Kommentarvorstellung: Baker Exegetical Commentary on the New Testament (BECNT)

Von Jakob Haddick

Februar 15, 2019

Wir leben in einer Zeit, in der wir eine schier uner­mess­lich gro­ße Anzahl von Res­sour­cen haben, die uns hel­fen, die Bibel bes­ser zu ver­ste­hen. Da es beson­ders wich­tig ist, das rich­ti­ge Werk­zeug für sei­ne Zwe­cke zu fin­den, möch­te ich in die­ser Rei­he vier mei­ner per­sön­li­chen Favo­ri­ten unter den Kom­men­tar­rei­hen vor­stel­len. In mei­nem ers­ten Bei­trag habe ich die Rei­he Zon­der­van Exege­ti­cal Com­men­ta­ry of the New Tes­ta­ment (ZECNT) vor­ge­stellt. Mein zwei­ter Bei­trag ist der bei­na­he namens­glei­chen Kom­men­tar­rei­he von Bak­er Aca­de­mic gewid­met, der Rei­he Bak­er Exege­ti­cal Com­men­ta­ry of the New Tes­ta­ment (BECNT). (Link führt zur eng­li­schen Sei­te von Logos.)

Die Hintergründe der Reihe

Die Her­aus­ge­ber der BECNT-Rei­he sind Robert Yarb­rough (Pro­fes­sor für Neu­es Tes­ta­ment am Coven­ant Theo­lo­gi­cal Semi­na­ry) und Robert Stein (bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung Seni­or Pro­fes­sor für Neu­es Tes­ta­ment am Sou­thern Bap­tist Theo­lo­gi­cal Semi­na­ry). Bei­de Her­aus­ge­ber sind selbst Autoren ein­zel­ner Bän­de der Rei­he, Yarb­rough zu den Johan­nes­brie­fen, Stein zum Mar­kus­evan­ge­li­um. Die wei­te­ren Autoren gehö­ren unter­schied­li­chen Deno­mi­na­tio­nen an, stam­men aber alle aus dem kon­ser­va­tiv evan­ge­li­ka­len Lager. Dar­un­ter sind bekann­te Namen wie Dar­rell Bock, Tho­mas Schrei­ner oder Craig Blom­berg. Der ers­te und zugleich auch der bis­her umfang­reichs­te Kom­men­tar war der zwei­bän­di­ge Kom­men­tar zum Lukas­evan­ge­li­um von Dar­rell Bock (1994 und 1996). Mitt­ler­wei­le sind 17 Bän­de ver­füg­bar, in der Print­ver­si­on wie auch bei Logos.[1] Als ers­ter Kom­men­tar, der bereits in einer zwei­ten über­ar­bei­te­ten Auf­la­ge erschie­nen ist, gilt Tho­mas Schrei­ners Kom­men­tar zum Römer­brief[2]. Ziel­grup­pe der BECNT-Rei­he sind Pas­to­ren, Gemein­de­lei­ter, Stu­den­ten und Bibellehrer.

Der Aufbau der Reihe

Jeder Kom­men­tar der Rei­he beginnt mit den Ein­lei­tungs­fra­gen zum Buch.

  • Wer ist der Autor?
  • Wer die Empfänger?
  • Was wis­sen wir über die Hin­ter­grün­de der Entstehung?
  • Was ist die Absicht des Buches?
  • Wie kann man es gliedern?

Anschlie­ßend folgt die Exege­se der ein­zel­nen Sinn­ab­schnit­te, übli­cher­wei­se in vier Schritten.

  1. Over­view: Hier wird der Haupt­ge­dan­ke des Abschnitts wie­der­ge­ge­ben und in den Kon­text des Buches ein­ge­ord­net. Wei­ter­hin wird eine Glie­de­rung des Abschnitts gegeben.
  2. Exege­sis and Expo­si­ti­on: Hier wird der Text aus­ge­legt. In der Regel geschieht das Vers für Vers, gele­gent­lich liegt der Fokus auch nur auf einem Teil­vers oder es wer­den meh­re­re Ver­se zusam­men­ge­nom­men, wenn sie zusam­men aus­ge­legt wer­den soll­ten. Die Aus­le­gung geschieht auf Grund­la­ge des grie­chi­schen Tex­tes. Grie­chi­sche Begrif­fe wer­den dabei grund­sätz­lich tran­skri­biert, so dass sie auch jemand lesen kann, der kein Vor­wis­sen mit­bringt. Die Aus­le­gung ist sehr gründ­lich. Durch die gut mar­kier­ten Vers­an­ga­ben fin­det man sich leicht zurecht.
  3. Sum­ma­ry: Im Anschluss an die Aus­le­gung wird in der Regel eine Zusam­men­fas­sung gege­ben. Die Haupt­aus­sa­gen des Tex­tes und die behan­del­ten theo­lo­gi­schen The­men wer­den knapp wie­der­ge­ge­ben. An die­ser Stel­le muss aller­dings dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass bei die­sem drit­ten Schritt nicht alle Kom­men­ta­re der BECNT-Rei­he ein­heit­lich vor­ge­hen. Wäh­rend die meis­ten Kom­men­ta­re mit der „Sum­ma­ry“ schlie­ßen, gibt es Aus­nah­men. Aus wel­chem Grund auch immer ver­zich­ten ein­zel­ne Kom­men­ta­re auf den Abschnitt „Sum­ma­ry“, viel­leicht vor dem Hin­ter­grund, dass der Abschnitt „Over­view“ eine ähn­li­che Funk­ti­on erfüllt. Per­sön­lich fin­de ich das bedau­er­lich und wür­de mir mehr Ein­heit­lich­keit wün­schen, da der „Over­view“ in der Regel stär­ker tech­nisch aus­ge­rich­tet ist und die „Sum­ma­ry“ die Bot­schaft des Abschnitts auf den Punkt bringt. Der Kom­men­tar zum 2. Korin­ther­brief von Geor­ge Gut­hrie ent­hält statt dem Abschnitt „Sum­ma­ry“, den Abschnitt „Refle­xi­on“, der stär­ker in die Anwen­dung führt. Als Pre­di­ger emp­fin­de ich die Abschnit­te gründ­lich und hilf­reich, kann es aber trotz­dem nicht ganz nach­voll­zie­hen, war­um man in der Kom­men­tar­rei­he kei­ne ein­heit­li­che Linie fährt.
  4. Addi­tio­nal Notes: Die Aus­le­gung der Ver­se ist sehr gründ­lich und auf einem hohen exege­ti­schen Niveau. Ein­zel­ne zu tech­ni­sche Fra­gen zur Aus­le­gung oder Text­kri­tik sol­len trotz­dem nicht ins Zen­trum gestellt wer­den und wer­den dem­entspre­chend dann für Inter­es­sier­te noch ein­mal am Ende aufgegriffen.

Was mich fasziniert

Die Übersichtlichkeit

Einer knap­pen Glie­de­rung, die anzeigt, an wel­cher Stel­le man sich im Buch befin­det, folgt die Über­sicht über den Text­ab­schnitt. Das Gan­ze wirkt kei­nes­falls über­frach­tet, son­dern ist sehr sau­ber formatiert.

Im exege­ti­schen Teil fin­det man sich durch die Vers­an­ga­ben zu Beginn der Abschnit­te sehr gut zurecht. In den sel­tens­ten Fäl­len wird man den kom­plet­ten Abschnitt lesen. In der Regel sucht man nach der Kom­men­tie­rung ein­zel­ner Ver­se. Die Über­sicht­lich­keit macht es einem hier einfach.

Die exegetische Tiefe

Die Kom­men­ta­to­ren gehen sehr gründ­lich in ihrer Exege­se vor. Grund­la­ge dafür ist der grie­chi­sche Text. Wo es ent­schei­den­de Unter­schie­de in den Hand­schrif­ten gibt, sind auch text­kri­ti­sche Anmer­kun­gen zu fin­den. Bei Ver­sen, die unter­schied­lich aus­ge­legt wer­den, wer­den auch die unter­schied­li­chen Posi­tio­nen dar­ge­legt. Exem­pla­risch hier nur der ers­te von neun Absät­zen, der der Dis­kus­si­on um das Ver­ständ­nis von pis­tis chris­tou in Römer 3,22 gewid­met ist. Allein in den Fuß­no­ten zu die­sem Abschnitt wird auf fast 30 Wer­ke verwiesen.

Die Zugänglichkeit

Die BECNT-Rei­he ist exege­tisch sehr gründ­lich, schafft es dabei aber, zugäng­lich für inter­es­sier­te Lai­en zu sein. Der Text ist weit­ge­hend all­ge­mein­ver­ständ­lich for­mu­liert. Stark tech­ni­sche Dis­kus­sio­nen sind in die Addi­tio­nal Notes aus­ge­glie­dert. So schafft es die Rei­he, Theo­lo­gen als Ziel­grup­pe zu haben und eben­so für ande­re Inter­es­sier­te zugäng­lich zu sein.

Zusammenfassung

Die BECNT-Rei­he gehört neben der ZECNT-Rei­he zu mei­nen per­sön­li­chen Favo­ri­ten. Wenn es um Exege­se geht, sind die­se bei­den Rei­hen für mich unver­zicht­bar. Wäh­rend die ZECNT-Rei­he beson­ders durch ihre kla­re Struk­tur, die Text­schau­bil­der und die Dia­gram­me noch einen Tick über­sicht­li­cher gestal­tet ist, und außer­dem Hil­fen für die Anwen­dung ent­hält, ist die BECNT-Rei­he in ihren exege­ti­schen Pas­sa­gen teil­wei­se noch etwas gründ­li­cher. Wie oben beschrie­ben fin­de ich es etwas scha­de, dass die Kom­men­ta­re nicht ganz ein­heit­lich gestal­tet sind. Wert­voll sind sie aber durchweg.

Die 18 bereits erschie­ne­nen Kom­men­ta­re sind bei Logos als Set erhält­lich. Hier ist aber noch die ers­te Auf­la­ge von Schrei­ners Kom­men­tar zum Römer­brief ent­hal­ten. Die zwei­te über­ar­bei­te­te Auf­la­ge des Römer­brie­fes gibt es aktu­ell nur ein­zeln zu kaufen.


1. Mit dem Kom­men­tar zum Johan­nes­evan­ge­li­um von Andre­as Kös­ten­ber­ger war län­ge­re Zeit ein wei­te­rer Band ver­füg­bar. Die­ser muss­te aller­dings vom Ver­lag zurück­ge­nom­men wer­den, da bei eini­gen Zita­ten Quel­len­an­ga­ben fehl­ten. Sie­he dazu die Stel­lung­nah­me von Andre­as Kös­ten­ber­ger. Kös­ten­ber­ger hat ange­kün­digt, den Band zu über­ar­bei­ten und der Ver­lag will die­sen dann in einer neu­en Auf­la­ge mit kor­rek­ten Quel­len­an­ga­ben her­aus­zu­ge­ben.

2. Ein vor weni­gen Mona­ten erschie­ne­ner Blog-Post von Micha­el Bird gibt ein kur­zes Inter­view mit Tho­mas Schrei­ner wie­der, in dem der Leser Ein­blick in die Ände­run­gen der zwei­ten Auf­la­ge bekommt.

Jakob Haddick

Über den Autor

Jakob Haddick ist Pastor der Christlichen Gemeinde Freimersheim und Mitglied im Leitungsteam beim Missionswerk Evangelium für Alle. Dort ist er verantwortlich für nebenberufliche theologische Schulungsarbeit. Privat bloggt er auf jakobhaddick.de.

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