Wortstudie, wie geht das? Hat ein Wort nur eine Bedeutung oder mehrere, vielleicht sogar ein ganzes Spektrum?
Welchen Nutzen hat eine Wortstudie zu einem griechischen Wort? Wie kann man mit Logos den biblischen Urtext besser verstehen? Wie lässt sich Theologie aus einer Wortstudie ableiten? Um diese Fragen geht es. Im ersten Teil des Artikels lernen Sie vier hilfreiche Tools in Logos kennen. Teil 2 befasst sich mit einer Wortstudie zum Wort „Herr“ (griechisch: κύριος) im lukanischen Doppelbericht.
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Wortstudie für Anfänger
Wortstudie, was ist das?
Eine Wortstudie untersucht ein Wort im Originaltext, um herauszufinden, warum die Übersetzer das Wort so übersetzt haben, wie sie es getan haben. Dieser Vorgang wird im Bereich der Übersetzungswissenschaft durchgeführt und findet auch Anwendung in der Exegese oder der biblischen Studie zu einem spezifischen Thema.
Eine Wortfelduntersuchung ist nichts anderes als eine Wortstudie, bei der man schnell merkt, dass das griechische (oder hebräische) Wort ein breiteres Bedeutungsspektrum hat. Ein Beispiel hierfür ist das griechische Wort „δόξα“. Es hat verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten wie Herrlichkeit, Glanz oder Ehre. Allerdings sollte man nicht einfach wahllos ein deutsches Wort einsetzen. Vielmehr muss man das Wortfeld (δόξα) genau untersuchen, um herauszufinden, wie es an anderen Stellen verwendet wird und welche Übersetzung am plausibelsten ist.
Im Folgenden werde ich Ihnen zeigen, wie das in einem effektiven und zeitsparenden Rahmen gelingen kann. Um einzusteigen, sollten Sie sich zunächst an den zugänglichen Tools orientieren, die vermutlich bereits in ihrem Logos-Paket integriert sind. Wenn Sie diese Tools kennengelernt oder sogar bereits genutzt haben, sind Sie bestens auf den zweiten Teil dieses Beitrags vorbereitet: eine umfassende Wortstudie zum griechischen Begriff „κύριος“ (Herr). Doch zuerst kommen wir zu den vier Tools.
Tool 1: Morphologietabelle (Werk)
Ab Logos Bronze gibt es die sogenannten Morphologietabellen. Dabei handelt es sich um ein interaktives Medium, das Ihnen in Ihrer Bibliothek als normales Werk zur Verfügung steht. Sie können es daher durch die Eingabe von „morph“ in Ihrer Bibliothek öffnen. Das Tool bietet einen einfachen Einstieg, um einen Überblick über ein Wort zu erhalten.
Hier geben Sie einfach das gewünschte Wort auf Hebräisch oder Griechisch ein. Sie können dafür sogar die deutsche Umschrift verwenden (Beispiel: doxa für δόξα). Mit dieser Tabelle erhalten Sie einen Überblick darüber, wie oft ein Wort in welchem Kasus vorkommt. Bitte beachten Sie, dass dieses Tool nur eines der beiden Testamente berücksichtigt. Obwohl es auch interessant wäre, griechische Wörter über die Septuaginta (griechische Übersetzung des Alten Testaments) zu untersuchen, bleibt dieses Tool bewusst auf ein Testament beschränkt.
Tool 2: Wortstudie (Assistenz)
Ein weiteres hilfreiches Werkzeug ist die Wortstudie, die unter den Assistenten zu finden ist und nicht mit der gleichnamigen Studienhilfe verwechselt werden darf. Den Unterschied erkennt man an dem kleinen Symbol links neben dem Wort Wortstudie. Hier bei dem Assistenten handelt es sich um einen Kreis, der von einem rechteckigen Symbol umgeben ist. Dieses Symbol zeigt einen Pfeil, der nach oben und unten verläuft. Im Gegensatz zur Studienhilfe verläuft der Pfeil dort jedoch horizontal und nur nach rechts.
Bequem und schnell
Den Assistenten finden sie im Hauptmenü unter “Assistenten/Studienhilfen”. Dort einfach wieder den Suchbegriff „Wort“ eingeben. Eventuell sind Sie aber bereits via Bibeltext direkt in eine Wortstudie gelangt. Wenn sie mit der rechten Maustaste in einer Bibel ihrer Wahl auf ein Wort klicken, können sie von dort aus direkt eine Wortstudie öffnen.
Dieser Assistent hilft Ihnen, einen ersten Überblick über das Wort zu gewinnen. Wie Sie auf dem Bild unten sehen, entscheidet jeder selber, welche Informationen in welcher Reihenfolge angezeigt werden. Via „Hinzufügen“ oben rechts kann man etliche Such- und Anzeigeoptionen wählen. Auch hier sieht man bereits, wie oft das Wort im Neuen Testament vorkommt. Doch anders als bei der Tabelle wird auch angezeigt, wie die Wörterbücher aus Ihrer Bibliothek das entsprechende Wort übersetzen.
Des Weiteren finde ich es extrem hilfreich, zu sehen, in welcher Satzkonstruktion das Wort verwendet wird. Dies ist die zweite offene Zeile namens Verwendungsbeispiele. Dort sieht man schnell, wann ein Nomen ein handelndes Subjekt ist oder eben ein Objekt, zu dem eine Handlung geschieht.
Der letzte große Vorteil dieses Assistenten besteht darin, dass Sie die Suche nach Wörtern in einzelnen Teilen des Neuen Testaments eingrenzen können. Wenn Sie beispielsweise nach einer fertigen Wortstudie zum griechischen Wort für „Licht” in den johanneischen Schriften suchen, können Sie diese Suche oben einschränken.
Tool 3: Wortstudie (Studienhilfe)
Der letzte und zugänglichste Weg, eine Wortstudie zu tätigen, ist die umfangreiche Studienhilfe „Wortstudie“. Auch diese finden Sie bei den Assistenten (Kompass-Symbol) im Hauptmenü. Hier spuckt Logos Ihnen keine fixen Daten heraus, sondern ermutigt Sie, selbst an der Bedeutung des Wortes zu arbeiten. Logos stellt Ihnen dafür wichtige Werke zur Verfügung, die sich natürlich immer am richtigen Ort für Sie öffnen.
Diese Studienhilfe basiert auf drei wichtigen Hauptpfeilern einer jeden Wortstudien-Methodik. Als Erstes geht es darum, die Verwendung des Wortes in der Bibel zu untersuchen. In einem zweiten Schritt führt Sie die Studienhilfe durch Ihre wissenschaftliche Bibliothek anhand des Wortes. Sie können dann direkt zu den Stellen springen, die Sie anhand der direkt verlinkten Kommentare untersuchen möchten.
Der letzte große Schritt in dieser Studienhilfe befasst sich mit dem Gebrauch des Wortes in außerbiblischen Texten. Auch dort hängt es natürlich davon ab, wie viele solcher Texte und Werke Sie in ihrer Bibliothek zur Verfügung haben. Wenn gewisse Quellen vorhanden sind, können Sie so mehr über die Verwendung des Wortes außerhalb des biblischen Sprachgebrauchs erfahren. Wie sie sicherlich merken, ein großer Schritt, welchen man als Theologe bereits vermisst: die Rezeption in einem Wörterbuch.
Tool 4: Das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament (ThWNT)
Das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament, kurz ThWNT, ist ein riesiges Werk (10 Bände, über 9.000 Seiten!), das bereits zu fast jedem Substantiv und Verb des Neuen Testaments eine Wortstudie erstellt hat. Dieses monumentale Werk ist selbstverständlich auf Logos erhältlich und in seiner digitalen Version ein unverzichtbares Muss für jeden Akademiker, einschließlich Hobby-Akademiker. In diesem Werk wird jede Wortstudie zu den drei bekannten Schritten geordnet. Untersucht wird nämlich der jeweilige Sprachgebrauch im/in
- Neuen Testament
- Alten Testament
- Außerbiblischen Quellen.
Das „Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament” wurde begründet und herausgegeben von Gerhard Kittel, der durch seine Verwicklung in die nationalsozialistische antijüdische Forschung und Propaganda einen unrühmlichen Tiefpunkt der deutschen Theologie bildet. Wir haben uns daher entschieden, das Werk auf dieser Seite sowie in externer und interner Kommunikation nicht mehr als „Kittel“ zu bezeichnen. Mehr zu Kittels Hintergrund und der Entscheidung auf unserem Blog.
Fazit: Gute Tools für die Oberfläche
Diese Tools eignen sich meiner Meinung nach sehr gut, um einen ersten Überblick über die Bedeutung eines Wortes zu bekommen. Die verknüpften Werke helfen ungemein, schnell zu der gesuchten Information zu gelangen. Für eine Auslegungspredigt oder für einen Überblick reichen solche Tools auf jeden Fall. Doch manchmal wünscht man sich eben mehr Tiefgang. Spätestens bei einer Exegese ist eine Wortstudie unabdingbar.