Kirchengeschichte – Ein Lexikon

Lexikon zur Kirchengeschichte Rezension

Die Suche nach einer kom­pak­ten Über­sicht eines spe­zi­fi­schen Ereig­nis­ses aus den letz­ten 2000 Jah­ren Kir­chen­ge­schich­te kann ganz schön anstren­gend und lang wer­den. Wie die­ser Satz. Damit ist nun Schluss. Das Lexi­kon der Kir­chen­ge­schich­te, kurz LdK, schafft die­ser lan­gen Suche eine intel­li­gen­te Abhil­fe. War­um die­ses Werk zur Geschich­te des Chris­ten­tums im All­tag hilf­reich ist und dar­über hin­aus sogar hori­zont­er­wei­ternd sein kann, erfah­ren Sie in den nächs­ten sechs Minuten.

Eine ausführliche Rezension zu einem kompakten Lexikon

Das Nach­schla­ge­werk bie­tet als Kom­pakt­aus­ga­be die wich­tigs­ten Arti­kel des renom­mier­ten, elf-bän­di­gen Lexi­kons für Theo­lo­gie und Kir­che (LThK). Ja, Sie haben rich­tig gele­sen. Ein Lexi­kon aus einem Lexi­kon. Die­ses zwei­bän­di­ge Lexi­kon setzt somit die lose Rei­he LThK kom­pakt vom Her­der-Ver­lag fort. Der Inhalt die­ser zwei Bän­de redu­ziert sich bewusst auf die wich­tigs­ten The­men und Orte der Geschich­te des Chris­ten­tums. Ereig­nis­se wie die Auf­klä­rung oder die Kon­stan­ti­ni­sche Wen­de wer­den dar­in detail­liert behandelt.

Doch jetzt fra­gen Sie viel­leicht zurecht: Wozu ein Lexi­kon aus einem Lexikon?

Das riesige Lexikon für Theologie und Kirche (LThK)

Die Über­ar­bei­tung des Lexi­kons begann 1993 und wur­de 2001 abge­schlos­sen. Damit ist die drit­te Auf­la­ge erschie­nen. Die 8.292 Sei­ten der Gesamt­aus­ga­be sind ent­spre­chend umfang­reich. Der Ver­lag Her­der beschloss dar­um, eini­ge Kom­pakt­aus­ga­ben aus dem gro­ßen Lexi­kon zu erstel­len. Die­se Kom­pakt­aus­ga­ben geben einen intel­li­gen­ten und kur­zen Über­blick über die geziel­te The­ma­tik. Bereits erschie­nen sind bei­spiels­wei­se ein Lexi­kon der Päps­te und des Papst­tums oder ein Lexi­kon der christ­li­chen Ethik. Nebst der Aus­ga­be Kir­chen­ge­schich­te fin­det sich im deut­schen Shop das Lexi­kon der Refor­ma­ti­ons­zeit.

Kirchengeschichte, was ist das?

Der Apos­tel Pau­lus schreibt den Chris­ten in Ephesus:

Denn was wir sind, ist Got­tes Werk; er hat uns durch Jesus Chris­tus dazu geschaf­fen, das zu tun, was gut und rich­tig ist. Gott hat alles, was wir tun sol­len, vor­be­rei­tet; an uns ist es nun, das Vor­be­rei­te­te aus­zu­füh­ren.“ (Eph 2,10 – NGÜ).

Kir­chen­ge­schich­te ist, in einem ers­ten Sin­ne, die Refle­xi­on auf die­se aus­ge­führ­ten Vor­be­rei­tun­gen. Die Kir­chen­ge­schich­te beschäf­tigt sich somit mit den Ereig­nis­sen der Kir­che seit der Wir­kungs­zeit von Jesus. Inhalt­lich genau­er defi­niert Dr. Bru­no Stei­mer im Vor­wort den Begriff der Kirchengeschichte:

Kir­chen­ge­schich­te reflek­tiert das his­to­ri­sche Wer­den und die Ent­wick­lung der Kir­che Jesu Chris­ti im zeit­li­chen und räum­li­chen Kon­text. Um die Kir­che in ihrer heu­ti­gen Gestalt zu ver­ste­hen und sich ein Urteil zu bil­den, benö­tigt man Kennt­nis­se über Kon­ti­nui­tät, Kom­ple­xi­tät und Rela­ti­vi­tät kir­chen­ge­schicht­li­cher Ent­wick­lun­gen” (Stei­mer, LdK, S. 7).“

Die­se Defi­ni­ti­on nennt bereits Aspek­te, wes­halb wir uns mit Kir­chen­ge­schich­te beschäf­ti­gen dür­fen. Um den aktu­el­len Zustand der heu­ti­gen Kir­che ver­ste­hen zu kön­nen, ist ein Wis­sen der Geschich­te unab­ding­bar. Die Kir­chen­ge­schich­te zeigt viel­leicht nicht, wo wir gera­de ste­hen. Sie zeigt uns aber, wie und war­um wir dahin gekom­men sind.

Den Nutzen eines Lexikons im Alltag ausschöpfen

So weit, so gut. Die Geschich­te zu stu­die­ren, ergibt also durch­aus Sinn. Wie­so soll­te man sich jedoch noch­mals eine Mono­gra­fie dazu anle­gen? Die­se Fra­ge habe ich mir zu Beginn gestellt. Das Lexi­kon bie­tet aber Funk­tio­nen, wel­ches ein nor­ma­les Geschichts­buch zur Geschich­te des Chris­ten­tums nicht bie­ten kann. Zuge­ge­ben, ein Nach­schla­ge­werk von A bis Z ist nicht die gän­gi­ge Art, Geschich­te zu stu­die­ren. Im Wes­ten sind wir eher an eine chro­no­lo­gi­sche Zeit­ab­fol­ge gewöhnt und weni­ger eine alpha­be­ti­sche Zuordnung.

Doch genau die­se alpha­be­ti­sche Stich­wort­ab­fol­ge ist einer der Vor­tei­le die­ses Werks. Was wur­de genau beim Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil bespro­chen? Was hat es mit der Renais­sance auf sich? Sol­che Fra­gen beant­wor­ten Sie sich mit die­sem Lexi­kon ganz schnell. Im ers­ten Fall sprin­gen sie ein­fach im Inhalts­ver­zeich­nis zum Buch­sta­ben V für Vati­kan und wer­den fün­dig. Im zwei­ten Fall wie­der­um zum Buch­sta­be R für Renaissance.

Intelligente und kompakte Wiedergabe der Kirchengeschichte

In sol­che Stichwörter/​Artikel ist das Lexi­kon von A bis Z geglie­dert. Dabei lie­fern die Autoren/​Autorinnen unge­fähr zu 340 Wör­tern ver­läss­li­che, his­to­ri­sche Grund­in­for­ma­tio­nen. Die­se Arti­kel tei­len sich in fol­gen­de Grup­pen auf:

  • Arti­kel mit Ereig­nis­cha­rak­ter (Bei­spiel: Kon­stan­ti­ni­sche Wen­de)
  • Län­der­ar­ti­kel zu den kir­chen­his­to­risch inter­es­san­ten Natio­nen (Bei­spiel: Äthio­pi­en)
  • Sys­te­ma­ti­sche Arti­kel (Bei­spiel: Reich).

So ergibt die Drei­tei­lung der Arti­kel eine gesamt­haft sinn­vol­le Dar­stel­lung der Kir­chen­ge­schich­te. Wäh­rend das gro­ße Lexi­kon (LThK) nam­haf­te 8.292 Sei­ten umfasst, kommt die­se the­ma­tisch ein­ge­schränk­te Ver­si­on mit 900 Sei­ten aus. Ver­gleicht man die Arti­kel im gro­ßen Lexi­kon mit den hier vor­ge­stell­ten, fin­det man kaum Unterschiede.

Es gibt jedoch Punk­te, die sich in die­ser kom­pak­ten Aus­ga­be, gera­de durch die Hil­fe von Logos, ver­bes­sert haben. Denn Bücher, die Sie in Logos kau­fen, sind weit mehr als her­kömm­li­che E‑Books. Logos-Res­sour­cen sind mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen und inter­nen Ver­knüp­fun­gen ange­rei­chert, mit denen Sie schnel­ler, genau­er und ein­fa­cher fin­den, was Sie suchen. 

Neuerungen der kompakten Ausgabe

Für die­se 2001 erschie­ne­ne Kom­pakt­aus­ga­be sind Lite­ra­tur­ab­ga­ben aktua­li­siert und ver­al­te­te Abkür­zun­gen und Schreib­wei­sen ange­passt wor­den. Zudem wur­den rele­van­te Arti­kel wie „Refor­ma­ti­on“ und „Zwing­lia­nis­mus“ hin­zu­ge­fügt oder signi­fi­kant erwei­tert. Wäh­rend in der drit­ten Auf­la­ge des elf-bän­di­gen Lexi­kons dem Arti­kel Refor­ma­ti­on ledig­lich 5 Sei­ten zuge­schrie­ben wer­den, streckt sich der Arti­kel in die­sem Lexi­kon über 20 Sei­ten! Grund für die dama­li­ge Unter­be­lich­tung der pro­tes­tan­ti­schen Geschich­te ist die römisch-katho­li­sche Aus­rich­tung des Lexi­kons, was uns zur Hori­zont­er­wei­te­rung führt.

Horizonterweiterung

Das Lexi­kon für Theo­lo­gie und Kir­che (LThK) ist römisch-katho­lisch begrün­det und auch so aus­ge­rich­tet. Im Vor­wort des elf-bän­di­gen Lexi­kons erklärt Wal­ter Kas­per: „Aus­gangs­punkt und Rah­men der Neu­aus­ga­be [gemeint ist die drit­te Auf­la­ge] ist die kirch­li­che Leh­re, wie sie sich im Zwei­ten Vati­ka­num dar­stellt.“ (Kas­per, LThK, S. 5). Die theo­lo­gi­sche Aus­rich­tung ist also durch­weg römisch-katho­lisch. Jedoch bemü­hen sich die Begrün­der des genann­ten Lexi­kons auch „um Wis­sen­schaft­lich­keit und somit auch um Objek­ti­vi­tät und Fair­ness in der Dar­stel­lung der unter­schied­li­chen Posi­tio­nen.“ (Kas­per, LThK, S. 6).

Die­se prak­ti­sche Offen­heit und die­se öku­me­ni­sche Wei­te wird beson­ders für die lose Rei­he LThK kom­pakt gel­ten. Durch ihre kla­re Aus­wahl und Redu­zie­rung der Arti­kel soll das Lexi­kon schließ­lich eine brei­te Leser­schaft fin­den. Die­se brei­te Leser­schaft soll und darf auch aus ande­ren Kon­fes­sio­nen stam­men. Falls Sie also aus einer ande­ren Kon­fes­si­on ent­sprin­gen, wur­de für Sie mit­ge­dacht. Die theo­lo­gisch-kri­ti­schen Arti­kel wie zum Bei­spiel die Refor­ma­ti­on oder der Ablass wer­den sehr sach­lich dar­ge­stellt. Impli­zi­te theo­lo­gi­sche Stand­punk­te sucht man ver­geb­lich. Beim Lesen die­ser Arti­kel merkt man um das Rin­gen des jewei­li­gen Autors, ver­schie­de­nen Kon­fes­sio­nen mög­lichst gerecht zu wer­den! Des­halb schafft die öku­me­ni­sche Wei­te letzt­lich eine Nähe zu ande­ren Denk­tra­di­tio­nen, die ich jedem Leser wünsche.

Wo heu­te nach wie vor eine Span­nung zwi­schen ver­schie­de­nen Kon­fes­sio­nen fest­zu­stel­len ist, wer­den die­se Stand­punk­te objek­tiv dar­ge­stellt. Sie glau­ben mir nicht? Es gibt nur einen Weg, dies herauszufinden!

Fazit dieses Lexikons für Kirchengeschichte

Das Lexi­kon hat mich auf alle Fäl­le fas­zi­niert. Dies trotz und viel­leicht ja auch gera­de auf­grund mei­nes pro­tes­tan­ti­schen Hin­ter­grun­des. Gespannt las ich den Arti­kel über Refor­ma­ti­on und lern­te eini­ges dazu!

Lexikon der Kirchengeschichte (Lexikon für Theologie und Kirche – kompakt)

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Jeder Arti­kel endet mit Quel­len- und Lite­ra­tur­an­ga­ben, um sich bei Bedarf zu ver­tie­fen. Beson­ders hilf­reich emp­fin­de ich die knap­pe, aber hilf­rei­che Zeit­ta­fel am Schluss des Ban­des (Stei­mer, LdK, S. 1787). In zwei Spal­ten wird jeweils die Pro­fan- und die Kir­chen­ge­schich­te über­sicht­lich dar­ge­stellt, mit den wich­tigs­ten Ereig­nis­sen. So wird Kir­chen­ge­schich­te mit dem vor­han­de­nen Wis­sen der Welt­ge­schich­te schnell und sinn­voll verknüpft.

Flop

Etwas scha­de emp­fand ich das Feh­len von Kar­ten­ma­te­ri­al. Kir­chen­ge­schich­te ist bekannt­lich nicht nur Zeit‑, son­dern auch Orts­ge­schich­te. Dem­nach wäre eine Aus­wahl an Kar­ten des römisch-hel­le­nis­ti­schen Umfelds, West­eu­ro­pa und wei­te­ren Gebie­ten von Vor­teil. Als Buch in Logos lässt sich auch die­se Unter­ge­wich­tung schnell behe­ben: Bereits im kos­ten­lo­sen Basis-Paket ist ein illus­trier­tes Bibel­le­xi­kon vor­han­den. Dar­über hin­aus bie­tet Logos mit dem ein­zig­ar­ti­gen Atlas eine gro­ße Samm­lung von regio­na­len, his­to­ri­schen und ereig­nis­ba­sier­ten Landkarten.

Atlas Bibelstudium visuell

Das war das Lexi­kon für Kir­chen­ge­schich­te. Ich hof­fe, mit die­sem Bei­trag den Nut­zen die­ses Lexi­kons gezeigt zu haben. Das Lexi­kon für Kir­chen­ge­schich­te ist ab dem Paket Logos 1o Sil­ber (aka­de­misch) und ab Logos 10 Sil­ber ent­hal­ten. Natür­lich kann man es auch ohne ein Paket kaufen.

Geschrieben von
Joshua Ganz

Joshua ist als Jugendpastor in der Nordostschweiz tätig. Aktuell studiert er systematische Theologie auf dem Master-Level und plant einen MTh. In der Schweizer Armee dient er als Armeeseelsorger. Er liebt Theologie, sein Rennrad und Kaffee. Am liebsten alles miteinander, oder zumindest nacheinander ;)

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