Wenn Gott uns Fragen stellt. Und die einzige Frage, die Jesus dem Vater stellte.

Von Simon Rühl

April 25, 2022

Unsere Fragen im Alltag

Wir Men­schen haben vie­le Fra­gen. Wir stel­len im All­tag vie­le Fra­gen aus vie­len unter­schied­li­chen Grün­den! Um jeman­den bes­ser ken­nen­zu­ler­nen und Bezie­hun­gen zu ver­tie­fen. Wir stel­len Fra­gen, weil wir etwas nicht ver­ste­hen oder wis­sen wol­len. Leh­rer stel­len Fra­gen, um unser Wis­sen zu prü­fen. Der Arzt stellt Fra­gen, um eine Dia­gno­se stel­len zu können.

Wenn Gott die Fragen stellt

Neu­lich ist mir etwas Inter­es­san­tes auf­ge­fal­len: Gott stellt uns Men­schen vie­le Fra­gen! Also habe ich eine Suche in Logos gestar­tet: Wo sind Gott oder Jesus die “Spre­cher” und die Satz­art ist eine Frage. 

Irgend­wie selt­sam, dass Gott so viel fragt, wenn er doch eigent­lich alles weiß. War­um macht er das?

Motivation und Intention von Fragen

War­um stel­len wir über­haupt Fra­gen? Wenn wir Fra­gen stel­len, haben wir 

  1. eine per­sön­li­che MOTIVATION und 
  2. eine kon­kre­te INTENTION

Das klingt erst­mal abs­trakt, lass es mich erklären. 

Wir haben eine MOTIVATION, also ein inne­res Anlie­gen! Zum Bei­spiel ist unse­re Moti­va­ti­on bei einem guten Freund oder einer guten Freun­din freund­schaft­li­che Lie­be. Wir fra­gen “Wie geht es dir”? weil man sich wirk­lich interessiert.

Wir haben oft eine kon­kre­te INTENTION, also eine Absicht mit unse­rer Fra­ge! Wir fra­gen in Freund­schaf­ten hof­fent­lich aus Lie­be (Moti­va­ti­on) und um der Freun­din zu hel­fen oder um die Bezie­hung zu vertiefen. 

Gottes Motivation und Intention

Was ist Got­tes Moti­va­ti­on und Inten­ti­on, wenn er uns Men­schen die Fra­gen stellt?

Die erste Frage der Bibel 

Die ers­te Fra­ge der Bibel kommt weder von Gott, noch von Men­schen. “Soll­te Gott gesagt haben…” ist die teuf­li­sche Fra­ge, die die gan­ze Welt aus den Fugen brin­gen wird. Der Teu­fel will kei­ne Infor­ma­ti­on (was hat Gott denn genau gesagt?), son­dern er will mit sei­ner Fra­ge in-Frage-stellen. 

Und sein Plan geht auf. Die Fra­ge ist tech­nisch geni­al und beweist, dass die Schlan­ge das “lis­tigs­te Tier” ist, das auf der Erde leb­te (1. Mose 3,1). 

Aus dem Leben: Die verbotene Haribo-Frucht

Stellt euch Eltern vor, die vie­le klei­ne lee­re Gum­mi­bär­chen-Tüten im Bett ihrer Kin­der fin­den. Sie haben die ver­bo­te­ne Hari­bo-Frucht geklaut und geges­sen. Die ers­te Mög­lich­keit wäre, die Kin­der aus­zuschimp­fen, anzu­kla­gen, eine Stra­fe zu geben und die Tür zuzu­schla­gen. Das mag berech­tigt sein, aber wäre es auch hilf­reich? Die ange­schla­ge­ne Bezie­hung wür­de noch labi­ler werden.

Wo bist du?

Gott kommt in den Gar­ten und fragt Adam: “Wo bist du?” Was ist sei­ne Moti­va­ti­on und was ist sei­ne Intention? 

Dass er über­haupt eine Fra­ge stellt, zeigt sei­ne Moti­va­ti­on: Er sucht noch immer die Bezie­hung. Er fragt Adam auch, wo er ist, nicht zuerst, was er getan hat. Nicht die zer­stö­re­ri­sche Tat, son­dern die zer­stör­te Bezie­hung ist Got­tes ers­te Fra­ge: “War­um bist du nicht hier bei mir und wir kön­nen spa­zie­ren gehen?”

Adam weicht lei­der aus. Gott wird kon­kre­ter: “Hast du von der Frucht geges­sen?” Adam weicht wie­der aus und beschul­digt gleich­zei­tig Gott (der ihm die Frau gege­ben hat) und Eva (die ihm die Frucht vor die Nase gehal­ten hat). 

Dann fragt Gott auch Eva, aber auch sie fühlt sich nicht zuständig!

Gottes Fragen ermöglichen Beziehung

Jetzt kommt das Inter­es­san­te (V.14): ​Sei­nen Men­schen stellt Gott Fra­gen. Der Schlan­ge stellt Gott kei­ne Frage!

Gott fragt dich: “Wo bist du? War­um bist du nicht (nah) bei mir?” Wow! 
Gott fragt dich: “Was hast du getan? Was steht zwi­schen uns? Kannst du es beim Namen nennen?

Die Schlan­ge wird aus­ge­schimpft und erhält direkt den Fluch. 
Die Men­schen wer­den ein­ge­la­den: zum Gespräch, zur Buße und zur Wiederherstellung. 

Gottes Anliegen und Absicht

Den­ken wir zurück an die Gum­mi­bär­chen-Affä­re der Kin­der in unse­rem vor­he­ri­gen Bei­spiel. Was wäre, wenn die Eltern nicht toben, son­dern in die Hocke auf Augen­hö­he gehen und fra­gen: “Hey Kids, wir haben euer Bett auf­ge­räumt und etwas gefun­den. Was könn­te das sein?” “Habt ihr die Tüten gestoh­len?” Das gibt die Mög­lich­keit zur Umkehr und zur Wie­der­her­stel­lung der Bezie­hung – Stra­fe ist natür­lich nicht ausgeschlossen.

Das ist Got­tes Art mit Adam und Eva. Er begibt sich auf Augen­hö­he. Er sucht die Bezie­hung, er ermög­licht mehr­fach die Buße. Das gibt die Mög­lich­keit zur Umkehr und zur Wie­der­her­stel­lung der Beziehung. 

Das tut Gott immer und immer wie­der in der Bibel. Den­ken wir an Kain (“Wo ist dein Bru­der?”), Jakob (“Wie heißt du?”), Jona (“Soll­te ich nicht Barm­her­zig­keit haben?”), Mose (“Wer hat den Mund des Men­schen gemacht?”) und meh­re­re Kapi­tel Fra­gen an Hiob.

Got­tes Ziel ist immer, dass wir Men­schen inne­hal­ten, anhal­ten und uns Got­tes Reden stel­len. Sei­ne Moti­va­ti­on ist (hei­li­ge) Lie­be und sei­ne Inten­ti­on eine wie­der­her­ge­stell­te Beziehung.

Wenn Jesus die Fragen stellt

Als Jesus auf der Erde ist, stellt er vie­le, vie­le Fra­gen. Vie­le davon sind sprich­wört­lich berühmt:

Was hat ein Mensch davon, wenn er die gan­ze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst ver­liert oder unheil­ba­ren Scha­den nimmt?

Lukas 9,25

Wes­halb siehst du den Split­ter im Auge dei­nes Bruders?

Mat­thä­us 7,3

Aber wirk­lich beein­dru­ckend ist, wie Gott die Geschich­te von Adam und Eva in Jesus fer­tig schreibt. 

Denn Gott ist noch­mal her­un­ter zu uns in den Gar­ten gekom­men. In unse­re Welt, in der wir Men­schen uns mit unse­ren Geheim­nis­sen vor­ein­an­der und vor Gott ver­ste­cken. Er ist in Jesus noch­mal her­un­ter­ge­kom­men und mit den Men­schen spa­zie­ren gegangen. 

Jesus hat den Men­schen vie­le Fra­gen gestellt… Und auch sei­ne Moti­va­ti­on war Lie­be und sei­ne Absicht die Bezie­hung mit uns! Und es gibt eine Fra­ge von Jesus, die die­se Moti­va­ti­on wie kei­ne ande­re Fra­ge deut­lich macht! 

Es ist die ein­zi­ge Fra­ge, die Jesus je sei­nem Vater gestellt hat. Und auf die­se Fra­ge erhielt er kei­ne Antwort. 

Aber von Mit­tag an und noch den hal­ben Nach­mit­tag lag eine schwe­re Fins­ter­nis über dem gan­zen Land. Zuletzt schrie Jesus laut: „Eli, Eli, lema sabachtha­ni?“ Das heißt: „Mein Gott, mein Gott, war­um hast du mich verlassen?“

Mat­thä­us 27,45–46

An die­sem Tag schrie Jesus die­se Fra­ge in den Him­mel. Und er der Sohn erhält kei­ne Ant­wort vom Vater. Jesus erhielt kei­ne Ant­wort, er wur­de zur Ant­wort. WARUM wur­de Jesus ver­las­sen? Damit Gott uns nie­mals ver­las­sen muss. 

Gott ver­steckt sich vor Jesus, damit wir uns nicht mehr ver­ste­cken müs­sen wie Adam und Eva. 

Gott ver­flucht Jesus, damit wir nicht mehr ver­fluch­te wer­den wie Adam und Eva. 

Gott schließt Jesus aus der Bezie­hung aus, damit wir ein­ge­la­den sein können.

Wenn du dei­ne Bezie­hung mit Gott ver­tie­fen möch­test, 
lässt du Got­tes Fra­gen in dei­nem Leben zu!

Wenn du dei­ne Bezie­hung mit Gott ver­tie­fen möch­test, 
schaust du auf sei­ne Ant­wort – auf sei­nen Sohn am Kreuz!


Keine Logos-News mehr verpassen!

Simon Rühl

Über den Autor

Simon Rühl war 9 Jahre Pastor in Süddeutschland und Wien, bevor er ins deutsche Logos-Team einstieg. Er wohnt mit seiner Frau und 2 Jungs in Landau in der Pfalz. Bei Logos ist seine Leidenschaft, dass Christen zum Bibelstudieren motiviert und befähigt werden.

Kommentar hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Der Bei­trag hat mir gut gefallen.
    Beson­ders weil er hilft inne zu hal­ten und nicht ein­fach dem Bibel­text ‚zuni­cken’ wäh­rend des Lesens 😉
    Die Rück­fra­gen am Schluss zum Text fin­de ich sehr hilfreich.
    Ein wei­te­res Puz­zel­teil­chen um Jesus im Glau­ben bes­ser ken­nen zu ler­nen und Ihm zu vertrauen.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Logos Basic jetzt auf deutsch herunterladen

Kostenfrei - Bibelstudium wie nie zuvor!