Unentdeckte Schätze: Carl Friedrich Keil Kommentar zum Neuen Testament

Von martinschroeder

Dezember 12, 2018

Bibelkommentar zum NT

Carl Fried­rich Keil ist vie­len bekannt als Mit­au­tor der legen­dä­ren Aus­le­gungs­rei­he „Keil/​Delitzsch“ zum Alten Tes­ta­ment. Weit­ge­hend unbe­kannt sind hin­ge­gen sei­ne Aus­le­gun­gen zum Neu­en Tes­ta­ment, die eben­so der Beach­tung wert sind.

Der Ausleger und sein Werk

Carl Fried­rich Keil (1807–1888), der wäh­rend sei­nes Theo­lo­gie­stu­di­ums im Kon­takt mit ver­schie­de­nen Weg­ge­fähr­ten zu einem leben­di­gen Glau­ben luthe­ri­scher Prä­gung kam, sie­del­te nach sei­ner frü­hen Eme­ri­tie­rung 1858 „nach Leip­zig über, der dama­li­gen Hoch­burg eines erweck­ten Luther­tums und einer erweck­li­chen Theo­lo­gie.“ (Geleit­wort zur 4. Auf­la­ge des Kom­men­tars zu Gene­sis und Exodus, 1983 im Brun­nen-Ver­lag Gie­ßen, S. 3ff; hier­aus auch die ande­ren Infor­ma­tio­nen zu die­sem ers­ten Teil des Artikels).

1861 begann er mit der Her­aus­ga­be sei­ner alt­tes­ta­ment­li­chen Kom­men­ta­re im Rah­men des „Bibli­schen Com­men­tars über das Alte Tes­ta­ment (BCAT; 15 Bän­de, zusam­men mit Franz Delitzsch)“, die 1875 mit dem Sup­ple­ment­band zu die­sem Kom­men­tar über die Mak­ka­bä­er­bü­cher abge­schlos­sen waren.

1877 begann die Her­aus­ga­be sei­ner neu­tes­ta­ment­li­chen Kom­men­ta­re, die größ­ten­teils in Ver­ges­sen­heit gera­ten sind: Über die vier Evan­ge­li­en, 1. u. 2. Pt und Judas, als letz­ter zum Hebrä­er­brief. Nach der umfang­rei­chen Unter­su­chung von Peter Sie­mens (Brun­nen Ver­lag 1994) waren die Kom­men­ta­re als eine neu­tes­ta­ment­li­che Fort­set­zung des BCAT geplant. Die­se wur­de aber wegen des Todes des Autors nicht fort­ge­führt, nicht zuletzt auch wegen der immer stär­ker wer­den­den kri­ti­schen Theo­lo­gie in Deutschland.

Der Wert der Kommentare

Keil war sehr stark an der bibli­schen Phi­lo­lo­gie inter­es­siert, und das merkt man sei­nem Werk auch an, eben­so auch sein pro­fun­des Wis­sen, das er in lan­gen Jah­ren bei der Vor­be­rei­tung für sei­ne Tätig­keit als Dozent und Pro­fes­sor ange­sam­melt hat. Mei­ne ers­te Begeg­nung mit ihm war die Arbeit mit sei­nem Johan­nes­kom­men­tar, des­sen Tie­fe und Nähe zum grie­chi­schen Text in der kon­ser­va­ti­ven Exege­se ihn den ande­ren mir zugäng­li­chen Kom­men­ta­ren weit über­le­gen machte.

Bei Keil fand ich immer die bes­ten Hin­wei­se für mei­ne Exege­se und fast immer eine befrie­di­gen­de Ant­wort auf die Fra­gen, die mir bei der Beschäf­ti­gung mit dem grie­chi­schen Text kamen. Dies brach­te mich dazu, mir auch die ande­ren neu­tes­ta­ment­li­chen Kom­men­ta­re zu besor­gen, die teil­wei­se nur noch als teu­re Re-Prints erhält­lich sind. Der Mat­thä­us­kom­men­tar ist eine umfang­rei­che Erklä­rung der syn­op­ti­schen Evan­ge­li­en, Mar­kus- und Lukas­kom­men­tar ent­hält nur noch Ergän­zun­gen dazu und ver­weist häu­fig auf den Mat­thä­us­kom­men­tar. Mit den bei­den ande­ren Kom­men­ta­ren (1./2. Petrus und Judas; Hebrä­er) habe ich bis­her noch kei­ne Erfah­run­gen gemacht.

Im Gegen­satz zu den eben­falls her­vor­ra­gen­den Kom­men­ta­ren des Schwei­zer Theo­lo­gen Fré­dé­ric Godet wer­den die grie­chi­schen Wor­te im Kom­men­tar von Keil, eben­so wie die hebräi­schen, nicht über­setzt. Das erschwert den Zugang für Men­schen, die der bibli­schen Urspra­chen nicht mäch­tig sind. Aber hier kann man mit einer grie­chi­schen Bibel­aus­ga­be zur Sei­te und einem Grie­chisch-Deut­schen Lexi­kon sicher­lich eini­gen der grie­chi­schen Begrif­fe auf die Spur kom­men. Denn: Die Kom­men­ta­re sind auch für Logos erhältlich!

Die Kommentare bei Logos

Eine der ers­ten freu­di­gen Über­ra­schun­gen, die ich beim Durch­fors­ten mei­nes Logos-Pake­tes (als Umstei­ger von Bible­Works) mach­te, war die Ent­de­ckung, dass sämt­li­che Kom­men­ta­re Keils sich bei mei­ner neu­en Errun­gen­schaft fan­den. Logos Deutsch­land gebührt der Ver­dienst, die­sen Höhe­punkt biblisch-kon­ser­va­ti­ver Aus­le­gungs­tra­di­ti­on des 19. Jahr­hun­derts wie­der ans Licht einer grö­ße­ren Öffent­lich­keit gebracht zu haben. Die Kom­men­ta­re sind bereits Inhalt des kleins­ten Pakets Logos 8 Ein­stei­ger oder zusätz­lich zu erwer­ben unter Keils Bibli­scher Kom­men­tar über das Neue Tes­ta­ment (5 Bde.) für kom­plett knapp 50 Euro. Das ist ein abso­lut fai­rer Preis, wenn man bedenkt, dass schon die Papier­aus­ga­ben des Mat­thä­us- und Johan­nes­kom­men­tars über 50 Euro kosten.

Fazit

Der Kom­men­tar zum NT von Carl Fried­rich Keil stellt den Höhe­punkt der bibel­treu­en neu­tes­ta­ment­li­chen Exege­se des 19. Jahr­hun­derts dar und ist ein Muss für jeden neu­tes­ta­ment­li­chen Exege­ten, der Zugang zum bibli­schen Grie­chisch hat.


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martinschroeder

Über den Autor

Martin Schröder, Jahrgang 1961, ist evangelischer Diplomtheologe, Religionslehrer an öffentlichen Schulen und beschäftigt sich intensiv mit den biblischen Ursprachen. Außerdem ist er in der Gemeindeleitung des Württ. Christusbundes in der Nähe seines Wohnortes und als Laienprediger unterwegs.

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