Die Bibel erklärt, zu der auch der hier vorgestellte Kommentar und das Arbeitsheft zu den Psalmen gehört, ist eine neue Reihe des Verbum-Verlags. Dabei handelt es sich um die englischsprachige Reihe God’s Word For You, die nach und nach übersetzt wird. Eigentlich sind es zwei Reihen, denn es handelt sich um einen Kommentar und ein Arbeitsheft (jeweils vom selben Autor verfasst). Sie sind miteinander verknüpft und können so zusammen gelesen, aber auch getrennt voneinander verwendet werden. Was die Bücher so besonders macht, lesen Sie in diesem Beitrag. Im Fokus stehen dabei die zwei Bände zu den Psalmen.
Inhalt
Die Hintergründe der Reihe
Die Autoren der Reihe haben durchweg einen reformierten Hintergrund und sind zum Großteil Presbyterianer bzw. Anglikaner. Es stehen allerdings keine Sonderlehren im Vordergrund, die Bände können von einem breiten Spektrum an evangelikalen Lesern mit Gewinn gelesen werden.
Die Bände zu den Psalmen stammen von Christopher Ash, der viele Jahre als Pastor wirkte und danach Leiter eines christlichen Werks war. Heute ist er als Autor für das Tyndale House in Cambridge (England) tätig. Ash ist Autor mehrerer Bücher, darunter einige zu den Psalmen.
Der Kommentar zu den Psalmen
Die Bibelkommentare verfolgen vier Ziele.
- Die Bibel ins Zentrum stellen
- Christus verherrlichen
- Relevante Anwendungen auf das Leben bieten
- Leicht lesbar sein
Sie eignen sich damit für die persönliche Lektüre oder die Stille Zeit, sind aber auch eine gute Ergänzung für die Predigtvorbereitung oder die Vorbereitung für einen Hauskreis.
In seinem Kommentar zu den Psalmen betont Ash, dass die Psalmen in weiten Teilen der heutigen christlichen Kirche ein vergessener Schatz sind, den es wieder neu zu entdecken gilt.
„Viele Gemeinden gleichen einem verarmten Haus, auf dessen Dachboden unermessliche Reichtümer liegen – aus den Augen verloren, unbeachtet, von den Motten zerfressen und verstaubt. Lasst uns die Psalmen wieder hervorholen und in dem Wunder schwelgen, das in ihnen steckt – in einer Fülle und einem Reichtum der Beziehung zu Gott, an die so viele von uns halb verhungerten Christen nicht einmal im Traum denken. Ich möchte dich einladen, mit mir auf eine Reise zu gehen, um beten zu lernen. Genau dafür sind die Psalmen in der Bibel gedacht.“
Die Psalmen neu zu entdecken, heißt für Ash auch, mit den Psalmen fühlen zu lernen. Die Trennung zwischen Kopf (Denken) und Herz (Fühlen) müsse dabei überwunden werden. Leser sollten auch nicht so sehr nach Psalmen suchen, die ihre Gefühlslage widerspiegeln, sondern sich auf die Psalmen als solche einlassen und sich von ihnen prägen lassen.
Wichtig zu beachten: der Kommentar ist kein Nachschlagewerk, das alle 150 Psalmen beinhaltet. Wie oben erwähnt, hat Ash andere Bücher zu den Psalmen geschrieben, die sich zu diesem Zweck eignen (siehe seinen englischsprachigen Christ-Centered Commentary in vier Bänden). Im vorliegenden Buch gibt er stattdessen eine Betrachtung von 32 Psalmen, und zwar als 16 zusammenhängende Paare. Die 32 Psalmen decken dabei die unterschiedlichen Arten von Psalmen ab. Dieser Rundgang soll den Leser motivieren und ausrüsten, die weiteren Psalmen im Selbststudium zu erforschen.
Die Betrachtung der einzelnen Psalmen geschieht bei Ash in drei Schritten:
- Wer spricht da?
- Was bedeutete der Psalm zur Zeit des Alten Bundes?
- Was hat der Psalm für Jesus bedeutet und was bedeutet er nun für Christen?
Im Anschluss an die Erklärungen folgen einige Fragen zum Nachdenken und zur persönlichen Anwendung.
Das Arbeitsheft zu den Psalmen
Die Arbeitshefte sind als Hilfsmittel für Bibelkreise konzipiert. Jeder Band beginnt mit einer kurzen Einführung. Das Arbeitsheft für die Psalmen geht hier der Frage nach: „Warum die Psalmen studieren?“. Auch hier ist die Absicht, ins Gebet zu führen:
„Ich möchte euch einladen, mit mir auf eine Reise durch die fünf Bücher der Psalmen (den Psalter) zu gehen, um beten zu lernen. Genau dafür sind die Psalmen in der Bibel gedacht. Sie sollen uns lehren, in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu beten. Sie geben uns Einblick, wie Jesus in seinem Leben als Mensch beten lernte. Mit ihnen soll auch das Volk Jesu beten, denn durch die Psalmen leitet der Geist Jesu uns im Gebet und im Lobpreis an.“
Es folgt eine hilfreiche Zeitleiste der Bibel, die hauptsächlich die Zeit Davids herausstellt, der 73 der 150 Psalmen verfasste. Anschließend folgt direkt der Frageteil.
Wie oben geschrieben, sind Kommentar und Frageheft miteinander verknüpft. Während der Kommentar sich 32 Psalmen (16 zusammenhängende Paare) widmet, enthält das Arbeitsheft wiederum eine kleinere Auswahl davon – sieben Lektionen, die insgesamt neun Psalmen in den Fokus nehmen.
Gliederung der Lektionen
Die Lektionen sind dabei jeweils in folgende Abschnitte eingeteilt:
- Einstieg: Eisbrecher-Fragen, um das Gespräch in Gang zu bringen.
- Was steht da?: Leitfragen, um den Bibeltext zu verstehen.
- Tiefer schürfen (optional): Hier wird das Gelesene vertieft oder mit anderen Teilen der Bibel in Beziehung gesetzt.
- Ab in die Praxis: Leitfragen für den Einzelnen und die Gemeinde, um das Gelernte ins Leben transferieren.
- Ganz persönlich: Hier wird es konkret, das eigene Leben wird reflektiert.
- Zum Beten: Wie es der Absicht der Psalmen entspricht, wollen sie zum Beten anleiten, so auch die Einheiten des Arbeitshefts.
Die einzelnen Abschnitte liefern im Wesentlichen Diskussionsfragen, enthalten aber auch Hinweise, Worterklärungen und weiterführende Querverweise. Hilfreich ist, dass das Arbeitsheft in der Logos-Version kein statisches Dokument ist. Auf jede Frage folgt ein Feld für persönliche Notizen, die man direkt eintragen kann. Das funktioniert über die Tastatur am Laptop, aber auch über einen Stift am Tablet, der die Handschrift automatisch in Buchstaben umwandelt. Am Laptop geht es vielleicht schneller, aber mit dem Stift wirkt es im Bibelkreis deutlich natürlicher, wenn man sich Notizen macht. Gut, dass verschiedene Geräte automatisch miteinander synchronisiert werden.
Äußerst praktisch außerdem: In der Logos-Ausgabe ist ein Arbeitsheft für Gruppenleiter enthalten. Das liefert Musterantworten für die einzelnen Fragen. Dass es bei vielen Fragen nicht die eine perfekte Antwort gibt, sollte klar sein, aber der Hauskreisleiter bekommt eine Orientierungshilfe, wie die Frage gemeint ist und in welche Richtung es gehen könnte /sollte. Zusätzlich gibt es Hintergrundinformationen zu den einzelnen Psalmen und Hinweise, wie man persönlich und ungezwungen in die Einheiten starten kann.
Was mich am Kommentar zu den Psalmen fasziniert
Wie geschrieben ist der Kommentar kein umfassendes exegetisches Werk, das will er gar nicht sein. Zum einen wird nur eine Auswahl der Psalmen betrachtet. Zum anderen ist es eben kein technischer Kommentar, der sich mit der Grundsprache beschäftigt und verschiedene Auslegungsmöglichkeiten darstellt und abwägt. Die Stärke des Kommentars ist vielmehr seine Christuszentriertheit und sein Bezug zur Praxis. Weiterhin ist er in einfacher Sprache geschrieben und so für jeden leicht zugänglich.
Die Verknüpfung zwischen Kommentar und Arbeitsheft ist meines Wissens nach einzigartig und absolut wertvoll. Die Fragen im Arbeitsheft sind so gestellt, dass sie zum eigenen Nachdenken anregen. Auch wenn Kommentar und Arbeitsheft miteinander verknüpft sind, ist es keinesfalls so, dass man die Antworten zu den Fragen aus dem Arbeitsheft aus dem Kommentar abschreiben kann. Vielmehr wird die persönliche Begegnung mit dem Bibeltext gefördert. Das Arbeitsheft kann auf diese Weise nicht nur in einem Bibelkreis Anwendung finden, sondern auch ein guter Begleiter für die persönliche stille Zeit sein.
Schluss
Neben den beiden Bänden zu den Psalmen sind bereits die Bände zum Galaterbrief von Timothy Keller verfügbar. Zum Epheserbrief gibt es bisher lediglich das Arbeitsheft von Richard Coekin. Weitere Bände werden folgen. Wer nicht warten kann, sei auf das englischsprachige Original verwiesen. Hier sind bereits 33 Bände erschienen. Bei den Arbeitsheften sind es hier sogar 42 Bände.