Kaum ein Theologe hat die europäische Kirchenlandschaft so geprägt, wie der Autor der Institutio. Johannes Calvin war sein Name. Er war einer der herausragendsten Personen der Reformation.
Nun könnte man schnell einwenden, dass es doch Martin Luther gewesen sei, der die Reformation ins Rollen brachte. Das ist sicher auch richtig. Martin Luther formulierte aber nie eine umfassende, zusammenhängende Glaubenslehre außerhalb seiner Katechismen. Seine ersten Schriften behandelten einzelne Themen und wandten sich insbesondere der Kritik der damaligen Kirchenpraxis zu.
Inhalt
Calvins Motivation: Rechtfertigung im Exil
Der gebürtige Franzose Johannes (Jean) Calvin war einer der Theologen, die zusammenhängende Gedanken einer reformierten Glaubenslehre zu Papier brachten. Nachdem er sich 1533 bewusst für eine Beteiligung an der Reformation entschieden hatte und viel Zulauf bekam, wuchs auch der Widerstand. Calvin floh nach Basel und arbeitete dort an seiner Institutio. Eine Erstausgabe brachte er 1536 in den Druck.
Aus der Vorrede der Institutio wird Calvins erste Motivation für sein Lebenswerk überaus deutlich. Er widmete seine erste Ausgabe dem französischen König Franz I. Calvin verdeutlichte ihm die Kritik an der Reformation und widerlegte diese. Leider scheint der französische König weder die Institutio, noch die ihm gewidmete Vorrede gelesen zu haben. Sie war übrigens, wie damals für die Gebildeten üblich, zunächst nur in Latein verfasst.
Calvin war es ein Anliegen, die Lehre der Reformation nicht als neue Lehre verstanden zu wissen, sondern als fundierte Theologie auf der Basis der Neutestamentlichen Schriften.
Thomas Schirrmacher schreibt in seiner Einleitung zur Institutio: “Die erste Ausgabe der ‚Institutio‘ war zum einen als Apologie für die verfolgten Christen in Frankreich gedacht, zum anderen positiv als kurze Zusammenfassung des christlichen Glaubens und als erste Einführung in das Studium, der Bibel.”1
Calvins Lebenswerk
Schon im Jahr 1539 brachte Calvin eine zweite Ausgabe seines Werkes heraus. Diese war aber schon nicht mehr an alle Christen gerichtet. Sie wurde vielmehr für Theologen, also für (angehende) Pastoren und Lehrer geschrieben. Bis zur letzten Ausgabe von 1559 wuchs der Umfang von Anfangs sechs Kapiteln auf die stattliche Zahl von 80 Kapiteln, unterteilt in Paragraphen, an.
Im deutschsprachigen Raum fand die letzte, also umfangreichste Ausgabe der Institutio die meiste Beachtung. Die erste Ausgabe liefert aber spannende Einblicke in die Theologie der ersten Reformatoren. Bis 1559 war die Reformation weitgehend abgeschlossen. Die Lehre der sich bildenden reformierten Kirche war gut gefestigt und wurde von Calvin schriftlich fixiert. Um sich ein Bild davon zu machen, welche Punkte den Reformatoren zu Beginn ihrer weitreichenden Tätigkeit wichtig waren, kann die erste Ausgabe bessere Informationen liefern.
Die erste Motivation, also die Darlegung der neuen alten Lehre der Apostel ist der Kern der ersten Ausgabe der Institutio Christianae Religionis, der Unterweisung in der christlichen Religion. Am Ende finden sich in ihr nicht nur bahnbrechende Überlegungen Calvins, sondern auch viele Grundlagen reformierter Theologie, die bis heute Bestand haben. Durch die erste Ausgabe wurde Calvin Gehör geschenkt. Nicht umsonst wird das Werk als glänzendste dogmatische Leistung des Reformationszeitalters oder bedeutendste Dogmatik der Reformationszeit angesehen.
In unserem deutschen Shop steht: “Die vorliegende Ausgabe der ‚Institutio‘ von 1536 gibt dem Leser jedenfalls die Chance, Calvin aus erster Hand kennenzulernen und in das Herz des jungen Mannes zu schauen, der auszog, seine verfolgten Geschwister in Frankreich mit der Bibel in der Hand zu verteidigen.”
Dogmatiken der Reformation
Freilich war Johannes Calvin nicht der einzige Autor, der christliche Glaubensinhalte strukturiert darbot. Neben Luthers “Kleinem Katechismus” sind Philipp Melanchtons “Loci Communes”, Ulrich Zwinglis “Kommentar über die wahre und falsche Religion” und Wilhelm Farels “Katechismus” von 1525 zu erwähnen.
Hervorzuheben ist Calvins Werk insbesondere auf Grund der geschichtlichen Entwicklung. Als mittlerweile in der Schweiz beheimateter Reformator prägte er den mitteleuropäischen Raum gewaltig. Auch in Deutschland fanden seine Lehren Verbreitung, so dass wir heutzutage Unterschiede in lutherischen und reformierten Landeskirchen ausmachen können.
In seiner ersten Ausgabe der Institutio wendet Calvin sich nach der Vorrede sechs Themenbereichen zu. Dazu zitieren wir aus dem Inhaltsverzeichnis:
- Erstes Kapitel: Vom Gesetz, enthält eine Auslegung der Zehn Gebote
- Zweites Kapitel: Vom Glauben, nebst einer Erklärung des sogenannten Apostolischen Glaubensbekenntnisses
- Drittes Kapitel: Vom Gebete, wobei auch das Gebet des Herrn besprochen wird
- Viertes Kapitel: Von den Sakramenten
- Fünftes Kapitel: Über die falschen Sakramente
- Sechstes Kapitel: Von der christlichen Freiheit, der kirchlichen Amtsvollmacht und der staatlichen Regierung (Verwaltung)
Vorteile der digitalen Institutio von Calvin
Seit Anfang 2019 ist die erste Ausgabe der Institutio als Logos-Edition verfügbar. Es handelt sich um die Übersetzung, die Bernhard Spiess erst im Jahr 1887 in deutscher Sprache anfertigte. Bis dahin, also über dreihundert Jahre, wurde nur die letzte Ausgabe Calvins wahrgenommen. Thomas Schirrmacher hat die Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert sprachlich und orthografisch modernisiert, diverse sachliche Korrekturen vorgenommen und Zwischenüberschriften zur besseren Strukturierung eingefügt. So gab er 2008 Calvins erste Institutio heraus.
In der digitalen Logos-Edition finden Sie mehr, als eine reine digitale Ausgabe des Werkes. Bibelstellen und Verweise wurden verlinkt. Das Werk ist fast vollständig in den gewaltigen Funktionsumfang der Logossoftware eingebunden. Sie können nach einzelnen Passagen, Phrasen oder Begriffen suchen. Die Navigation über das Inhaltsverzeichnis geht rasant. Über die Logos-App ist die geräteübergreifende Lektüre der Institutio kein Problem. Lesen Sie an der Stelle weiter, an der Sie auf dem anderen Gerät aufgehört haben. Über die Kopier- und Notizfunktion lassen sich einzelne Aussagen Calvins schnell und unkompliziert für Predigt oder Religionsunterricht aufbereiten.
Die Christliche Glaubenslehre: Erstausgabe der Institutio von 1536 ist in den Paketen ab Logos Silber enthalten. Mit einer der Logos Sammlungen sparen Sie bares Geld und erweitern Ihre Bibliothek um viele weitere Schätze. Sie können nicht nur die Zeit der Reformation studieren, Sie haben direkte Verlinkungen zu zitierten Bibeltexten und können direkt am Urtext erforschen, wie die Reformatoren die Botschaft der Gnade von Jesus Christus in Europa neu entdeckten.
Simon Birr arbeitet seit weit über zehn Jahren mit Logos. Er ist Pastor der FeG in Ewersbach und bloggt privat mehrmals wöchentlich auf www.sbirr.de.
1 Schirrmacher, T. (2008). Einladung zum Studium der Institutio von 1536. In T. Schirrmacher (Hrsg.), Christliche Glaubenslehre: Erstausgabe der „Institutio“ von 1536 (2. Auflage, Bd. 18, S. xvii). Hamburg; Bonn: RVB; VKW.
Danke für den Hinweis. Ich wusste gar nicht, dass ich dieses Werk in meiner Bibliothek habe. Ich bin mal gespannt sie zu vergleichen mit der Institutio des Neukirchner Verlages. Von der bin ich richtig begeistert. Bringt ihr die auch irgendwann mal raus?