Der barmherzige Samariter : 8 häufig übersehene Aspekte

Von Manuel Becker

Bibelstudium, Exegese, Gleichnis
Vor 2 Monaten

Der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter – jeder kennt die­ses Gleich­nis. Es hat unse­re Kul­tur stark beein­flusst. Und trotz­dem fin­det man dar­in immer wie­der Neu­es und Über­ra­schen­des. Ent­de­cken Sie in 18 Min. acht Aspek­te, die bei der Aus­le­gung des Gleich­nis­ses oft über­se­hen wer­den.

Eine alte Geschichte neu erzählt

Ein Lie­der­ma­cher, den ich wirk­lich ger­ne höre, ist Uwe X. Sei­ne Lie­der schaf­fen es, gewohn­te Geschich­ten und Situa­tio­nen aus neu­en Per­spek­ti­ven zu erzäh­len und brin­gen mich dadurch ins Nach­den­ken. Sein Lied „Der Frem­de“ erzählt das bekann­te Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter (Lukas 10,25–37) auf eine fri­sche Wei­se. Die Bot­schaft des Gleich­nis­ses berühr­te mein Herz ganz neu und ich wuss­te, dass ich die­se bekann­te Geschich­te noch ein­mal tie­fer stu­die­ren muss. Dabei sind mir ein paar Din­ge auf­ge­fal­len, die ich vor­her immer über­se­hen hatte.

Der barmherzige Samariter – Eine Geschichte mit viel Einfluss

Von allen Geschich­ten, die Jesus erzählt hat, ist kei­ne tie­fer in die mora­li­schen und juris­ti­schen Tra­di­tio­nen der west­li­chen Gesell­schaft ein­ge­drun­gen als die­se außer­ge­wöhn­li­che klei­ne Geschich­te. Ihr Ein­fluss geht weit über die Gren­zen eines rein reli­giö­sen oder theo­lo­gi­schen Dis­kur­ses hin­aus. In der Moral­phi­lo­so­phie sowie in der Sozi­al- und Expe­ri­men­tal­psy­cho­lo­gie dient das Gleich­nis immer noch häu­fig als Aus­gangs­punkt für Dis­kus­sio­nen über Altru­is­mus und das Wesen sozia­ler Ver­ant­wor­tung, wäh­rend es in der Rechts­theo­rie nach wie vor Debat­ten über das Ver­hält­nis zwi­schen Moral und Recht und den Umfang der per­sön­li­chen Haf­tung beein­flusst. Das Gleich­nis hat auch in der medi­zi­ni­schen Ethik und bei der Gestal­tung der Pra­xis­re­geln für ande­re hel­fen­de Beru­fe eine gro­ße Rol­le gespielt. Das Gleich­nis wird häu­fig zitiert, um kari­ta­ti­ve Akti­vi­tä­ten auf loka­ler Ebe­ne zu för­dern und die Phil­an­thro­pie auf glo­ba­ler Ebe­ne zu inspi­rie­ren, ins­be­son­de­re in Form von Not­hil­fe und Hilfs­maß­nah­men. In der Poli­tik wird der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter manch­mal benutzt, um mili­tä­ri­sche Inter­ven­tio­nen in geschei­ter­ten Staa­ten aus huma­ni­tä­ren Grün­den zu recht­fer­ti­gen, um die Men­schen­rech­te zu wah­ren oder um unter­drück­ten Min­der­hei­ten zu Hil­fe zu kom­men. In jüngs­ter Zeit hat das Kon­zept in Debat­ten über Ein­wan­de­rung, Aus­lie­fe­rung und die Behand­lung von Asyl­be­wer­bern sowie über die Ver­pflich­tung zur Gast­freund­schaft gegen­über Flücht­lin­gen und Ver­trie­be­nen eine Rol­le gespielt.” 

(Mar­shall 2012:21–22)

Aspekt 1: Der Kontext

Das Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter fin­det sich nur im Lukas­evan­ge­li­um. Dort erzählt Jesus das Gleich­nis als Ant­wort auf die Fra­ge eines Gesetzeslehrers:

Leh­rer, was muss ich getan haben, um ewi­ges Leben zu erben? 

(Lk 10,25 ELB)

Die­se Fra­ge „war eine rab­bi­ni­sche Stan­dard­fra­ge, zu der es auch Stan­dard­ant­wor­ten gab“ (Wright 2016:162). Es geht hier um die Fra­ge, wor­auf es im Leben wirk­lich ankommt. Der Kon­text ähnelt der Situa­ti­on, in der Jesus nach dem wich­tigs­ten Gesetz gefragt wur­de (Mk 12 und Mt 22). Auch hier ging es im Grun­de um das­sel­be. Wäh­rend Jesus bei Mk und Mt die Fra­ge direkt beant­wor­tet, gibt er sie hier aber an den Geset­zes­leh­rer zurück. Die­ser reagiert genau wie Jesus in Mk 12,29–31 und Mt 22,37–40 und dem­entspre­chend stimmt Jesus ihm voll und ganz zu.

Aber damit gibt der Geset­zes­leh­rer sich nicht zufrie­den. Er schiebt eine Fra­ge hinterher:

Und wer ist mein Nächster? 

(Lk 10,29 ELB)

War­um stellt er die­se Fra­ge? In V. 25 steht, dass der Geset­zes­leh­rer Jesus ver­su­chen woll­te. Wie so vie­le ande­re Schrift­ge­lehr­te woll­te er Jesus eine Ant­wort ent­lo­cken, die er dann spä­ter gegen ihn ver­wen­den konn­te. Strack und Bil­ler­beck (1922–1926) erklären:

Nach der Halak­ha [das jüdi­sche Gesetz] ist der Nächs­te (רֵעַ) eines Israe­li­ten jeder Volks­ge­nos­se, aber nicht ein Nichtisraelit.

Für den Geset­zes­leh­rer war klar:

Gott ist der Gott Isra­els, also kön­nen nur Juden „Nächs­te“ sein. 

(Wright 2016:161)

Wie weit reicht eigentlich Gottes Gnade?

Genau wie die Arbei­ter im Wein­berg ärger­te sich der Geset­zes­leh­rer ver­mut­lich über die skan­da­lö­se Gna­de, die Jesus ver­kün­dig­te und dass er Tisch­ge­mein­schaft mit Sün­dern hat­te. Erst kurz zuvor (Lk 8,26–39) hat­te Jesus den beses­se­nen Gera­se­ner von sei­nen Geis­tern befreit. Die­ses Erbar­men mit einem Hei­den hat­te sicher die Feind­se­lig­keit eini­ger Schrift­ge­lehr­ten gegen­über Jesus ver­tieft. Es geht hier also unter ande­rem um die Fra­ge, wie weit Got­tes Gna­de reicht. Umfasst sie sogar Sün­der und Hei­den? Die Fra­ge war …

… ist Isra­els Gott der Gott der Gna­de für die gan­ze Welt? 

(Wright 2016:161)

Aspekt 2: Es geht um Leben und Tod

Der Weg zwi­schen Jeru­sa­lem und Jeri­cho ist „wüst und fel­sig“, „glü­hend heiß“ und eig­net sich „ganz beson­ders für räu­be­ri­sche Über­fäl­le“ (Strack und Bil­ler­beck 1922–1926). Die­ser Weg ist unge­fähr 27 km lang, teil­wei­se nur 2 Meter breit und galt als beson­ders gefähr­lich (Schür­mann 1984–1994:142–143). Auf­grund der Herr­schaft der Römer gab es in Jeru­sa­lem gro­ße Armut und viel Leid. Des­halb beschlos­sen vie­le, in die Wüs­te zu flie­hen und Räu­ber zu wer­den. Die Armut war auch der Grund, wes­halb sie ihren Opfern die Klei­dung raubten.

Auf die­ser Stra­ße ver­letzt in der glü­hend hei­ßen Son­ne zu lie­gen, ver­mut­lich kei­nen Schat­ten und kein Was­ser zu haben, bedeu­te­te den siche­ren Tod. Es geht in die­sem Gleich­nis also nicht um ein biss­chen sozia­le Hil­fe, son­dern um eine lebens­be­droh­li­che Situa­ti­on. Das gilt nicht nur für das Opfer, son­dern auch für den Hel­fen­den. Nie­mand konn­te schließ­lich garan­tie­ren, dass die Räu­ber tat­säch­lich weg waren. Viel­leicht lau­er­ten die­se ja wei­ter­hin ganz in der Nähe.

Aspekt 3: Der Priester und der Levit

Der Pries­ter und der Levit gehör­ten zur reli­giö­sen Éli­te. Ihre Jobs waren im AT bereits klar defi­niert. Ihre Posi­tio­nen im Tem­pel und ihre spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben mach­ten sie zu Reprä­sen­tan­ten des reli­giö­sen Sys­tems. Sie waren in gewis­ser Hin­sicht bes­ser vor Räu­bern geschützt, weil sie meis­tens kei­ne gro­ßen Reich­tü­mer mit sich her­um­tru­gen und ihre Berufs­klei­dung für die Räu­ber schlech­ter nutz­bar war.

Pries­ter und Levit konn­te man nicht ein­fach wer­den, man muss­te in die ent­spre­chen­de Fami­lie hin­ein­ge­bo­ren wer­den. Von Kind­heit an wur­de man auf das geist­li­che Amt vor­be­rei­tet. Die zukünf­ti­gen Pries­ter und Levi­ten waren dem­entspre­chend seit Beginn ihres Lebens dar­auf kon­di­tio­niert, sich von Lei­chen und Blut fern­zu­hal­ten, um die ritu­el­le Rein­heit (Lev 21,1–4; 22,4–7; Hes 44,25–27) zu wah­ren. Damit stan­den sie hin­sicht­lich der Ver­sor­gung des Ver­letz­ten vor einem Dilem­ma: Soll­ten sie den reli­giö­sen Regeln fol­gen, die ihr Leben bestimm­ten, oder soll­ten sie auf die Not des Man­nes reagie­ren und Barm­her­zig­keit über ihre reli­giö­se Prä­gung stel­len? Sie ent­schie­den sich dafür, die Erwar­tun­gen ihres reli­giö­sen Sys­tems zu erfül­len. Ver­mut­lich fühl­ten sie sich dar­in sogar gerecht­fer­tigt, weil sie treu ihren reli­giö­sen Pflich­ten nach­ge­kom­men waren.

Wann stel­len wir reli­giö­se Gebo­te über Barm­her­zig­keit und Lie­be? Ich erin­ne­re mich, wie ich vor 14 Jah­ren in Nepal in einem Dorf in den Ber­gen das Evan­ge­li­um ver­kün­di­gen durf­te. Es war das ers­te Mal, dass das Dorf von Jesus hör­te. Als ich fer­tig war, lud mich der Dorf­chef in sein Haus ein. Er reich­te mir einen Becher, rand­voll gefüllt mit hoch­pro­zen­ti­gem Alko­hol. Ich lehn­te den Becher ab, weil wir als Mis­sio­na­re die Regel hat­ten, kei­nen Alko­hol zu trin­ken. Der Dorf­chef ver­trieb unser gesam­tes Team aus sei­nem Dorf. Ich hat­te Regeln über Lie­be gestellt und sei­nen Stolz ver­letzt, weil ich sei­ne Gast­freund­schaft (den Becher Alko­hol) abge­lehnt hat­te. Damit hat­te sich auch die Tür für das Evan­ge­li­um in die­sem Dorf verschlossen.

Aspekt 4: Sünde der Passivität

Schür­mann betont, dass die bild­li­che Spra­che der Bibel die Not des Man­nes ver­an­schau­li­chen soll. Sein Anblick war ein ein­zi­ger Schrei nach Hilfe.

Nie­mand kann doch an einer der­ar­ti­gen Elends­ge­stalt vor­bei­ge­hen; jeder muß sich ange­for­dert fühlen. 

(Schürmann,1984–1994:143)

Der Pries­ter und der Levit mach­ten – gemes­sen an den reli­giö­sen Rein­heits­ge­bo­ten – alles rich­tig. Das Pro­blem war jedoch nicht, was sie taten, son­dern das, was sie nicht taten. Juris­tisch gese­hen hät­ten sie sich heu­te der unter­las­se­nen Hil­fe­stel­lung schul­dig gemacht (obwohl es ver­mut­lich mil­dern­de Umstän­de gege­ben hät­te wegen der immi­nen­ten Gefahr durch die Räu­ber). Die Sün­de der Pas­si­vi­tät wiegt oft schwe­rer als unse­re Tatsünden.

Wenn wir auf Unrecht bli­cken, das in der Ver­gan­gen­heit gesche­hen ist, iden­ti­fi­zie­ren wir uns ger­ne mit Hel­den wie z.B. Diet­rich Bon­hoef­fer. Die­ser leis­te­te Wider­stand gegen die schlimms­ten Übel sei­ner Zeit. Aber was ist mit den gro­ßen Unge­rech­tig­kei­ten im Hier und Heu­te? Inwie­fern hel­fen wir den 30 Mio. Men­schen, die als moder­ne Skla­ven täg­lich unfass­ba­res Leid erle­ben? Obdach­lo­se, Flücht­lin­ge, Waisen–es gibt auch heu­te genü­gend Mög­lich­kei­ten, wie Bon­hoef­fer das gro­ße Unrecht in die­ser Welt zu bekämpfen.

Aspekt 5: Ein Oxymoron

Die meis­ten Gleich­nis­se Jesu sind tief im All­tag und der Rea­li­tät der Leu­te ver­wur­zelt. Aber in der Regel gibt es ein scho­ckie­ren­des Ele­ment (wie z. B. einen König, der gro­ße Schul­den erlässt oder einen Guts­be­sit­zer, der skan­da­lös gnä­dig ist). Das scho­ckie­ren­de Ele­ment in dem vor­lie­gen­den Gleich­nis ist der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter. Für die Juden war dies ein Oxy­mo­ron. Es pass­te für sie nicht zusam­men, dass Jesus einen Sama­ri­ter, einen ihnen ver­hass­ten Feind, zur Hel­den­fi­gur in die­ser Geschich­te machte.

Zwi­schen den Juden und den Sama­ri­tern bestand eine tie­fe Abnei­gung und Feind­schaft. Die Sama­ri­ter waren heid­ni­scher Her­kunft, und sie wur­den in der Syn­ago­ge öffent­lich ver­flucht. Nie wur­den sie als Pro­se­ly­ten ange­nom­men; ihre Spei­se zu essen wur­de dem Essen von Schwei­ne­fleisch gleich­ge­setzt; und es war für einen Juden bes­ser zu lei­den, als ihre Hil­fe in Anspruch zu nehmen. 

(Briem 2003–2006:109)

Der Hass zwi­schen Juden und Sama­ri­ta­nern war schon Jahr­hun­der­te alt – und spie­gelt sich tra­gi­scher­wei­se bis heu­te in den bro­deln­den Span­nun­gen zwi­schen Juden und Palästinensern. 

(Wright 2016:161)

Wenn man das Gleich­nis heu­te einem evan­ge­li­ka­len Chris­ten erzäh­len wür­de, könn­te man viel­leicht die Rol­len wie folgt beset­zen: Ein Mis­sio­nar und ein Erwe­ckungs­pre­di­ger gin­gen an dem Mann vor­bei und der libe­ra­le Theo­lo­ge eil­te zu Hilfe.

Der barmherzige Samariter: Nächsten- und Feindesliebe

Jesus stell­te bewusst einen ver­hass­ten Staats­feind als den­je­ni­gen dar, der das wich­tigs­te Gebot Got­tes erfüllt und sei­nen Wil­len tut. Dadurch erwei­ter­te Jesus die Bedeu­tung der Nächs­ten­lie­be um die Fein­des­lie­be und sprach damit das grund­le­gen­de Pro­blem in der Welt­an­schau­ung des Geset­zes­leh­rers an.

Er [Jesus] for­dert Isra­el her­aus, zu erken­nen, dass der Weg der Kon­fron­ta­ti­on mit Sama­ri­ta­nern, Römern und Hei­den jeg­li­cher Art nicht der Weg ist, Got­tes Gna­de zu leben und zu zei­gen. Mit gro­ßer Dring­lich­keit lädt er ein, den Weg des Frie­dens zu gehen. Nur die „Kin­der des Frie­dens“ (Kapi­tel 10,16) wer­den dem selbst­ver­schul­de­ten Gericht ent­kom­men, das über alle her­ein­bre­chen wird, die auf Gewalt ver­trau­en. Im Zen­trum der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Geset­zes­leh­rer steht die Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen zwei ganz unter­schied­li­chen Visio­nen des­sen, was es bedeu­tet, Isra­el – Got­tes Volk – zu sein. 

(Wright 2016:162)

Jesus kon­fron­tiert den Geset­zes­leh­rer mit des­sen enger und selbst­zen­trier­ter Visi­on des König­rei­ches Got­tes. Es ist der Sama­ri­ter, der die Fein­des­lie­be lebt, die Jesus durch sei­ne Leh­ren und sein Leben ver­kün­digt. Und er tut das, obwohl er sich durch das Hel­fen selbst in Gefahr begibt – auf­grund sei­nes Reit­tiers stell­te er näm­lich für die Räu­ber eine lukra­ti­ve Beu­te dar. Das Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter spie­gelt wider, dass Got­tes Reich nicht exklu­siv ist, son­dern Got­tes Lie­be zu den Men­schen aller Völ­ker zeigt. Jesu Ent­schei­dung, einen Sama­ri­ter zum Vor­bild der Geschich­te zu machen, stellt …

… eine radi­ka­le Sub­ver­si­on der vor­herr­schen­den sozia­len und poli­ti­schen Wer­te dar. Dies ist eine der Wei­sen, wie das Gleich­nis, auch wenn es die indi­vi­du­el­le Ver­ant­wor­tung für die Benach­tei­lig­ten und die Not­wen­dig­keit einer inne­ren Ver­än­de­rung des Cha­rak­ters betont, um von gan­zem Her­zen zu lie­ben, gleich­zei­tig auf die Not­wen­dig­keit eines struk­tu­rel­len und sys­te­mi­schen Wan­dels als sozia­les Ergeb­nis der Lie­be hinweist. 

(Mar­shall 2012:138)

Aspekt 6: Das Wirtshaus

Inter­es­sant ist, dass Lukas hier ein ande­res grie­chi­sches Wort für das Wirts­haus (pan­doch­ei­on) ver­wen­det als für Her­ber­ge (kata­ly­ma) in Lukas 2,7. Ein Wirts­haus (pan­doch­ei­on) war eine Art Sündenpfuhl.

Auf der ande­ren Sei­te die gewerb­li­che Wirts­her­ber­ge (πανδοχεῖον pan­doch­ei­on), die in der gesam­ten Anti­ke einen schlech­ten Ruf hat­te (…). Zudem ver­kehr­te in den letz­te­ren Her­ber­gen fast nur Publi­kum aus unte­ren Gesell­schafts­schich­ten, das kei­ne Gast­freun­de hat­te, was ent­spre­chend Stan­dards und Umgangs­for­men der Wirts­häu­ser präg­te. Die Wirts­her­ber­gen gal­ten fer­ner als Orte des Las­ters, denn vom weib­li­chen Bedie­nungs­per­so­nal wur­de all­ge­mein erwar­tet, dass es auch die sexu­el­len Wün­sche der Gäs­te erfüllte. 

(Kirch­hoff 1994, 37ff.) (Esch-Wer­me­ling 2015:545)

Der Sama­ri­ta­ner war ver­mut­lich auch noch nie in solch einem Wirts­haus ein­ge­kehrt. Jesus beschreibt ihn ja als einen got­tes­fürch­ti­gen Men­schen, des­sen Recht­schaf­fen­heit die des Pries­ters und des Levi­ten über­trifft. Aber der Sama­ri­ter sieht die Not des Man­nes, über­win­det sich und bringt den Kran­ken dort­hin, damit die­ser wie­der zu Kräf­ten fin­den kann.

Das Wirts­haus gibt es übri­gens wirk­lich, es wur­de gefun­den und kann heu­te in einem Muse­um, ca. 5 km von Jeri­cho ent­fernt, besich­tigt werden.

Aspekt 7: Die Kirchenväter

Der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter spie­gelt tat­säch­lich Jesu Wer­te und Leh­ren so sehr wider, dass die frü­hen Kir­chen­vä­ter das Gleich­nis alle­go­risch aus­leg­ten und den Sama­ri­ter als Bild für Jesus verstanden.

Für Orig­e­nes, wie auch für Ambro­si­us und Augus­ti­nus nach ihm, kön­nen wir in dem armen Rei­sen­den, der von Jeru­sa­lem nach Jeri­cho hin­ab­steigt, einer Stadt, die mit der Sün­de der Welt iden­ti­fi­ziert wird, eine Art Jeder­mann-Figur sehen, die in sei­nem Abstieg von der gött­li­chen Absicht die all­ge­mei­ne Rei­se in die gefal­le­ne Welt des ers­ten Adam ver­kör­pert. In die­ser Les­art ste­hen die Räu­ber für die dämo­ni­schen Angrif­fe und Plün­de­run­gen der Sün­de, die uns in der Tat ihrer Sub­stanz beraubt und halb tot zurück­las­sen. Der Pries­ter und der Levit ste­hen für das Gesetz und die Pro­phe­ten bzw. für die Ein­rich­tun­gen der Reli­gio­si­tät, die unse­rem Zustand nicht dien­lich sind. Chris­tus ist der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter, der von die­sen reli­giö­sen Per­so­nen und Insti­tu­tio­nen als Aus­ge­sto­ße­ner ange­se­hen wird, der aber in Wirk­lich­keit den Ver­lo­re­nen auf eige­ne Kos­ten sucht und ret­tet. Das Gast­haus ist wie die Kir­che, die den ver­wun­de­ten ers­ten Adam auf­nimmt, für den der zwei­te Adam, Chris­tus, allein die ret­ten­de Vor­sor­ge getrof­fen hat. Die­ser Chris­tus wird übri­gens eines Tages zu sei­ner Kir­che zurück­keh­ren und alles wiedergutmachen. 

(Reno 2012:151)

In mei­nem zuletzt ver­öf­fent­lich­ten Arti­kel erklä­re ich aus­führ­lich, wie die ers­ten Chris­ten das Kreuz und die Auf­er­ste­hung Jesus ver­stan­den haben.

Aspekt 8: Angemessene Hilfe

Der Abschnitt endet mit Jesu Aufforderung:

Geh hin und hand­le du ebenso! 

(Lk 10,37 ELB)

Dies kann als ein uni­ver­sa­ler Befehl Jesu ver­stan­den wer­den. Er ruft alle Men­schen dazu auf, dem Bei­spiel des barm­her­zi­gen Sama­ri­ters zu folgen.

Kei­ne Kir­che, kein Christ darf sich mit ein­fa­chen Defi­ni­tio­nen zufrie­den­ge­ben, die es uns erlau­ben, einen gro­ßen Teil der Welt halb­tot im Stra­ßen­gra­ben lie­gen zu lassen. 

(Wright 2016:163)

Die­se Auf­for­de­rung kann im Ange­sicht des gro­ßen Leids der Welt schnell über­for­dernd sein. Es gibt so vie­le Nöte, dass der Druck hel­fen zu müs­sen, sehr schnell im Burn­out enden kann. Auch hier ist es gut, noch ein­mal genau­er hin­zu­schau­en und von dem Sama­ri­ter zu lernen.

Der Sama­ri­ter lässt sich auf sei­ner Rei­se unter­bre­chen, aber er krem­pelt auch nicht sein gesam­tes Leben für den Ver­letz­ten um. Er erkennt sei­ne Gren­zen und bin­det des­halb den Wirt ein (was Krea­ti­vi­tät beweist), bezahlt eine gro­ße Sum­me für die Pfle­ge des Man­nes und zieht dann wei­ter. Der Sama­ri­ter sieht die Not, lässt sich berüh­ren, hilft so gut er kann, tritt dann aber wie­der aus der Situa­ti­on her­aus. Wer beim Hel­fen selbst aus­brennt, kann nicht lang­fris­tig für ande­re da sein. Auch Selbst­für­sor­ge ist wich­tig. Es geht dar­um, die Balan­ce zu fin­den. Der Sama­ri­ter deu­tet an, was es bedeu­tet, ande­re Men­schen so zu lie­ben, wie man sich selbst liebt.

Fazit

Die Fra­ge des Geset­zes­leh­rers war, wie weit Got­tes Gna­de reicht. Jesus lässt kei­nen Zwei­fel: Isra­els Gott ist der Gott der Gna­de für die gan­ze Welt. Got­tes Lie­be kennt kei­ne eth­ni­schen Grenzen.

Unter der Ober­flä­che der offen­sicht­li­chen mora­li­schen Lek­ti­on („Geh hin und hand­le auch so!“) fin­den wir eine viel ernst­haf­te­re Her­aus­for­de­rung, die genau zu dem passt, was Lukas bis hier­her betont hat: Kannst du den ver­hass­ten Sama­ri­ta­ner als Nächs­ten anerkennen? 

(Wright 2016:162)

Wie so oft for­dert Jesus den Geset­zes­leh­rer her­aus, alte enge Denk­mus­ter zu über­win­den. Er ermu­tigt ihn, sich auf Got­tes unbe­schreib­li­che Gna­de und Lie­be ein­zu­las­sen. Die­se Lie­be gilt sogar den eige­nen Feinden.

In sei­ner letz­ten Pre­digt rief Mar­tin Luther King sei­ne Zuhö­rer auf, die Eigen­schaft der „gefähr­li­chen Selbst­lo­sig­keit” zu kul­ti­vie­ren, die der Sama­ri­ter im Gleich­nis Jesu an den Tag leg­te. King stell­te sich vor, dass der Pries­ter und der Levit, als sie den Mann im Gra­ben ent­deck­ten, sich frag­ten: „Wenn ich anhal­te, um die­sem Mann zu hel­fen, was wird dann mit mir gesche­hen?”, und aus Angst um ihre eige­ne Sicher­heit ent­schie­den sie sich, nicht ein­zu­grei­fen. Der Sama­ri­ter kehr­te die Fra­ge um: „Wenn ich nicht anhal­te und die­sem Mann hel­fe, was wird dann mit ihm gesche­hen?” Das ist es, was den barm­her­zi­gen Sama­ri­ter zum idea­len Vor­bild für Bür­ger und poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger aller Zei­ten macht. 

(Mar­shall 2012:176)

Ich möch­te schlie­ßen mit einem Zitat von Pas­tor Mark Sandlin:

Nach ein­ge­hen­dem Stu­di­um bin ich zu dem Schluss gekom­men, dass Jesus glaub­te, dass es zwei Arten von Men­schen gibt: dei­ne Nach­barn, die du lie­ben sollst, und dei­ne Fein­de, die du lie­ben sollst.

Bibliografie

Briem, C. (2003–2006) Er lehr­te sie vie­les in Gleich­nis­sen. 2. Auf­la­ge. Hückes­wa­gen: Christ­li­che Schriftenverbreitung.

Esch-Wer­me­ling, E. (2015) „Berüh­ren­de Lie­be (Der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter)“, in Zim­mer­mann, R. (Hrsg.) Kom­pen­di­um der Gleich­nis­se Jesu. 2., kor­ri­gier­te und um Lite­ra­tur ergänz­te Auf­la­ge 2015. Güters­loh: Güters­lo­her Ver­lags­haus (Kom­pen­di­en der Gleichnisse/​Wunder).

Mar­shall, C.D. (2012) Com­pas­sio­na­te Jus­ti­ce: An Inter­di­sci­pli­na­ry Dia­lo­gue with Two Gos­pel Para­bles on Law, Crime, and Res­to­ra­ti­ve Jus­ti­ce. Hrsg.: T. Heil­ke, D.S. Long und C.C. Peck­nold. Euge­ne, OR: Cas­ca­de Books (Theo­po­li­ti­cal Visions).

Reno, R.R. (2012) „Series Pre­face“, in Luke. Grand Rapids, MI: Bra­zos Press (Bra­zos Theo­lo­gi­cal Com­men­ta­ry on the Bible).

Strack, H.L. und Bil­ler­beck, P. (1922–1926). Kom­men­tar zum Neu­en Tes­ta­ment aus Tal­mud und Midrasch. Mün­chen: C. H. Beck’sche Ver­lags­buch­hand­lung Oskar Beck

Schür­mann, H. (1984–1994) Das Lukas­evan­ge­li­um. Son­der­aus­ga­be. Her­aus­ge­ge­ben von J. Gnil­ka und L. Oberl­in­ner. Frei­burg im Breis­gau: Ver­lag Her­der (Her­ders Theo­lo­gi­scher Kom­men­tar zum Neu­en Testament).

Wright, N.T. (2016) Lukas für heu­te. Über­setzt von J. Alberts. Gies­sen: Brun­nen Ver­lag GmbH (Das Neue Tes­ta­ment für heute).

Manuel Becker

Über den Autor

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine 4 Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, dann liebt er es theologische Bücher in seiner freien Zeit zu lesen, zu fotografieren oder seine Logos-Bücherei zu erweitern. Aktuell studiert er nebenher an der Akademie für Weltmission in Korntal und hofft 2023 sein MA-Studium zu beenden. Er ist der Autor von dem beliebten Kinderbuch „Der große Sieg“.

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  1. Vie­len Dank fuer Dei­ne viel­schich­ti­ge Aus­le­gung, Manuel.

    Was haelst du von die­ser Argumentationskette:
    1) Es geht um „Leh­rer, was muss ich getan haben, um ewi­ges Leben zu erben?” v.a. und zu aller­erst, als Haupt­punkt um das ewi­ge Leben, oder?
    2) Jesus zeigt dem Geset­zes­leh­rer auf: Juden­tum reicht (bald) nicht mehr! Weil er DARF und KANN, um guter Jude zu sein, nicht hel­fen. Also blie­be ihm des­halb auch „ewi­ges Leben” ver­wehrt, oder?
    3) Man KANN zwar auch mora­lisch ablei­ten, jedem in jedem Set­ting in die­ser Welt hel­fen zu sol­len, aber das ist nicht der Haupt­punkt son­dern ein Neben­punkt, oder siehst du das gleichwertig?
    4) Der Haupt­punkt ist die Erret­tung zum Erbe des ewi­gen Lebens. Des­halb scheint mir die Aus­le­gung der Kir­chen­vae­ter auch heu­te noch die Haupt­sa­che zu sein! Jesus ist MEIN barm­her­zi­ger Sama­ri­ter! Wel­che Gnade!
    5) Inso­fern passt dei­ne Ueber­tra­gung „Ein Mis­sio­nar und ein Erwe­ckungs­pre­di­ger gin­gen an dem Mann vor­bei und der libe­ra­le Theo­lo­ge eil­te zu Hil­fe.” hier ueber­haupt nicht!
    Der libe­ra­le Theo­lo­ge lin­dert viel­leicht die momen­ta­ne, irdi­sche Not, aber ich ver­mu­te du mein­test mit „libe­ra­lem Theo­lo­ge” eben gera­de, dass er nie­man­den zur Lebens­ueber­ga­be an Jesus Chris­tus fueh­ren kann, oder?
    6) Eine pas­sen­de Ueber­tra­gung koenn­te also sein: „Ein Levit und ein Imam gin­gen an dem Mann vor­bei und ein Christ sorg­te fuer Sei­fe, Sup­pe UND See­len­heil”, etwas pro­vo­ka­tiv, aber wae­re das dei­ner Mei­nung nach in Chris­ti Sinne?

    LG Joerg

    1. Hal­lo Joerg.
      Dan­ke für dei­ne Gedan­ken zu dem Gleichnis.
      Du hast voll­kom­men recht, dass die Ein­stiegs­fra­ge sich um das ewi­ge Leben dreht, aber die direk­te Fra­ge, die Jesus beant­wor­tet, ist die Fra­ge, wer der Nächs­te ist. Das dra­ma­ti­sche Ele­ment in dem Gleich­nis ist, dass der gehass­te Feind, der Sama­ri­ter, der ist, der hilft. Dies war, was die Zuhö­rer ver­mut­lich ver­stö­rend fan­den und wor­über die nach­ge­dacht haben. Das ist der Grund, wes­halb ich die Fein­de­lie­be in den Fokus mei­ner Aus­le­gung stelle.

      Das Tol­le an Gleich­nis­sen ist, dass sie viel­schich­tig ver­stan­den wer­den und auf unter­schied­li­che Wei­sen zu uns reden kön­nen. Heu­te kön­nen wir viel­leicht ande­re Din­ge aus einem Gleich­nis mit­neh­men als die ursprüng­li­chen Zuhö­rer. Aber da gibt es natür­lich auch immer die Gefahr, eige­ne Ideen in den Text zu lesen. 

      Ich den­ke nicht, dass ein ein­zi­ger der ursprüng­li­chen Zuhö­rer auf die Idee gekom­men wäre, dass das Juden­tum nicht genug ist. Die­ser Gedan­ke war den Juden damals ver­mut­lich voll­kom­men fremd, inso­fern weiß ich nicht, ob das eine zuläs­si­ge Aus­le­gung ist. 

      Wei­ter­hin den­ke ich nicht, dass Jesus gepre­digt hat, dass er das Juden­tum abschafft. Er war selbst Jude und er ist die Erfül­lung vom Juden­tum. Jesus ist der jüdi­sche Mes­si­as und jeder Jude, der ihm nach­folgt, wird geret­tet wer­den. Kei­ner der ers­ten Jün­ger Jesu hät­te sich als Christ ver­stan­den. Ihre reli­giö­se Iden­ti­tät war „Juden, die den Mes­si­as gefun­den haben“.
      Ich den­ke vie­le der Gleich­nis­se sind Geschich­ten, die uns scho­cken und durch das scho­ckie­ren­de Ele­ment Augen für die Wahr­heit öff­nen sol­len. Dein Vor­schlag mit dem Imam, Levit und Christ bewirkt das Gegen­teil. Wir, als Chris­ten, klop­fen uns auf die Schul­ter und sagen „Alles gut, mei­ne Reli­gi­on ist die Rich­ti­ge.” Das Gleich­nis ver­liert sein scho­ckie­ren­des Element.
      Aber wenn Jesus mein Feind­bild als den Hel­den der Geschich­te dar­stellt, dann pro­vo­ziert mich das und bringt mich zum Nach­den­ken. Und genau das sol­len Gleich­nis­se bewirken. 
      Das sind ein paar mei­ner Gedan­ken zu dei­nen Anre­gun­gen. Ich könn­te natür­lich falsch­lie­gen, aber das ist, wie ich es aktu­ell verstehe. 

      Lie­be Grü­ße und dan­ke für die span­nen­de Frage!
      Manuel 
       

      1. Dan­ke Manuel,

        die Viel­schich­tig­keit des Gleich­nis­ses ist auch fuer mich klar.

        zu „Ich den­ke nicht, dass ein ein­zi­ger der ursprüng­li­chen Zuhö­rer auf die Idee gekom­men wäre, dass das Juden­tum nicht genug ist. Die­ser Gedan­ke war den Juden damals ver­mut­lich voll­kom­men fremd, inso­fern weiß ich nicht, ob das eine zuläs­si­ge Aus­le­gung ist.”

        Das stimmt. Die Fra­ge ist aber, warum/​zu wel­chem Zweck hat Lukas das Gleich­nis auf­ge­nom­men? Letzt­end­lich sind die Evan­ge­li­en in ihrer Gesamt­heit dem Ziel ver­pflich­tet, Chris­tus gross zu machen, als Sohn Got­tes, als Weg des Heils, als unser „ein­zi­ger barm­her­zi­ge Sama­ri­ter”, der uns ver­wun­de­te, gebro­che­ne, miss­brauch­te Krea­tu­ren alle auf­sam­melt, fuer uns bezahlt und ins himm­li­sche Wirts­haus bringt? Also ich mei­ne, Lukas hat das auf­ge­nom­men, um genau dass her­aus­zu­stel­len, „der neue Weg” geht ueber das bis­her Bekann­te hinaus?

        Fuer mich sind die Indizien:
        – die Fra­ge nach dem „Erer­ben des ewi­gen Lebens” steht im Vor­der­grund, die huma­nis­ti­sche Hil­fe am Naechs­ten ist nicht gleich­wer­tig oder reicht als Zweck fuer das Gleich­nis nicht aus
        – war­um waehlt Jesus: jue­di­sche Wuer­den­trae­ger wie Levit und Pries­ter als am Opfer vor­rue­ber­ge­hend, war­um nicht auch „nor­ma­le” Men­schen oder einen „Geset­zes­leh­rer” wie sein Befrager?
        – war­um hilft dem Opfer nicht ein nor­ma­ler Mensch, ein Geset­zes­leh­rer oder ein Roe­mer (wae­re auch krass), son­dern ein Sama­ri­ter (reli­gioe­se Kom­po­nen­te: Israe­li­ten, die zwar auch Gott suchen, aber es aus Sicht der Juden falsch machen/​Abgefallene sind)
        – bei der Berg­pre­digt und unzaeh­li­gen ande­ren Stel­len ist die Bot­schaft stets: das Befol­gen von Geset­zen und Regeln wird nicht aus­rei­chen! Der bes­te Huma­nist wird nicht vor Gott bestehen koennen?
        – damals war die Not so gross, dass an allen Ecken und Enden im All­tag einem Hun­ger, Man­gel, Krank­heit, Beduerf­tig­keit ent­ge­gen gesprun­gen sind. Allen war stets klar, so viel Leid kann man gar nicht aus eige­ner Kraft lin­dern; weg­schau­en, ver­draen­gen gehoert zum All­tag (heu­te ist das im Prin­zip genau­so der Fall). Anders koen­nen wir nicht leben, sonst wuer­den wir wahn­sin­nig werden.

        zu „Wei­ter­hin den­ke ich nicht, dass Jesus gepre­digt hat, dass er das Juden­tum abschafft. Er war selbst Jude und er ist die Erfül­lung vom Juden­tum. Jesus ist der jüdi­sche Mes­si­as und jeder Jude, der ihm nach­folgt, wird geret­tet wer­den. Kei­ner der ers­ten Jün­ger Jesu hät­te sich als Christ ver­stan­den. Ihre reli­giö­se Iden­ti­tät war „Juden, die den Mes­si­as gefun­den haben“
        Ich den­ke vie­le der Gleich­nis­se sind Geschich­ten, die uns scho­cken und durch das scho­ckie­ren­de Ele­ment Augen für die Wahr­heit öff­nen sol­len. Dein Vor­schlag mit dem Imam, Levit und Christ bewirkt das Gegen­teil. Wir, als Chris­ten, klop­fen uns auf die Schul­ter und sagen „Alles gut, mei­ne Reli­gi­on ist die Richtige.”.

        Vol­le Zustim­mung. Das war eine Pro­vo­ka­ti­on. Kei­nem aus­ser Jesus Chris­tus, kann der Schuh „barm­her­zi­ger Sama­ri­ter” pas­sen, wenn es um das See­len­heil geht. Gin­ge es nur um huma­nis­ti­sche Hil­fe­leis­tung, gae­be es frei­lich vie­le Menschen …

        Vie­len Dank Manu­el fuer die inter­es­san­te Diskussion

        LG Joerg

        1. Hal­lo Joerg.

          Du hast geschrieben:

          Letzt­end­lich sind die Evan­ge­li­en in ihrer Gesamt­heit dem Ziel ver­pflich­tet, Chris­tus gross zu machen, als Sohn Got­tes, als Weg des Heils, als unser „ein­zi­ger barm­her­zi­ge Sama­ri­ter”, der uns ver­wun­de­te, gebro­che­ne, miss­brauch­te Krea­tu­ren alle auf­sam­melt, fuer uns bezahlt und ins himm­li­sche Wirts­haus bringt?”

          Was für eine tol­le Zusam­men­fas­sung des Evan­ge­li­ums. Da bleibt mir nichts, außer Amen zu sagen und dir von Her­zen zuzustimmen. 

          Dan­ke für das span­nen­de Gespräch!
          LG
          Manuel

  2. Dan­ke für die inter­es­san­ten theo­lo­gi­schen Ausführungen!

    Noch was Net­tes dazu…

    Rät­sel – Eine Rei­se­grup­pe ist durch Isra­el unter­wegs – der Rei­se­lei­ter sagt: „Heu­te besu­chen wir die berühm­te Stre­cke zwi­schen Jeru­sa­lem und Jeri­cho- wo der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter dem ver­letz­ten Mann gehol­fen hat!”

    Fra­ge: War­um ist die Besich­ti­gung die­ser Stel­le nicht möglich?

      1. Ganz ein­fach:

        (wie schon oben geschrieben:) 

        Der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter – jeder kennt die­ses Gleichnis. 

        also – > GLEICHNIS 

        und für GLEICHNISSE kann man kei­nen tat­säch­li­chen Ort bestimmen ! 

        Ein Gleich­nis ist eine kur­ze Erzäh­lung. Sie dient zur Ver­an­schau­li­chung eines Sach­ver­halts nicht durch einen Begriff, son­dern durch bild­haf­te Rede. Über die Ver­an­schau­li­chung hin­aus wird dem Gleich­nis auch ver­än­dern­de Funk­ti­on zuge­schrie­ben. Der Hörer/​Leser soll sich in der Erzäh­lung selbst ent­de­cken kön­nen und damit ein­ge­la­den wer­den, sei­ne Situa­ti­on zu verändern

  3. Eine Anmer­kung zum Aspekt 5, dem Sama­ri­ter: Steckt dar­in nicht auch die Aus­sa­ge, dass jeder „From­me” auch ange­wie­sen sein kann und darf auf die Hil­fe des nicht „rich­tig” From­men? Ja, es ist klug zu über­le­gen, mit wem wir einen Bund ein­ge­hen. Und doch dür­fen wir auch bei „nicht From­men” sehen/​anerkennen, wo sie voll im Wil­len Got­tes unter­wegs sind, von ihnen ler­nen, mit Ihnen koope­rie­ren, viel­leicht auch als Gemein­de Gutes von Außen­ste­hen­den emp­fan­gen und auch deren Bei­trag zu gelin­gen­der gott­ge­fäl­li­ger Gesell­schaft mehr wür­di­gen. An man­cher Stel­le könn­te das das Kli­ma zum Guten verändern.

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