Paulus – sein Leben und Selbstverständnis

Von Adam Yalcinöz

November 20, 2023

Pau­lus war die maß­geb­li­che Per­son, die einen Bei­trag zur Ver­brei­tung des Evan­ge­li­ums im frü­hen Chris­ten­tum geleis­tet hat. Ein Groß­teil des Neu­en Tes­ta­ments besteht aus sei­nen Brie­fen, sodass sein Ver­mächt­nis bis heu­te rele­vant ist. Die­ser Bei­trag möch­te Ihnen einen Über­blick über das Leben und Selbst­ver­ständ­nis von Pau­lus geben. Dadurch wer­den Sie bes­ser ver­ste­hen, was ihn antreibt und wovon er in sei­nen Brie­fen schreibt.

Wie sah das Leben von Paulus aus?

Nimmt man das Leben von Pau­lus in Augen­schein, so offen­bart sich eine Per­son, deren Leben eine ent­schei­den­de und maß­geb­li­che Wen­dung genom­men hat. Die­se Wen­dung hat ihn ganz in Beschlag genom­men und soll hier im Fol­gen­den anhand der Apos­tel­ge­schich­te und den auto­bio­gra­fi­schen Aus­sa­gen der pau­li­ni­schen Brie­fe skiz­ziert werden.

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Mit der Logos-Stu­di­en­hil­fe „Per­son der Bibel” las­sen sich Per­so­nen wie Pau­lus unter Rück­sicht­nah­me Ihrer frei­ge­schal­te­ten Logos-Funk­tio­nen und Wer­ke genau­er betrach­ten. Die Stu­di­en­hil­fe führt Sie Schritt für Schritt von wich­ti­gen Bibel­stel­len und Bezugs­wör­tern zu Lexi­kon­ein­trä­gen, bis Sie sich ein umfas­sen­des Bild von der Per­son machen konnten.

Studienhilfe, Logos, Person der Bibel

Paulus vor seiner Bekehrung

Pau­lus war ein from­mer Jude aus dem Stamm Ben­ja­min (Phil. 3,5). Er gehör­te der Hei­li­gungs­be­we­gung der Pha­ri­sä­er an, die eine strik­te Umset­zung der Rein­heits­ge­bo­te auch im All­tag for­der­ten. Die Torah und auch die Aus­le­gung der­sel­ben, war für die Pha­ri­sä­er Maß­stab für ihr Leben.

Sei­ne Hei­mat­stadt war Tar­sus, wo er mit römi­schem Bür­ger­recht gebo­ren wur­de. Jedoch hat­te er Ver­bin­dun­gen nach Jeru­sa­lem, wo er unter Gam­a­liel die hebräi­sche Gelehr­sam­keit gelernt hat (Apg. 22,3).

Lukas, der Autor der Apos­tel­ge­schich­te, nennt ihn vor sei­ner mis­sio­na­ri­schen Tätig­keit bei sei­nem hebräi­schen Namen Sau­lus (Apg. 13,9). Den römi­schen Namen Pau­lus hat er womög­lich bereits von Geburt an als Bei­na­men getra­gen. Die­ser Name eig­ne­te sich für sei­ne mis­sio­na­ri­sche Tätig­keit in gro­ßen Tei­len des römi­schen Rei­ches besser.

Als Pha­ri­sä­er war er ein lei­den­schaft­li­cher Kämp­fer für die Sache der Torah. Die logi­sche Kon­se­quenz war für ihn die Ver­fol­gung der christ­li­chen Urge­mein­de, wel­che aus sei­ner Sicht eine häre­ti­sche Sek­te war (Gal. 1,13). Die­se fin­det ihren Anfang in der Stei­ni­gung von Ste­pha­nus (Apg. 8,1ff), der Pau­lus bei­gewohnt hat. Von dort aus lässt er sich ein Emp­feh­lungs­schrei­ben aus­stel­len, um die Ver­fol­gung in Damas­kus fort­zu­füh­ren (Apg. 9,1f)

Die Bekehrung von Paulus

Auf dem Weg nach Damas­kus berich­tet Lukas in der Apos­tel­ge­schich­te von einer Begeg­nung, bei der ihm der Auf­er­stan­de­ne Chris­tus hell leuch­tend erscheint. Dadurch erblin­det Pau­lus vor­über­ge­hend, bis ein Jün­ger Jesu namens Hana­ni­as ihm von Gott beauf­tragt die Hän­de auf­legt (Apg. 9,3ff).

Auch Pau­lus selbst nimmt Bezug auf die­ses Ereig­nis. Aus sei­ner Per­spek­ti­ve han­del­te es sich um eine leib­li­che Sich­tung des Auf­er­stan­de­nen. Damit fügt er sich in die Rei­he der Oster­zeu­gen, die Jesus nach sei­ner Auf­er­ste­hung leib­lich gese­hen haben, ganz hin­ten ein (1. Kor. 15,8f).

Die­ses Ereig­nis führ­te zu einer Kehrt­wen­de im Leben von Pau­lus. Er, der zuvor rei­send die frü­he christ­li­che Gemein­de ver­folg­te, ließ sich tau­fen und war fort­an ein rei­sen­der Ver­kün­di­ger der Chris­tus­bot­schaft. Sowohl in der Apos­tel­ge­schich­te als auch in sei­nen auto­bio­gra­fi­schen Aus­sa­gen lässt sich die enge Ver­knüp­fung von sei­ner Bekeh­rung und mis­sio­na­ri­schen Beru­fung erken­nen. (Gal. 1,15f)

Der Herr aber sprach zu ihm: Geh hin! Denn die­ser ist mir ein aus­er­wähl­tes Werk­zeug, mei­nen Namen zu tra­gen sowohl vor Natio­nen als auch vor Köni­ge und Söh­ne Israel.”
– Apg. 9,15

Paulus, der Missionar

Pau­lus berich­tet, dass er nach sei­ner Bekeh­rung in Ara­bi­en und Damas­kus in den Syn­ago­gen pre­dig­te, dass Jesus der Sohn Got­tes ist (Gal. 1,16). Auch Lukas berich­tet von sei­nem Wir­ken in Damas­kus (Apg. 9,19ff). Nach­dem die Juden in Damas­kus geplant hat­ten, ihn umzu­brin­gen, floh er mit­hil­fe der christ­li­chen Gemein­de nach Jerusalem.

In Jeru­sa­lem brach­te Bar­na­bas ihn zu den Apos­teln Petrus und Jako­bus, dem Bru­der Jesu. Auch dort pre­dig­te er in den Syn­ago­gen, bis man nach sei­nem Tod trach­te­te. Pau­lus zog wei­ter über Caesarea in die Gegend von Syri­en und Zili­zi­en, dort in sei­ne Hei­mat­stadt Tar­sus (Apg. 9,26ff; Gal. 1, 18ff).

Das erste Missionszentrum: Antiochia

In Antio­chia, der dritt­größ­ten Stadt im römi­schen Reich, gab es eine christ­li­che Gemein­de. Die­se Gemein­de ist durch die Chris­ten ent­stan­den, die auf­grund der Ver­fol­gung in Jeru­sa­lem in die umge­ben­den Län­der geflo­hen sind. Als die Gemein­de in Jeru­sa­lem von den Chris­ten in Antio­chia hör­te, sand­ten sie Bar­na­bas aus, um die Gemein­de zu stär­ken. Bar­na­bas ging nach Tar­sus, um auch Pau­lus nach Antio­chia zu holen (Apg. 11,22ff).

Dort ver­brach­te er eini­ge Zeit und pre­dig­te das Evan­ge­li­um in Antio­chia, wor­auf­hin die antio­che­ni­sche Gemein­de ihn zu sei­nen soge­nann­ten Mis­si­ons­rei­sen aus­sand­te (Apg. 13,1–3). Man darf die­se Bezeich­nung jedoch nicht als Beginn sei­nes mis­sio­na­ri­schen Diens­tes ver­ste­hen – dar­in war er bereits zuvor aktiv.

Klei­ner Hinweis!

Mit dem Logos-Atlas kön­nen Sie unter ande­rem die Mis­si­ons­rei­sen des Pau­lus Schritt für Schritt nach­ver­fol­gen. Dadurch bekom­men Sie einen Über­blick über die Rei­se­rou­ten von Pau­lus und sei­nen Beglei­tern. Selbst­ver­ständ­lich las­sen sich auch wei­te­re bibli­sche Ereig­nis­se mit dem Atlas erforschen.

Logos Atlas. Missionsreise Paulus

Die Missionsreisen von Paulus

Eine detail­lier­te Betrach­tung, in wel­chen Städ­ten Pau­lus das Evan­ge­li­um ver­kün­digt hat, lässt sich mit Logos gut nach­ver­fol­gen. Die­ser Blog­bei­trag aber wird sich neben ein paar chro­no­lo­gi­schen Aus­sa­gen dar­auf fokus­sie­ren, wel­che Beson­der­hei­ten die Mis­si­ons­rei­sen kennzeichnen.

Sei­ne ers­te Mis­si­ons­rei­se führ­te ihn von Antio­chia über Zypern nach Klein­asi­en und wie­der zurück. Auf ihrer Rei­se pre­dig­ten Bar­na­bas und Pau­lus in ver­schie­de­nen Städ­ten das Evan­ge­li­um, grün­de­ten Haus­ge­mein­den und setz­ten Ältes­te ein. Die Mis­si­ons­rei­sen finan­zier­te Pau­lus durch sei­ne Tätig­keit als Zelt­ma­cher (Apg. 18,3). Womög­lich hat er den Beruf in sei­ner Hei­mat­stadt erlernt, da Tar­sus für die Lei­nen­pro­duk­ti­on bekannt war.

Das Apostelkonzil zur Heidenmission

Zwi­schen den ers­ten bei­den Mis­si­ons­rei­sen bega­ben sich Bar­na­bas und Pau­lus nach Jeru­sa­lem, um eine ent­schei­den­de Fra­ge bezüg­lich der Mis­si­on unter den Hei­den zu stel­len. Es ging um die Gel­tung des mosai­schen Geset­zes für Chris­ten. Im Fokus stand die Fra­ge, ob Hei­den­chris­ten beschnit­ten wer­den müs­sen, also inwie­weit Hei­den erst­ein­mal Juden wer­den müss­ten, bevor sie Chris­ten sein könnten.

Zu die­ser Fra­ge hat es ein Apos­tel­kon­zil gege­ben (Apg. 15,1ff). Das Kon­zil hat ent­schie­den, die Mis­si­ons­ar­beit unter den Hei­den sol­le nicht wei­ter erschwert wer­den. Das Evan­ge­li­um gel­te für alle Men­schen und eine Beschnei­dung sei nicht not­wen­dig. Die­se Ent­schei­dung des Apos­tel­kon­zils war für Pau­lus die ent­schei­den­de Bestä­ti­gung sei­ner Mis­si­on (Gal. 2,6ff).

Tat­säch­lich war sie für Pau­lus von maß­geb­li­cher Bedeu­tung. Im Lau­fe sei­ner Mis­si­ons­rei­sen wur­de immer wie­der Kri­tik an der pau­li­ni­schen Ver­kün­di­gung und an sei­nem Apos­to­lat geübt (z.B. lässt sich Pau­lus Reak­ti­on auf sei­ne Kri­ti­ker im Gala­ter­brief erken­nen). Ihm wur­de von Sei­ten der Juden­chris­ten vor­ge­wor­fen, ein fal­sches Evan­ge­li­um zu pre­di­gen. Statt­des­sen for­der­ten sie, dass sich Chris­ten beschnei­den las­sen müs­sen und das mosai­sche Gesetz Gel­tung hat.

Die Span­nung zwi­schen Juden- und Hei­den­chris­ten führ­te zuneh­mend zu Spal­tung zwi­schen den bei­den Grup­pen. Doch für Pau­lus war die Ein­heit der Kir­che von beson­de­rer Wich­tig­keit. Aus die­sem Grund will er spä­ter in sei­ner drit­ten Mis­si­ons­rei­se eine Kol­lek­te nach Jeru­sa­lem brin­gen, wohl wis­send, dass es auch dort Kri­ti­ker gibt (Röm 15,25ff).

Die Zweite Missionsreise

Die zwei­te Mis­si­ons­rei­se führ­te ihn über Klein­asi­en und Maze­do­ni­en nach Grie­chen­land. Auf die­ser Rei­se wur­de er von Silas beglei­tet. Der Weg über Maze­do­ni­en wird von Lukas unter Ein­wir­ken des Hei­li­gen Geis­tes gekenn­zeich­net, da die­ser Pau­lus hin­der­te, das Evan­ge­li­um an ande­ren Orten zu ver­kün­di­gen (Apg. 16,6ff).

Auf dem Weg lern­te er in einer Gemein­de in Klein­asi­en Timo­theus ken­nen, den er auf sei­ne Mis­si­ons­rei­se mit­nahm. Es fällt auf, dass Pau­lus alles ande­re als ein Ein­zel­gän­ger war. Er umgab sich die meis­te Zeit mit wei­te­ren Per­so­nen, denen er teil­wei­se spe­zi­el­le Auf­ga­ben gab, wie die Über­brin­gung diver­ser Briefe.

Die dritte Missionsreise und sein Lebensende

Sei­ne drit­te Mis­si­ons­rei­se führ­te Pau­lus wie­der bis nach Grie­chen­land. Er nahm sich sogar vor, nach einem Besuch in Jeru­sa­lem (um dort die oben genann­te zu über­brin­gen) nach Rom zu rei­sen. Von wo aus er sei­ne Mis­si­ons­rei­se bis nach Spa­ni­en aus­wei­ten woll­te (Röm 15,24).

Auch wenn er Rom letz­ten Endes erreich­te, ver­lief die­se Mis­si­ons­rei­se anders als geplant. Er wur­de in Jeru­sa­lem gefan­gen genom­men (Apg. 21,27ff). Auf­grund sei­nes römi­schen Bür­ger­rechts wur­de er zunächst nach Caesarea über­führt und sprach dort vor dem Statt­hal­ter und dem König Agrip­pa (Apg. 25,13ff). Dort hat Pau­lus sich auf den Kai­ser beru­fen und wur­de als Gefan­ge­ner nach Rom über­führt.

Die Apos­tel­ge­schich­te berich­tet von eini­gen Her­aus­for­de­run­gen auf dem Weg dort­hin. Unter ande­rem kam es zu einem Schiff­bruch, bei dem Pau­lus durch Ermu­ti­gun­gen sicher­te, dass alle den Schiff­bruch über­le­ben (Apg. 27,22ff).

In Rom konn­te er ein Haus bezie­hen, stand aber unter dau­er­haf­ter Bewa­chung. Dort ver­kün­dig­te er wei­ter das Evan­ge­li­um (Apg. 28,16ff). Dem ers­ten Cle­mens­brief zufol­ge fand er unter der Chris­ten­ver­fol­gung durch Nero im Jahr 64 n. Chr. den Mär­ty­rer­tod. Der Ein­fluss von Pau­lus auf die frü­he Kir­che war aber so groß, dass es auch Legen­den über eine Mis­si­ons­rei­se bis nach Spa­ni­en gibt (Acta Pau­li et Theclae).

Wie hat Paulus sich selbst verstanden?

Apostel

In den zahl­rei­chen Brief­ein­lei­tun­gen stellt Pau­lus sich selbst immer­zu als Apos­tel vor (z.B. Röm 1,1). Die Fra­ge ist, was meint er, wenn er sich selbst so vorstellt.

Das Apostolat im Neuen Testament

In der Bibel gibt es ver­schie­de­ne Per­so­nen­grup­pen, die als Apos­tel bezeich­net werden:

  • Ers­tens wird Jesus in Hebrä­er 3,1 als Apos­tel gekennzeichnet,
  • zwei­tens beruft Jesus zwölf sei­ner Jün­ger als Apos­tel,
  • drit­tens benennt Pau­lus eine grö­ße­re Grup­pe von Apos­teln, die über den Zwöl­fer­kreis hin­aus­ge­hen (1. Kor. 12,7)
  • und vier­tens gibt es Apos­tel, die als Gesand­te (wört­li­che Über­set­zung von Apos­tel) der Gemein­den zu ver­ste­hen sind (Phil. 2,25).

Maß­geb­lich für das Apos­to­lat ist der Ursprung des­sel­ben. Denn für den Apos­tel gilt: Er tritt im Auf­trag und in der Auto­ri­tät der Per­son auf, die ihn gesandt hat. Ein Apos­tel Jesu tritt dem­nach in Jesu Auto­ri­tät auf; das Wort des Gesand­ten ist gleich­zu­set­zen mit dem Wort Jesu. Ein Apos­tel der Gemein­de tritt in der Auto­ri­tät der sen­den­den Gemein­de auf.

Ist Paulus ein Apostel? – Sein Selbstverständnis im Vergleich zum lukanischen Paulusbild

Hier unter­schei­den sich das Pau­lus-Bild von Lukas und das pau­li­ni­sche Selbst­ver­ständ­nis. Wäh­rend Lukas den Apos­tel­be­griff aus­schließ­lich für den Zwöl­fer­kreis anwen­det, wei­tet Pau­lus den Begriff aus und gebraucht ihn unter ande­rem für Jako­bus, den Bru­der Jesu, (Gal. 1,19) und Bar­na­bas (1. Kor. 9,6). Für Lukas war Pau­lus ein mis­sio­na­ri­scher Gesand­ter der Gemein­de, Pau­lus aber ver­steht sich selbst als Gesand­ter Got­tes, der eben dar­um auch in der Auto­ri­tät Jesu auf­tritt und spricht.

Die­se Rol­le wur­de ihm von sei­nen Kri­ti­kern aberkannt, da ein urchrist­li­cher Apos­tel dar­in gekenn­zeich­net wird, dass er Zeu­ge von Jesu Leben, Tod und Auf­er­ste­hung war und direkt von ihm aus­ge­sandt wur­de. Die Bekeh­rung von Pau­lus gebe das nicht her. Aus die­sem Grund betont Pau­lus häu­fi­ger, dass sei­ne Beru­fung auf einer leib­li­chen Sich­tung des Herrn basiert und er eben­so direkt von Gott und nicht von Men­schen aus­ge­sandt wur­de (z.B. Gal. 1,1 oder 1. Kor. 9,1ff).

Leidender Knecht

Pau­lus greift mit der Selbst­be­zeich­nung „Knecht Got­tes“ ein Kon­zept auf, das durch das Alte Tes­ta­ment stark geprägt war. Der Begriff wur­de auf ver­schie­de­ne Per­so­nen ange­wen­det: Köni­ge, Pro­phe­ten und auch ein­zel­ne from­me Israe­li­ten. Die­se Per­so­nen waren von Gott aus­er­wählt, um sei­nen Wil­len zu tun.

Ein Knecht ist mit sei­ner gan­zen Per­son in einem Abhän­gig­keits­ver­hält­nis. Dem­nach ist er sei­nem Herrn unter­ge­ord­net und stellt sich selbst als Gan­zes in den Dienst sei­nes Herrn. Wenn Pau­lus sich als Knecht Got­tes kenn­zeich­net, dann ver­steht er sich als Gan­zes Gott allein unter­ge­ord­net und treibt Got­tes Mis­si­on in der Welt voran.

Streng genom­men ist die­se Selbst­be­zeich­nung eng mit sei­nem Apos­to­lat ver­knüpft. Nicht umsonst nennt er bei­de Selbst­be­zeich­nun­gen z.B. in Röm. 1,1 zusam­men­hän­gend. So wie er sich als Apos­tel, beauf­tragt vom Herrn und in sei­ner Auto­ri­tät redend, ver­steht – so ist er als Knecht in Abhän­gig­keit Got­tes und steht in sei­nem Dienst.

Welche Rolle spielt Leid für sein Verständnis als Knecht?

Das Bild vom lei­den­den Knecht ist aus Jes. 53 bekannt und wird häu­fig mit Jesus in Ver­bin­dung gebracht. Auch Pau­lus ver­steht sei­ne viel­fäl­ti­gen Lei­den in kei­ner Wei­se nega­tiv. In 2. Kor. 11,22ff lis­tet Pau­lus die Lei­den auf, die er auf sei­ner Mis­si­on ertra­gen muss­te. Er ver­steht sie nicht als etwas Nega­ti­ves, son­dern rühmt sich die­ser Lei­den.

Im Phil­ip­per­brief for­mu­liert Pau­lus es selbst fol­gen­der­ma­ßen: „Ich will aber, dass ihr wisst, Brü­der, dass mei­ne Umstän­de mehr zur För­de­rung des Evan­ge­li­ums aus­ge­schla­gen sind.” (Phil. 1,12) Pau­lus ist bereit, Ver­fol­gung und Lei­den zu ertra­gen, wenn sich dafür das Evan­ge­li­um ver­brei­tet. Er ver­steht sich als gan­ze Per­son im Dienst Got­tes; sein Schick­sal ist zweit­ran­gig, wenn dafür Got­tes Mis­si­on vor­an­ge­trie­ben wird.

Fazit

In Pau­lus erken­nen wir eine Per­son, deren Bekeh­rung zu einer Wen­de sei­nes Lebens führ­te. Obwohl er zuvor die ers­te christ­li­che Gemein­de ver­folg­te, wur­de er zu der ent­schei­den­den Per­son, die die Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums über wei­te Tei­le des römi­schen Rei­ches vor­an­ge­trie­ben hat.

Er hat sich Gott und sei­nem Dienst lei­den­schaft­lich hin­ge­ge­ben und nahm Schmer­zen und Ver­zicht auf sich, um das Evan­ge­li­um an so vie­len Orten wie mög­lich zu ver­kün­di­gen. Für die­sen Dienst hat er sich beru­fen gefühlt: als Apos­tel für die Hei­den. Sei­ne Auto­ri­tät kommt von Gott, der durch ihn an allen Men­schen wirkt. Das hat ihn durch alles hin­durch getragen.

Zum Schluss bleibt noch der Blick auf das Ver­mächt­nis von Pau­lus. Fern­ab von der Rol­le, die er für die frü­he Kir­che gespielt hat, haben sei­ne Brie­fe im Neu­en Tes­ta­ment nach­hal­ti­ge Bedeu­tung durch die gan­ze Kir­chen­ge­schich­te hin­durch gefun­den und wir­ken bis heute.

Logos Werke für weiterführende Paulus-Studien

Reinmuth, Eckart: Paulus. Gott neu denkenPau­lus und sei­ne Brie­fe las­sen sich mit­hil­fe von Logos wei­ter stu­die­ren. Neben der Stu­di­en­hil­fe „Per­son der Bibel” und Funk­tio­nen wie dem Fak­ten­buch oder dem Atlas gibt es auch spe­zi­el­le Wer­ke zu Pau­lus, unter ande­rem eines aus der Rei­he der bibli­schen Gestal­ten von der evan­ge­li­schen Verlagsanstalt.

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Adam Yalcinöz

Über den Autor

Adam Yalcinöz befindet sich aktuell in einem Masterstudium am Forum Wiedenest e.V. im Fachbereich Neues Testament. Seine theologische Grundausbildung hat er zuvor am Theologischen Seminar Erzhausen absolviert. Nebenbei predigt er in verschieden freikirchlichen Gemeinden und bietet Führungen im Bibelhaus Erlebnismuseum in Frankfurt an.

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