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Bibelkommentar zum NT
Carl Friedrich Keil ist vielen bekannt als Mitautor der legendären Auslegungsreihe „Keil/Delitzsch“ zum Alten Testament. Weitgehend unbekannt sind hingegen seine Auslegungen zum Neuen Testament, die ebenso der Beachtung wert sind.
Der Ausleger und sein Werk
Carl Friedrich Keil (1807–1888), der während seines Theologiestudiums im Kontakt mit verschiedenen Weggefährten zu einem lebendigen Glauben lutherischer Prägung kam, siedelte nach seiner frühen Emeritierung 1858 „nach Leipzig über, der damaligen Hochburg eines erweckten Luthertums und einer erwecklichen Theologie.“ (Geleitwort zur 4. Auflage des Kommentars zu Genesis und Exodus, 1983 im Brunnen-Verlag Gießen, S. 3ff; hieraus auch die anderen Informationen zu diesem ersten Teil des Artikels).
1861 begann er mit der Herausgabe seiner alttestamentlichen Kommentare im Rahmen des „Biblischen Commentars über das Alte Testament (BCAT; 15 Bände, zusammen mit Franz Delitzsch)“, die 1875 mit dem Supplementband zu diesem Kommentar über die Makkabäerbücher abgeschlossen waren.
1877 begann die Herausgabe seiner neutestamentlichen Kommentare, die größtenteils in Vergessenheit geraten sind: Über die vier Evangelien, 1. u. 2. Pt und Judas, als letzter zum Hebräerbrief. Nach der umfangreichen Untersuchung von Peter Siemens (Brunnen Verlag 1994) waren die Kommentare als eine neutestamentliche Fortsetzung des BCAT geplant. Diese wurde aber wegen des Todes des Autors nicht fortgeführt, nicht zuletzt auch wegen der immer stärker werdenden kritischen Theologie in Deutschland.
Der Wert der Kommentare
Keil war sehr stark an der biblischen Philologie interessiert, und das merkt man seinem Werk auch an, ebenso auch sein profundes Wissen, das er in langen Jahren bei der Vorbereitung für seine Tätigkeit als Dozent und Professor angesammelt hat. Meine erste Begegnung mit ihm war die Arbeit mit seinem Johanneskommentar, dessen Tiefe und Nähe zum griechischen Text in der konservativen Exegese ihn den anderen mir zugänglichen Kommentaren weit überlegen machte.
Bei Keil fand ich immer die besten Hinweise für meine Exegese und fast immer eine befriedigende Antwort auf die Fragen, die mir bei der Beschäftigung mit dem griechischen Text kamen. Dies brachte mich dazu, mir auch die anderen neutestamentlichen Kommentare zu besorgen, die teilweise nur noch als teure Re-Prints erhältlich sind. Der Matthäuskommentar ist eine umfangreiche Erklärung der synoptischen Evangelien, Markus- und Lukaskommentar enthält nur noch Ergänzungen dazu und verweist häufig auf den Matthäuskommentar. Mit den beiden anderen Kommentaren (1./2. Petrus und Judas; Hebräer) habe ich bisher noch keine Erfahrungen gemacht.
Im Gegensatz zu den ebenfalls hervorragenden Kommentaren des Schweizer Theologen Frédéric Godet werden die griechischen Worte im Kommentar von Keil, ebenso wie die hebräischen, nicht übersetzt. Das erschwert den Zugang für Menschen, die der biblischen Ursprachen nicht mächtig sind. Aber hier kann man mit einer griechischen Bibelausgabe zur Seite und einem Griechisch-Deutschen Lexikon sicherlich einigen der griechischen Begriffe auf die Spur kommen. Denn: Die Kommentare sind auch für Logos erhältlich!
Die Kommentare bei Logos
Eine der ersten freudigen Überraschungen, die ich beim Durchforsten meines Logos-Paketes (als Umsteiger von BibleWorks) machte, war die Entdeckung, dass sämtliche Kommentare Keils sich bei meiner neuen Errungenschaft fanden. Logos Deutschland gebührt der Verdienst, diesen Höhepunkt biblisch-konservativer Auslegungstradition des 19. Jahrhunderts wieder ans Licht einer größeren Öffentlichkeit gebracht zu haben. Die Kommentare sind bereits Inhalt des kleinsten Pakets Logos 8 Einsteiger oder zusätzlich zu erwerben unter Keils Biblischer Kommentar über das Neue Testament (5 Bde.) für komplett knapp 50 Euro. Das ist ein absolut fairer Preis, wenn man bedenkt, dass schon die Papierausgaben des Matthäus- und Johanneskommentars über 50 Euro kosten.
Fazit
Der Kommentar zum NT von Carl Friedrich Keil stellt den Höhepunkt der bibeltreuen neutestamentlichen Exegese des 19. Jahrhunderts dar und ist ein Muss für jeden neutestamentlichen Exegeten, der Zugang zum biblischen Griechisch hat.