Im ersten Beitrag dieser Reihe habe ich meinen Traum geschildert: Ich träume davon, dass theologische Ausbildungsstätten Bibelsoftware ganz zentral in ihre Ausbildung implementieren. Ich träume davon, dass die zukünftigen Mitarbeiter in Kirche und Mission nicht nur Bibelsoftware besitzen, sondern sie auch so effektiv und so gewinnbringend wie möglich nutzen. Ich träume davon, dass theologische Ausbildungsstätten ihren Studierenden wie ein guter Handwerksmeister beibringen, mit dem theologischen Handwerkszeug des 21. Jahrhunderts umzugehen – ganz konkret und praktisch.
Nun ist das mit den Träumen so eine Sache. Träumen kann man viel. Entscheidend ist aber die Umsetzung. Schon Johann Wolfgang von Goethe sagte: „Erfolg hat drei Buchstaben: T – U – N.“[1] Wer nur davon träumt, Logos an einer theologischen Ausbildungsstätte oder in einem anderen Kontext zu integrieren, wird es höchstwahrscheinlich nie erleben. Wir müssen vielmehr anfangen, den Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Wir müssen es einfach tun. Der Grund, warum die Wenigsten vom Träumen ins Tun kommen, sind die Herausforderungen, denen sich jeder stellen muss, der groß träumt. Und ja: Auch im Blick auf die Integration von Logos an einer Ausbildungsstätte gibt es große Herausforderungen – die sich aber lösen lassen.
In diesem Blogbeitrag möchte ich die drei größten Herausforderungen thematisieren, denen wir auf unserem Weg zur Integration von Logos begegnet sind. Und keine Angst: Ich werde auch mögliche Lösungsansätze nennen.
Inhalt
1. Alle Studierenden brauchen Logos
Wenn Logos ganz zentral an einer theologischen Ausbildungsstätte integriert werden soll, müssen alle (!) Studierenden Logos besitzen. An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Wenn der Umgang mit Logos Bestandteil des Unterrichts selbst ist und wenn Logos ein wesentlicher Baustein des gesamten Ausbildungsprogramms ist, dann kann nicht die Hälfte der Studierenden auf der Strecke bleiben, nur weil sie Logos nicht besitzen. Es gehört zur didaktischen und pädagogischen Verpflichtung, dass die Lernenden alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, die für die erfolgreiche Erledigung aller Ausbildungsbestandteile notwendig sind. Hinzu kommt, dass die Studierenden nur dann einen wirklichen Nutzen von Logos haben, wenn sie das Programm auch nach ihrer Absolvierung behalten und in ihrem Dienst verwenden dürfen. Hier gibt es also keine Alternative: Alle Studierenden brauchen Logos.
Und damit sind wir bei der vermutlich größten Herausforderung, der Frage der Finanzierung. Wer soll das alles bezahlen? Wenn wir mal – wie in unserem Fall – davon ausgehen, dass ca. 50–60 Studierende einen Ausbildungsjahrgang belegen, dann ergeben sich schnell große Summen.
Natürlich könnte man diese Kosten direkt auf die Studierenden umlegen – etwa durch eine Einmalzahlung oder die Erhöhung der Studiengebühren. Allerdings würde diese Maßnahme vermutlich das Budget der meisten Auszubildenden sprengen. Außerdem ist der Weg insofern schwierig, als dass die Anschaffung von Logos verpflichtend wäre. Man kann die Studierenden in diesem Fall nicht einfach auf den Präsenzbestand einer Bibliothek oder Ähnliches verweisen. Also, was ist zu tun?
Uns wurde relativ schnell klar, dass im Optimalfall die Ausbildungsstätte selbst die Kosten tragen sollte. Nur so wäre ein echter Mehrgewinn für die Studierenden vorhanden. Natürlich stellt sich auch hier – oder erst recht hier – die Frage, wie man als Werk solch ein Projekt finanzieren kann. Drei Gedanken dazu.
- Logos ist nicht umsonst. Die Doppeldeutigkeit von „umsonst“ ist hier bewusst intendiert. Einerseits ist Logos nämlich nicht kostenlos. Das Programm hat seinen Preis und der ist verständlicherweise zunächst einmal höher, als die Anschaffung von Büchern (zumindest wenn man von einem Paket ausgeht, das für das Theologiestudium geeignet ist). Allerdings hatte der Zugang zur Bibel schon immer seinen Preis. Zum Beispiel kostete die erste gedruckte Gutenberg-Bibel 30 Gulden. Das entsprach dem dreifachen durchschnittlichen Jahresverdienst der damaligen Zeit. Auch der Preis der ersten vollständigen Lutherbibel lag mit 4 Gulden immerhin noch beim vierfachen Monatsverdienst. Das Erstaunliche daran ist, dass die Lutherbibel immer vollständig ausverkauft war. Der eigene Zugang zum Wort Gottes war es den Menschen wert, diese Summen dafür auszugeben. Gleiches sollte heute gelten. Logos ist nämlich auch in dem Sinne nicht umsonst, als dass die Investition vergeblich wäre. Wenn wir wirklich davon überzeugt sind, dass theologische Ausbildung vornehmlich die Kompetenz zum Auslegen und Lehren der Bibel mit den Werkzeugen unserer Zeit vermitteln soll, dann sollte es uns die Investition wert sein. Die Gute Nachricht: Für ein gutes Logos-Paket muss heute deutlich weniger als der vierfache Monatsverdienst bezahlt werden.
- Logos hat eine dynamische Preisstruktur – auch für Institutionen. Die Flexibilität von Logos hinsichtlich Ressourcen und Paketen ist auch im Blick auf die Preisgestaltung vorhanden. Für den Einzelnutzer gibt es grundsätzlich dynamische Preise. Aber auch für Institutionen ist die Preisstruktur im gewissen Sinne dynamisch. Logos bietet z.B. gestaffelte Mengenrabatte, maßgeschneiderte Bezahllösungen und eine flexible und zinslose Finanzierung an. Unsere Erfahrung ist die: Die Katalogpreise können – wenn man sie für die gesamte Institution hochrechnet – zunächst abschrecken und die ganze Idee in den Bereich der Fantasie verschieben. Allerdings sollte man sich vorher genauer über die Finainzierungsmöglichkeiten für Organisationen informieren (z.B. hier: https://de.logos.com/organisationen) und am besten direkt bei Logos nachfragen.
- Fördermittel?! Der gegenwärtige Digitalisierungstrend bietet zumindest die Chance, Fördermittel für die Integration von Logos an einer theologischen Ausbildungsstätte zu beantragen. So hat zum Beispiel die KfW ein Programm der Digitalisierungsförderung und auch bei anderen Fördertöpfen gibt es offene Türen. Sicherlich hängt die Bewilligung der Fördermittel von vielen Faktoren ab. Ein Versuch ist es aber auf jeden Fall wert.
Ergo: Um Logos an (s)einer theologischen Ausbildungsstätte zu integrieren, brauchen alle Studierenden die Software. Das ist eine Herausforderung – die aber zu meistern ist.
2. Es geht um das ganze Curriculum – nicht nur um einen Kurs
Eine weitere herausfordernde Aufgabe ist die Frage nach der Reichweite der Integration. Wenn der Umgang mit Logos zentraler Gegenstand und wichtiges Ziel der gesamten Ausbildung sein soll, dann reicht es nicht, nur einen einzelnen Logos-Kurs anzubieten. Es ist zu wenig, wenn der Umgang mit der Software nur an wenigen Randstellen im Ausbildungsprogramm vorkommt. Vielmehr muss Logos in das gesamte Curriculum integriert werden – und das ist zunächst eine Herausforderung.
Wer in der Bildung unterwegs ist weiß, dass die Veränderung von Curricula eine hochkomplexe Angelegenheit ist. Dies gilt umso mehr, als wenn es z.B. heißt „Logos muss in das gesamte Curriculum integriert werden.“ Solche Aussagen führen bei manch einem Verantwortlichen zu Ängsten, Bedenken und einer Defensivhaltung. Das muss aber nicht sein. Logos kann in das gesamte Curriculum integriert werden, wenn drei Dinge beachtet werden:
- Es muss nicht alles geändert werden. Zugegeben, der Versuch Logos in das ganze Curriculum zu implementieren, könnte so verstanden werden, als ob kein Stein auf dem anderen bleibt und das gesamte Ausbildungsprogramm neu gestaltet wird. Dem ist aber nicht so. Auch wenn mit der Integration von Logos das gesamte Studium ein anderes, innovatives und neues Gesicht bekommt, so ändert sich doch nicht alles. Viele bewährte Studieninhalte und ‑methoden können bleiben und werden „nur“ angepasst. Es geht um Integration, nicht um Revolution!
- Es muss nicht alles sofort geändert werden. Veränderungen brauchen Zeit – erst recht, wenn es sich um institutionelle Veränderungen handelt. Wichtig ist deshalb, dass man Logos Schritt für Schritt in die Ausbildung integriert. Natürlich muss die Integration grundlegend genug sein, damit sie das ganze Studium tangiert und verbessert. Allerdings sollte hier – wie in Change-Prozessen grundsätzlich – behutsam vorgegangen werden. In unserem Fall lassen wir die Integration z.B. durchwachsen. Das bedeutet, dass Logos nicht mit einem Schlag in allen Jahrgängen integriert wird, sondern Stück um Stück – beginnend mit dem derzeitigen ersten Jahrgang.
- Das Ziel sollte vor Augen bleiben. Auch wenn nicht alles und nicht alles sofort geändert werden muss, so sollte doch stets auf das Ziel hingearbeitet werden: Logos muss in das gesamte Curriculum integriert werden. Es geht um die gesamte Ausbildung, um alle Fachbereiche und um alle Lehrenden. Nur so werden Absolventen wirklich fit im Umgang mit Logos gemacht, so dass sie später die Software in den ganz unterschiedlichen Bereichen ihres Dienstalltags anwenden können.
Fazit: Alle Studierenden brauchen Logos und die Software muss in das ganze Curriculum integriert werden. Gerade hierin besteht der Unterschied zur derzeitigen Praxis an vielen theologischen Ausbildungsstätten, wo weder alle Studierenden Bibelsoftware von der (Hoch-)Schule selbst bekommen, noch der Umgang damit ins Curriculum integriert worden ist.
3. Visions- und Kompetenzträger müssen die Dozenten sein
Genauso wenig wie Logos nur auf einige wenige Kurse beschränkt sein darf, sollte die Vision und Kompetenz nur durch einige wenige „Logos-Nerds“ vermittelt werden. Logos in die gesamte Ausbildung zu integrieren gelingt nur dann, wenn alle Dozenten die Vision und die Kompetenz von Logos leben und weitergeben.
Wichtig sind hier primär drei Dinge: (1) Die Dozenten müssen für das Logos-Projekt gewonnen werden. Dazu ist es notwendig, mögliche Bedenken und Einwände ernstzunehmen und dort wo möglich zu entkräften. (2) Die Dozenten müssen zusätzlich für Logos begeistert werden. Meiner Erfahrung nach entsteht Begeisterung für eine Software nur dann, wenn man das Potenzial, die Möglichkeiten und Arbeitserleichterung erlebt. Die Dozenten müssen also ausreichend gute Erlebnisse mit Logos haben. (3) Die Dozenten selbst müssen zunächst intensiv im Umgang mit Logos geschult werden. Nur dann können sie im Lehrkontext tatsächliche Kompetenz vermitteln.
Das Einfluss der Dozenten ist so wichtig, dass ich einen gesonderten Blogbeitrag dazu verfasst habe „DIE DOZENTEN – Die Integration von Logos an einer theologischen Ausbildungsstätte – Teil 6“). So viel aber schon vorweg: Visions- und Kompetenzträger müssen die Dozenten sein – nicht nur eine auserwählte „Élite“.
Fazit
Die drei größten Herausforderungen bestehen in der Frage der Finanzierung, der Integration in das gesamte Curriculum und der Motivation und Schulung der Dozenten. Die gute Nachricht: Für alle drei Herausforderungen lassen sich Lösungen finden.
So What?!
Denken Sie doch einmal darüber nach, welche Herausforderungen sich Ihnen bei der Integration von Logos in Ihrem Kontext in den Weg stellen. Wo gibt es scheinbar unüberwindbare Hindernisse? Wo scheint sich der Traum in Luft aufzulösen? Wo gibt es bisher keine Antworten? Mein Ratschlag: Lassen Sie sich nicht von den Hindernissen ausbremsen. Entwickeln Sie Lösungsansätze. Denken Sie „out of the box“. Schildern Sie Ihr Problem direkt den Fachleuten von Logos oder fragen Sie im deutschen Forum um Hilfe. Auf jeden Fall gilt: Träumen Sie nicht nur. Entscheidend ist das Tun!
Über den Autor: Stephanus Schäl ist Dozent für Altes Testament an der Bibelschule Brake, promoviert gerade in Leadership in Theological Education an der Columbia International University und gehört unter anderem zum Leitungsteam vom Bibelprojekt und visiomedia.
[1] https://www.spruch-des-tages.de/sprueche/erfolg-hat-drei-buchstaben-tun.
Für viele ist der Umstieg auf eine digitale Bibliothek echt ein großer Schritt, wenn man dann aber die unglaublichen Möglichkeiten kennenlernt, will man nicht mehr zurück!
Einfach genial, dass man lernt, mit Medien „von Morgen” umzugehen…