Die eine oder andere Weihnachtsdeko ist sicherlich schon wieder in einer Kiste verstaut. Aber eine Geschichte fehlt noch: “Heilige drei Könige”. Es ist gut, dass wir zu Beginn des neuen Jahres einen weiteren Tag Weihnachten feiern. Und Matthäus gibt uns in seinem zweiten Kapitel eine unglaublich schöne und etwas andere Perspektive auf das Kommen des ewigen Königs.
Als Anregung zum Nachdenken und Nachfeiern gibt es von uns 10 Entdeckungen für Kopf und Herz.
Inhalt
- Die Geschichte „Heilige Drei Könige” neu entdecken
- 1) Die Drei heiligen Könige waren weder drei, noch heilige, noch Könige
- 2) Die Magoi und Hirten haben sich (wahrscheinlich) nie getroffen.
- 3) Herodes war in Krisenstimmung, bevor die Magoi ankamen.
- 4) Der Umweg über die Bibel
- 5) Warum Matthäus diese Geschichte erzählt – und Lukas nicht
- Die Geschichte „Heilige Drei Könige” für uns selbst neu entdecken
Die Geschichte „Heilige Drei Könige” neu entdecken
1) Die Drei heiligen Könige waren weder drei, noch heilige, noch Könige
Natürlich könnten es drei Männer gewesen sein oder aber auch 12 (wie in östlichen Kirchen angenommen wird). Die Bibel erwähnt allerdings nur, dass sie mit drei Geschenken anreisten. Von drei Männern auf Kamelen zu berichten schadet der Aussage auf den ersten Blick nicht. Aber vielleicht verniedlicht es den hohen Status der universitären Élite, die dort anreisten.
Matthäus nennt sie “Magoi”. Eine schnelle Wortstudie zeigt: Sowohl im NT als auch im AT sind hier königliche Berater gemeint (s. Daniel 2) oder auch okkulte Zauberer (Apg 13). Im persischen Reich waren magoi angesehene Astrologen, Philosophen und Priester, die den König bei Entscheidungen beratend zur Seite standen.
Heilige waren sie also in gewissem Sinne, weil sie zur religiösen Oberschicht gehörten und zumindest königlich, weil sie zu den königlichen Beratern gehörten. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie deswegen Heilige genannt werden, weil sie die ersten Heiden waren, die Jesus als König anbeteten.
Woher die Magoi kamen wird diskutiert. Die bekanntesten drei Optionen sind in Logos auf dieser Karte zusammengefasst.
2) Die Magoi und Hirten haben sich (wahrscheinlich) nie getroffen.
Es gibt mindestens zwei Hinweise im Text, dass Jesus zur Zeit des Besuchs deutlich älter war. Ein Rechtsklick auf das jeweilige Wort im Text zeigt: Lukas bezeichnet Jesus explizit als “Baby” (βρέφος), Matthäus bezeichnet ihn als παιδίον (Kleinkind). Außerdem lässt Herodes alle Kinder bis zu zwei Jahren töten, weil er nachgefragt hatte, “wann der Stern erschienen sei” (Mt 2,7).
Die Hirten und die Magoi haben aber eins gemeinsam: beide waren auf sehr unterschiedliche Weise höchst unwürdige Gäste für den menschgewordenen, heiligen Gott.
3) Herodes war in Krisenstimmung, bevor die Magoi ankamen.
Jesus war nicht das erste Opfer von Herodes’ paranoider Machtgier. Um die Thronnachfolge nach eigenen Vorstellungen zu gestalten tötete er dutzende Personen, sogar seine eigene Frau und seinen ältesten Sohn (s. Lexikon zur Bibel, S. 513). Diese Kontrollsucht und die Aussicht auf seinen baldigen Tod durch eine Krankheit machen seine Reaktion verständlicher und gleichzeitig abscheulicher.
Als die Magoi am Palast eintrafen erregte das Aufsehen. Hohe königliche Beamte kamen nicht als drei einsame Männer auf Kamelen an die Hintertür, sondern parkten mit einer größeren Karawane vor den Haupttoren des Palastes. Das Ereignis wurde jedenfalls sofort in ganz Jerusalem bekannt (Vers 3) und der Schrecken des Volkes über einen weiteren Thron-Mitbewerber ist sehr verständlich.
4) Der Umweg über die Bibel
Warum führt Gott die Weisen aber nicht direkt zu Jesus? Warum der Umweg? Die Weisen lassen sich nicht aufhalten. Sie lassen sich von Gott weiterführen. Zuerst per Stern zur Bibel und dann weiter per Stern. Sie werden nicht müde, bis sie ihre Knie vor dem Messias beugen können.
Es gibt viele Berichte von Muslimen, die von Jesus träumen aber sich Ihm erst wirklich anvertrauen, wenn sie Ihn durch die Berichte der Bibel kennenlernen. Für uns scheint es ein Umweg zu sein, aber Gott unterstreicht immer wieder die Überzeugungskraft seines Wortes.
5) Warum Matthäus diese Geschichte erzählt – und Lukas nicht
Jeder Evangelist präsentiert Jesus mit einer besonderen Perspektive. Lukas stellt Jesus als den Menschensohn vor, der auf Augenhöhe kommt und der die Unbedeutenden im Blick hat (Maria, Hirten, Simeon und Hanna). Matthäus betont die königliche Rolle des Messias: Er ist “Davids Sohn” (Mat 1,1.20) und wird von bedeutenden Magoi besucht und beschenkt. Dieses Motiv zieht sich durch bis zum Finale: “Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden!” (Mat 28).
Die Parallelen zum Pentateuch und Exodus sind ebenfalls nicht zu übersehen, wenn man sie einmal entdeckt hat: Der Mord eines bösen Herrschers an Neugeborenen, das Zitat “Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen”, fünf große Reden Jesu als Erfüllung der Torah, seine Taufe im Jordan und die anschließende Versuchung in der Wüste, die Jesus mit Zitaten aus dem fünften Buch Mose meistert.
Die Geschichte „Heilige Drei Könige” für uns selbst neu entdecken
6) Der Retter muss gerettet werden.
Matthäus macht klar: Gottes Geschichte ist niemals in Gefahr. Er ist so souverän, dass er sich traut, Jesus als Baby zu schicken. Er versorgt ihn durch teure Geschenke der heidnischen Priester, er beschützt ihn durch Israels Erzfeind Ägypten. Und auch wenn Herodes tobt und tötet – niemand hält Gottes Plan auf.
7) Gottes Reich bedroht unser persönliches Reich
Herodes will nicht anbeten. Er will angebetet werden. Er will nicht seine Knie beugen, er will dass andere vor ihm auf die Knie gehen. Und wenn sie das nicht tun, wird er sie in die Knie zwingen.
Wie oft ist der Grund unserer Wut, dass unser Reich und unser Wille in Gefahr kommt? Wo werden wir wütend, wenn Gott uns auffordert, unsere Krone abzulegen und Jesus anzubeten?
8) Wissen muss nicht Weise machen
Was machen eigentlich die Schriftgelehrten? Sie haben gerade bestätigt: „Der Messias ist in Bethlehem geboren.” Was tun sie jetzt? Nichts. Gar nichts. Sie wissen alles. Sie zitieren sofort aus der Bibel, schlagen nach, lesen vor. Und es ist ihnen völlig egal. Warum ziehen sie nicht mit den Weisen? Warum gehen sie nicht, um anzubeten? Der Kopf ist voll, das Herz ist leer.
Führt uns unsere Logos Bibliothek in die Anbetung? Oder schließen wir unsere Bibel und unsere Software ohne dass unser Herz mit zu Jesus geht?
9) Weise Menschen beten Jesus an.
Vielleicht macht Gott auf sich aufmerksam, wie mit einem Stern. Er will uns zu seinem Wort bringen und von dort zu seinem Sohn. In diesem unscheinbaren Kind an diesem unscheinbaren Ort den Messias zu finden – das ist das Anliegen von Matthäus. Voller Bewunderung anzubeten und voller Dank unsere Schätze abzugeben!
10) Der eine Heilige König
Wenn Matthäus der Geschichte einen Titel geben würde, wäre das nicht „die heiligen 3 Könige“. Sondern die Geschichte von dem „einen heiligen König“. Und der sitzt bei Maria auf dem Schoß.
Matthäus beginnt mit einer Einladung: Der König lädt Magoi aus einer fernen Nationen ein, zu ihm zu kommen und ihn anzubeten.
Matthäus endet mit einer Aussendung: Der König lädt seine Nachfolger ein, in alle Nationen zu gehen und Gottes Reich anzukündigen.
Denn weise Menschen beten diesen Einen Heiligen König an.
Danke für den Hinweis, was man aus dem Alter der getöteten Kinder betr. Zeitpunkt des Besuches schliessen kann. Das gibt auch Hinweise auf das Geburtsdatum.
Vielleicht noch ein Hinweis meinerseits: Es steht nicht, dass sie dem Stern gefolgt sind, sondern dass sie ihn gesehen haben. Erst als sie Jerusalem wieder verlassen, erscheint er wieder (Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über stand, wo das Kind war.). Das würde gut zu den von Kepler entdeckten aber nach Wikipedia nicht direkt mit dem „Stern von Bethlehem” in Zusammenhang gebrachten Konjunktionen von Jupiter und Saturn im Jahr 7 v.Chr. passen (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Stern_von_Betlehem#Johannes_Kepler_(ab_1604) (8.1.21)
Sehr gute Zusammenfassung und ansprechende Inhalte zum Nachdenken.
Eine kleine Ergänzung zu Punkt 2: Ein weiterer Hinweis, weswegen die Hirten und die Weisen sich nicht getroffen haben könnten: Der Ort der Begegnung. Die Hirten kamen zu einer Krippe (φάτνη), in der Jesus lag. Die Weisen kommen in ein Haus (οἰκία), wo sie Jesus finden. Es wird wohl ein gewisser Zeitraum vergangen sein, sodass Maria und Josef in ein Haus gekommen sind.
Vielen Dank für die wichtige Frage unter Punkt 8 in diesem Artikel. Das ist es, worauf es wirklich ankommt!
Gottes Segen.
Hey, starker Beitrag. Danke dir, Simon!
Gerade die Aussage unter Punkt 8 „Wissen muss nicht Weise machen” ist für mich ein wichtiges Thema geworden. Ich liebe Fakten, Daten, tief hinein zu schauen in das Wort und dieses Meisterwerk zu entdecken. Doch all das muss mich immer wieder in Anbetung und Beziehung zu Gott führen.
Ich freu mich darauf noch mehr Artikel wie diesen hier zu lesen. Danke für deine und eure Arbeit! Logos ist eine große Bereicherung für meinen Alltag und mein Studium.
LG