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„Suche Frieden und jage ihm nach!“
Unter diesen Worten aus Psalm 34,15 soll das Jahr 2019 stehen. Er wurde als Jahreslosung von einem Gremium der Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen1 auserkoren, anders als die zufällig ausgeloste, bekannte Tageslosung. Der Vers fordert uns dazu auf, Frieden aktiv zu suchen.
Weshalb wurden gerade diese Verse als Jahreslosung für 2019 gewählt?
Noch immer herrscht in Deutschland ein relativer Friede, deshalb mag diese Losung dem einen oder anderen etwas komisch erscheinen. Auch ich gehöre zu einer Generation, die, Gott sei Dank, noch keinen Krieg erleben musste. Ich erinnere mich aber noch sehr gut an die Geschichten meiner Großeltern und die Folgen, von denen auch meine Eltern zu berichten wissen.
Die Berichte der „Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung“ oder des „Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung“ für das Jahr 2018 stehen noch aus.2 Dennoch wird bei einem Blick auf das Weltgeschehen 2018 schnell klar: Es war kein friedliches Jahr. Auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung wird dies ebenfalls schnell deutlich.3
Viele der Konflikte und Kriege finden in Afrika und Asien statt, nicht wenige sind Ressourcenkriege oder Konflikte zwischen ethnischen Gruppierungen. Und obwohl der IS 2018 größtenteils als besiegt gilt, ist sein Konfliktpotential noch lange nicht Geschichte.
Die Aussichten, dass 2019 friedlicher werden könnte als das vorherige Jahr, stehen schlecht. Aus Fernsehen und Nachrichten hört man vom Nah-Ost-Konflikt, von Nordkorea oder einem Handelskrieg mit China.
In der Welt gibt es große Bestrebungen für den Frieden. Denn Krieg nimmt allen Menschen die Lebensgrundlage. Die Initiative „Frieden Fragen“4 beispielsweise listet für viele Konflikte Erklärungen, Hintergründe und mehr, und setzt sich aktiv, auch von der Regierung unterstützt, für Frieden ein. Sie wollen aktiv daran arbeiten, aus Kindern Friedensstifter in dieser Welt zu machen.
Und so fordert die Jahreslosung auch uns Christen heraus, in dieser Welt Friedensstifter zu werden. In jedem Fall ein hehres Ziel.
Was steckt hinter diesem Vers?
Der Schreiber des Psalms, der bekannte israelitische König David, bringt mit dem Psalm Lob Gottes zum Ausdruck, nachdem er in einer brenzligen Situation Rettung erlebt hat. Nach einem Teil des Lobes Gottes (V.1–11) folgt ein Teil der Lehre (14–23), der eingeleitet wird wie klassische biblische Weisheitsliteratur (V.12,13).
Es ist ein Psalm, der in der Kirchengeschichte große Resonanz findet. Der bekannte Kanon „Ich will loben den Herrn allezeit“ etwa stammt direkt aus Vers 1 dieses Psalms. Der Apostel Petrus benutzt in seinem Brief ein direktes Zitat aus Vers 9: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.“ Verse, die auch gern für die Einleitung des Abendmahls in vielen Kirchen verwenden werden.
Im hinteren Teil des Psalms findet sich unsere Jahreslosung als Teil einer Anleitung für andere, wie man Gottes Segen und seine Bewahrung erleben kann. Wie man leben soll, damit es Gott gefällt.
Auch poetisch hat der Psalm viel zu bieten. Er ist ein sogenanntes Akrostichon, d. h. jeder neue Vers fängt mit dem nächsten Buchstaben des hebräischen Alphabets an. Ein klassisches Zeichen für hebräische Poesie und Literatur.
Interessanterweise werden Davids Worte der Jahreslosung auch im Neuen Testament wiederholt, direkte Zitate findet man bei Paulus (Röm 14,19; 2Tim 2,22) und Petrus (1Petr 3,10–12) sowie im Hebräerbrief (Hebr 12,14). Anspielungen oder ähnliche Formulierungen gibt es an mindestens 54 weiteren Stellen des Neuen Testamentes. Die Botschaft dort ist eindeutig: Christen sollen Friedensstifter sein.
Frieden, ein großes Konzept im hebräischen Denken. Mehr noch als unser deutsches Wort „Frieden“ suggeriert das hebräische „Schalom“ etwas Allumfassendes. Shalom bedeutet mehr als Abwesenheit von Krieg, es beinhaltet Wohlergehen im familiären Umfeld, Raum sich zu entfalten, Frieden und Liebe in den Beziehungen. Schalom als Konzept beinhaltet „Gottes Ruhe“, die jenen vorbehalten ist, die Gottes Kinder sind. Es ist der Friede, nach dem sich das Volk Israel im Alten Testament sehnt, der von Gott verheißene Friede. Immer wieder wird er thematisiert, und immer wieder stellt Gott ihn in Aussicht.
David wollte diesem seinem Gott einen Tempel bauen, um ihn dort anbeten zu können. Doch in 1. Chronik 22 lesen wir, dass Gott ihm klargemacht hat: Jemand, der so viel Blut vergossen hat, kann kein Haus des Friedens bauen. Aus diesem Grund geht der Auftrag des Tempelbaus auf seinen Sohn über, Salomo. Salomo, der Name bedeutet etwa „der Friedfertige“, und beinhaltet Anklänge an den hebräischen Schalom. Salomo, ein König des Friedens. Unter seiner Herrschaft dehnt sich das Reich aus, er sorgt für Frieden und Wohlstand, doch wahren Schalom hat auch er nicht gebracht.
Was hat die Jahreslosung mit uns zu tun?
Der Prophet Jesaja bekam ca. 700 v. Chr. von Gott den Auftrag, einen wirklichen Friedensstifter anzukündigen. Ein Kind soll geboren werden, dessen Name unter anderem „Friedefürst“ sein soll (Jesaja 9). Der uns aus der Weihnachtszeit so wohlbekannte Text spricht von Jesus Christus, dem wahren Friedefürsten.
Die Engel kündigen ihn an, und in Lukas 2,14 wird die Tragweite deutlich: Er ist es, der die Feindschaft der Menschen mit Gott beendet, ja, Frieden mit Gott bringt.
Diese Realität kann unsere Herzen von Grund auf verändern. Das Neue Testament ist voll davon, wie Jesus Christus unser Leben durch diesen Frieden mit Gott verändert. Diese Botschaft hat im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder dazu geführt, dass Menschen Lieder geschrieben haben, um dies auszudrücken.
Eberhard Rink vertonte diese Erkenntnis mit den einfachen Worten „Jesus Christus, unser Frieden“. Ein weiteres, sehr bekanntes Lied ist beispielsweise „Mir ist wohl“ von Horatio Spafford. Spafford schreibt von Frieden und Ruhe im Angesicht von Tod und Verlust: „Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, ob Stürme auch drohen von fern …“
Paulus beschreibt diesen Frieden im Philipperbrief mit den Worten „Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt“.
Aus diesem Grund möchte ich die Jahreslosung etwas umformulieren und Ihnen durch die stressige Weihnachtszeit und „zwischen den Jahren“, in persönlichen Tragödien und Krieg und Unruhe in der Welt zurufen: „Suche Christus und jage ihm nach!“
Lassen Sie uns 2019 zu einem Jahr machen, in welchem wir Christus von ganzem Herzen und ganzer Kraft nachjagen, in dem wir IHM die Ehre geben und zu Friedensboten in dieser Welt werden.
Jesus selbst hat uns gesagt: „Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann“ (Joh 14,27 nach der NGÜ).
Weihnachten liegt hinter uns, und wir haben gefeiert, dass Jesus in die Welt gekommen ist. Doch wir steuern relativ bald auf Ostern zu, ein Tag, an dem Jesus nach seinem Tod am Kreuz auferstanden ist und den Tod selbst besiegt hat. Er hat die Grundlage für Frieden mit Gott geschaffen und somit erst die Möglichkeit für Frieden untereinander. Er verheißt Frieden und sorgt dafür, dass dieses Versprechen auch eingelöst wird.
Suche Christus und jage ihm nach!
Diese Gedanken haben Sie inspiriert? Sie finden das obige Motiv zur Jahreslosung hier zum Download. Teilen Sie das Bild mit Ihren Freunden oder verwenden Sie es als Wallpaper und Hintergrund auf Ihren Displays.
Jahreslosung 2019 – Format: 3840x2160 Pixel
Jahreslosung 2019 – Format: 2048x1536 Pixel
Außerdem dürfen Sie Bild und Gedanken gern für Ihre Predigt verwenden. Sie finden das Bild auch im Predigteditor (enthalten ab Logos 7 Silber), oder in der Mediathek von Logos 7 Basic (kostenlos).
P.S.: Den Beitrag zur Jahreslosung 2018 können Sie hier nachlesen.
1. http://www.jahreslosung.eu/jahreslosung-faq-fragen-und-antworten.php ↩
2. Bleiben Sie hier auf dem Laufenden: https://hiik.de/konfliktbarometer/aktuelle-ausgabe/ ↩
3. http://www.bpb.de/54568 ↩
4. https://www.frieden-fragen.de/entdecken/aktuelle-kriege.html ↩
Ausführliche Vorüberlegungen, exegetische Erkenntnisse und weitere Anregungen zur Jahreslosung 2019, die Sie für die eigene Beschäftigung damit oder zur Vorbereitung von Bibelarbeiten usw. nutzen können, finden Sie unter https://das-verkuendigte-wort.de/downloads/download-info/jahreslosung-2019-psalm-3415-a-vorueberlegungen/
Stephan Zeibig
http://das-verkuendigte-wort.de
Vielen Dank für den Hinweis 🙂
„Suche Christus und jage ihm nach” ist theologisch sicher nicht falsch, wird aber schwammig und unkonkret und wird schnell mit einem Abnicken abgetan.
Ich schätze an dieser Jahreslosung die aktive Aufforderung – jeden Tag neu – sich der Aufgabe, den Frieden aktiv zu suchen, zu stellen, es sich zu einer Herzensangelegenheit zu machen und durch das tägliche „Üben” zu einer anderen Haltung zu finden. Und da schauen wir doch lieber nicht auf die Politik (Kommunikationsstil: friedfertig???) und schon gar nicht auf die Weltpolitik, die wir so wenig beeinflussen können. Nein, bleiben wir bei uns, in der Familie, im Beruf, in der Kirchengemeinde, in der Nachbarschaft, im Ehrenamt, im Kontakt mit Fremden. Viel weiter reichen die Kräfte eher nicht, oder? Noch einen Impuls zum Schluss: Es hilft sehr, sich bei diesem Vorhaben nach gutem „Handwerkzeug”, das wir aus der Friedenspädagogik, aus der gewaltlosen Kommunikation usw. kennen. Klarheit, bei sich bleiben – von sich ehrlich, aber nicht angreifend sprechen, den Gegenüber Respekt schenken, .. da ist doch schon viel auf dem Weg zum Frieden geschafft, egal, wie das Jahr wird.
C. M. R.
Liebe/r C.M.R,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Und mit Sicherheit haben Sie recht damit, dass viele diese Aufforderung abnicken werden und schwammig finden.
Ich will auch nicht abtun das wir all die von Ihnen genannten Hilfsmittel gut und gern gebrauchen sollen. Und auch, dass wir in jeder Begegnung konkret, täglich, Frieden suchen müssen.
Allerdings bin ich auch der Überzeugung dass wir Menschen nicht dazu in der Lage sind, Frieden wirklich zu halten, und ihn abseits von Christus zu finden. Vielmehr müssen wir ihn konkret, immer wieder und jeden Tag neu in Christus suchen und finden, bevor wir ihn an andere weitergeben können. Oder bevor wir selbst Friedensstifter werden können.
Es ist also vielmehr ein aktives, sich abhängig-wissen von diesem Jesus. Es ist ein sich-selbst-unfähig-wissen zu jeder guten Tat abseits von Jesus.
Was das konkret für den/die Einzelne bedeutet, mag unterschiedlich aussehen, allerdings ist es nicht schwammig. Denn ohne ihn können wir nichts tun (Johannes 15,1).
Herzliche Grüße,
Ihr Thomas Zimmermann
Suche Frieden und jage ihm nach!
Psalm 34,15b
Vor etwa 60 Jahren fragten junge Leute bei einem Bibelgespräch, was habe das Christentum eigentlich gebracht? Habe es die Welt verbessert? Im Blick auf die von ihnen erlebte Zeit mit den Schrecken des Krieges meinten sie, es gäbe da nicht viel zu nennen. Und das Elend und die Nöte sind weltweit noch größer geworden. Zurzeit toben etwa 30 kriegerische Auseinander-setzungen auf der Erde mit schrecklichen Folgen für unbeteiligte Menschen. Und das „christliche Abendland“, auf das viele so stolz sind, ist mit Waffenexporten und wirtschaftlichen Ausbeutungen und Ungerechtigkeiten daran stark beteiligt, obwohl wir immer noch an den Folgen der abendländlichen Kriege des letzten Jahrhunderts zu tragen haben.
Frieden, das gute Zusammenleben im gegenseitigen Verstehen und von einander Lernen fällt nicht vom Himmel. Er muss gesucht und wohl auch geübt werden. Das kann sehr mühsam werden, weil übliche Denk- und Empfindungsgewohnheiten abgelegt werden müssen. So mahnt dieses Wort für das Jahr 2019 uns alle etwas beizutragen, damit die Weihnachts-botschaft „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ von uns Menschen füreinander gestaltet und gelebt wird. Den Frieden auch mit der gesamten Schöpfung brauchen wir alle. Wir leben in großen Zusammenhängen auch mit kleinsten Lebewesen wie Bakterien und Viren, ohne die wir unsere Nahrung nicht verdauen könnten. In der Natur wirken Monokulturen schädlich wie Diktaturen, wo nur eine Meinung erlaubt ist. Bunte Wiesen, die Gemeinschaft unterschiedlicher Pflanzen und Tiere sind ein Bild des Friedens. Und doch wird weltweit vermeintlicher Sicherheit wegen immer weiter aufgerüstet, obwohl der US-General Dwight D. Eisenhower schon vor über 60 Jahren gesagt habe: „Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.“ Sind es nicht die Bestohlenen, die nun nach Europa drängen? Eine Welt voller Waffen bringt keinen Frieden.
Die weltweite Rüstung steht im Widerspruch zum ernsthaften Willen nach Frieden und zur biblischen Botschaft. Bei Matthäus lesen wir als Wort Jesu: „ Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“(Mt 5,43ff). Paulus schreibt: „Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21–22). Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12, 18ff) Er meint, wir sollten uns in die Situation vermeintlicher Feinde hineinbegeben. Warum denkt und handelt er so? Wir können ihm ernsthaft helfen, ihm entgegen kommen, und ihm die Ängste nehmen, indem wir mit ihm reden, ihm zuhören und zu verstehen suchen. Das fordert eine Abkehr von unserem üblichen egozentrischen Denken und Urteilen. Markus berichtet uns von der Bitte zweier Jünger nach einem Ehrenplatz im künftigen Reich Jesu. „Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,41ff) Eine solche Lebenshaltung der Abkehr von den üblichen egoistischen Wertvorstellungen kann zum Frieden führen. Jesus will uns befreien von der Sucht oder dem Streben über anderen zu stehen, mehr und erfolgreicher zu werden. Denn das ist die Wurzel aller Kriege und unfairen Auseinander-setzungen in der Politik, in der Wirtschaft, im Sport und auch in der Wissenschaft und leider auch in den Kirchen. Man will mehr und erfolgreicher sein als die Anderen. Um das zu erreichen, werden gerne auch unlautere Methoden und Lügen gebraucht. Um die andere Lebenshaltung zu verdeutlichen lesen wir bei Matthäus von der Gefangennahme Jesu, dass dieser sagte, als einer seiner Jünger ein Schwert zog: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Mit Waffen und Gewalt kann kein dauernder Friede geschaffen werden, denn Macht und Gewalt bewirken Unterdrückungen und entwürdigen die Menschen. Johannes schreibt vom Verhör vor Pilatus als Wort Jesu: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?“ (Jo 18,36ff)
In dem Auferstehungskapitel (1.Kor 15,3) lesen wir in unseren Bibeln: „Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift“ Nach einer möglichen und sachlich wohl richtigeren Übersetzung können wir das Sterben Jesu am Kreuz aber so verstehen: Er starb am Kreuz, um unsere Sünden aus der Welt zu schaffen. Der von der Gesellschaft verachtete und verurteilte Jesus wurde zum Christus, zum Sohn Gottes. Das Urteil der Herrschenden gilt nicht, darum können wir im Sinne Jesu leben, auch wenn es nach den üblichen Wertmaßstäben erfolglos und vergebens erscheint.
In diesem Sinne sollten wir auch die Predigt des Täufers verstehen. „Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.“ Das griechische Wort, das hier mit Vergebung übersetzt wird, ist dem Stamm nach das gleiche, das bei der Berufung der ersten Jünger für das „Verlassen“ ihrer bisherigen Lebensgrundlagen steht. So geht es nicht um die Vergebung der Sünden sondern um das Verlassen der Denkstrukturen der Sünden. Dem entspricht auch ein Wort aus dem Titusbrief: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben.“(Titus 2,11f) Wenn wir nicht mehr unser Leben von den Strukturen dem Streben nach mehr Macht, Reichtum, Gewinn und Erfolg bestimmen lassen sondern von der Zuwendung und Liebe zu gesellschaftlich verachten Menschen, den Kleinen, dann werden wir wohl etwas zum Frieden und Überleben der Menschheit beitragen.
„Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)
Mein Wunsch ist, dass wir alle im Kleinen und Großen Kraft und Weisheit finden werden, vom Bösen zu lassen und Gutes zu tun, und so etwas zur Heilung der Gesellschaft im Frieden näher zu kommen,