk über die Agen­da Satans, die er als eine geziel­te Stra­te­gie beschreibt, um die Men­schen von bibli­schen Wer­ten abzu­brin­gen. Satan ver­sucht Ehen zu zer­stö­ren, uns von den wirk­lich wich­ti­gen Din­gen im Leben abzu­len­ken und die Gesell­schaft dazu zu bewe­gen, Abtrei­bun­gen zu unter­stüt­zen. Volk sieht die digi­ta­len Medi­en als ein Werk­zeug, durch das Satan uns in unwich­ti­gen, ober­fläch­li­chen The­men ver­lie­ren will, wodurch die Auf­merk­sam­keit von den zen­tra­len, gott­ge­ge­be­nen Prin­zi­pi­en abge­lenkt wird. Er warnt davor, dass die­ser Ein­fluss die mora­li­schen und geist­li­chen Fun­da­men­te der Gesell­schaft unter­gräbt.

Babylon 3.0

Im sieb­ten Kapi­tel ver­gleicht Volk die aktu­el­le Situa­ti­on mit der Zeit der Israe­li­ten im Exil. Nebu­kad­ne­zar ent­fern­te die jun­gen Leu­te aus ihrer Hei­mat, um sie leich­ter beein­flus­sen zu kön­nen. Ähn­lich geschieht es heu­te durch die digi­ta­len Medi­en, die uns von der Rea­li­tät ent­fer­nen und uns mit ihrer Sicht der Welt prä­gen wol­len. Gleich­zei­tig wer­den in Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten die „Main­stream-Wer­te“ wie ver­än­der­te Geschlech­ter­rol­len und alter­na­ti­ve Lebens­for­men ver­mit­telt. Die­se Wer­te wer­den par­al­lel über das Inter­net ver­brei­tet, sodass wir stän­dig damit kon­fron­tiert wer­den und in einem ste­ti­gen Fluss von Ideo­lo­gien leben, die von der Wahr­heit ablen­ken.

Die Macht der Datenkraken

Im die­sem Kapi­tel warnt Volk vor den „Daten­kra­ken“, die unzäh­li­ge Infor­ma­tio­nen über uns sam­meln und dadurch uns noch effi­zi­en­ter mit ihrer gefähr­li­chen Ideo­lo­gie beein­flus­sen kön­nen. Die­se Daten kön­nen wei­ter­hin in Zukunft zu einer Gefahr wer­den, ins­be­son­de­re im Fall einer mög­li­chen Chris­ten­ver­fol­gung, da sie genutzt wer­den könn­ten, um uns zu über­wa­chen und zu kon­trol­lie­ren. Volk gibt prak­ti­sche Tipps, wie man die­sen Daten­kra­ken ent­kom­men kann.

Risiken und Nebenwirkungen

Im neun­ten Kapi­tel berich­tet Axel Volk von der Ent­schei­dung Frank­reichs, Han­dys in Schu­len zu ver­bie­ten, und hebt her­vor, dass die­se Maß­nah­me zu vie­len posi­ti­ven Ent­wick­lun­gen geführt hat. Er teilt Bei­spie­le aus sei­nem eige­nen All­tag als Leh­rer, etwa wie Whats­App oft genutzt wird, um Haus­auf­ga­ben abzu­schrei­ben. Volk erklärt, dass der Ein­satz digi­ta­ler Medi­en die Hemm­schwel­le senkt, da es viel ein­fa­cher ist, Din­ge zu tun, die ohne Tech­no­lo­gie schwie­ri­ger wären. Er betont, dass tech­ni­sche Gerä­te grund­sätz­lich als Hilfs­mit­tel die­nen kön­nen, aber wir ler­nen müs­sen, sie für gute Zwe­cke zu nut­zen, ohne dass sie uns scha­den oder unse­re Wer­te untergraben.

Droge und Götze

Im zehn­ten Kapi­tel beleuch­tet Volk die nega­ti­ven Neben­wir­kun­gen der digi­ta­len Welt und zitiert zahl­rei­che Exper­ten, die in der Ver­gan­gen­heit selbst an der Ent­wick­lung und Ver­brei­tung sozia­ler Medi­en betei­ligt waren, heu­te jedoch kla­re Geg­ner davon sind und ein­dring­lich davor war­nen. Beson­ders wird klar, dass sozia­le Medi­en eine star­ke Sucht­ge­fahr in sich tra­gen, die mit der von Dro­gen ver­gleich­bar ist. Sie kön­nen das Leben der Nut­zer auf vie­ler­lei Wei­se zer­stö­ren, z. B. indem sie zu einer Art „Göt­ze“ wer­den, der unser Den­ken und Han­deln bestimmt. Volk erin­nert an Jesu Wor­te: „Nie­mand kann zwei Her­ren die­nen“ (Mat­thä­us 6,24).

Medienkompetenz

Im elf­ten Kapi­tel betont der Autor, dass er kei­nes­wegs ein Feind der Tech­nik ist – im Gegen­teil, er hat Infor­ma­tik stu­diert. Den­noch hebt er her­vor, wie wich­tig es ist, Medi­en­kom­pe­tenz zu ent­wi­ckeln. Ohne die­se Fähig­keit lau­fen wir Gefahr, unser Leben in der digi­ta­len Welt zu ver­schwen­den und die wirk­lich wich­ti­gen Din­ge zu ver­pas­sen. Volk plä­diert dafür, dass wir die Tech­no­lo­gie bewusst und ver­ant­wor­tungs­voll nut­zen, anstatt uns von ihr beherr­schen zu las­sen. Nur so kön­nen wir sicher­stel­len, dass sie uns dient und nicht unser Leben kontrolliert.

Alles für ein Ziel

Im letz­ten Kapi­tel erin­nert Volk dar­an, dass wir immer eine bewuss­te Ent­schei­dung tref­fen müs­sen, wie wir mit den Infor­ma­tio­nen umge­hen, die wir hören. Es reicht nicht aus, nur das Buch zu lesen – wir müs­sen auch aktiv Schrit­te unter­neh­men, um ech­te Ver­än­de­rung in unse­rem Umgang mit digi­ta­len Medi­en zu bewir­ken. Er fasst noch ein­mal sei­ne Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zusam­men und berich­tet von sei­nem eige­nen Umgang mit Smart­phones und sozia­len Medi­en. Er schließt mit dem Appell, dass die Jugend­zeit eine kost­ba­re Zeit ist, die wir nicht in der digi­ta­len Welt ver­schwen­den dürfen.

Meine Kritik am radikalen Digital-Detox

Das Lesen des Buches war für mich eine Ach­ter­bahn­fahrt. In vie­len Punk­ten stim­me ich dem Autor zu und tei­le sei­ne kri­ti­sche Sicht­wei­se auf den moder­nen Umgang mit sozia­len Medi­en und tech­ni­schen Gerä­ten. Den­noch befürch­te ich, dass die Art und Wei­se, wie Volk sein Anlie­gen prä­sen­tiert, nicht ziel­füh­rend ist, um Men­schen für sei­ne Per­spek­ti­ve zu gewinnen.

Das gesam­te Buch zeigt, dass er eine kon­ser­va­tiv-fun­da­men­ta­lis­ti­sche Hal­tung ver­tritt, was ihn dazu führt, sehr radi­ka­le Ansät­ze vor­zu­schla­gen. Die­se erschei­nen mir nicht nur wenig hilf­reich, son­dern poten­zi­ell gefähr­lich. Der Grund­te­nor des Buches ist ganz klar, dass Medi­en gefähr­lich sind und wir sie mei­den müs­sen. Dies führt gewöhn­lich nicht dazu zu ler­nen, wie wir ver­ant­wor­tungs­voll mit ihnen umge­hen. Es ist ein schwarz-wei­ßes Bild, wel­ches über­sieht, dass es meis­tens sowohl posi­ti­ve als auch nega­ti­ve Aspek­te gibt. Ich möch­te das, was ich hier sage, mit einem Bei­spiel veranschaulichen.

Ist alles in der digitalen Welt böse?

Im drit­ten Kapi­tel kri­ti­siert Volk digi­ta­le Influen­cer und behaup­tet, dass sie nur eine geschön­te Fas­sa­de prä­sen­tie­ren. Er behaup­tet, dass vie­le Men­schen den Influen­cern glau­ben, weil die­se sym­pa­thisch sind und mit­rei­ßend reden kön­nen. In die­sem Kon­text sagt er fol­gen­de Sätze:

Wei­se Leu­te sind nicht anfäl­lig für die Influen­cer der digi­ta­len Schein­welt. … Genau das [den Influen­cern unkri­tisch Glau­ben schen­ken] pas­siert aber, wenn wir unse­re Infor­ma­tio­nen aus der digi­ta­len Welt holen statt von den Men­schen, mit denen wir ech­ten Kon­takt haben. Die Bibel lehrt uns, dass wir von Vor­bil­dern ler­nen sol­len, mit denen wir Weg­stre­cken unse­res Lebens gemein­sam gehen. (S.16)

Sei nicht in der Medi­en­welt zuhau­se – dort kannst du nicht wei­se wer­den. (S.28).

Volk trifft hier eine pau­scha­le Aus­sa­ge, dass wir nicht wei­se wer­den kön­nen, indem wir uns Infor­ma­tio­nen und Men­schen aus der digi­ta­len Welt zuwen­den. Statt­des­sen sol­len wir uns aus­schließ­lich an den Men­schen in unse­rer loka­len Gemein­de oder Fami­lie ori­en­tie­ren. Auch warnt er davor, Pre­dig­ten aus dem Inter­net zu hören, da dies dazu füh­ren kön­ne, dass wir die Pre­dig­ten in unse­rer eige­nen Gemein­de ver­nach­läs­si­gen. Er ver­gleicht die Situa­ti­on mit einem Kind, wel­ches das lie­be­voll zube­rei­te­te Essen der Mut­ter (die Pre­dig­ten des loka­len Pas­tors) ablehnt und statt­des­sen in einem Fein­schme­cker­re­stau­rant (Pre­dig­ten im Inter­net) speist (S. 19).

Ich stim­me Volk zu, dass Chris­ten die Gemein­schaft mit loka­len Gläu­bi­gen suchen und nicht aus­schließ­lich ihren geist­li­chen Input aus dem Inter­net bezie­hen soll­ten. Aber dafür muss man nicht alle Influen­cer und Online-Pre­dig­ten pau­schal ver­ur­tei­len und ver­bie­ten. Ich selbst habe jah­re­lang mei­ne loka­le Gemein­de treu besucht und mit­ge­ar­bei­tet, wäh­rend ich gleich­zei­tig täg­lich Pre­dig­ten aus dem Inter­net gehört habe. Die unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven haben mei­nen Glau­ben berei­chert und mich davor bewahrt, nur ein­sei­tig durch die Prä­gung mei­ner loka­len Gemein­de beein­flusst zu werden.

Was ist geistliche Reife?

Zudem gibt es vie­le Men­schen, die kei­ne gesun­de, bibel­treue Gemein­de vor Ort haben. Auch zahl­rei­che Mis­sio­na­re haben kei­nen Zugang zu einer Gemein­de, da sie in Regio­nen leben, in denen es kei­ne gibt. Für die­se Men­schen sind digi­ta­le Inhal­te ein gro­ßer Segen. Schließ­lich möch­te ich beto­nen, dass wah­re geist­li­che Rei­fe nicht dar­in besteht, alles, was poten­zi­ell schäd­lich sein könn­te, zu mei­den. Rei­fe bedeu­tet, Infor­ma­tio­nen zu hören und dann wei­se zu beur­tei­len. Wir sol­len alles prü­fen (1 Thes­sa­lo­ni­cher 5,21). Wenn wir rei­fe Chris­ten för­dern wol­len, dür­fen wir nicht sagen: „Hal­tet euch die Ohren zu, alle Leh­ren im Inter­net sind böse und gefähr­lich“, son­dern müs­sen ihnen die Werk­zeu­ge an die Hand geben, um die­se Pre­dig­ten zu hören und zu bewer­ten, ob der Inhalt gut oder schäd­lich ist.

Wo das Buch ins Stolpern gerät

Volk behaup­tet, dass Whats­App-Chats „durch­sucht und zen­tral gespei­chert“ wer­den (S. 58), was jedoch nicht wahr ist. Seit 2016 ver­wen­det Whats­App Ende-zu-Ende-Ver­schlüs­se­lung. Da das Buch 2019 ver­öf­fent­licht wur­de, ist es mir unklar, wie Volk zu die­ser Aus­sa­ge kom­men kann. Auch sei­ne Ableh­nung der Ansicht, dass der Kli­ma­wan­del men­schen­ge­macht ist, erscheint mir schwer mit dem wis­sen­schaft­li­chen Kon­sens in Ein­klang zu bringen.

Kein Smartphone – weise oder weltfremd?

Auch sein Vor­bild – ganz auf sozia­le Medi­en zu ver­zich­ten und in sei­ner sechs­köp­fi­gen Fami­lie nur zwei gemein­sam genutz­te Smart­phones im Wohn­zim­mer zu haben – dürf­te für vie­le kaum nach­ahm­bar sein (S. 105). Damit bleibt die ent­schei­den­de Fra­ge offen: Wie könn­te ein all­tags­taug­li­cher, aus­ge­wo­ge­ner Umgang in der Rea­li­tät aus­se­hen? Kann ein Christ off­line leben?

Formale Gestaltung

Das Buch ist mit nur 105 Sei­ten ange­nehm kurz und lässt sich daher schnell lesen. Der Schreib­stil ist ein­fach und ver­ständ­lich, ohne schwie­ri­ges Voka­bu­lar, was es für alle Leser leicht zugäng­lich macht. Das Buch behan­delt ein wich­ti­ges The­ma und bie­tet teil­wei­se gute Hand­lungs­emp­feh­lun­gen.

Das Buch hät­te von mehr fun­dier­ten Fak­ten und wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en stark pro­fi­tiert. Ledig­lich im zehn­ten Kapi­tel, wo Axel Volk ver­ein­zel­te ande­re Stim­men und Exper­ten zitiert, bie­tet das Buch mehr Tie­fe. Die­ses Kapi­tel emp­fin­de ich als das stärks­te, da es die Argu­men­ta­ti­on durch mehr Per­spek­ti­ven bereichert.

Lei­der bleibt der Rest des Buches eher ein­sei­tig und prä­sen­tiert eine schwarz-wei­ße Sicht­wei­se, die nicht aus­rei­chend dif­fe­ren­ziert. Die The­men wer­den oft in einem abso­lu­ten Licht dar­ge­stellt, was die kom­ple­xe Rea­li­tät der digi­ta­len Welt nur begrenzt widerspiegelt.

Fazit: Lesenswert – mit kritischem Blick

Das Buch the­ma­ti­siert ein wich­ti­ges The­ma und gibt ein grund­le­gen­des Ver­ständ­nis des aktu­el­len Pro­blems. Volk benutzt vie­le hilf­rei­che Ver­glei­che und Bei­spie­le, die das Buch leben­dig machen. Aller­dings soll­te man beim Lesen des Buches kri­tisch blei­ben und nicht unre­flek­tiert die teil­wei­se sehr radi­ka­len Ansich­ten und Lösungs­vor­schlä­ge des Autors über­neh­men. Mein Tipp: kau­fen, lesen, alles prü­fen, das Gute behal­ten.

Digital Detox? Logos hilft beim Einstieg

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Geschrieben von
Manuel Becker

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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