Calvins erste Institutio – Eine Rezension

Von Simon Birr

Oktober 10, 2019

Kaum ein Theo­lo­ge hat die euro­päi­sche Kir­chen­land­schaft so geprägt, wie der Autor der Insti­tu­tio. Johan­nes Cal­vin war sein Name. Er war einer der her­aus­ra­gends­ten Per­so­nen der Reformation.

Nun könn­te man schnell ein­wen­den, dass es doch Mar­tin Luther gewe­sen sei, der die Refor­ma­ti­on ins Rol­len brach­te. Das ist sicher auch rich­tig. Mar­tin Luther for­mu­lier­te aber nie eine umfas­sen­de, zusam­men­hän­gen­de Glau­bens­leh­re außer­halb sei­ner Kate­chis­men. Sei­ne ers­ten Schrif­ten behan­del­ten ein­zel­ne The­men und wand­ten sich ins­be­son­de­re der Kri­tik der dama­li­gen Kir­chen­pra­xis zu.

Calvins Motivation: Rechtfertigung im Exil

Der gebür­ti­ge Fran­zo­se Johan­nes (Jean) Cal­vin war einer der Theo­lo­gen, die zusam­men­hän­gen­de Gedan­ken einer refor­mier­ten Glau­bens­leh­re zu Papier brach­ten. Nach­dem er sich 1533 bewusst für eine Betei­li­gung an der Refor­ma­ti­on ent­schie­den hat­te und viel Zulauf bekam, wuchs auch der Wider­stand. Cal­vin floh nach Basel und arbei­te­te dort an sei­ner Insti­tu­tio. Eine Erst­aus­ga­be brach­te er 1536 in den Druck.

Aus der Vor­re­de der Insti­tu­tio wird Cal­vins ers­te Moti­va­ti­on für sein Lebens­werk über­aus deut­lich. Er wid­me­te sei­ne ers­te Aus­ga­be dem fran­zö­si­schen König Franz I. Cal­vin ver­deut­lich­te ihm die Kri­tik an der Refor­ma­ti­on und wider­leg­te die­se. Lei­der scheint der fran­zö­si­sche König weder die Insti­tu­tio, noch die ihm gewid­me­te Vor­re­de gele­sen zu haben. Sie war übri­gens, wie damals für die Gebil­de­ten üblich, zunächst nur in Latein verfasst. 

Cal­vin war es ein Anlie­gen, die Leh­re der Refor­ma­ti­on nicht als neue Leh­re ver­stan­den zu wis­sen, son­dern als fun­dier­te Theo­lo­gie auf der Basis der Neu­tes­ta­ment­li­chen Schriften.

Tho­mas Schirr­ma­cher schreibt in sei­ner Ein­lei­tung zur Insti­tu­tio: “Die ers­te Aus­ga­be der ‚Insti­tu­tio‘ war zum einen als Apo­lo­gie für die ver­folg­ten Chris­ten in Frank­reich gedacht, zum ande­ren posi­tiv als kur­ze Zusam­men­fas­sung des christ­li­chen Glau­bens und als ers­te Ein­füh­rung in das Stu­di­um, der Bibel.”1

Calvins Lebenswerk

Schon im Jahr 1539 brach­te Cal­vin eine zwei­te Aus­ga­be sei­nes Wer­kes her­aus. Die­se war aber schon nicht mehr an alle Chris­ten gerich­tet. Sie wur­de viel­mehr für Theo­lo­gen, also für (ange­hen­de) Pas­to­ren und Leh­rer geschrie­ben. Bis zur letz­ten Aus­ga­be von 1559 wuchs der Umfang von Anfangs sechs Kapi­teln auf die statt­li­che Zahl von 80 Kapi­teln, unter­teilt in Para­gra­phen, an.

Im deutsch­spra­chi­gen Raum fand die letz­te, also umfang­reichs­te Aus­ga­be der Insti­tu­tio die meis­te Beach­tung. Die ers­te Aus­ga­be lie­fert aber span­nen­de Ein­bli­cke in die Theo­lo­gie der ers­ten Refor­ma­to­ren. Bis 1559 war die Refor­ma­ti­on weit­ge­hend abge­schlos­sen. Die Leh­re der sich bil­den­den refor­mier­ten Kir­che war gut gefes­tigt und wur­de von Cal­vin schrift­lich fixiert. Um sich ein Bild davon zu machen, wel­che Punk­te den Refor­ma­to­ren zu Beginn ihrer weit­rei­chen­den Tätig­keit wich­tig waren, kann die ers­te Aus­ga­be bes­se­re Infor­ma­tio­nen liefern. 

Die ers­te Moti­va­ti­on, also die Dar­le­gung der neu­en alten Leh­re der Apos­tel ist der Kern der ers­ten Aus­ga­be der Insti­tu­tio Chris­tia­nae Reli­gio­nis, der Unter­wei­sung in der christ­li­chen Reli­gi­on. Am Ende fin­den sich in ihr nicht nur bahn­bre­chen­de Über­le­gun­gen Cal­vins, son­dern auch vie­le Grund­la­gen refor­mier­ter Theo­lo­gie, die bis heu­te Bestand haben. Durch die ers­te Aus­ga­be wur­de Cal­vin Gehör geschenkt. Nicht umsonst wird das Werk als glän­zends­te dog­ma­ti­sche Leis­tung des Refor­ma­ti­ons­zeit­al­ters oder bedeu­tends­te Dog­ma­tik der Refor­ma­ti­ons­zeit angesehen.

In unse­rem deut­schen Shop steht: “Die vor­lie­gen­de Aus­ga­be der ‚Insti­tu­tio‘ von 1536 gibt dem Leser jeden­falls die Chan­ce, Cal­vin aus ers­ter Hand ken­nen­zu­ler­nen und in das Herz des jun­gen Man­nes zu schau­en, der aus­zog, sei­ne ver­folg­ten Geschwis­ter in Frank­reich mit der Bibel in der Hand zu verteidigen.”

Dogmatiken der Reformation

Frei­lich war Johan­nes Cal­vin nicht der ein­zi­ge Autor, der christ­li­che Glau­bens­in­hal­te struk­tu­riert dar­bot. Neben Luthers “Klei­nem Kate­chis­mus” sind Phil­ipp Melan­ch­tons “Loci Com­mu­nes”, Ulrich Zwing­lis “Kom­men­tar über die wah­re und fal­sche Reli­gi­on” und Wil­helm Farels “Kate­chis­mus” von 1525 zu erwähnen.

Her­vor­zu­he­ben ist Cal­vins Werk ins­be­son­de­re auf Grund der geschicht­li­chen Ent­wick­lung. Als mitt­ler­wei­le in der Schweiz behei­ma­te­ter Refor­ma­tor präg­te er den mit­tel­eu­ro­päi­schen Raum gewal­tig. Auch in Deutsch­land fan­den sei­ne Leh­ren Ver­brei­tung, so dass wir heut­zu­ta­ge Unter­schie­de in luthe­ri­schen und refor­mier­ten Lan­des­kir­chen aus­ma­chen können.

In sei­ner ers­ten Aus­ga­be der Insti­tu­tio wen­det Cal­vin sich nach der Vor­re­de sechs The­men­be­rei­chen zu. Dazu zitie­ren wir aus dem Inhaltsverzeichnis:

  • Ers­tes Kapi­tel: Vom Gesetz, ent­hält eine Aus­le­gung der Zehn Gebote
  • Zwei­tes Kapi­tel: Vom Glau­ben, nebst einer Erklä­rung des soge­nann­ten Apos­to­li­schen Glaubensbekenntnisses
  • Drit­tes Kapi­tel: Vom Gebe­te, wobei auch das Gebet des Herrn bespro­chen wird
  • Vier­tes Kapi­tel: Von den Sakramenten
  • Fünf­tes Kapi­tel: Über die fal­schen Sakramente
  • Sechs­tes Kapi­tel: Von der christ­li­chen Frei­heit, der kirch­li­chen Amts­voll­macht und der staat­li­chen Regie­rung (Ver­wal­tung)

Vorteile der digitalen Institutio von Calvin

Seit Anfang 2019 ist die ers­te Aus­ga­be der Insti­tu­tio als Logos-Edi­ti­on ver­füg­bar. Es han­delt sich um die Über­set­zung, die Bern­hard Spiess erst im Jahr 1887 in deut­scher Spra­che anfer­tig­te. Bis dahin, also über drei­hun­dert Jah­re, wur­de nur die letz­te Aus­ga­be Cal­vins wahr­ge­nom­men. Tho­mas Schirr­ma­cher hat die Über­set­zung aus dem 19. Jahr­hun­dert sprach­lich und ortho­gra­fisch moder­ni­siert, diver­se sach­li­che Kor­rek­tu­ren vor­ge­nom­men und Zwi­schen­über­schrif­ten zur bes­se­ren Struk­tu­rie­rung ein­ge­fügt. So gab er 2008 Cal­vins ers­te Insti­tu­tio heraus.

In der digi­ta­len Logos-Edi­ti­on fin­den Sie mehr, als eine rei­ne digi­ta­le Aus­ga­be des Wer­kes. Bibel­stel­len und Ver­wei­se wur­den ver­linkt. Das Werk ist fast voll­stän­dig in den gewal­ti­gen Funk­ti­ons­um­fang der Logossoft­ware ein­ge­bun­den. Sie kön­nen nach ein­zel­nen Pas­sa­gen, Phra­sen oder Begrif­fen suchen. Die Navi­ga­ti­on über das Inhalts­ver­zeich­nis geht rasant. Über die Logos-App ist die gerä­te­über­grei­fen­de Lek­tü­re der Insti­tu­tio kein Pro­blem. Lesen Sie an der Stel­le wei­ter, an der Sie auf dem ande­ren Gerät auf­ge­hört haben. Über die Kopi­er- und Notiz­funk­ti­on las­sen sich ein­zel­ne Aus­sa­gen Cal­vins schnell und unkom­pli­ziert für Pre­digt oder Reli­gi­ons­un­ter­richt aufbereiten.

Die Christ­li­che Glau­bens­leh­re: Erst­aus­ga­be der Insti­tu­tio von 1536 ist in den Pake­ten ab Logos Sil­ber ent­hal­ten. Mit einer der Logos Samm­lun­gen spa­ren Sie bares Geld und erwei­tern Ihre Biblio­thek um vie­le wei­te­re Schät­ze. Sie kön­nen nicht nur die Zeit der Refor­ma­ti­on stu­die­ren, Sie haben direk­te Ver­lin­kun­gen zu zitier­ten Bibel­tex­ten und kön­nen direkt am Urtext erfor­schen, wie die Refor­ma­to­ren die Bot­schaft der Gna­de von Jesus Chris­tus in Euro­pa neu entdeckten.


Simon Birr arbei­tet seit weit über zehn Jah­ren mit Logos. Er ist Pas­tor der FeG in Ewers­bach und bloggt pri­vat mehr­mals wöchent­lich auf www​.sbirr​.de.


1 Schirr­ma­cher, T. (2008). Ein­la­dung zum Stu­di­um der Insti­tu­tio von 1536. In T. Schirr­ma­cher (Hrsg.), Christ­li­che Glau­bens­leh­re: Erst­aus­ga­be der „Insti­tu­tio“ von 1536 (2. Auf­la­ge, Bd. 18, S. xvii). Ham­burg; Bonn: RVBVKW.


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Simon Birr

Über den Autor

Simon Birr nutzt Logos Bibelsoftware seit 14 Jahren. Er ist Online-Pastor, Teil der betaKirche (www.betakirche.de), Blogger (www.sbirr.de) und christlicher YouTuber (https://youtu.be/67i7XMcLBQY).

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  1. Dan­ke für den Hin­weis. Ich wuss­te gar nicht, dass ich die­ses Werk in mei­ner Biblio­thek habe. Ich bin mal gespannt sie zu ver­glei­chen mit der Insti­tu­tio des Neu­kirch­ner Ver­la­ges. Von der bin ich rich­tig begeis­tert. Bringt ihr die auch irgend­wann mal raus?

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