Des vielen Kommentare Schreibens ist kein Ende, könnte man angesichts der Hülle und Fülle an Bibelkommentaren meinen. Logos bietet eine Vielzahl an Kommentaren, doch die Frage stellt sich: Welche sollen es denn nun sein?
Die große Auswahl an Erklärungen zu Gottes Wort hat ihren Ursprung darin, dass jeder seine eigene Ausrichtung, Zielsetzung und auch theologische Prägung hat.
In diesem Beitrag wird der Internationale Exegetische Kommentar zum Alten Testament vorgestellt, seine Zielrichtung erläutert und seine Anwendungsmöglichkeiten in Logos aufgezeigt.
Internationale ökumenische Exegese
Der IEKAT ist ein wissenschaftlicher Kommentar, der sich besonders durch seine internationale Prägung auszeichnet. Die Herausgeber haben hierzu Fachleuchte unterschiedlicher exegetischer Prägungen aus Nordamerika, Europa und Israel zusammengeführt. „Ökumenisch ist IEKAT, weil hier Juden und Christen verschiedener religiöser und konfessioneller Ausrichtung zusammenarbeiten“. Dieser Ansatz einer international ausgelegten Kommentarreihe mit christlichen und jüdischen Autoren aus der ganzen Welt hebt den IEKAT von anderen Kommentarreihen ab. „Die ökumenische Dimension zeigt sich erstens darin, dass unter den Herausgeberinnen und Autoren Personen christlicher wie jüdischer Herkunft sind, und dies wiederum in vielfältiger religiöser und konfessioneller Ausrichtung. Zweitens werden bewusst nicht nur die Bücher der Hebräischen Bibel, sondern die des griechischen Kanons (also unter Einschluss der sog. „deuterokanonischen“ oder „apokryphen“ Schriften) ausgelegt.“1
Im Bereich der Exegese ist der IEKAT am Puls der Zeit, da er zwei große, oft getrennte Forschungsrichtungen zusammenführt: die „synchrone“ und „diachrone“ Exegese. Ersterer erschließt den Bibeltext anhand einzelner Stufen seiner Entstehung. „Dazu gehören nicht-historische, narratologische, leserorientierte oder andere literarische Zugänge ebenso wie die durchaus historisch interessierte Untersuchung bestimmter Textstufen.“1 Letzterer bemüht sich, Einsicht in sein Zustandekommen über die Zeiten zu erhalten. „Dazu gehört das Studium unterschiedlicher Textzeugen, sofern sie über Vorstufen des Textes Auskunft geben, vor allem aber das Achten auf Hinweise im Text auf seine schrittweise Ausformung wie auch die Frage, ob und wie er im Gespräch steht mit älteren biblischen wie außerbiblischen Texten, Motiven, Traditionen, Themen usw.“2
Der erste Eindruck
Wie bereits erwähnt ist der IEKAT eine wissenschaftliche Kommentarreihe, welche darum bemüht ist, seinem Leser Multiperspektivität zu bieten. In der Regel wird zuerst in das besprochene Buch eingeleitet. Hierbei gehen die Autoren auf die synchrone und diachrone Lesart ein. Das heißt, der Verfasser stellt zunächst einmal beide Forschungsperspektiven in Bezug auf das Buch vor.
Darauf folgt die Interpretation des Textes. Dabei werden exegetische Fragen aufgegriffen und multiperspektivisch interpretiert. Es werden wichtige Übersetzungsfragen hebräischer Begriffe behandelt, aber auch biblisch-theologische Linien gezogen. An den Ausführungen wird dabei deutlich, dass die Reihe aus einer ökumenischen Überzeugung entstanden ist, wie z. B. in der Autorenfrage hinsichtlich des Pentateuchs. „Für die handwerkliche Ausfertigung der Niederschrift waren zweifellos professionelle Schreiber notwendig. Diese aber führten ihre Arbeit nicht als private Unternehmung nach eigenem Gutdünken durch, sondern im Auftrag und als Angehörige gesellschaftlicher Eliten, die ihre jeweiligen Anliegen und Positionen in den entstehenden Werken vertreten haben wollten. Eigentliches Subjekt der Verschriftung sind daher in monarchischer Zeit Höflinge, Beamten oder Aristokraten, in nach-monarchischer Zeit Statthalter, Älteste, Notabeln oder Priestereliten.“3
Im letzten Teil der Exegese wird zumeist versucht den Brückenschlag zwischen synchroner und diachroner Lesart zu schlagen und eine Synthese zu formulieren.
Das bietet die Logos‐Edition
Die Logos-Edition des IEKAT ist direkt in den Funktionsumfang der Logos Bibelsoftware eingebunden. Nach dem Download verknüpft das Programm automatisch wichtige Begriffe mit Wörterbüchern und Nachschlagewerken sowie eine Vielzahl weiterer Ressourcen. Bei solch einem umfassenden Werk ist insbesondere die Suchoption, inkl. durchsuchbaren Lemmata, eine Hilfe und bringt den Nutzer in seinem Bibelstudium zügig voran.
Nutzen für Konservative
Für theologisch Konservative, zu denen auch ich mich zähle, stellt sich die Frage, welchen Wert die Arbeit mit einem historisch-kritischen Kommentar hat.
Meine persönliche Grundüberzeugung ist, dass ich in Fragen der Bibelauslegung von vielen Seiten lernen kann. Gerade in Einzelschritten der Exegese, wie z. B. Untersuchung von Begriffen, literarische Zusammenhänge, der Wirkungsgeschichte und vieler weiterer Elemente können Ausleger jeglicher Ausrichtung von dem Fachwissen profitieren. Beispielsweise sind im Buch Nahum die Ausführungen zur Theophanieschilderung (Nahum 1,2-2,) äußerst lesenswert, da Sprachbilder und literarische Elemente verständlich erläutert werden: „Gott zeigt in Nah 1, wenn man so will, zwei Gesichter: ein strenges gegen seine Feinde und ein freundliches gegen seine Getreuen.“4
Als Evangelikaler sehe ich deuterokanonische Überlieferungen als nicht von Gott inspirierte Inhalte an und kann ihnen nur vereinzelt einen historischen Wert (z. B. Makkabäer) beimessen. Die intensiven Ausführungen der Autoren des IEKAT können dazu beitragen, mehr über den geschichtlichen Wert dieser Werke herauszufinden.
Die Zielgruppe
IEKAT möchte einem breiten Publikum die Faszination der göttlichen Überlieferung zugänglich machen. Neben Fachleuten und Theologen sind besonders interessierte Laien im Fokus der Herausgeber, die eine multiperspektivische, innovative und intensive Interpretation der Bücher des Alten Testamentes wünschen. Mit diesem Ansatz eignet sich das Werk auch für Bibelschüler und Theologiestudenten. „Damit will IEKAT einer Tendenz in der gegenwärtigen exegetischen Forschung entgegenwirken: dass verschiedene Diskursgemeinschaften ihre je eigenen Zugänge zur Bibel pflegen, sich aber gegenseitig nur noch partiell wahrnehmen.“1
Der Umfang des IEKAT
Aktuell umfasst der IEKAT 12 Bände:
- Exodus 1–15
- Nahum
- Habakuk
- Zefanja
- Sacharja 9–14
- 1 Esdras
- 1 Könige 16 – 2 Könige 16
- Ester
- Jeremia 1–25
- Amos
- Micha
- Maleachi
- Weisheit
- Tobit
Gesamteindruck
Der IEKAT lässt sich gut lesen und erklärt verständlich. Mit der Synthese am Ende der Betrachtung werden die synchronen und diachronen Betrachtungen zusammengeführt, sodass der Nutzen dieser beiden Forschungsrichtungen klar erkenntlich ist und dazu beiträgt, dass man sich schnell Kommentar zurechtfindet.
Die ökumenische Herangehensweise bietet dem Leser neue Perspektiven, ist aber im Licht der Heiligen Schrift zu prüfen, da menschliche Erkenntnis und Wissenschaft niemals über der Offenbarung Gottes stehen kann. Dennoch bieten auch diese Kommentierungen spannende Informationen, die v. a. die jüdische Perspektive im Blick haben und so dem westlichen Bibelleser neue Einblicke ins jüdische Verstehen ermöglichen.
Der IEKAT bringt eine besondere Anschauungsweise ein, sollte aber mit der ganzen Bandbreite an verfügbaren Kommentaren gelesen werden.
Logos bietet den IEKAT in zwei Sammlungen an:
- Internationaler Exegetischer Kommentar zum Alten Testament (IEKAT) (4 Bände) enthält vier Bände, die zwischen 2013 und 2015 veröffentlicht wurden.
- Internationaler Exegetischer Kommentar zum Alten Testament (IEKAT) Upgrade (8 Bde.) enthält acht Bände, die zwischen 2018 bis 2021 veröffentlicht wurden. Sie sind derzeit mit 32 % Rabatt vorbestellbar und demnächst in Logos verfügbar.
- Dietrich, W., & Carr, D. M. (2013). Vorwort der Herausgeberinnen und Herausgeber. In Exodus 1–15 (S. 13). Verlag W. Kohlhammer.
- Dietrich, W., & Carr, D. M. (2013). Vorwort der Herausgeberinnen und Herausgeber. In Exodus 1–15 (S. 13–14). Verlag W. Kohlhammer.
- Utzschneider, H., & Oswald, W. (2013). Exodus 1–15 (S. 41). Verlag W. Kohlhammer.
- Dietrich, W. (2014). Nahum, Habakuk & Zefanja (1. Auflage, S. 57). W. Kohlhammer.