Gedanken zu Offenbarung 21,6

Von Johannes Traichel

Dezember 30, 2017

Vom zeitlosen Wasser

Die Jah­res­lo­sung 2018 stammt aus dem Buch Offen­ba­rung, dem letz­ten Buch der Bibel. Der Text der Jah­res­lo­sung lautet:

Gott spricht: Ich will dem Durs­ti­gen geben von der Quel­le des leben­di­gen Was­sers umsonst.“ (Offb 21,6)

Im Jahr 2040 wird nach aktu­el­len Pro­gno­sen das Trink­was­ser in 33 Län­dern welt­weit zur Man­gel­wa­re wer­den. Das „blaue Gold“ wird zu einem der wert­volls­ten Roh­stof­fe unse­res Pla­ne­ten wer­den, beson­ders in tro­cke­nen Regio­nen. Die­ser Was­ser­man­gel wird sogar Kriegs­ge­fahr mit sich bringen.

Was­ser, das war den Men­schen zur Zeit der Bibel schwer bewusst, ist unend­lich kost­bar. Ohne genü­gend Was­ser kommt ein Volk um. Was­ser im Über­fluss dage­gen, das war eine para­die­si­sche Vorstellung.

Der Apos­tel Johan­nes, der Emp­fän­ger der Offen­ba­rung, schreibt die Ver­hei­ßung des­sen auf, der in der neu­en Welt auf dem Thron sitzt: „Ich will dem Durs­ti­gen geben von der Quel­le des leben­di­gen Was­sers umsonst.“ (Offb 21,6)

Tipp: Das Titel­bild die­ses Blog­posts ist eine eigens von unse­ren Desi­gnern ange­fer­tig­te Gra­fik, die Sie selbst­ver­ständ­lich ger­ne als Wall­pa­per oder Prä­sen­ta­ti­ons­fo­lie benut­zen dür­fen! Logos-Nut­zer fin­den Sie in Ihrer Media­thek – ein­fach den Such­be­griff “Jah­res­lo­sung” ein­ge­ben. (Sie haben noch kein Logos? Hier gibt es eine kos­ten­lo­se Ver­si­on!)

Gra­tis Was­ser, ohne jeg­li­che Begren­zun­gen, ohne Limit. Eine traum­haf­te Vor­stel­lung für jeden, der in der bibli­schen Welt behei­ma­tet ist. Aber die­ses Was­ser, das Gott gibt, hat eine Beson­der­heit: Es han­delt sich um leben­di­ges Wasser.

Eine ver­wir­ren­de Wen­dung. Was genau ist „leben­di­ges Wasser?“

Lebendiges Wasser – Eine biblische Spurensuche nach der Jahreslosung 2018

In der Jah­res­lo­sung 2018 aus Offb 21,6 haben wir hier eine Aus­sa­ge, die auf­ge­la­den ist mit Sym­bol­kraft. Die durch­tränkt ist mit Aus­sa­gen Jesu aus den Evan­ge­li­en und auch mit eini­gen Aus­sa­gen der alt­tes­ta­ment­li­chen Propheten.

Daher wer­den wir uns jetzt zuerst zu einer Spu­ren­su­che durch die Bibel auf­ma­chen. Wir wol­len her­aus­fin­den, wo in der Bibel die­ses leben­di­ge Was­ser bereits vor­kommt und in wel­chem Zusam­men­hang es auf­taucht. Dies wird uns zum Ver­ständ­nis der Jah­res­lo­sung unterstützen.

1. Lebendiges Wasser im Alten Testament

Zuerst unter­su­chen wir die Wur­zeln des Neu­en Tes­ta­ments: das ers­te Tes­ta­ment der Bibel, die Grund­la­ge des christ­li­chen Glaubens.

Nach dem Exodus, wäh­rend ihrer Wan­de­rung durch die Wüs­te, ging dem Volk Isra­el das Was­ser aus. Es folg­te dar­auf ein gött­li­ches Ein­grei­fen, in dem Was­ser aus einem Fel­sen kam (4. Mose 20). Pau­lus deu­tet die­sen Fel­sen typo­lo­gisch als Chris­tus (1. Korin­ther 10,3).

Einer der bekann­tes­ten Pro­phe­ten des Alten Tes­ta­ments ist Jesa­ja. Er schreibt im 55. Kapi­tel sei­nes Buches: „Auf, ihr Durs­ti­gen, alle, kommt zum Was­ser! […] Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure See­le wird leben! Und ich will einen ewi­gen Bund mit euch schlie­ßen, getreu den unver­brüch­li­chen Gna­dener­wei­sen an David.“ Das sym­bo­li­sche Was­ser wird gra­tis angeboten.

Bei Jere­mia kom­men wir der For­mu­lie­rung des leben­di­gen Was­sers näher. Jere­mia nennt hier Gott die Quel­le des leben­di­gen Was­sers (Jere­mia 17,13).

Sie erin­nern sich bestimmt an den Pro­phe­ten Hese­kiel, der davon berich­te­te, wie aus einem neu­en Tem­pel eine Strom von Was­ser her­aus floss, dass gesund macht und Leben schafft (nach­zu­le­sen in Hese­kiel 47).

Auch der Pro­phet Sachar­ja wäre noch zu erwäh­nen. Er pro­phe­zeit über eine offe­ne Quel­le, wel­che gegen die Sün­de hel­fen wird (Sachar­ja 13,1). Er beschreibt das leben­di­ge Was­ser, wel­ches aus Jeru­sa­lem her­aus flie­ßen wird, wenn Gott der König über die gan­ze Erde sein wird (Sachar­ja 14,8–9).

2. Lebendiges Wasser im Neuen Testament

Wen­den wir uns dem Neu­en Tes­ta­ment zu. Wel­che ande­ren Stel­len im NT hel­fen uns, den Sinn der Jah­res­lo­sung 2018 zu ermitteln?

Jesus Chris­tus spricht wäh­rend sei­ner Zeit auf der Erde mehr­mals von leben­di­gem Wasser.

Ein Gespräch Jesu mit einer Frau aus Sama­ria ist in die­sem Zusam­men­hang beson­ders bekannt. Bei einem Gespräch am Brun­nen schnei­det Jesus das The­ma „leben­di­ges Was­ser“ an. Die Frau die erst skep­tisch ist, wird dann neu­gie­rig. Beson­ders als Jesus davon spricht, dass die­se leben­di­ge Was­ser, dass er geben kann, dafür sorgt, dass man in Ewig­keit kei­nen Durst mehr haben wird (Joh 4,14).

Wie aber gibt Jesus die­ses Was­ser an die­se Frau wei­ter? Jesus über­rascht sie. Gegen allen Erwar­tun­gen fängt er an, Seel­sor­ge zu betrei­ben. Er spricht den wun­den, sün­di­gen Punkt in ihrem Leben an und gibt sich danach als der Mes­si­as zu erken­nen. Das Ergeb­nis war, dass sie und vie­le ihrer Stadt anfin­gen an Jesus zu Glauben.

Am Laub­hüt­ten­fest in Jeru­sa­lem hielt Jesus wie­der eine Rede, in der er leben­di­ges Was­ser erwähnt (nach­zu­le­sen in Johan­nes 7,37ff): „Wenn jemand dürs­tet, so kom­me er zu mir und trin­ke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus sei­nem Lei­be wer­den Strö­me leben­di­ges Was­sers flie­ßen.“ Der Apos­tel Johan­nes schreibt hier­zu: „Dies aber sag­te er von dem Geist, den die emp­fan­gen soll­ten, die an ihn glaub­ten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht ver­herr­licht wor­den war.“

Vie­le Aus­le­ger (u.a. Ger­hard Mai­er) sehen auch in der Berg­pre­digt einen Hin­weis auf die­ses leben­di­ge Was­ser. Der Durst nach der Gerech­tig­keit wird (Mt 5,6) dar­auf hin ausgelegt.

3. Lebendiges Wasser im Kontext der Offenbarung

Am wich­tigs­ten sind natür­lich Hin­wei­se aus dem Buch der Offen­ba­rung, aus dem unse­re Jah­res­lo­sung für das Jahr 2018 immer­hin stammt.

Es ist ein ganz beson­de­res bibli­sches Buch, von dem es eine gefühlt unend­li­che Anzahl an Inter­pre­ta­tio­nen gibt. Der Text der Jah­res­lo­sung 2018 fin­det sich nach den Berich­ten von der Auf­er­ste­hung der Toten und dem Welt­ge­richt wie­der. Er gehört zu der Beschrei­bung von dem neu­en Him­mel und der neu­en Erde fast am Ende der Bibel (Offen­ba­rung 21,1ff).

Ganz am Ende der Offen­ba­rung im 22. Kapi­tel taucht der Strom vom Was­ser des Lebens auf. Er geht vom Thron Got­tes und des Lam­mes (Jesus) her­vor. Chris­tus ist somit die Quel­le die­ses leben­di­gen Was­sers. An den Ufern des Stroms von leben­di­gen Was­sers wächst der Baum des Lebens. (Wenn sie eine Her­aus­for­de­rung in der Bibel­aus­le­gung suchen, dann ist die­ses Kapi­tel wie geschaf­fen für Sie!).

Chris­tus ist somit die Quel­le die­ses leben­di­gen Wassers.

Die Offen­ba­rung kommt mit der Auf­for­de­rung Jesu zu ihrem Ende: „Und wen dürs­tet, der kom­me! Wer da will, neh­me das Was­ser des Lebens umsonst!“ (Offen­ba­rung 22, 17b Elb).

Das lebendige Wasser aus Offenbarung 21,6

Wie ist die­ses leben­di­ge Was­ser aus der Jah­res­lo­sung nun im bibli­schen Kon­text zu verstehen?

All­ge­mein zu sagen ist, dass Was­ser in der Bibel oft ein Zei­chen für Got­tes Segen ist. Ein Segen, der von Gott selbst ausgeht.

Hal­ten wir uns dazu vor Augen, dass die größ­te und umfas­sends­te Seg­nung, mit der Gott die Men­schen beschenkt, das ewi­ge Leben in der nicht enden­den Gemein­schaft mit Chris­tus in der Fül­le sei­nes Hei­li­gen Geis­tes ist.

Der Mensch ist durs­tig. Er sucht nach mehr. Nach einem Leben, dass über sei­ne mit dem Auge wahr­nehm­ba­re Exis­tenz hin­aus­geht. Einem Leben das durch den Hori­zont des Todes und der Ver­gäng­lich­keit nicht aus­ge­löscht wird, son­dern im Gegen­teil davon, neu, anders und gut star­tet. Die­ser tie­fe Durst des Men­schen ist es, den die­ses Was­ser des Lebens stillt.

Ein Durst nach ewi­gen Leben, der von Gott in das Herz des Men­schen hin­ein gelegt wur­de (Pre­di­ger 3,11). Ein Durst, der in Wirk­lich­keit ein Durst nach Gott ist. Die Suche des Men­schen nach Erfül­lung ist in Wahr­heit die Suche nach dem leben­di­gen Was­ser, eine Suche nach Gott. Daher kann Augus­ti­nus zu Recht schrei­ben: “Unru­hig ist unser Herz, bis es ruht in Dir”.

Denn die­ser Durst wird allein durch das leben­di­ge Was­ser gestillt, das der Mensch allein durch Chris­tus emp­fan­gen kann. Das Was­ser des Lebens ist das ewi­ge, nicht enden­de Leben mit Chris­tus in der Ver­söh­nung durch ihn. Ein Leben, das auf der Erde beginnt, dass vom Geist Got­tes durch­drun­gen und erfüllt ist. Es ist für jeden Men­schen ver­füg­bar, der von dem Was­ser des Lebens trinkt. Indem man an Chris­tus glaubt und dabei ihm und sei­ner Zusa­ge ver­traut, trinkt man von die­sem leben­di­gen Wasser.

Chris­tus ist die Quel­le von die­sem Was­ser. Von ihm selbst geht die­se Segens­hand­lung Got­tes, also das leben­di­ge Was­ser, aus. Ihren Grund hat sie in sei­nem Ster­ben und in sei­ner Auf­er­ste­hung aus den Toten.

Ver­hei­ßen wur­de die­ses leben­di­ge Was­ser bereits im Alten Tes­ta­ment. Es ist von die­ser Hoff­nung durch­drun­gen. Und so wur­de es auch in Jesus erfüllt und wird von ihm zur Voll­endung gebracht.

Gratis: Der sich verschenkende Christus

Ich lade Sie daher ein, mit mir gemein­sam über Jesus Chris­tus zu staunen.

Stau­nend und andäch­tig vor dem einen Gott zu ste­hen, der sich selbst verschenkt.

Der kei­ne Bezah­lung für die­ses leben­di­ge Was­ser erwar­tet, der so sei­ne Gna­de austeilt.

Über Gott, der Mensch wur­de, damit Men­schen zu Gott kom­men. Der Gott, der den Him­mel ver­lässt, damit der Him­mel auf die Erde kommt. Über Chris­tus, der sein Leben gibt, damit wir leben. Die Lie­be, die Got­tes Moti­va­ti­on ist, um ewi­ges Leben durch Chris­tus und sein Tod am Kreuz zu geben und eine ewi­ge Tren­nung von Gott zu ver­hin­dern (Johan­nes 3,16).

Der den an ihn glau­ben­den Men­schen für gerecht erklärt aus Gna­de (Römer 3,21ff). Der dem Durs­ti­gen die­se Segens­hand­lung gra­tis schenkt.

Der veränderte Blick: Wasser aus der Ewigkeit

Unser Text der Jah­res­lo­sung 2018 kommt in der Offen­ba­rung in einer Beschrei­bung von Got­tes neu­er Welt ein­ge­bet­tet vor. Wenn Sie die letz­ten bei­den Kapi­tel von die­sem Buch lesen, bekom­men Sie einen Ein­blick, wohin die­ses leben­di­ge Was­ser führt und woher es stammt.

Von Chris­tus her stammt es, um zu Chris­tus zu füh­ren. Es ist das Segens­ge­schenk unse­res Got­tes, der Ver­söh­nung mit ihm hier auf der Erde bereits gibt, um in Ewig­keit die Men­schen mit sei­nen Segens­hand­lun­gen zu beschenken.

Es ist von der Voll­endung der Königs­herr­schaft Got­tes die Rede. Der Him­mel und die Erde wer­den neu gemacht. Es fin­det eine Hoch­zeit des Him­mels und der Erde statt, und Gott selbst wohnt für immer bei den Men­schen, in einer voll­kom­men und neu­en Welt, in der Zeit nach der Auf­er­ste­hung der Toten (sie­he Offen­ba­rung 21,1ff).

Dies ist die Zukunft der Men­schen, die die­ses Was­ser getrun­ken haben. Eine Zukunft, zu der alle Men­schen vom auf­er­stan­de­nen Chris­tus im Buch der Offen­ba­rung ein­ge­la­den wer­den. Das ist das Ziel, wel­ches Sie anpei­len dür­fen. Von die­sem Ziel her darf der Glau­ben gelebt, Hoff­nung gewagt und Ver­söh­nung prak­ti­ziert wer­den. Und die­se Hoff­nung will die Jah­res­lo­sung 2018 vermitteln.

Unser Chris­tus ist die Quel­le des leben­di­gen Wassers.


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Johannes Traichel

Über den Autor

Johannes Traichel ist Pastor der FeG in Donaueschingen.
Der Theologe verfasste die Bücher "Die christliche Taufe" (2020) und "Evangelikale und Homosexualität" (2022). Hinzu kommen Aufsätze in Themenbänden, die sich mit der Systematischen Theologie beschäftigen.
Dazu ist Traichel ein begeisterter und leidenschaftlicher Kaffeetrinker.

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