Was passiert, wenn man mit Logos zu arbeiten beginnt? Wird man sofort süchtig – oder verzweifelt man? Ich habe in der Anfangszeit meines Arbeitens damit (vor einem Jahr) einfach einmal meine Erfahrungen von einem Freitag bis zum darauffolgenden Donnerstag „mitgebloggt“.
Freitag
Was mich in diesen Tagen stark und vertieft beschäftigt, sind die Verheißungen Gottes an Abram in 1Mose 12,1–3. Mich fasziniert das endlos: Dieser Mann, der von Gott aufgefordert wird, alles zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das er nicht kennt. Außerdem soll er einen Nachkommen erhalten, obwohl er und seine Frau längst über die Zeit des Kinderkriegens hinaus sind.
So geht er und kommt in Kanaan an – und nicht ein Fußbreit des Landes gehört ihm (Apg 7,5).
Einen Nachkommen hat er auch noch nicht. Und doch: Als die Kanaaniter ihm begegnen, ahnen sie nicht, dass soeben der Ahnherr der künftigen Landesherren an ihnen vorbeigezogen ist. Im Grunde genommen war das Erscheinen Abrams in Kanaan für die Bewohner des Landes kein guter Tag! Für ihn schon – aber nicht für sie!
Für diese Betrachtung habe ich in Logos noch mit einer englischsprachigen Vorlage gearbeitet – nämlich mit einer Passage Exegesis. Dem entspricht im Deutschen der Assistent Textauslegung – die Fragen zum Text scheinen mir dieselben zu sein.
Ich hatte zu Punkt 1: „Mit dem Text vertraut werden“ für das „Lesen in verschiedenen Übersetzungen“ eingestellt: Luther 84, Elberfelder 85 und die Biblia Hebraica Stuttgartensia.
Und die erste Frage lautete: Welche Fragen oder Eindrücke ergeben sich beim Lesen des Abschnitts? Notieren Sie sich alles, was unklar, unerwartet, herausfordernd oder schwer verständlich ist. Schreiben Sie Ihre Fragen hier auf.
Ich schrieb etliches auf, und zwei Beobachtungen gebe ich hier wieder:
- Abram musste alles verlassen, um Neues zu bekommen: Vaterland, Verwandtschaft, Vaterhaus. – Frage dazu: Wird hier tatsächlich das Wort „Vaterland“ verwendet? – Es zeigte sich: So wird zwar das dort verwendete Wort in Lu84 übersetzt. Es steht aber eigentlich nur da: מֵאַרְצְךָ֥ „aus deinem Land“. Aber dass es dabei um seine Heimat geht, ist klar. In diesem Sinne ist also die Übersetzung mit Vaterland richtig und nicht etwa nur plump nationalistisch.
- Abram sollte für Andere ein Fluch werden – wenn sie ihn verfluchten! – Spätere Einsicht – es ist eigenartig: „Ich will segnen, die dich segnen“ – hier ist im Grundtext eine Mehrzahl angesprochen. – “… und verfluchen, die dich verfluchen“ – hier steht im Grundtext nur Einzahl: “… und den, der dich verflucht, verfluchen.“ Ob das eine Bedeutung hat?
Ich arbeite eine Stunde mit der Vorlage und wühle mich – mehr probeweise als gründlich – durch bis einschließlich Punkt 9.1: Kommentare. Aber da ich über eine Woche mit Logos berichten will, breche ich hier ab. – Gestaunt habe ich aber „unterwegs“ über die Logos-Zeitleiste (sie wirft ein Licht auf den Bibeltext im Kontext der Zeitereignisse) und den Kulturelle-Konzepte-Datensatz – das lässt mich zum ersten Mal ahnen, was meine Crossgrade-Version (von BibleWorks herkommend) alles enthält.
Samstag
Was vom Tag meines Erwerbs des Crossgrades (und vielleicht auch schon vorher, als ich noch mit der Gratisversion arbeitete) ständig hereinkommt, ist die Werbung für diverse Logos-Produkte oder Ressourcen: der Hinweis auf die verschiedenen Trainings-Videos, und vor allem auch solche auf E‑Books – gratis oder kostenpflichtig. Und dann war da gleich auch das Angebot für Faithlife Connect – eine Art Online-Abo des Programms und diverser anderer, verwandter Medien. Dazu wurde man “gelockt” mit einer Gratisversion von A Dictionary of the Bible, von James Hastings u. a., Band I‑V. Da schlug ich natürlich gleich zu (und schätze es bis heute!) – und hatte zu meiner großen Überraschung nun ein 14-tägiges Probe-Abo von Faithlife Connect.
Die Veränderung, die daraufhin mit Logos vor sich ging, war für mich dramatisch: Statt Logos 7 Basic hatte ich plötzlich Logos 8 vor mir, und statt der 38 Ressourcen der Gratisversion nun plötzlich 329! Darunter alle möglichen Studienhilfen, die ich nun der Reihe nach ausprobierte – wie zum Beispiel die oben erwähnte Textauslegung.
Kleiner Blick in die Zukunft: Zwei Wochen später endete die Probezeit, die ich nicht verlängerte – nicht, ohne mir vorher noch einen temporär zugänglichen Gratiskurs Logos Academic Training zu sichern – und plötzlich waren etliche Ressourcen wieder weg – und meine Vorlage für die Textauslegung auch. Geblieben waren mir nur die Notizen – aber leider konnte ich sie nicht mehr im Rahmen der Vorlage aufrufen. Das war ein wenig betrüblich.
Weil danach etliche Ressourcen wieder verschwunden sind, habe ich plötzlich ein Problem mit der Bibliotheksanzeige – vor allem beim Anklicken der „Lexham-Ressourcen“: Sie fängt an zu flimmern oder „durchzulaufen“. Panik erfasst mich. Irgendetwas stimmt nicht mehr. Da hilft kein Neustart des Programms und auch nicht des PCs.
Ich suche verzweifelt Hilfe im Online-Forum. Irgendwo entdecke ich einen Eintrag: „Neuen Index bauen“ – das ist meine Rettung. Ich folge den dortigen Anweisungen. Das Flimmern hört auf. Aber zwei Einträge lassen sich um nichts in der Welt mehr auffinden: Mein Calwer Bibellexikon scheint verschwunden, und ebenso das Lexham Bible Dictionary. Was ein Glück, das ich beide vorher schon in die Schnellstartleiste neben dem Werkzeug-Menü gezogen habe! Von dort aus kann ich sie noch aufrufen. Aber wohin sind die Bibliothekseinträge verschwunden?
Rettung bringt hier ein Tipp aus einem Blog-Artikel von Thomas Zimmermann („Ordnung im Chaos, oder: Vom richtigen Umgang mit der Bibliothek“) über das Sortieren der Bibliothek nach der Häufigkeit von Ressourcen-Aufrufen: Als ich das im Kontext-Menü der Bibliotheks-Kopfleiste einstelle, erscheinen von da ab meine beiden Ressourcen wieder tadellos in der Bibliotheksliste. Das sind wohl die Anfänger-Wehwehchen.
Ich richte mir noch die ersten Arbeitsbereiche ein – und begreife, dass ich damit zumindest für mich selbst ein klein wenig Überblick hineinbringen kann in das umfangreiche Ressourcen-Angebot.
Sonntag
Ich richte mir weitere Arbeitsbereiche ein – es macht einfach Spaß, damit zu „spielen“.
Ich probiere noch etwas Neues aus: Die Studienhilfe Lectio Divina, und mache sie über meine „Alltime-Lieblingsverse“ im Römerbrief: Röm 10,11–13. Es ist eine seltsame Sache, diese „Stille Zeit“ am PC …
Montag
Heute eine Bibelstunde vorbereitet, die ich morgen Abend halten soll, über eine Lektion aus einem Serendipity-Heft, das von Jesus im Alten Testament handelt. Da ist das meiste schon vorgegeben und muss eigentlich nicht allzu groß exegetisch erarbeitet werden – aber ich will Logos in den Vorbereitungsprozess mit einbeziehen – auf schlichteste Weise.
Beim Schreiben der Notizen für die Stunde setze ich das Werkzeug Bibelstellen kopieren ein und verbinde es mit meiner Textverarbeitung. Das geht zwar etwas weniger komfortabel als in BibleWorks 9 – aber es funktioniert …
Nachmittags: Ich sehe mir die einzelnen Bibeltexte für den Abend an; es sind Textstellen aus Hiob 9, 16, 19 und 33. Dazu richte ich mir einen neuen Arbeitsbereich ein: In der linken Hälfte des Bildschirms den Bibelstellen-Assistenten, und rechts wieder Lu 84, Elb 85, die BHS und (für NT-Parallelstellen) NA 28. Dazu das Info-Werkzeug.
Und da merke ich nun zum ersten Mal, wie „toll“ Logos sein kann. Gerade die Info-Box ist hier sehr wertvoll – man streicht über ein hebräisches Wort und bekommt nebenan nach kurzer, automatischer Suche gleich angezeigt, welches Lemma der Form zugrunde liegt, was für eine Form es ist, und viele Infos mehr. Ein Traum!
Es macht Spaß, nachzuschlagen, welches Wort sich hinter „meinem Erlöser“ in Hiob 19,25 verbirgt: גֹּ֣אֲלִי, und welche Ausdrücke für den „Schiedsmann“ in Hiob 9,33 (מוֹכִ֑יחַ) und den „Mittler“ in Hiob 33,23 (מֵלִ֗יץ) verwendet werden. So nebenbei erfahre ich auch etwas über den Originalausdruck für das Wort „Bluträcher“: Er ist der „Löser des Blutes“ – גֹּאֵ֣ל הַדָּ֔ם (Num 35,19) – das habe ich noch nie bewusst registriert. – Und alles geht mit Logos sehr einfach, und alle wichtigen Infos sind sofort bei der Hand!
Dienstag
Mit Hilfe des Arbeitsbereiches die Bibelstunde zu Ende vorbereitet.
Später eine ganz neue Themennotiz angelegt: Die Gebete für Paulus und seine Mitarbeiter. Sehr interessant, dem nachzuspüren:
- Röm 15,30
- 2Kor 1,11
- Eph 6,18–19
- Phil 1,19
- Kol 4,3
- 1Thess 5,25
- 2Thess 3,1
- Philem 22
Kam darauf durch Bemerkungen von Edward McKendree Bounds in „Kraft durch Gebet“. Wie wichtig ist also die Fürbitte für Prediger und Missionare!
Mache noch eine Notiz zu Röm 8,17, die mir heute beim Lesen der Stelle durch den Kopf ging: Die Miterben sind auch Mit-Leidende, aber auch mit zur Herrlichkeit Erhobene.
Mittwoch
Heute nicht viel mit Logos gearbeitet. Nur ein Kapitel gelesen in einem neuen Gratis-Ebook, das ich meiner Bibliothek hinzugefügt habe: nämlich in The Promises of God, von R. C. Sproul. Ein Buch über die verschiedenen Bünde, die Gott mit den Menschen geschlossen hat. Ich vertiefe mich natürlich gleich in den ersten von zwei Artikeln zum Abrahambund und freue mich an den klaren Ausführungen dazu.
Donnerstag
Einmal die Vorlage Themenassistent aufgerufen und das Wort „Bund“ eingegeben. War ziemlich erschlagen von der Fülle von Informationen, die ich in den verschiedensten Ressourcen dazu nachlesen konnte.
Per Mail kam heute eine Frage an mich herein: Wie denn Eph 5,18–21 zu verstehen sei? Ob die Tätigkeiten in V. 19–21 die Folge der geforderten Geistesfülle aus V. 18 seien, oder das Mittel, um diese Geistesfülle zu erlangen …?
Ich verwende wieder meinen selbst erstellten Arbeitsbereich mit dem Bibelstellen-Assistent, den beiden deutschen Übersetzungen und den beiden Grundtexten, dazu die Info-Box … und komme ins Studieren, wie wohl die Partizip-Konstruktionen in V. 19–21 von dem leitenden Verb in V. 18 abhängig sind.
Benutze nachfolgend dazu auch das Werkzeug Kommentare und schlage in den wenigen nach, die ich zum Epheserbrief schon besitze. Weiche dann aber noch einmal auf meinen alten Bible Workshop aus und schlage dort bei Edition C nach, im Kommentar zum Neuen Testament von William MacDonald und auch bei Craig Keener’s Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments … Auch eine analoge Quelle (mein altes Griechisch-Lehrbuch: Whittacker/Holtermann – Einführung in die griechische Sprache des NT) konsultiere ich noch und frische auf, welche Übersetzungsmöglichkeiten es für Partizipien gibt. Und ich schlage – wieder elektronisch und bei Logos – nach im Sprachlichen Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament und entdecke, dass die Autoren Haubeck und von Siebenthal die Partizipien in V. 18f. modal auffassen (= nach der Art und Weise: „indem“) – wohl deshalb, weil temporal (als), kausal (weil), konzessiv (obwohl) oder konditional (wenn) hier als Übersetzung keinen rechten Sinn ergibt.
Das heißt also, die in diesem Text angegebenen fünf Partizipien würden demnach Tätigkeiten bezeichnen (reden – singen – spielen – danken – sich unterordnen), deren Ausübung die Geistesfülle in einem Menschen fördert. Und das erscheint mir auch von der Erfahrung her zutreffend – denn haben wir das nicht selbst schon erlebt, dass z. B. eine dankbare Haltung und das Singen eines geistlichen Liedes in uns die Stimmung aufklärt und die Gegenwart des Geistes wieder fühlbarer macht, als das Gegenteil? Diese Dinge sind wohl auch das Mittel zur Aufrechterhaltung dieses Zustandes; somit sind sie sowohl Mittel zum Zweck als auch Ausdruck des erreichten Zweckes.
Fazit
Es ist ganz klar: Die Arbeit mit Logos beginnt, Freude zu machen. Ich merke, wie ich viel mehr auf das achte, was ich täglich in meiner Stillen Zeit oder mit meiner Frau zusammen lese, und wie mich vieles ins Fragen oder Nachschlagen bringt. Logos zieht einen „ins Wort“! Was kann von einem Bibelprogramm Besseres gesagt werden?
Über den Autor: Peter Engler war im Laufe seines vollzeitlichen Dienstes Pastor zweier freikirchlicher Gemeinden (in Bern und Regensburg) und theologischer Lehrer in einer süddeutschen Bibelschule. Im Vorruhestand lebt er jetzt mit seiner Frau Margrit in seiner Heimatstadt Schweinfurt/Ufr. Er ist schon lange ein leidenschaftlicher Leser, Schreiber und “Bibelstudierer” und freut sich, etwas zur Thematik beisteuern zu können.