Weihnachten…alles kommt anders als gedacht

Von Manuel Becker

Feiertag, Weihnachten
Vor 5 Tagen

Mor­gen ist Weihnachten. 

Die Weih­nachts­ge­schich­te ist uns so ver­traut, dass wir gar nicht mer­ken, wie oft Gott in der Geschich­te alles „falsch“ macht. Die­ser Arti­kel beleuch­tet die Weih­nachts­ge­schich­te im grö­ße­ren bibli­schen Kon­text und zeigt dabei auf, wie Gott immer wie­der unse­re eige­nen Vor­stel­lun­gen her­aus­for­dert.

Die Vorgeschichte von Weihnachten

Wenn wir das Neue Tes­ta­ment (NT) rich­tig ver­ste­hen wol­len, dann müs­sen wir das Alte Tes­ta­ment (AT) ken­nen. Das NT ist die Fort­set­zung und die Erfül­lung der Geschich­te, die im AT beginnt. Die Bibel erzählt eine gro­ße Geschich­te – eine Geschich­te, die mit der Schöp­fung beginnt, in Jesus ihren Höhe­punkt fin­det und mit Got­tes ewi­ger Frie­dens­herr­schaft endet. Um Weih­nach­ten ver­ste­hen zu kön­nen, müs­sen wir die­se gro­ße Geschich­te im Blick haben.

Die Weih­nachts­ge­schich­te beginnt nicht in Beth­le­hem, son­dern bereits im ers­ten Buch der Bibel, in den Kapi­teln 1 bis 3 von Gene­sis. Dort erfah­ren wir, wie Gott alles ins Dasein rief – die gesam­te Schöp­fung, jedes Lebe­we­sen, die Erde und den Him­mel. Und im Mit­tel­punkt steht der Mensch, geschaf­fen nach Got­tes Bild und mit einer beson­de­ren Auf­ga­be betraut: Got­tes Schöp­fung zu bewah­ren und in sei­nem Sin­ne zu regie­ren (Gene­sis 1,28).

Unse­re Beru­fung ist es, eine Welt zu gestal­ten, in der Gerech­tig­keit, Frie­den und Wohl­erge­hen herr­schen – eine Welt, in der alle Men­schen gut leben kön­nen. Doch die Geschich­te nimmt schnell eine tra­gi­sche Wen­dung: Der Mensch miss­braucht die ihm anver­trau­te Auto­ri­tät. Unser Neid, Ego­is­mus und Hass haben die­se Welt mit Streit, Neid, Leid, Krieg und Unge­rech­tig­keit gefüllt.

Den­noch endet die Geschich­te nicht hier. Gott hät­te die Mensch­heit auf­ge­ben kön­nen, doch er tat es nicht. Trotz unse­res Ver­sa­gens bleibt Gott uns treu. Er liebt uns wei­ter, auch wenn wir ihn ableh­nen und uns zu sei­nen Fein­den machen. Und genau hier gibt Gott sei­ne Ver­hei­ßung: Er ver­spricht, einen Ret­ter zu sen­den. Die­ser Ret­ter wird das Böse besie­gen und damit Gerech­tig­keit wie­der­her­stel­len und die zer­bro­che­ne Schöp­fung hei­len (Gene­sis 3,15).

Die­ses Ver­spre­chen ist die eigent­li­che Vor­ge­schich­te von Weih­nach­ten. Es ist der ers­te Hin­weis auf den Erlö­ser, der Jahr­tau­sen­de spä­ter in Beth­le­hem gebo­ren wer­den soll­te. Weih­nach­ten ver­ste­hen wir erst rich­tig, wenn wir es im Licht von Gene­sis 1–3 sehen – dem Anfang der Geschich­te, die in Jesus ihren Höhe­punkt findet.

Der verheißene Retter im Alten Testament

Die Ver­hei­ßung des Ret­ters zieht sich wie ein roter Faden durch das gan­ze Alte Tes­ta­ment. Das Volk Isra­el war­te­te sehn­süch­tig auf die­sen Erlö­ser, der alles wie­der in Ord­nung brin­gen wür­de. Die­se Hoff­nung wur­de durch Pro­phe­ten, Psal­men und ande­re Schrif­ten am Leben gehal­ten. Gene­ra­tio­nen von Gläu­bi­gen hiel­ten an die­sem Ver­spre­chen fest, auch wenn sie die Erfül­lung nicht selbst erlebten.

Immer wie­der fin­den wir im AT Beschrei­bun­gen die­ses Ret­ters. Er wird als König dar­ge­stellt, der für Frie­den und Gerech­tig­keit sor­gen wird (Jesa­ja 9,5–7), als ein Die­ner, der Lei­den ertra­gen wird, um die Mensch­heit zu ret­ten (Jesa­ja 53), und als Nach­kom­me des gro­ßen Königs David, des­sen Herr­schaft ewig währt (2. Samu­el 7,16).

Der Messias als Kriegerkönig

Doch das Umfeld, in dem die­se Ver­hei­ßun­gen gemacht wur­den, präg­te die Art und Wei­se, wie die Men­schen den Mes­si­as ver­stan­den. In der Zeit des AT war Krieg all­ge­gen­wär­tig. Natio­nen führ­ten stän­dig Erobe­rungs­krie­ge, und Göt­ter wur­den oft als mäch­ti­ge Kriegs­göt­ter dar­ge­stellt, die Sieg und Schutz brach­ten. Die­ses Den­ken präg­te auch das jüdi­sche Gottesbild.

Vie­le Tex­te im AT beschrei­ben den Mes­si­as als einen mäch­ti­gen Krie­ger­kö­nig, der sei­ne Fein­de besie­gen und Isra­el befrei­en und zu einer Zeit des Frie­dens und Wohl­stands füh­ren wird.

Du sollst sie mit eiser­nem Zep­ter zer­schmet­tern, wie Töp­fer­ge­schirr sie zer­schmei­ßen.“ (Psalm 2,9; sie­he auch Jesa­ja 11,4–5; Psalm 110,1)

Die­se Vor­stel­lun­gen wur­den durch die wie­der­hol­ten Erfah­run­gen von Krieg und Unter­drü­ckung ver­stärkt. Isra­el wur­de oft von frem­den Mäch­ten besiegt und unter­jocht. Die Sehn­sucht nach einem Ret­ter, der Gerech­tig­keit bringt und Isra­el befreit, wur­de mit jeder Gene­ra­ti­on stärker.

Eine Zeit des Wartens und Leidens

Die Zeit zwi­schen dem AT und dem NT war für die Israe­li­ten eine Epo­che der Unter­drü­ckung und des Lei­dens. Zuerst wur­den sie von den Per­sern, dann von den Grie­chen und schließ­lich von den Römern beherrscht. Beson­ders die grie­chi­sche Herr­schaft unter Antio­chus IV. Epi­pha­nes war grau­sam. Der Ver­such, die jüdi­sche Reli­gi­on durch die Ein­füh­rung hel­le­nis­ti­scher Prak­ti­ken zu unter­drü­cken, gip­fel­te in der Schän­dung des Tem­pels, was letzt­lich zum Auf­stand der Mak­ka­bä­er führte.

Doch auch nach der kurz­zei­ti­gen Unab­hän­gig­keit unter der Has­monä­er­dy­nas­tie blieb die Frei­heit ein fer­ner Traum. Zur Zeit des NT leb­te das Volk Isra­el unter der Herr­schaft der Römer. Hohe Steu­ern und die bru­ta­le Besat­zung durch römi­sche Sol­da­ten präg­ten den All­tag der Juden. Es war eine Zeit der bit­te­ren Armut und Hoff­nungs­lo­sig­keit, in der die Sehn­sucht nach einem Ret­ter, einem Mes­si­as, grö­ßer denn je war.

Das AT ende­te mit der Ver­hei­ßung, dass Gott einen Pro­phe­ten wie Elia sen­den wür­de, der das Kom­men des Mes­si­as ankün­digt (Malea­chi 3,23–24). Doch nach die­ser Ver­hei­ßung folg­ten 400 Jah­re des Schwei­gens. Kein Pro­phet trat auf, kei­ne neue Offen­ba­rung kam – nur die Erin­ne­rung an Got­tes Ver­spre­chen blieb. In die­ser Zeit des War­tens hoff­te jede Gene­ra­ti­on aufs Neue, dass der Mes­si­as end­lich kom­men wür­de, nur um immer wie­der ent­täuscht zu wer­den. Gene­ra­tio­nen kamen und gin­gen, ohne die Erfül­lung der Ver­hei­ßung zu erleben.

Warten, warten und noch mehr warten

Wie oft geht es uns genau­so? Die Bibel ist vol­ler Ver­hei­ßun­gen, und doch erle­ben wir immer wie­der, dass sich die­se Ver­hei­ßun­gen nicht so erfül­len, wie wir es uns wün­schen. Das War­ten kann zer­mür­bend sein. Es ist schmerz­haft, wenn unse­re Hoff­nun­gen ent­täuscht wer­den. Zwei­fel und Bit­ter­keit kön­nen sich leicht in unser Herz schleichen.

Aber in die­sen Zei­ten des War­tens, in die­sen Zei­ten des Lei­dens, ist es wich­tig, dar­auf zu ver­trau­en, dass Gott treu und gut ist, auch wenn unser Leben gera­de nicht so ist, wie wir es uns wün­schen. Es sind die Zei­ten, in denen wir uns ent­schei­den müs­sen, unse­re Ent­täu­schun­gen und unse­re eige­nen Wün­sche an Gott abzu­ge­ben und ihm zu ver­trau­en, auch wenn wir die aktu­el­le Situa­ti­on nicht ver­ste­hen. Wenn wir unse­re eige­nen Erwar­tun­gen an ihn abge­ben und ihn in der Stil­le suchen, dann kön­nen wir ver­su­chen, sei­ne sanf­te Stim­me zu hören, was nicht immer leicht ist in die­ser hek­ti­schen und lau­ten Welt.

Aber je mehr ich mir Zeit neh­me, um ruhig zu wer­den und auf ihn zu hören, umso mehr ler­ne ich, sein lei­ses Säu­seln in mei­nen Gedan­ken zu hören. Sei­ne Ein­la­dung, mei­ne Las­ten bei ihm abzu­ge­ben (Mat­thä­us 11,28) und ihm zu ver­trau­en. Sei­ne Zusa­ge, dass er eines Tages alles gut machen wird, auch wenn bis dahin noch viel Leid pas­sie­ren wird. Die­se Zusa­ge gibt mir Trost und Hoff­nung, selbst in leid­vol­len Situationen.

Eine dunkle Zeit der Unterdrückung

Das NT beginnt in einer düs­te­ren Zeit. Die Römer regier­ten mit eiser­ner Hand, und das jüdi­sche Volk litt unter hohen Steu­ern, Armut und Unter­drü­ckung. Sie war­te­ten seit Jahr­hun­der­ten auf den Mes­si­as – den Ret­ter, der sie befrei­en und Frie­den brin­gen wür­de. Doch die­ser Ret­ter schien weit entfernt.

Maria

Und genau in die­ser Dun­kel­heit griff Gott ein – aber auf eine Wei­se, die nie­mand erwar­tet hat­te. Sei­ne Ret­tungs­ak­ti­on begann nicht in einem Palast oder unter den Mäch­ti­gen, son­dern mit einem jun­gen Mäd­chen: Maria, ver­mut­lich etwa 15 Jah­re alt, ohne poli­ti­schen Ein­fluss, ohne Reich­tum und ohne Bil­dung. Defi­ni­tiv kei­ne Influen­ce­rin.

Maria erin­nert uns an Got­tes Art zu han­deln. Er wählt das Schwa­che, das Unschein­ba­re und das Unbe­deu­ten­de, um sei­ne Herr­lich­keit zu offen­ba­ren. Pau­lus bringt dies spä­ter auf den Punkt, wenn er schreibt:

Mei­ne Gna­de genügt dir; denn mei­ne Kraft kommt in Schwach­heit zur Voll­endung.“ (2. Korin­ther 12,9)

Der Retter im Stall

Die Weih­nachts­ge­schich­te reiht eine Über­ra­schung an die nächs­te. Der ver­hei­ße­ne Nach­kom­me König Davids, der Mes­si­as, wird nicht in einem präch­ti­gen Palast gebo­ren, son­dern in einem Stall – oder genau­er gesagt, ver­mut­lich im Erd­ge­schoss eines gewöhn­li­chen Hau­ses, in dem Tie­re unter­ge­bracht wur­den (Lukas 2,7). Mehr Infor­ma­tio­nen zu dem „Stall“ kön­nen Sie HIER lesen. Der König der Köni­ge, der Ret­ter der Welt, kommt in die­se Welt in Armut und Ein­fach­heit.

Die Hirten: Botschafter der guten Nachricht

Die Weih­nachts­ge­schich­te wei­gert sich vehe­ment dage­gen, die Leu­te mit­spie­len zu las­sen, die in solch einer Geschich­te erwar­tet wer­den. Als Nächs­tes lesen wir in der Geschich­te von Hir­ten. In jener Zeit waren Hir­ten die Außen­sei­ter. Sie hat­ten kein Anse­hen, kei­ne Macht und gal­ten oft als unrein. Doch genau die­sen Men­schen erschien der Engel­chor, um die fro­he Bot­schaft zu verkünden:

Ich ver­kün­di­ge euch gro­ße Freu­de, die allem Volk wider­fah­ren wird; denn euch ist heu­te der Hei­land gebo­ren, wel­cher ist Chris­tus, der Herr.“ (Lukas 2,10–11)

Der heiß ersehn­te Moment, auf den alle Juden Jahr­tau­sen­de gewar­tet hat­ten, geschieht – und aus­ge­rech­net Hir­ten, die Gerings­ten, erfah­ren zuerst davon. Wäre ich Got­tes PR-Bera­ter gewe­sen, hät­te ich ihm drin­gend gera­ten, die Nach­richt effi­zi­en­ter zu ver­mark­ten – z. B. vor den reli­giö­sen Füh­rern im Tem­pel. Aber ich befürch­te, ich hät­te mir ohne­hin nur den Mund fus­se­lig geredet.

Ein modernes Beispiel für Gottes unerwartetes Handeln

Die­se uner­war­te­ten Wen­dun­gen der Weih­nachts­ge­schich­te fas­zi­nie­ren mich jedes Jahr aufs Neue. Sie erin­nern mich regel­mä­ßig dar­an, dass Gott oft anders wirkt, als ich es mir vor­stel­le. Wir nei­gen dazu, Gott in unse­re Plä­ne ein­span­nen zu wol­len, doch Weih­nach­ten zeigt uns, dass er unse­re Erwar­tun­gen auf den Kopf stellt – immer wieder.

Die Geschich­te eines engen Freun­des erin­nert mich immer wie­der dar­an, dass Gott oft auf unvor­her­seh­ba­re Wei­se wirkt – manch­mal sogar durch Schmerz und Leid. Mein Freund zog mit sei­ner Fami­lie als Mis­sio­nar nach Thai­land, um dort das Evan­ge­li­um zu ver­kün­den. Doch das Leben nahm eine dra­ma­ti­sche Wen­dung, als bei sei­ner Frau Krebs dia­gnos­ti­ziert wur­de. Trotz der Mög­lich­keit, in ihr Her­kunfts­land zurück­zu­keh­ren, ent­schie­den sie sich, in Thai­land zu bleiben.

Die Krank­heit stell­te die Fami­lie vor enor­me Her­aus­for­de­run­gen. Mein Freund war mit der Pfle­ge sei­ner Frau, dem Home­schoo­ling der Kin­der und den all­täg­li­chen Auf­ga­ben über­for­dert. Doch inmit­ten die­ser schwie­ri­gen Zeit geschah etwas Uner­war­te­tes: Ihre bud­dhis­ti­schen Nach­barn bemerk­ten, wie sehr die Fami­lie Hil­fe brauch­te, und began­nen, sie zu unterstützen.

Durch die­se Hil­fe kamen die Nach­barn der Fami­lie näher, und sie beka­men einen tie­fen Ein­blick in ihr Leben. Sie sahen, wie die Frau trotz ihrer Krank­heit und der düs­te­ren Pro­gno­se eine außer­ge­wöhn­li­che Ruhe und einen tie­fen Frie­den aus­strahl­te. Die­ser Frie­den, der selbst inmit­ten des Lei­dens nicht erschüt­tert wur­de, fas­zi­nier­te die Nach­barn zutiefst. So etwas hat­ten sie noch nie erlebt.

Die­se Erfah­rung weck­te in ihnen den Wunsch, die Quel­le die­ses Frie­dens zu ent­de­cken. Sie woll­ten wis­sen, wie man selbst in einer sol­chen Situa­ti­on Hoff­nung und Trost fin­den kann. Und so began­nen sie, sich mit Jesus zu beschäf­ti­gen und ihm nach­zu­fol­gen. Die­se klei­ne Grup­pe von Nach­barn erzähl­te die Geschich­te wei­ter und inzwi­schen haben Tau­sen­de dadurch zum Glau­ben an Jesus gefunden.

Obwohl die Frau mei­nes Freun­des schließ­lich ihrem Krebs erlag, nutz­te Gott ihr Lei­den auf eine kraft­vol­le Wei­se. Ihr Leben und ihr Zeug­nis wur­den zu einem leuch­ten­den Bei­spiel dafür, dass Gott selbst in den dun­kels­ten Momen­ten Frie­den, Hoff­nung und Trost schen­ken und selbst aus gro­ßem Leid etwas Gutes her­vor­brin­gen kann.

Jesus macht alles „falsch“

Jesus hört nach der Weih­nachts­ge­schich­te nicht auf, unse­re Vor­stel­lun­gen über den Hau­fen zu wer­fen. Der Mes­si­as, der die Römer besie­gen soll­te, wächst als Flücht­ling in Ägyp­ten auf, gezwun­gen, vor den Fein­den zu flie­hen, die ihm nach dem Leben trach­ten (Mat­thä­us 2,13–15). Als er zurück­kehrt, wird er nicht als Krie­ger aus­ge­bil­det, son­dern als Zimmermann.

Als Jesus schließ­lich in den öffent­li­chen Dienst tritt, ver­kün­de­te er ein König­reich, das ganz anders ist als das, was die Men­schen erwar­tet hat­ten. Er pre­digt Fein­des­lie­be, den Ver­zicht auf Gewalt und Ver­söh­nung statt Rache (Mat­thä­us 5,44), um den Kreis­lauf der Gewalt zu durch­bre­chen. Jesus hat alle Erwar­tun­gen auf den Kopf gestellt. Kein Wun­der, dass die Juden ihn nicht als Mes­si­as erkannt haben.

Der größ­te Schock für die jüdi­schen Erwar­tun­gen war jedoch der Tod Jesu. Der Mes­si­as, der die Fein­de besie­gen und Isra­el ret­ten soll­te, lässt sich von sei­nen Fein­den gefan­gen neh­men, fol­tern und töten. Dies war defi­ni­tiv nicht der Plan, den sie sich vor­ge­stellt hat­ten. Doch gera­de in die­sem schein­ba­ren Schei­tern zeigt sich die wah­re Grö­ße Jesu. In sei­nem Tod und sei­ner Auf­er­ste­hung besieg­te er den wah­ren Feind – die Sün­de, den Tod und das Böse – und ermög­lich­te so ech­te Frei­heit und Erlö­sung.

Es ist kein Wun­der, dass vie­le Juden Jesus nicht als den Mes­si­as erkann­ten. Sie lasen das AT, stu­dier­ten die Pro­phe­zei­un­gen und erwar­te­ten einen Befrei­er, der die poli­ti­sche und mili­tä­ri­sche Herr­schaft zurück­er­lan­gen wür­de. Doch Jesus stell­te alle die­se Erwar­tun­gen auf den Kopf. Er kam nicht, um poli­ti­sche Macht zu erlan­gen, son­dern um Her­zen zu ver­än­dern und sei­ne Königs­herr­schaft in die­ser Welt auszuweiten.

Die gute Botschaft von Weihnachten

Wir leben in einer Zeit, in der wir alles sofort haben wol­len. Doch die Weih­nachts­ge­schich­te zeigt uns, dass vie­les im Leben Geduld erfor­dert. Das Volk Isra­el war­te­te Jahr­hun­der­te auf den Mes­si­as, und vie­le erleb­ten die Erfül­lung der Ver­hei­ßung nicht. Für sie fühl­te es sich viel­leicht an, als sei Gott untreu oder habe sie ver­ges­sen. Aber Gott hat nur auf den rich­ti­gen Zeit­punkt gewar­tet. Im Leben wer­den wir oft dar­auf war­ten müs­sen, dass Gott ein­greift. Die Welt ist kom­plex und es geht nicht immer alles sofort. Jesus nach­zu­fol­gen bedeu­tet viel­fach zu ler­nen, aus­zu­har­ren und gedul­dig zu sein. Aber wir dür­fen dar­auf ver­trau­en: Gott ist treu und wird sei­ne Ver­spre­chen, frü­her oder spä­ter, erfüllen.

Aber auch wenn wir ewig war­ten, kann es sein, dass nicht alles, was wir uns wün­schen und vor­stel­len, wahr wer­den wird. Wir dür­fen sicher wis­sen: Gott liebt sei­ne Schöp­fung und er will sei­ne Schöp­fung ret­ten und wie­der­her­stel­len. Wir dür­fen dar­auf ver­trau­en, dass er dar­an arbei­tet, die­sen Traum zu ver­wirk­li­chen. Und wir dür­fen uns dar­auf ver­las­sen, dass er sein Ziel errei­chen wird. Aber die Art und Wei­se, wie er das tun wird, wird uns viel­leicht über­ra­schen, weil sie ganz anders ist, als wir uns das vorstellen.

Wenn Gott anders wirkt, als wir es uns vor­stel­len, dann haben wir ver­schie­de­ne Optio­nen. Wir kön­nen uns an unse­re Vor­stel­lun­gen klam­mern und zor­nig auf Gott sein, dass er sich nicht an unser Skript hält, aber dies ist meis­tens eine schlech­te Idee. Viel­mehr lädt Gott uns ein, unse­re eige­nen Plä­ne nie­der­zu­le­gen und uns auf den Weg sei­nes König­rei­ches einzulassen.

Ein Botschafter der guten Nachricht

An Weih­nach­ten fei­ern wir, dass der ange­kün­dig­te Ret­ter gebo­ren wur­de und dass er die uralte Ver­hei­ßung Got­tes wahr machen wird. Als Nach­fol­ger Jesu sind wir beru­fen, Bot­schaf­ter die­ser guten Nach­richt zu sein. Wir sind ein­ge­la­den, die Bot­schaft von Frie­den, Gna­de und Erlö­sung wei­ter­zu­ge­ben – nicht nur mit unse­ren Wor­ten, son­dern auch durch unser Leben. So wie Maria sich Got­tes Plan hin­gab, so wie die Hir­ten die Nach­richt vol­ler Freu­de ver­brei­te­ten, so wie die kran­ke Frau in Thai­land ein Zeug­nis von Got­tes Frie­den war, sind auch wir auf­ge­ru­fen, Got­tes Lie­be in einer oft hoff­nungs­lo­sen Welt zu leben.

Weih­nach­ten erin­nert uns dar­an, dass Gott in der Dun­kel­heit wirkt. Er bringt Licht in die Fins­ter­nis und Hoff­nung in hoff­nungs­lo­se Situa­tio­nen. Er wirkt bestän­dig, um Gutes aus Bösem her­vor­zu­brin­gen und das Cha­os, das wir anrich­ten, wie­der geradezubiegen.

Er wird alle Trä­nen von ihren Augen abwi­schen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Ers­te ist ver­gan­gen.“ (Offen­ba­rung 21,4)

Eines Tages wird er alles in Ord­nung brin­gen und alles Böse besie­gen, genau­so wie es seit dem Beginn der Zeit ange­kün­digt wur­de (Apos­tel­ge­schich­te 3,21). Die­se Hoff­nung gibt uns die Kraft, selbst in schwie­ri­gen Zei­ten nicht auf­zu­ge­ben. Weih­nach­ten ist mehr als eine schö­ne Geschich­te – es ist eine Ein­la­dung, auf den Gott zu ver­trau­en, der treu ist, der wirkt und der uns nie auf­gibt, auch wenn wir sein Wir­ken nicht immer ver­ste­hen. Und das ist wahr­lich eine gute Botschaft!


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Manuel Becker

Über den Autor

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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