Haben Sie diese Frage schon einmal gehört? Oder haben Sie sich diese Frage vielleicht gar selbst schon einmal gestellt?
Wozu Logos, wenn ich die Bibel habe? Wozu Logos, wenn ich doch direkt zur Quelle, zur Heiligen Schrift, greifen kann? Ich will das Wort studieren, nicht Logos ausprobieren.
Was an dieser Überlegung stimmt
Wer so denkt, denkt nicht ganz verkehrt. Zunächst jedenfalls nicht. Der Überlegung liegen einige unausgesprochene – aber durchaus zutreffende – Voraussetzungen zugrunde. Zwei davon möchte ich im Folgenden nennen.
1. Auf das Wort Gottes kommt’s an
Die oben genannten Fragen zeigen, dass der Fragesteller klar unterscheidet und zugleich gewichtet: Hier die Bibel, dort die Software. Hier Gottes Wort, dort von Menschen kreiertes Werk. Hier die Heilige Schrift, dort ein Computerprogramm.
Diese qualitative Unterscheidung zwischen göttlichem Wort einerseits und menschlichem Werk andererseits ist wichtig und richtig.
Das Wort Gottes ist einzigartig und unvergleichlich. Es beansprucht, wahr (2Sam 7,28; Joh 17,17), rein (Ps 12,7) gerecht (Ps 119,123), ewig feststehend (Ps 119,89), mithin absolut vertrauenswürdig zu sein. Gemäß 2Tim 3,16 ist es außerdem „gottgehaucht“ und somit göttlichen Ursprungs. Es will letztgültige Autorität in allen entscheidenden Fragen sein.
Von menschlichen Worten lässt sich dies alles wohl kaum aussagen. Auch von der umfassenden digitalen Logos-Bibliothek mit all ihren Kommentaren, Wörterbüchern, lexikalischen Werken usw. nicht.
Worauf es letztlich ankommt, ist das Wort Gottes, die Bibel.
2. Die Bibel ist klar und verständlich
Wer sagt: “Ich habe doch die Bibel – wozu brauche ich Logos?”, spricht vermutlich auch noch einen zweiten Punkt an: Die Klarheit (claritas) und Verständlichkeit (perspicuitas) der Schrift.
Wer die Bibel liest, wird dessen zentrale Aussage verstehen – auch ohne Logos. Schlichtes, aufmerksames Lesen genügt, um das Kernanliegen der Schrift zu verstehen und zu erfassen. Schon Luther hat dies zu Recht betont.
Daraus folgt tatsächlich: Was die Bibel im Ganzen sagen möchte, kann ich mir auch ohne Software erschließen.
Warum ich dennoch nicht auf Logos verzichte
So weit, so gut. Trotzdem mag ich für meinen Teil nicht mehr auf Logos verzichten. Und das aus gleich mehreren Gründen.
1. Der Bibeltext ist integraler Bestandteil von Logos
Es stimmt: Auf das Wort Gottes, auf die Bibel, kommt alles an. Das heißt für mich aber nicht, dass ich deswegen von Logos Abstand nehmen muss. Logos verstehe ich nämlich nicht als Konkurrenz zur Bibel. Schon allein aus dem Grund nicht, weil der biblische Text ja gerade ein integraler Bestandteil des Programms ist. Die Bibel gibt es selbstverständlich auch in Logos. Zwar nicht in gedruckter Form, wohl aber in digitaler.
Hierbei stehen alle wichtigen deutschen Bibelübersetzungen (und natürlich auch unzählige fremdsprachliche) zur Verfügung und wollen gelesen und studiert werden.
Natürlich sind auch die ursprachlichen Texte verfügbar. Wörterbücher, Grammatiken und diverse andere Tools unterstützen die Erforschung des ursprünglichen Bibeltextes.
Wen das eher abschreckt, als erfreut, dem sei gesagt: Auch mit nur rudimentären Ursprachenkenntnissen kann man beispielsweise mithilfe der Interlinear-Bibeln in Logos sehr weit kommen. Mit relativ wenig Aufwand gewinnt man ein deutlich tieferes Verständnis für den biblischen Urtext.
Fest steht zumindest eines: Auch in Logos kommt es also auf die Bibel an.
2. Claritas, perspicuitas und meine Unkenntnis
So wahr es ist, dass die Bibel von claritas und perspicuitas geprägt ist – jeder Bibelleser weiß, dass es dennoch eine Reihe von Dingen gibt, die man nicht ohne Weiteres einordnen kann.
Wer waren eigentlich die Assyrer, von denen im Alten Testament immer wieder die Rede ist? Wo kamen sie her? Und die Aramäer? Und die Ammoniter, die Moabiter, die Edomiter?
Was ist außerdem die „Schwagerehe“, von der in der Geschichte von Rut wiederkehrend die Rede ist?
Und was ist eigentlich ein Silberling? Wieviel war er wert? Was hat sich Judas wohl dabei gedacht, als er seinen Herrn für 30 dieser Silberlinge verriet?
Fragen über Fragen. Geografische, begriffliche, historische, ökonomische und viele mehr.
Die Schrift ist zwar klar und verständlich. Meine Unkenntnis ist dadurch aber noch nicht überwunden. Hier kommt Logos ins Spiel. Denn die Antwort ist meist nur einen Klick entfernt. Wörterbücher, das Faktenbuch, Lexika und viele andere Hilfsmittel stehen bereit, um derartige Fragen schnell zu klären.
3. Bibelstudium ist keine Ego-Veranstaltung
Dann gibt es da aber noch die schwierigeren Fragen in der Bibel. Jene, die mich herausfordern und mir manchmal sogar Kopfzerbrechen bereiten.
Wie kann Gott drei Personen und dabei immer noch ein einziger Gott sein? Oder: Wie kann es sein, dass Gott gut ist und es dennoch so viel Leid auf der Erde gibt? Außerdem: Wenn Gottes Ratschluss und Wille immer zu seinem Ziel kommen – welche Relevanz haben da noch meine Handlungen?
Oder ganz konkret: Soll oder darf ich bei der anstehenden Verbeamtung den Diensteid mitsamt seiner Schwurformel leisten, wenn Jesus seinen Jüngern doch gesagt hat, dass sie „überhaupt nicht“ schwören sollten (vgl. Mt 5,34)?
Das sind nur ein Bruchteil der Fragen, die mich beschäftigen. Und ja, ich will tiefer einsteigen und besser verstehen, was Gottes Wort hierzu zu sagen hat.
Dabei steht eines für mich fest: Die Antworten hierauf werde und kann ich nicht alle alleine finden. Bibelstudium und Bibelauslegung sind keine Ego-Veranstaltung. Sie sind ein Gemeinschaftsprojekt. Die Bibel ist der Kirche gegeben, nicht mir allein.
Darum schlage ich gerne nach; in Kommentaren, in Dogmatiken und in anderen Werken. Was haben andere zu diesen Themen gesagt und geschrieben? Was kann ich von den altkirchlichen Theologen lernen? Von ihrem Umgang mit der Schrift, aus ihrer Exegese. Oder wie äußert sich Luther zu dieser oder jener Problematik? Welches zusätzliche Licht werfen neuere Forschungen auf die Fragestellung?
Logos erweist sich an dieser Stelle als umfassendes und hilfreiches Nachschlagewerk, als eine digitale Bibliothek, die man sich näher anschauen sollte.
Fazit
Wer also fragt “Ich habe doch die Bibel – wozu brauche ich Logos?”, dem könnte ich antworten: “Ich habe auch die Bibel – darum nutze ich Logos!”
Über den Autor: Genadi Kimbel ist Christ und Kind Gottes, außerdem Ehemann und leidenschaftlicher Familienvater. Er ist verantwortlich für die Verwaltungsleitung im Christlichen Schulverein Lippe, wo er seine Kenntnisse und Fähigkeiten aus seiner kaufmännischen sowie theologischen Ausbildung einbringt.