Dies ist ein ins Deutsche übertragener Artikel von Mark Ward, mit leichten sprachlichen und inhaltlichen Anpassungen. Der Original-Artikel ist auf dem englischsprachigen Blog von Logos zu finden: https://www.logos.com/grow/typography-in-logos/
Einer der Hauptgründe, warum ich mich für Logos entschieden habe, bevor ich überhaupt wusste, dass ich für das Unternehmen, das Logos herstellt, arbeiten würde, war die Tatsache, dass das Unternehmen sehr viel Wert auf gutes Design legt. Wenn ich Geld ausgebe und Jahre damit verbringe, unzählige Bücher, Zeitschriften, Kommentare, Wörterbücher und Bibeln in einer erstklassigen Software zu lesen, möchte ich, dass die App und die Schrift schön sind. Denn eine ansprechende Optik ist ein wichtiger Aspekt der Nutzung eines Programms.
Ich habe mich mit Eli Evans, einem langjährigen Mitarbeiter des Unternehmens und jetzt Leiter der Abteilung für Design bei Faithlife, zusammengesetzt und ihn gebeten, mir zu erklären, was bei der Auswahl der digitalen Schrift in Logos berücksichtigt wurde.
Inhalt
Die Standardschriftart in Logos
Eli sagte mir, dass die Wahl der Standardschriftart sehr bedeutend ist. Bob Pritchett, Mitbegründer von Faithlife, will ausgewogene, wissenschaftliche Schriftarten, die zeitgemäß und zukunftsorientiert sind. Außerdem muss die Schriftart für Logos auf allen Bildschirmen, für die Logos verwendet wird, gut funktionieren. Garamond – eine von Bobs Lieblingsschriften und eine klassische Schriftart, die seit fünfhundert Jahren für Bücher verwendet wird – scheidet also aus.
Überdimensionierte Buchstaben (z. B. beim J und Q) und die vergleichsweise geringe „x‑Höhe“ (ein Standardbegriff in der Typografie; im Grunde die Höhe des Kleinbuchstabens x, einer von nur zwei Buchstaben in Serifenschriften [der andere ist z], der oben und unten nur gerade Linien hat und nicht über oder unter den Linien der Kleinbuchstaben verläuft) machen Garamond zu einer schlechten Wahl für Smartphones, Tablets und Laptops.
Die Standardschriftart in Logos – eine sehr bedeutsame Entscheidung – hat sich im Laufe der Zeit geändert.
Logos 4: Athelas
In Logos 4 war die Standardschriftart Athelas. Auf der Athelas-Seite von Adobe Fonts, einer wichtigen Quelle für Computerschriften, heißt es, Athelas sei „eine elegante Schriftfamilie für Bücher, die sowohl am Bildschirm als auch im Druck erfolgreich eingesetzt wird“. Sie wurde von José Scaglione und Veronika Burian von der TypeTogether Foundry entworfen, die sich auf Texttypografie für den intensiven redaktionellen Gebrauch, sowohl digital als auch im Druck, konzentriert.
Logos 5–7: Skolar
In Logos 5–7 war die Standardschriftart eine meiner Lieblingsschriften, Skolar – eine Schriftart, die immer noch als Standardschriftart in Büchern von Lexham Press verwendet wird. Ich liebe Skolar: Ich finde, sie ist eine elegante Mischung aus historischen römischen Buchstabenformen, mit einigen kantigen Formen und einem futuristischen Design. Außerdem passt der Name „Skolar“ gut zu Logos, das schließlich für die Arbeit von Bibelgelehrten (Englisch: Bible scholars) und Theologen entwickelt wurde.
Logos 8–9: Sirba
Die beiden letzten Logos-Veröffentlichungen enthielten beide eine maßgefertigte Variante von Sirba, die lateinische und griechische Buchstaben enthält, die absichtlich so gestaltet wurden, dass sie vom Design her zusammenpassen. Der Effekt ist bemerkenswert – aber sehen Sie selbst, ob Sie ihn bemerken können. Einer der Screenshots unten (aus Beales NIGTC-Band über die Offenbarung) ist Sirba; die anderen drei sind es nicht. Können Sie erkennen, welche die Standardschriftart in Logos ist? Tipp: Sie passt gut zu dem lateinischen Text.
Es war nicht A, D oder B, sondern C. Wenn Sie Ihre Augen ein wenig schweifen lassen und über die Option C hinwegsehen, werden Sie nicht wirklich bemerken, dass einige der Zeichen anders sind, nämlich polytonisches Griechisch. Die Typografen haben ihre Arbeit gut gemacht.
Hebräisch, Griechisch und Transliteration
Die Standardschriftart in Logos muss auch alle Zeichen enthalten, die für wissenschaftliches Arbeiten benötigt werden. Während ich diesen Beitrag verfasste, schaute ich zu meinem Logos-Fenster hinüber, das sich hinter meiner Schreibsoftware befand, und ich sah sofort, wovon Eli sprach. In „Five Festal Garments“, einem ausgezeichneten Buch von Barry G. Webb, das ich als Predigt über das Buch Ruth in meiner Kirche verwendet habe, sah ich dies:
Transliteriertes Hebräisch kommt in Logos ständig vor, so dass unsere Standardschriftart spezielle Charaktere wie ein kursives h mit einem Punkt darunter enthalten muss. Jemand musste an diese Obskuritäten im Voraus denken; jemand musste sich die Mühe machen, Hunderte dieser spezifischen Zeichen zu entwerfen.
Die Standardschriftart in Logos muss auch mit den Standardschriften für Hebräisch und Griechisch harmonieren. Der Übergang sollte beim Lesen fließend sein und dafür müssen Design und Breite der Buchstaben zusammenpassen. Sehen Sie sich die Standardschriftarten in Logos an (hier im Dictionary of Classical Hebrew). Die hebräischen und die lateinischen Schriftzeichen harmonieren visuell super miteinander:
Schauen Sie sich nun denselben Text an, allerdings in der hebräischen Schriftart Esra SIL:
Ezra SIL neigt dazu, in einem Setting wie diesem zu „schreien“. Der Font ist im Text SO GROSS, dass er nicht gut mit den lateinischen Buchstaben (in Athelas) drumherum harmoniert.
Eli erzählte mir, dass wir für Bildschirme die Größe der hebräischen Zeichen auf die Größe der lateinischen Großbuchstaben erhöhen mussten. Nur so konnten wir sicher sein, dass alle Benutzer auf allen Bildschirmen in der Lage sind, die winzigen Vokale und anderen Markierungen zu sehen, die normalerweise das biblische Hebräisch begleiten.
Logos war maßgeblich an der Entwicklung der hebräischen Schriftart SBL beteiligt, die wir standardmäßig in unserer Software verwenden. Der Typograf John Hudson von Tiro Typeworks hat die Schriftart entwickelt, die meiner Meinung nach sehr elegant ist und hervorragend zu Logos passt. Aber damit die hebräische Schrift in Unicode gut auf dem Bildschirm dargestellt werden kann (Unicode ist der internationale Standard damit Schriftzeichen richtig dargestellt werden können), mussten 40.000–50.000 Regeln erstellt werden, was die Schriftdatei sehr groß macht. Diese Regeln legen fest, wo all die kleinen Markierungen im biblischen Hebräisch hingehören, wenn sie nebeneinander gesetzt werden. Die Regeln gewährleisten, dass die Zeichen lesbar sind und sich nicht überschneiden.
Würde man eine Umfrage machen, bin ich überzeugt davon, dass eine große Mehrheit der Leser des Neuen Testaments in Koine-Griechische die verwendeten Schriftarten nicht sehr ästhetisch finden. Eine der wichtigsten gedruckten Ausgaben scheint das gesamte Griechische kursiv zu setzen; was verwirrend wirken kann. Eine andere Ausgabe enthält keine diakritischen Zeichen und wählt eine serifenlose griechische Schrift, die nicht zum Charakter des Neuen Testaments passt. Logos verwendet die Schriftart Sirba von TypeTogether, der gleichen Firma, die auch die Schriftart Athelas entwickelt hat. Ich finde Sirba ansprechend und für das digitale Bibelstudium geeignet, und ich bin sehr kritisch, wenn es um Schriften geht. Für qualitative Schriften bin ich sogar bereit, mehr zu zahlen, weil es mir so wichtig ist.
Ziffern im alten Stil
Eine weitere Forderung des Mitbegründers Bob Pritchett war, dass die Standardschriftart römische Ziffern im alten Stil haben sollte, d. h. Ziffern, die oberhalb der x‑Höhe aufsteigen und unterhalb der x‑Höhe abfallen. Schauen Sie sich noch einmal das Dictionary of Classical Hebrew an, jetzt aber mit Blick auf die Zahlen. Beachten Sie, dass die 3, 4 und 9 (auch die 7, obwohl sie hier nicht vorkommt) unterhalb der Grundlinie liegen; beachten Sie, dass die 6 und die 8 darüber aufsteigen:
Diese Ziffern im alten Stil sorgen für ein harmonischeres Leseerlebnis, da sie die Buchstaben nachahmen – sie erstrecken sich über und unter dem „x“. Diese Feinheiten sind für das Lesen von Bedeutung; sie schaffen ein kunstvolles Gleichgewicht in der Zeile, während Ihre Augen über sie hinweglaufen.
Die Schriftart der Benutzeroberfläche
Logos verwendet Source Sans Pro als Schriftart für die Benutzeroberfläche. Das UI/UX-Team arbeitet sorgfältig an der Platzierung jedes Pixels für jede Logos-Veröffentlichung, und Source Sans Pro vermittelt ein zeitgemäßes Erscheinungsbild, ohne aufdringlich zu sein.
Die Fonts in den Bibeln
Bei den Bibeln versucht Logos, die Vorgehensweise der Bibelverlage zu imitieren. Die NIV in Logos sieht fast genau so aus wie eine gedruckte NIV; das Gleiche gilt für die ESV und die NASB usw. Ein großer evangelikaler Bibelverlag bat uns, seine Seitengestaltung exakt zu imitieren, und wir mussten schließlich erklären, warum das in einer digitalen Bibel nicht funktionieren würde.
Ein Beispiel: Derselbe große evangelikale Bibelverlag schickte Satzdateien an den Schriftsetzer und an uns. Anstatt ein Leerzeichen zwischen den hochgestellten Zahlen und den Versen zu verwenden, hat der Setzer ein kleines „f“ verwendet und es weiß gemacht. Das funktionierte für den Druck gut, aber das bedeutete, dass wir 30.000 kleine f’s entfernen mussten.
Wie einer unserer Lexham-Press-Redakteure sagte: „Verleger behandeln den Text oft nicht als einen flexiblen Fluss von Zeichen, sondern als ein unflexibel designtes System von Zeichen auf einer Seite.“ Papierbibeln ändern sich nicht in der Breite, aber Computerfenster gibt es nicht nur in einer riesigen Anzahl möglicher Breiten, sondern die Benutzer können sie auch dynamisch ändern und so den Text zum Neuumbruch bewegen.
Ein Schriftsetzer, der für den Druck arbeitet, kann einfach eine Reihe von Leerzeichen verwenden, um eine Gedichtzeile in den Psalmen einzurücken, und das könnte sogar in einem breiten Computerfenster funktionieren. Aber wenn man es auf die Größe eines Handys reduziert, entsteht ein totales Durcheinander. Logos-Bücher, insbesondere Bibeln (in denen keine Fehler erlaubt sind), müssen sorgfältig formatiert werden, damit sie lesbar sind.
Sie müssen auch auf vielfältige Weise gekennzeichnet werden, einschließlich der Unterscheidung von Überschriften und Fußnoten, die Sie bei Bedarf ausschalten können.
Besorgen Sie sich Logos, es lohnt sich
Die Erstellung von neuen Büchern für Logos ist mit einer Menge stiller, nerdiger, ästhetischer und sogar teurer Aspekte verbunden. Es ist kein einfaches Kopieren und Einfügen. Ich habe noch nicht einmal mit den ganzen Softwareentwicklungs- und Kennzeichnungsdetails angefangen, die ich nicht wirklich verstehe. Ich weiß nur, dass ich den ganzen Tag auf Bildschirme schaue, und es eine große Freude für die Augen ist, wenn jemand darauf achtet, dass die Pixel auf diesen Bildschirmen ästhetisch angeordnet sind.
Geschrieben von
Mark Ward
Mark Ward (PhD, Bob Jones University) ist Herausgeber des „Bible Study Magazine“ und Autor der Kolumne „Word Nerd: Language and the Bible“. Er ist der Autor mehrerer Bücher und Lehrbücher, darunter „Biblical Worldview: Creation, Fall, Redemption“ (BJU Press, 2016), „Basics for a Biblical Worldview“ (BJU Press, 2021), und „Authorized: The Use and Misuse of the King James Bible“ (Lexham Press, 2018), welches zu einer Faithlife-Dokumentation gemacht wurde. Er ist auch Gastgeber des „Bible Study Magazine Podcast“ und ein aktiver (sprich: besessener) YouTuber.