Eine Weihnachtsgeschichte – zwei Autoren

Von tarekmotheus

Vor 4 Monaten

Alle Jah­re wie­der … wird an Weih­nach­ten vie­ler­orts ein Krip­pen­spiel auf­ge­führt. Zu unse­rer roman­ti­schen Vor­stel­lung von Weih­nach­ten gehört es ein­fach mit dazu, dass die Wei­sen aus dem Mor­gen­land Sei­te an Sei­te mit den Hir­ten und natür­lich Maria und Josef an der Krip­pe sit­zen und Jesus anbe­ten. Doch in der Bibel gibt es nicht nur eine Weih­nachts­ge­schich­te, son­dern gleich zwei. Die­se sind teil­wei­se sehr unter­schied­lich. Lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.

Die Weih­nachts­ge­schich­te berich­tet von den Bege­ben­hei­ten rund um die Geburt Jesu Chris­ti und ist für vie­le Men­schen eine der ver­trau­tes­ten Erzäh­lun­gen der Bibel. Doch wie auch beim „Vater­un­ser“ exis­tie­ren zwei Ver­sio­nen über die Mensch­wer­dung Jesu in der Schrift. Inter­es­san­ter­wei­se unter­schei­den sich die Dar­stel­lun­gen und Ein­zel­hei­ten die­ser Ereig­nis­se in den Evan­ge­li­en nach Mat­thä­us und Lukas zum Teil nicht unerheblich. 

Fra­ge 1: Kommt es damit zu Wider­sprü­chen in der Schrift? 

Fra­ge 2: Um wel­che Unter­schie­de han­delt es sich überhaupt? 

Fra­ge 3: Was ist die Ursa­che für die­se Unterschiede? 

In die­sem Arti­kel möch­te ich mich mit die­sen drei Fra­gen beschäf­ti­gen und nach Ant­wor­ten suchen. 

An welche Zielgruppe ist die Weihnachtsgeschichte gerichtet?

Dar­über, dass die Adres­sa­ten der bei­den Evan­ge­li­ums­schrei­ber Lukas und Mat­thä­us unter­schied­lich waren, sind sich die meis­ten Aus­le­ger einig. So ein Rück­schluss erscheint vor allem dann plau­si­bel, wenn man die unter­schied­li­chen Schwer­punk­ten und Per­spek­ti­ven betrach­tet, die sie auf die Lebens­ge­schich­te Jesu legen.

Matthäus – die Weihnachtsgeschichte für die jüdische Leserschaft

Mat­thä­us hat­te bei der Abfas­sung sei­nes Evan­ge­li­ums vor allem ein jüdi­sches Ziel­pu­bli­kum vor Augen. Das lässt sich an sei­nen vie­len Zita­ten aus dem Alten Tes­ta­ment fest­stel­len. Ganz im Gegen­satz zu Lukas schlägt Mat­thä­us in sei­nen Aus­füh­run­gen immer wie­der die Brü­cke ins Alte Tes­ta­ment. Wenn man jetzt auch noch die Posi­tio­nie­rung des Mat­thä­us­evan­ge­li­ums an ers­ter Stel­le des Neu­en Tes­ta­ment berück­sich­tigt, wird ein wesent­li­ches Motiv dafür deut­lich, dass hier Juden ange­spro­chen wer­den sol­len, und zwar vor allen ande­ren Völkern.

Gott hat nach dem Pro­phe­ten Malea­chi, dem letz­ten Buch im Alten Tes­ta­ment, für über vier Jahr­hun­der­te nicht mehr zu den Men­schen gespro­chen. Nun war es so weit und der Sohn des Men­schen betrat die Welt­büh­ne. Da war es unab­ding­bar, dass zuerst das aus­er­wähl­te Volk Got­tes ange­spro­chen wurde.

Im Mat­thä­us­evan­ge­li­um wird der Erfül­lung von mes­sia­ni­schen Pro­phe­zei­un­gen aus dem Alten Tes­ta­ment gro­ße Bedeu­tung ent­ge­gen­ge­bracht. Außer­dem betont Mat­thä­us stark die könig­li­che Abstam­mung von Jesus als Nach­kom­me Davids. Dass auch das Gesetz Mose und die jüdi­schen Tra­di­tio­nen häu­fig Erwäh­nung fin­den, kön­nen als wei­te­res Indiz für eine jüdi­sche Ziel­grup­pe gel­ten. In allem, was Mat­thä­us in sei­nem Evan­ge­li­um schreibt, bezieht er sich auf jüdi­sches „Insi­der­wis­sen“. Dabei wird deut­lich, wie stark sein Ansin­nen ist, die Juden davon zu über­zeu­gen, dass Jesus der lang ver­hei­ße­ne Mes­si­as ist. Viel­leicht erzählt Mat­thä­us die Geschich­te rund um die Geburt von Jesus auch des­halb als Königsgeschichte.

Lukas – die Weihnachtsgeschichte für eine heidnische Leserschaft

Der Evan­ge­list Lukas hat hin­ge­gen ein brei­te­res Ziel­pu­bli­kum im Blick. Dass Lukas nicht nur Juden, son­dern eben auch die übri­gen Men­schen „aus den Natio­nen“ anspricht, wird auch dar­an deut­lich, dass er die All­ge­mein­gül­tig­keit der Erlö­sung durch Jesus Chris­tus in den Mit­tel­punkt stellt. Ein wei­te­res Indiz für eine nicht­jü­di­sche Leser­schaft lässt sich auch dar­an fest­ma­chen, dass Lukas häu­fig nähe­re und umfang­rei­che­re Anga­ben zu Orten und Ver­hal­tens­wei­sen macht. Lukas macht das ver­mut­lich, um Nicht­ju­den etwas zu erklä­ren, dass einem Juden damals übli­cher­wei­se bekannt war. Außer­dem zei­gen die Grund­tex­te auf, dass Lukas häu­fig grie­chi­sche Begrif­fe ver­wen­det und auf hebräi­sche Aus­drü­cke nahe­zu ganz verzichtet.

Im Ver­gleich zu Mat­thä­us bezieht sich Lukas wenig auf Aus­sa­gen aus dem Alten Tes­ta­ment. Wenn er es doch tut, ist auf­fäl­lig, dass er meis­tens die LXX (Sep­tuag­in­ta) als Quel­le ver­wen­det. Also die grie­chi­sche Über­set­zung des Alten Tes­ta­ment. Zudem wer­den beson­ders im Lukas­evan­ge­li­um die Mensch­lich­keit Jesu sowie sei­ne Barm­her­zig­keit ins Zen­trum gesetzt. Das legt den Schluss nahe, dass sich bei Lukas Men­schen aller sozia­len Schich­ten und jeder Her­kunft ange­spro­chen füh­len sol­len. Lukas ver­deut­licht, dass die­ser Gott, der in Jesus zur Welt kommt, für alle da ist. Daher wählt er in sei­ner Weih­nachts­ge­schich­te für die Hei­li­ge Fami­lie ein ärm­li­ches Setting.

Der genealogische Aspekt

Bei Mat­thä­us wird die Abstam­mung Jesu durch eine voll­stän­di­ge genea­lo­gi­sche Linie bis zu Abra­ham zurück­ver­folgt. Mat­thä­us betont dabei die könig­li­che Linie Davids und bestä­tigt damit Jesus als den ver­hei­ße­nen Mes­si­as. Für Juden war die­se Ver­bin­dung zu König David von ent­schei­den­der Bedeu­tung, denn der Mes­si­as muss­te zwangs­läu­fig die­ser könig­li­chen Abstam­mung sein. Im Gegen­satz dazu bie­tet das Lukas­evan­ge­li­um eine län­ge­re Genea­lo­gie, die bis zu Adam führt und somit die uni­ver­sa­le Bedeu­tung für alle Men­schen betont. 

Zwei Stammbäume Jesu

Der Stamm­baum Jesu erscheint in der Bibel an zwei Stel­len: in Mat­thä­us 1 und in Lukas 3,23–38. Mat­thä­us führt den Stamm­baum Jesu bis zu Abra­ham zurück. Lukas hin­ge­gen bis zu Adam. Den­noch gibt es gute Grün­de für die Annah­me, dass Mat­thä­us und Lukas letzt­lich völ­lig unter­schied­li­che Stamm­bäu­me im Sinn haben. So nennt Mat­thä­us den Vater Josefs als Jakob (Mat­thä­us 1,16), wäh­rend Lukas Josefs Vater als Eli bezeich­net (Lukas 3,23). Mat­thä­us ver­folgt die Linie bis zu Davids Sohn Salo­mo (Mat­thä­us 1,6) und Lukas bis zu Davids Sohn Nathan (Lukas 3,31). Tat­säch­lich haben die Genea­lo­gien von David bis Jesus nur zwei Namen gemein­sam: Serub­ba­bel und Schealtiel (Mat­thä­us 1,12; Lukas 3,27). 

Liegt ein Widerspruch vor?

Man­che behaup­ten, die­se Unter­schie­de sei­en ein Beweis für Feh­ler in der Bibel. Die Juden waren jedoch bekannt für ihre über­mä­ßig genau­en Doku­men­ta­tio­nen. Erst recht, wenn es um Genea­lo­gien ging. Es ist unvor­stell­bar, dass Mat­thä­us und Lukas zwei völ­lig unter­schied­li­che Genea­lo­gien des­sel­ben Stamm­baums vor­le­gen konn­ten. Noch ein­mal: Von David bis Jesus sind die Stamm­bäu­me völ­lig unter­schied­lich. Selbst die Erwäh­nung von Serub­ba­bel und Schealtiel ist wahr­schein­lich eine Anspie­lung auf zwei Per­so­nen mit dem­sel­ben Namen. Mat­thä­us stellt den Vater von Schealtiel als Joja­chin vor, wäh­rend Lukas ihn als Neri bezeich­net. Es wäre nor­mal, wenn ein Mann mit dem Namen Schealtiel sei­nen Sohn Serub­ba­bel nen­nen wür­de, wenn man die bekann­ten Per­so­nen mit die­sen Namen betrach­tet (vgl. Esra und Nehemia). 

Leviratsehe als Begründung

Eine ande­re Erklä­rung, die der Kir­chen­his­to­ri­ker Euse­bi­us ver­tritt, wäre, dass Mat­thä­us der Haupt­li­nie folgt, wäh­rend Lukas die Exis­tenz der „Schwes­tern­hei­rat” (Levi­rats­ehe) in Betracht zieht. Wenn ein Mann starb, ohne Söh­ne zu haben, war es üblich, dass sein Bru­der sei­ne Frau hei­ra­te­te, damit sie einen Sohn bekam, der den Namen des Ver­stor­be­nen wei­ter­füh­ren soll­te. Nach der Theo­rie von Euse­bi­us waren Melch (Lk 3,24) und Mat­tan (Mt 1,15) zu ver­schie­de­nen Zei­ten mit der­sel­ben Frau ver­hei­ra­tet (in der Über­lie­fe­rung heißt sie Esther). Damit wären Eli (Lk 3,23) und Jakob (Mt 1,15) Halb­brü­der. Eli starb dann ohne einen Sohn, und so hei­ra­te­te sein (Halb-)Bruder Jakob die Wit­we von Eli, die Josef gebar. Damit wäre Josef recht­lich der „Sohn von Eli” und bio­lo­gisch der „Sohn von Jakob”. Mat­thä­us und Lukas berich­ten also über die­sel­be Genea­lo­gie (die von Josef), aber Lukas folgt der recht­li­chen Linie, wäh­rend Mat­thä­us der bio­lo­gi­schen Linie folgt. 

Erklärung aus heutiger Sicht

Heu­ti­ge kon­ser­va­ti­ve Bibel­wis­sen­schaft­ler ver­tre­ten meis­tens eine ande­re Auf­fas­sung, näm­lich die, dass Lukas die Genea­lo­gie Mari­as und Mat­thä­us die Genea­lo­gie Josephs beschreibt. Mat­thä­us führt die Abstam­mung von Josef (dem recht­li­chen Vater Jesu) auf Davids Sohn Salo­mo zurück, wäh­rend Lukas die Abstam­mung von Maria (der Bluts­ver­wand­ten Jesu) auf Davids Sohn Nathan zurück­führt. Da es im Grie­chi­schen kein Wort für Schwie­ger­sohn” gab, wur­de Josef als Sohn von Eli bezeich­net, da er Elis Toch­ter Maria hei­ra­te­te. Durch bei­de Lini­en ist Jesus ein Nach­kom­me Davids und daher qua­li­fi­ziert, der Mes­si­as zu sein. Es wäre unge­wöhn­lich, einen Stamm­baum über die müt­ter­li­che Linie zu ver­fol­gen, aber so war es auch bei der Jung­frau­en­geburt. Lukas erklärt, dass Jesus der Sohn Josephs war: „und wur­de für einen Sohn Josephs gehal­ten” (Lk 3,23).

Wel­che Erklä­rung am Ende auch stim­mig ist – fest steht aus theo­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve, dass auch der Stamm­baum Jesu dar­auf hin­weist, dass Jesus einer­seits der Mes­si­as, ande­rer­seits aber ein Mensch wie Du und ich ist. Mat­thä­us ist es wich­tig, die direk­te könig­li­che Linie zu beto­nen (über David und Salo­mo), um sei­nen Lesern zu ver­deut­li­chen: Jesus ist ein König! Lukas hin­ge­gen zeich­net eine umfas­sen­de­re Abstam­mungs­li­nie und weist dar­auf hin: Jesus ist eben nicht eine hohe Per­sön­lich­keit, die sich vom Rest der Welt abhebt und über sie erha­ben ist! Nein, er ist einer von uns! Gott ist Mensch geworden.

Die Ankündigung der Geburt Jesu

Die Geburt Jesu wird auf ver­schie­de­ne Art und Wei­se sowohl im Mat­thä­us- als auch im Lukas­evan­ge­li­um ange­kün­digt. Engel spie­len dabei eine wich­ti­ge Rol­le. Sie haben mit Josef, Maria und den Hir­ten auf dem Feld unter­schied­li­che Gegen­über. Zudem erhal­ten die Wei­sen aus dem Mor­gen­land über einen beson­de­ren Stern am Him­mel die Bot­schaft, dass der König der Juden gebo­ren ist. 

Josef und der Engel

Im Mat­thä­us­evan­ge­li­um (Mat­thä­us 1,18–25) erfolgt die Ankün­di­gung der Geburt Jesu durch einen Engel im Traum von Josef, dem Ver­lob­ten Mari­as. Der Engel erklärt Josef, dass Maria durch den Hei­li­gen Geist schwan­ger ist und dass er den Sohn Got­tes ret­ten wird. Josef wird ermu­tigt, Maria zu hei­ra­ten und den Namen Jesus für das Kind zu geben.

Die Weisen aus dem Morgenland

Bei Mat­thä­us wird exklu­siv von den Wei­sen aus dem „Mor­gen­land“ berich­tet. Die­se gelehr­ten Män­ner sehen eine beson­de­re Him­mels­er­schei­nung und fol­gen die­ser, um das neu­ge­bo­re­ne Kind zu fin­den und ihm Geschen­ke zu brin­gen. Hero­des, der König, wird eben­falls über die Ankunft des ver­meint­li­chen Königs der Juden infor­miert, was spä­ter unter ande­rem zur Flucht der Hei­li­gen Fami­lie nach Ägyp­ten führt.

Maria und der Engel

Im Lukas­evan­ge­li­um (Lukas 1,26–38) wird die Ankün­di­gung der Geburt Jesu durch den Engel Gabri­el an Maria detail­liert beschrie­ben. Der Engel erscheint Maria und ver­kün­det, dass sie vom Hei­li­gen Geist emp­fan­gen wird und einen Sohn gebä­ren wird, den sie Jesus nen­nen soll. Gabri­el erklärt der wer­den­den Mut­ter, dass Jesus der Sohn Got­tes sein wird, und betont die Kraft des Hei­li­gen Geis­tes in die­sem Ereig­nis. Maria reagiert got­tes­fürch­tig und demü­tig auf die­se Bot­schaft und stimmt dem gött­li­chen Plan zu.

Die Hirten und die Engel

Spä­ter im Lukas­evan­ge­li­um (Lukas 2,8–20) wird die Geburt Jesu den Hir­ten auf dem Feld durch einen Engel ver­kün­det. Die Engel loben Gott und ver­kün­den den Hir­ten die fro­he Bot­schaft von der Geburt des Retters. 

Beson­ders der Kon­trast der betei­lig­ten Per­so­nen ist hier span­nend. Die Wei­sen aus dem Mor­gen­land tre­ten – wie in einer Königs­ge­schich­te üblich – nur in der Erzäh­lung von Mat­thä­us auf – die Hir­ten als “Abschaum” der dama­li­gen Gesell­schaft haben dort über­haupt kei­nen Platz. Umge­kehrt genau­so: Dass die Hir­ten bei Lukas als ers­te von der Geburt des Ret­ters erfah­ren, weist dar­auf hin, dass Jesus bewusst auch zu den­je­ni­gen kommt, die in der Gesell­schaft am Rand ste­hen. Nie­mand soll mehr sagen kön­nen: “Ich bin es nicht wert, dass Gott mir begegnet!”

Die Geburt Jesu

Nach den Evan­ge­li­en des Neu­en Tes­ta­ments der Bibel wur­de Jesus in Beth­le­hem gebo­ren. Die­se Infor­ma­ti­on ist sowohl im Mat­thä­us- als auch im Lukas­evan­ge­li­um zu fin­den. Bei­de Evan­ge­li­en beto­nen ledig­lich unter­schied­li­che Aspek­te. Mat­thä­us kon­zen­triert sich in sei­nem Evan­ge­li­um bei der Geburt Jesus auf die pro­phe­ti­sche Erfül­lung und erwähnt, dass dies gemäß der Pro­phe­zei­ung im Alten Tes­ta­ment gesche­hen ist. 

Mit dem Ursprung Jesu Chris­ti ver­hielt es sich aber so: Als näm­lich Maria, sei­ne Mut­ter, dem Josef ver­lobt war, wur­de sie, ehe sie zusam­men­ge­kom­men waren, schwan­ger befun­den von dem Hei­li­gen Geist. Josef aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffent­lich bloß­stel­len woll­te, gedach­te sie heim­lich zu ent­las­sen. Wäh­rend er dies aber über­leg­te, sie­he, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürch­te dich nicht, Maria, dei­ne Frau, zu dir zu neh­men! Denn das in ihr Gezeug­te ist von dem Hei­li­gen Geist. Und sie wird einen Sohn gebä­ren, und du sollst sei­nen Namen Jesus nen­nen, denn er wird sein Volk ret­ten von sei­nen Sün­den. Dies alles geschah aber, damit erfüllt wur­de, was von dem Herrn gere­det ist durch den Pro­phe­ten, der spricht: »Sie­he, die Jung­frau wird schwan­ger sein und einen Sohn gebä­ren, und sie wer­den sei­nen Namen Emma­nu­el nen­nen«, was über­setzt ist: Gott mit uns. Josef aber, vom Schlaf erwacht, tat, wie ihm der Engel des Herrn befoh­len hat­te, und nahm sei­ne Frau zu sich; und er erkann­te sie nicht, bis sie einen Sohn gebo­ren hat­te; und er nann­te sei­nen Namen Jesus.” (Mat­thä­us 1,18–25, ELB 2006) 

Im Lukas­evan­ge­li­um wird beschrie­ben, wes­halb und auf wel­che Wei­se Josef und Maria nach Beth­le­hem rei­sen, weil näm­lich Kai­ser Augus­tus eine Volks­zäh­lung ange­ord­net hat. Als sie in Beth­le­hem ankom­men, fin­den sie kei­nen Platz in einer Her­ber­ge, und so wird Jesus in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen in einem Stall gebo­ren. Lukas ver­deut­licht die gött­li­che Demut von Jesus, indem er bei­spiels­wei­se die Geburt Jesu in einem Vieh­stall mit einer Fut­ter­krip­pe als Unter­brin­gung für das Neu­ge­bo­re­ne erläutert. 

Es ging aber auch Josef von Gali­läa, aus der Stadt Naza­reth, hin­auf nach Judäa, in die Stadt Davids, die Beth­le­hem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich ein­schrei­ben zu las­sen mit Maria, sei­ner Ver­lob­ten, die schwan­ger war. Und es geschah, als sie dort waren, wur­den ihre Tage erfüllt, dass sie gebä­ren soll­te; und sie gebar ihren erst­ge­bo­re­nen Sohn und wickel­te ihn in Win­deln und leg­te ihn in eine Krip­pe, weil in der Her­ber­ge kein Raum für sie war.”

Aber das sind noch lan­ge kei­ne Wider­sprü­che, son­dern ledig­lich anders gela­ger­te Per­spek­ti­ven, die auf­zei­gen, dass Jesus gleich­zei­tig Gott und Mensch ist – er ist der Mes­si­as, der König, aber auch der­je­ni­ge, der sich mit­ten in unser Leben hineinbegibt.

Die Gottheit Jesu

Die Weisen huldigen Jesus als Gott

Die Anbe­tung der Wei­sen wird im Mat­thä­us­evan­ge­li­um beschrie­ben. Die Wei­sen aus dem Mor­gen­land, die dem Stern am Him­mel fol­gen und Geschen­ke wie Gold, Weih­rauch und Myr­rhe brin­gen. Sie kom­men im Mat­thä­us­evan­ge­li­um nach Beth­le­hem, weil sie den Stern sehen, der die Geburt des „Königs der Juden” ankün­digt. Sie sind weit ange­reist, um die­sem neu­ge­bo­re­nen König zu huldigen. 

Als sie aber den Stern sahen, freu­ten sie sich mit sehr gro­ßer Freu­de. Und als sie in das Haus gekom­men waren, sahen sie das Kind mit Maria, sei­ner Mut­ter, und sie fie­len nie­der und hul­dig­ten ihm, und sie öff­ne­ten ihre Schät­ze und opfer­ten ihm Gaben: Gold und Weih­rauch und Myr­rhe.” (Mat­thä­us 2,10–11, ELB 2006) 

Die Hirten preisen Jesus und Gott

Die Anbe­tung Jesu durch die Hir­ten zeigt sich in meh­re­ren Facet­ten. Sie gehor­chen dem Engel, hören auf, sich zu fürch­ten und fin­den Freu­de in der Anbe­tung. Dann suchen sie Jesus, bis sie ihn fin­den und erzäh­len im Anschluss ihrem gan­zen Umfeld, was sie erlebt haben. Anschlie­ßend keh­ren sie zu ihrer Arbeit zurück, wäh­rend sie unab­läs­sig Gott loben und anbe­ten, für das, was er sie hat sehen lassen.

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürch­tet euch nicht! Denn sie­he, ich ver­kün­di­ge euch gro­ße Freu­de, die für das gan­ze Volk sein wird. Denn euch ist heu­te ein Ret­ter gebo­ren, der ist Chris­tus, der Herr, in Davids Stadt. Und dies sei euch das Zei­chen: Ihr wer­det ein Kind fin­den, in Win­deln gewi­ckelt und in einer Krip­pe lie­gend. Und plötz­lich war bei dem Engel eine Men­ge der himm­li­schen Heer­scha­ren, die Gott lob­ten und spra­chen: Herr­lich­keit Gott in der Höhe, und Frie­de auf Erden in den Men­schen des Wohlgefallens! 

Und es geschah, als die Engel von ihnen hin­weg in den Him­mel auf­fuh­ren, dass die Hir­ten zuein­an­der sag­ten: Lasst uns doch hin­ge­hen nach Beth­le­hem und die­se Sache sehen, die gesche­hen ist und die der Herr uns kund­ge­tan hat. Und sie kamen eilend und fan­den Maria und Josef, und das Kind in der Krip­pe lie­gend. Als sie es aber gese­hen hat­ten, mach­ten sie das Wort bekannt, das über die­ses Kind zu ihnen gere­det wor­den war.” (Lukas 2,10–17, ELB 2006) 

In bei­den Fäl­len also, ob bei den Wei­sen oder den Hir­ten, wird die Anbe­tung als eine Hand­lung der Ehr­furcht und Hul­di­gung gegen­über Gott und dem neu­ge­bo­re­nen Sohn Got­tes dar­ge­stellt.‌Jesus wird als Gott und als Mensch erkennbar.

Fazit: Eine Weihnachtsgeschichte mit verschiedenen Perspektiven

Die Weih­nachts­ge­schich­te wird durch die ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven der Evan­ge­lis­ten Mat­thä­us und Lukas ergänzt und damit berei­chert. Wäh­rend Mat­thä­us die könig­li­che Abstam­mung und die pro­phe­ti­sche Erfül­lung in der Per­son Jesu stark betont, legt Lukas den Schwer­punkt auf die Mensch­lich­keit Jesu und sei­ne demü­ti­ge Hal­tung, die sich bereits in der Zusam­men­set­zung sei­nes Stamm­baums und in den Rah­men­be­din­gun­gen sei­ner Geburt zeigt. Zusam­men­ge­nom­men bie­ten bei­de Erzäh­lun­gen einen umfas­sen­den Blick auf die Bedeu­tung der Geburt Jesu Chris­ti für die gan­ze Menschheit. 

Abschlie­ßend möch­te ich ger­ne die drei Fra­gen vom Anfang beant­wor­ten. Bei­de Evan­ge­lis­ten haben ihre jewei­li­ge Ziel­grup­pe im Blick. Und das ist auch der Grund, wes­halb es zu Unter­schie­den in der Betrach­tungs­wei­se kommt. Doch die­se Unter­schie­de füh­ren zu kei­ner Ver­än­de­rung der Gescheh­nis­se und stel­len damit auch kei­ne Wider­sprü­che in der Schrift dar. Es sind nur ande­re Sicht­wei­sen, die kul­tu­rell bedingt sind oder eine spe­zi­el­le theo­lo­gi­sche Aus­sa­ge unter­strei­chen möch­ten. Wäh­rend Mat­thä­us eine offen­sicht­lich jüdi­sche Leser­schaft anspricht, ist es bei Lukas genau anders­her­um. Lukas redet zu soge­nann­ten Hei­den. Aus dama­li­ger bibli­scher Sicht war das jeder nicht­jü­di­sche Mensch, oder anders gesagt die gan­ze übri­ge Mensch­heit. Das ist wohl auch eine gute Erklä­rung, wes­halb in christ­li­chen Krei­sen über­wie­gend die Weih­nachts­ge­schich­te aus Lukas 2 gele­sen wird. Doch erst, wenn auch die Ver­si­on von Mat­thä­us dazu­kommt, wird ein voll­stän­di­ges Bild dar­aus. Dann dür­fen wir im gan­zen Umfang erken­nen, wie sehr Gott uns, sei­ne Kin­der liebt. 

Da ist nicht Jude noch Grie­che, da ist nicht Skla­ve noch Frei­er, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Chris­tus Jesus.” (Gala­ter 3,28, ELB 2006)


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tarekmotheus

Über den Autor

Tarekmotheus Masoud ist Jahrgang 1979 und seit 2017 mit Conny verheiratet. Sie haben eine Tochter. Nach über 20 Jahren Berufserfahrung im IT und Kommunikationsbereich, genießt er zur Zeit das Vorrecht, ein dreijähriges Theologiestudium am Bibelstudienkolleg (BSK) in Ostfildern bei Stuttgart besuchen zu dürfen. Als begeisterter Logos-User versucht er Stück für Stück die Möglichkeiten der Bibelsoftware auszuloten, um sie für das Studium am BSK verwenden zu können.

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  1. Man kann aber bei­de Ver­sio­nen auch als Syn­op­sis lesen, z.B.

    Mat­th. 1, 1–17 als Einführung
    Luk. 1, 5–23 Vor­ge­schich­te Zacharias
    Luk. 1, 26–80 Ankün­di­gung an Maria – Besuch Eli­sa­beths – Geburt Johan­nes – Heim­kehr Marias
    Mat­th. 1, 18–25 Josef merkt, was es geschla­gen hat!
    Luk. 2, 1–20 Rei­se nach Beth­le­hem – Geburt Jesu – Hir­ten auf dem Felde
    Luk. 2,21–38 Beschnei­dung – Besuch im Tem­pel (40. Tag)
    Mat­th. 2, 1–23 Besuch der wei­sen – Flucht nach Ägyp­ten – Kin­der­mord – Heimkehr
    (Luk. 2, 41–52 12-jäh­ri­ger Jesus im Tempel)

    Beacht­lich ist auch: Wäh­rend in Lukas der Engel den ent­spre­chen­den Per­so­nen per­sön­lich begeg­net, tut er die­ses bei Josef (!), Sohn des Jakobs, im Traum. Mehr noch, auch ande­re träu­men in sei­ner Umge­bung (Wei­se)

    Die Wei­sen konn­ten übri­gens frü­hes­tens ab dem 41. Tag in Beth­le­hem sein – und spä­tes­tens nach 2 Jah­ren (Mat­th. 2, 16)

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