Einer der altehrwürdigsten Kommentare, die wir haben, ist der berühmte englische Bibelkommentar von Matthew Henry, der mittlerweile auch auf Deutsch in sechs Bänden vorliegt. Natürlich gibt es ihn auch als Logos Ressource (allerdings nur auf Englisch). Was ich damit „erlebt“ habe – davon will ich in diesem Blog-Beitrag berichten.
Von einer Hassliebe mag ich nicht sprechen – auf eine Weise hatte ich immer eine Zuneigung zu diesem Kommentar. Nur den rechten Zugang dazu fand ich nicht.
Vor vielen Jahren habe ich mir eine schöne amerikanische Ausgabe angeschafft, bestellt über christianbooks.com, in sechs Bänden, Einband in Schwarz und Blau, mit Titel in Goldprägung auf dem Buchrücken. Und ich las auch darin – aber nach einiger Zeit versiegte der Impuls. Der Kommentar ist ausufernd ausführlich und in den Formulierungen weitschweifig – auch wenn ich durchaus erkennen konnte, dass es sich wohl um ein schönes, ehrwürdiges Englisch handelte, in dem hier geschrieben wurde.
Eines Tages kam der Moment, an dem ich den Eindruck hatte: Es hat keinen Sinn. Ich schaffe den Kommentar wieder ab. Gesagt, getan – und hinterher bitter bereut.
Dann, nach langer Zeit, bot mir plötzlich ein Freund überraschend seine Ausgabe des Matthew Henry Commentary (MHC) an, die zwar nicht ganz so schön war, aber doch in Ordnung – und somit hatte ich ihn wieder. Und auch dieselben Probleme.
Und dann kam Logos ins Haus, und bei der Anschaffung von Ressourcenpaketen unter anderem auch der Matthew Henry Commentary MHC – jetzt in elektronischer Form.
Nun gibt es etwas an diesem Kommentar, was ich schon immer geschätzt habe: nämlich Matthew Henrys aphorismenartige Bemerkungen, die überall dort im Kommentar erscheinen, wo er einen Satz – oder mehrere in nummerierter Aufzählung – einleitet mit „Note“ = „Beachte“. Die „Note-Bemerkungen“ empfand ich schon immer als so etwas wie das „Mark“ des MHC.
Und dann kam ein Abend, an dem mir plötzlich folgende Idee kam: Ich rief über die Suchfunktion den Kommentar auf und gab in der Inline-Suche an: „Note“.
Das Ergebnis war durchschlagend. 8332-mal erscheint im gesamten Riesenkommentar eine solche Bemerkung. Und da hatte ich sie nun alle vor mir – obendrüber jeweils fein säuberlich mit Bibelvers oder Bibelabschnitt, auf die sich die Bemerkung bezieht.
Mich packte eine richtiggehende Erregung. Das, was ich schon immer gern mal getan hätte – da hatte ich es nun vor mir: sämtliche „Note-Bemerkungen“ des MHC!
Daraufhin legte ich mir einen Arbeitsbereich an mit folgendem Inhalt. Da sind:
- die „Note-Bemerkungen“ des MHC
- die King-James-Version zum Nachlesen der betreffenden Bibelstelle
- die Bibel in der Übersetzung von Martin Luther (1984) zum Vergleichen
- ein neu erstelltes Notizbuch mit dem Titel: „Note“
- das Textmarker-Werkzeug ganz links
- das Nachschlagen-Werkzeug ganz rechts
Und das Ganze natürlich alles in jeder Ressource schön verknüpft mit „A“ über das Menü mit den drei Punkten rechts oben. Das Ganze sieht dann so aus:
Die gefundenen „Notes“ werden vom Programm automatisch gelb unterlegt. Meine Anstreichungen beziehen sich wie üblich in Grün auf (für mich) positive Aussagen, und in Rot auf negative. Dazu kommt die Anzeige für angelegte Notizen vor „Note“.
Denn im Kommentar markierte ich nun jeweils das Wort „Note“ und klickte im Kontextmenü auf das dort angebotene „Eine Notiz in Note anlegen“. Dort vermerkte ich nun zu den einzelnen „Note-Sätzen“ noch meinen eigenen Kommentar – siehe ein Bild als Beispiel:
Wenn ich die Bibelstellenangabe über den „Note-Bemerkungen“ im Kommentar anklicke, öffnet sich eine zweite Instanz des MHC, die mich jeweils zur eigentlichen Textstelle führt, so dass ich auch den gesamten Kontext nachlesen kann, wenn ich möchte:
Und so schwelge ich nun und „feste“ – in den „Note-Bemerkungen“ des MHC! Das wird natürlich ein Unternehmen sein, dass mich lange beschäftigen wird. Aber ich bin nicht in Eile, und immer mal wieder die Bemerkungen zu je einem Kapitel verarbeiten – das ist machbar. Nachfolgend noch die Beispiele aus den fünf Bemerkungen zu 1. Mose 3,1–5 (Geschichte vom Sündenfall) – zuerst im Original, und dann in meiner eigenen Übersetzung plus persönlichem Kommentar:
Genesis 3,1–5
Note, It is a dangerous thing to treat with a temptation, which ought at first to be rejected with disdain and abhorrence.
Beachte: Es ist gefährlich, sich mit einer Versuchung zu befassen, die doch in erster Linie mit Verachtung und Abscheu zurückgewiesen werden sollte.
Eigener Kommentar dazu: Womit wir uns beschäftigen, das ziehen wir herbei!
Genesis 3,1–5
“Yea,” says she, “we may eat of the fruit of the trees, thanks to our Maker, we have plenty and variety enough allowed us.” Note, To prevent our being uneasy at the restraints of religion, it is good often to take a view of the liberties and comforts of it.
„Ja“, sagt(e) sie, „wir dürfen dank unseres Schöpfers von den Früchten der Bäume essen; wir haben Fülle und Verschiedenheit genug, die uns erlaubt ist.“ Beachte: Um uns davon abzuhalten, sich mit den Einschränkungen der Religion unwohl zu fühlen, ist es gut, häufig einen Blick auf ihre Freiheiten und Annehmlichkeiten zu werfen.“
Eigener Kommentar dazu: Genial ausgedrückt! Schaue nicht auf das, was du nicht “darfst”, sondern auf das, was du darfst! (Betrachte nicht die Einschränkungen, sondern die Freiheiten!)
Genesis 3,1–5
Note, Wavering faith and wavering resolutions give great advantage to the tempter.
Beachte: Schwankender Glaube und ebensolche Entschlüsse verschaffen dem Versucher einen großen Vorteil.
Eigener Kommentar: Daher ist Entschiedenheit nötig! Siehe Spurgeons Predigt über Jos 24,15, mit dem Titel: “Entschiedenheit tut not”. 1Kön 18,21.
Genesis 3,1–5
Note, Hope of impunity is a great support to all iniquity, and impenitency in it.
Beachte: Die Hoffnung auf Straflosigkeit fördert in hohem Maße jegliche Ungerechtigkeit, samt der Unbußfertigkeit, die in ihr steckt.
Eigener Kommentar: Vgl. dazu Pred 8,11.
Genesis 3,1–5
Note, No condition will of itself bring contentment, unless the mind be brought to it.
Beachte: Keine Lebenssituation wird von selbst Zufriedenheit mit sich bringen; es sei denn, dass der Geist (oder die Gesinnung) zur Zufriedenheit gebracht wird.
Eigener Kommentar: Manche Unruhe darf also nicht verwechselt werden mit einer tatsächlich nötigen.
Fazit
Mit dem, was mir die Suchfunktion von Logos für den Umgang mit dem MHC bietet, erfüllt sich für mich ein kleiner Traum. Wenn ich diese Bemerkungen durch Nachlesen im Kommentar hätte aufspüren wollen, würde ich lange lesen müssen. So aber eröffnet sich mir eine geniale „Abkürzung“ – und mit den weiteren Möglichkeiten des Programms eine fantastische und vor allem „erbauliche“ Arbeitsmöglichkeit. – Und ein kleiner Nachtrag: Dasselbe „Spiel“ lässt sich, wenn auch mit etwas anderen Ergebnissen, machen mit dem Ausdruck „Observe“ („Beachte“).
Über den Autor: Peter Engler war im Laufe seines vollzeitlichen Dienstes Pastor zweier freikirchlicher Gemeinden (in Bern und Regensburg) und theologischer Lehrer in einer süddeutschen Bibelschule. Im Vorruhestand lebt er jetzt mit seiner Frau Margrit in seiner Heimatstadt Schweinfurt/Ufr. Er ist schon lange ein leidenschaftlicher Leser, Schreiber und “Bibelstudierer” und freut sich, etwas zur Thematik beisteuern zu können.
Danke für diesen Artikel. Es wäre noch immens hilfreich, wenn man die Screenshots im Beitrag anklicken könnte und dann vergrößert darstellen könnte.
Vielen Dank für den Hinweis. Das habe ich jetzt angepasst. Wir werden es auch in Zukunft bei allen Artikeln berücksichtigen, sodass die Bilder in voller Größe zu sehen sind.
Leider funktioniert bei mir das Vergrößern der Bilder durch Anklicken nicht. Es kommt die Fehlermeldung „Not found”
Das hat sich möglicherweise mit einem Umzug unseres Blogs auf einen neuen Server geändert. In zukünftigen Beträgen werden wir darauf achtgeben.