Die Jahreslosung fordert dazu auf, alle Lehren zu prüfen-aber wie? Dieser Artikel erklärt vier biblische Prinzipien zum Prüfen von Lehren und bietet ein hilfreiches Werkzeug.
Inhalt
- Alles prüfen – aber wie?
- Biblische Kriterien zum Prüfen von Lehren
- Ein hilfreiches Werkzeug: Das Wesleyanische Quadrilateral
- Fazit
Alles prüfen – aber wie?
Prüft alles und behaltet das Gute! (1. Thessalonicher 5,21)
Mir scheint es, als hätten viele die neue Jahreslosung schon längst verinnerlicht. Ich kenne viele liebe Geschwister, die überall Irrlehre wittern. Gefühlt jede Predigt, die nicht exakt ihrer Sichtweise entspricht, wird sofort als gefährlich abgestempelt. Und natürlich – so scheint es – haben sie selbst die einzig richtige, „biblische“ Sicht.
Doch wenn ich genauer nachfrage, wie genau sie eine Lehre prüfen, lautet die Antwort fast immer: „Das ist doch ganz einfach. Man schaut einfach, ob sie biblisch ist.“ Klingt gut, oder? Das Problem ist nur: Was genau bedeutet das?
Dass die Bibel der Maßstab für unsere Überzeugungen sein muss, steht außer Frage. Doch viele vergessen, dass wir alle die Bibel nicht neutral lesen. Wir bringen unsere Prägungen, unsere Erziehung, unsere theologischen Traditionen, unsere Gemeindeerfahrungen und sogar unsere persönlichen Vorlieben mit an den Text. Zudem sind wir Kinder unserer Zeit – geprägt vom Individualismus, Rationalismus, Materialismus, Relativismus, Postmodernismus, Humanismus und Pragmatismus. All dies macht es sehr schwer für uns, den Text neutral zu lesen.
Die Bibel ist oft nicht so ganz klar, wie wir es uns wünschen
Diese Prägung führt dazu, dass fünf Christen, die alle die Bibel ernst nehmen und sich darauf berufen, die „klare biblische Lehre“ zu vertreten, dennoch zu völlig unterschiedlichen Meinungen kommen können. Das sieht man an unzähligen Themen: Prädestination, Taufverständnis, Abendmahlsverständnis, Geistesgaben, Geistestaufe, Frauen im pastoralen Dienst oder Homosexualität. Zu all diesen Themen gibt es unzählige unterschiedliche Sichtweisen, und alle berufen sich darauf, biblisch zu sein. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen.
Die schiere Vielfalt der Denominationen zeigt uns, dass die Bibel vielleicht nicht ganz so eindeutig ist, wie wir es uns manchmal wünschen. Wie Stephen Mattson es treffend formuliert:
Christen sagen manchmal: „Das steht ganz klar in der Bibel”, anstatt: „Das ist meine Interpretation dessen, was die Bibel sagt.” Wenn wir ehrlich sind, sollten wir wahrscheinlich sagen: „Dies ist meine fehlbare Interpretation – beeinflusst durch meine religiöse Erziehung, meine Voreingenommenheit, meine einzigartigen Erfahrungen, meine Kultur, meine persönliche Weltanschauung und mein begrenztes Wissen – von dem, was ich denke, was die Bibel sagen könnte.”
Diese Ehrlichkeit und Demut aufzubringen ist schwierig, aber ich denke, wir benötigen diese Grundlage, um ins produktive Gespräch miteinander kommen zu können. Und genau hier setzt der Artikel an: Wenn wir alles prüfen sollen, dann reicht es nicht, nur zu fragen, ob etwas „biblisch“ ist – wir müssen lernen, wie genau wir Lehren prüfen können. Es gibt weitere biblisch fundierte Kriterien, die uns helfen können, eine Lehre zu bewerten. In diesem Artikel möchte ich vier dieser biblischen Kriterien vorstellen. Sie sind wie ein Werkzeugkasten, mit dem wir besser ausgerüstet sind, Lehren zu prüfen, Gefährliches zu identifizieren und dann das Gute behalten zu können.
Biblische Kriterien zum Prüfen von Lehren
Kriterium 1: Passt die Lehre in den gesamten Kontext der Bibel?
Eine wichtige Frage, die wir uns stellen sollten, wenn wir eine Lehre prüfen, ist: Passt sie zur großen Gesamtgeschichte der Bibel? Die Bibel ist kein loses Sammelsurium von Zitaten, sondern erzählt eine zusammenhängende Geschichte – von der Schöpfung über den Sündenfall und Gottes Heilshandeln bis hin zur neuen Schöpfung. Jede Lehre, die wir vertreten, sollte zu dieser großen Erzählung passen. Eine Lehre, die nur auf einzelne Verse baut, ohne den gesamten Kontext zu beachten, kann leicht in die Irre führen.
Beispiel: Das Wohlstandsevangelium
Ein Paradebeispiel dafür ist das sogenannte Wohlstandsevangelium. Diese Lehre verspricht Gesundheit und Reichtum in dieser Welt für alle, die Gott gehorchen. Sie beruft sich auf biblische Verse wie Deuteronomium 28, wo Gott seinem Volk materielle Segnungen und Schutz vor Feinden verspricht, wenn es ihm treu bleibt. Auch andere Verse wie Sprüche 3,8 oder Jeremia 33,6 verheißen Gesundheit und Wohlstand. Auf den ersten Blick scheint das Wohlstandsevangelium biblisch zu sein – schließlich finden sich diese Verse tatsächlich in der Bibel, somit ist diese Lehre „biblisch“.
Doch hier zeigt sich, warum das große Bild der Bibel so entscheidend ist. Wenn wir die gesamte Geschichte der Bibel betrachten, wird deutlich, dass Gehorsam gegenüber Gott nicht immer mit Reichtum und Gesundheit belohnt wird. Jesus gehorchte Gott vollkommen – und doch lebte er in Armut und erlitt großes Leid. Paulus, der ebenfalls gehorsam war, führte ein Leben voller Verfolgung und Entbehrungen. Die ersten Christen lebten überwiegend in Armut und wurden verfolgt – ihre Realität war geprägt von Leid, nicht von Wohlstand.
Das Wohlstandsevangelium ignoriert diese biblische Realität und bietet eine falsche, stark vereinfachte Hermeneutik: Wer Gott gehorcht, wird belohnt, und wer leidet, ist selbst schuld. Diese Schwarz-Weiß-Mentalität kann zwar von vereinzelten Bibelversen her argumentiert werden, ist aber zutiefst schädlich. Sie legt den Leidenden eine zusätzliche Bürde auf, indem sie ihnen suggeriert, ihr Leid sei die Folge persönlicher Sünde.
Jesus selbst hat diese falsche Denkweise deutlich zurückgewiesen. In Johannes 9,2 fragten seine Jünger, ob die Blindheit eines Mannes durch seine eigene Sünde oder die seiner Eltern verursacht wurde. Jesus machte klar, dass niemand schuld war, sondern dass Gottes Werke an ihm offenbar werden sollten. Auch in Lukas 13,1–5 lehnte Jesus die Vorstellung ab, dass Unglück und Leid immer eine direkte Strafe für Sünde seien.
Das Wohlstandsevangelium zeigt, wie wichtig es ist, die Bibel in ihrem gesamten Kontext zu lesen. Einzelne Verse, aus dem Zusammenhang gerissen, können leicht in die Irre führen. Wenn wir eine Lehre im Licht der gesamten biblischen Erzählung betrachten, können wir besser beurteilen, ob sie wirklich wahr ist.
Kriterium 2: Passt es zu Jesus?
Ein weiteres entscheidendes Kriterium zur Prüfung von Lehren ist, ob sie mit dem Leben und der Lehre Jesu übereinstimmen. Jesus selbst hat das Alte Testament auf sich zentriert ausgelegt. In Lukas 24,27 erklärt er den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, wie alle Schriften – angefangen bei Mose und den Propheten – letztlich auf ihn hinweisen. Er ist die Erfüllung der Schrift, das Zentrum, um das sich alles dreht.
Die Kirchenväter und unzählige Theologen durch die Jahrhunderte waren sich einig: Jesus ist das Zentrum der Bibel. Alles, was wir glauben und lehren, muss an ihm gemessen werden. Das bedeutet, dass wir keinerlei Bibelverse verwenden dürfen, um Jesu Lehren zu umgehen oder außer Kraft zu setzen. Jesus ist die höchste Offenbarung Gottes (Johannes 1,18; Hebräer 1,1–3), und alles andere in der Bibel muss durch ihn verstanden werden.
Beispiel: Unbegrenzte Rache, begrenzte Rache oder unbegrenzte Vergebung?
In der Bibel erkennen wir eine progressive Offenbarung von Gottes Willen. Zur Zeit des Alten Testaments war unbegrenzte Rache gesellschaftlicher Standard – ein Konflikt konnte leicht eskalieren, indem die gesamte Sippe eines Täters für eine Tat zur Rechenschaft gezogen wurde. In diesen Kontext hinein gab Gott das Gebot „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (2. Mose 21,24), um die damals übliche, grenzenlose Vergeltung zu begrenzen. Es war ein Fortschritt, eine göttliche Begrenzung der menschlichen Gewalt.
Doch während begrenzte Rache biblisch ist, ist sie nicht Gottes ultimative Absicht. Dieses Gebot war ein Zugeständnis Gottes an die damalige Zeit und Kultur, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Gottes eigentlicher Wille wird erst in Jesus Christus völlig klar.
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Auge um Auge und Zahn um Zahn.‘ Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem biete die andere auch dar.“ (Matthäus 5,38–39)
Jesus lehrte Feindesliebe, und als er gefragt wurde, wie oft wir vergeben sollen, antwortete er mit „siebzig mal sieben“ – sinnbildlich für unbegrenzte Vergebung (Matthäus 18,22).
Gottes Wille ist klar: Feindesliebe und grenzenlose Vergebung. Wenn wir also Verse aus dem Alten Testament heranziehen, um die Offenbarung, die wir in Jesus haben, zu umgehen oder zu entkräften, verkennen wir, dass Jesus die höchste Offenbarung der Bibel ist. Seine Lehre und sein Leben zeigen uns, wie Gott wirklich ist und was sein Wille für uns heute bedeutet.
Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, jede Lehre an Jesus zu messen. Seine Worte und sein Handeln sind der Maßstab, der zeigt, ob eine Lehre wirklich Gottes Herz widerspiegelt. Jede Lehre, die im Widerspruch zu seiner Botschaft steht, sollte hinterfragt werden – selbst wenn sie auf einzelne Bibelverse gestützt wird. Denn wenn wir Jesus nicht zum Zentrum machen, laufen wir Gefahr, die Schrift falsch auszulegen.
Kriterium 3: Was sind die Früchte einer Lehre?
Jesus selbst hat gelehrt, dass wir Lehren (und Lehrer) an ihren Früchten prüfen sollen. In Matthäus 7,16–20 sagt er:
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Kann man etwa Trauben von Dornen ernten oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
Die Früchte einer Lehre zeigen sich im Leben der Menschen, die sie annehmen. Fördert die Lehre, dass Ungerechtigkeit bekämpft wird, dass Gottes Königsherrschaft sich ausweitet, dass Christen zu reifen Jüngern werden, dass zerbrochene Leben heil werden, dass kaputte Beziehungen wiederhergestellt werden, dass Menschen anfangen, Jesus nachzufolgen? Gute Lehren führen zu einem Leben, das Gott ehrt und anderen dient, während falsche Lehren oft Stolz, Spaltung oder sogar Leid fördern.
Beispiel: Machtmissbrauch
Ein Beispiel dafür sind Lehren, die Machtmissbrauch in geistlichen Leitungspositionen rechtfertigen. In einigen Kreisen wird Autorität mit Kontrolle und Unterdrückung verwechselt, oft unter Berufung auf Bibelstellen wie Hebräer 13,17 („Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen“). Doch wenn diese Lehren dazu führen, dass Leiter ihre Macht ausnutzen und Gemeindemitglieder eingeschüchtert oder unterdrückt werden, sind die Früchte eindeutig schlecht.
Im Gegensatz dazu zeigt Jesus, wie wahre Leitung aussieht: Sie dient, sie erhebt andere, und sie spiegelt Gottes Herz wider. Er wäscht seinen Jüngern die Füße und fordert uns auf, einander in Demut zu dienen (Johannes 13,14–15). Eine Lehre, die zu Demut, Liebe und gegenseitiger Erbauung führt, trägt gute Früchte und entspricht Jesu Lehre.
Wenn wir Lehren prüfen, müssen wir daher die langfristigen Auswirkungen im Leben der Menschen betrachten. Führt die Lehre zu Gottes Ehre und zur Erbauung seiner Gemeinde? Oder fördert sie Stolz, Spaltung oder Missbrauch? Die Früchte sind oft ein klarer Indikator dafür, ob eine Lehre wahr oder falsch ist.
Kriterium 4: Führt die Lehre zur Liebe?
Glaube ohne Liebe ist nichts wert. (Martin Luther)
Luthers Worte erinnern daran, dass Jesus durch das Doppelgebot der Liebe (Matthäus 22,37–40), die Liebe ins Zentrum des christlichen Glaubens gestellt hat. Auch Paulus betont dies immer wieder.
Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, sodass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts. (…) Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe. (1 Kor 13,2+13 ELB)
Paulus hat die Liebe als das Band bezeichnet, welches alles zusammenhält (Kolosser 3,12–14) und deutlich formuliert, dass die Liebe das Ziel aller Lehre sein soll:
Das Ziel aller Weisung ist die Liebe. (1 Timotheus 1,5; Züricher Bibel)
Dementsprechend sollten wir jede Lehre daran prüfen, ob sie zur Liebe führt oder zu Eigenschaften wie Egoismus, Überheblichkeit, Stolz oder Selbstgerechtigkeit. Diese Eigenschaften stehen im direkten Widerspruch zur Liebe, wie sie in der Bibel beschrieben wird (1. Korinther 13,4–7). Wenn eine Lehre Menschen dazu bringt, sich anderen überlegen zu fühlen oder sie zu verurteilen, sollten wir sie kritisch hinterfragen.
Beispiel: Sünden-Scheuklappen
Ein Beispiel dafür ist die Tendenz, in manchen christlichen Kreisen bestimmte Sünden, wie sexuelle Sünden, besonders stark zu verurteilen, während andere Sünden weniger Beachtung finden. Zum Beispiel werden Sünden wie das Ignorieren von Ungerechtigkeit oder die Vernachlässigung von Gottes Auftrag, das Evangelium zu denen zu bringen, die noch nie von ihm gehört haben, häufig heruntergespielt oder gar ignoriert.
Ein solcher Fokus auf einzelne Sünden kann dazu führen, dass bestimmte Gruppen von Menschen verachtet oder ausgegrenzt werden, während die eigenen Verfehlungen übersehen oder relativiert werden. Diese Haltung erzeugt oft einen ungesunden Stolz auf die eigene „Rechtschaffenheit“ und kann Hass statt Liebe fördern. Jesus selbst konfrontierte solch eine Einstellung bei den Pharisäern, die manche Gebote Gottes mit großem Eifer verteidigten, dabei aber die wichtigeren Aspekte wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue vernachlässigten:
„Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und habt das Wichtigste im Gesetz vernachlässigt: das Recht, die Barmherzigkeit und die Treue. Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen.“ (Matthäus 23,23)
Eine Lehre, die zur Liebe führt, wird immer auf Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Demut ausgerichtet sein. Sie wird nicht zur Verurteilung oder Ausgrenzung anleiten, sondern zur Annahme und zur Bereitschaft, die eigenen blinden Flecken zu erkennen. Wenn eine Lehre diese Aspekte nicht fördert, sollten wir sie mit Vorsicht betrachten.
Fördert die Lehre die Frucht des Geistes?
Eine Lehre sollte nicht nur zur Liebe führen, sondern auch die Früchte des Geistes im Leben der Menschen fördern. Paulus beschreibt diese Früchte in Galater 5,22–23:
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.“
Fördert eine Lehre Liebe, Freude, Frieden, Geduld und andere Früchte des Geistes (Galater 5,22–23), oder bringt sie Zorn, Zwietracht, Stolz und Egoismus hervor? Wenn letzteres der Fall ist, sollten wir sie ernsthaft hinterfragen, denn sie widerspricht dem Werk des Heiligen Geistes in uns.
Ein hilfreiches Werkzeug: Das Wesleyanische Quadrilateral
Die vier zuvor beschriebenen Kriterien bieten eine solide biblische Grundlage, um Lehren zu prüfen. Doch zusätzlich zu diesen Prinzipien kann das sogenannte Wesleyanische Quadrilateral ein hilfreiches Werkzeug sein. Dieses Modell, das auf die Theologie von John Wesley zurückgeht, schlägt vor, vier Kriterien zu nutzen, um eine Lehre zu prüfen: Schrift, Tradition, Vernunft und Erfahrung.
Die Vorteile des Wesleyanischen Quadrilaterals
Das Quadrilateral hilft uns, Lehren aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Es betont die Schrift als oberste Autorität, ermutigt uns aber auch, die Tradition der Kirche zu berücksichtigen, um von den Erkenntnissen vergangener Generationen zu lernen. Gleichzeitig erinnert es uns daran, unsere Vernunft einzusetzen, um logische und konsistente Schlussfolgerungen zu ziehen, und unsere Erfahrung einzubeziehen, um zu prüfen, ob eine Lehre zu der Realität passt, die wir in dieser Welt erleben.
Durch diese Balance bewahrt uns das Modell vor einer isolierten oder einseitigen Sichtweise. Es ermutigt uns, Bibelstellen nicht einfach mechanisch anzuwenden, sondern auch die Weisheit der christlichen Gemeinschaft und unsere eigene Lebensrealität in die Prüfung einer Lehre einzubeziehen.
Die Nachteile des Wesleyanischen Quadrilaterals
Ein potenzieller Nachteil liegt in der Gefahr, die vier Quellen falsch zu gewichten. Wenn Tradition, Vernunft oder Erfahrung zu viel Gewicht erhalten, könnte die Schrift als primäre Autorität verwässert werden. Beispielsweise könnte eine übermäßige Betonung der Erfahrung dazu führen, dass persönliche Gefühle oder subjektive Eindrücke über biblische Prinzipien gestellt werden.
Ein ausgewogener Ansatz
Das Wesleyanische Quadrilateral ist kein Ersatz für die Bibel, sondern ein ergänzendes Werkzeug, das uns hilft, Lehren sorgfältig und ganzheitlich zu prüfen. Wenn wir uns bewusst sind, dass die Schrift die oberste Autorität bleibt, können die anderen drei Quellen wertvolle Perspektiven bieten, um die Wahrheit klarer zu erkennen und falsche Lehren zu entlarven.
Fazit
Irrlehren schaden Menschen und dem Königreich Gottes – deshalb ist das Prüfen von Lehren ein Ausdruck der Liebe. Dabei erfordert es Demut, nicht nur die Überzeugungen anderer kritisch zu hinterfragen, sondern auch die eigenen Vorstellungen immer wieder am Maßstab der Schrift und oben erwähnten Kriterien zu prüfen. In dem Sinne ende ich mit den Worten von John Calvin:
„Ein belehrbarer Geist und ein demütiges Herz sind die Grundlagen für jegliches geistliches Wachstum.“