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Noch ein Kommentar?
Wir leben in einer Zeit, in der es eine schier unermesslich große Anzahl von Ressourcen gibt, die uns helfen wollen, die Bibel besser zu verstehen. Jedes Jahr erscheinen etliche neue Bibelkommentare.
Kommentare haben aber ganz unterschiedliche Zielgruppen im Blick. Manche richten sich an Theologen oder Theologiestudenten, andere an Pastoren, wieder andere an Laien. Einige setzen die Kenntnis der Grundsprachen voraus. Andere sind sehr anwendungsbezogen geschrieben oder haben den Anspruch, den Leser geistlich herauszufordern. Deshalb ist es besonders wichtig, das richtige Werkzeug für seine Zwecke zu finden.
In den folgenden Wochen möchte ich vier meiner persönlichen Favoriten unter den Kommentarreihen vorstellen, diejenigen, die ich persönlich am häufigsten verwende. Zwei der Reihen sind auf das Neue Testament beschränkt und bei dreien sind noch nicht alle Bände verfügbar. Alle haben aber gemeinsam, dass sie ihre Bände unter Logos verfügbar sind. In diesem ersten Beitrag möchte ich die Reihe Zondervan Exegetical Commentary of the New Testament (ZECNT) vorstellen.
Die Herausgeber und Autoren der Kommentarreihe
Der Herausgeber der ZECNT-Reihe ist Clinton Arnold, seit 2012 Dekan und Professor für Neues Testament an der Talbot School of Theology in Kalifornien, die zur Biola University gehört. Arnold ist selbst Autor des Kommentars zum Epheserbrief. Mit dem Kommentar zum Jakobusbrief von Craig Blomberg und Miriam Kamell erschien 2008 der erste Band der Reihe. Die Autoren gehören unterschiedlichen Denominationen an, stammen aber alle aus dem konservativ evangelikalen Lager. Darunter sind bekannte Namen wie Grant Osborne, Mark Strauss, Eckhardt Schnabel oder Thomas Schreiner. Mittlerweile sind 12 Bände verfügbar, 11 davon bereits bei Logos. Lediglich der Kommentar zu dem 1. Korintherbrief (2018) ist noch nicht bei Logos erhältlich. Zielgruppe der Reihe sind Pastoren und Bibellehrer.
Der Aufbau der Kommentare
Jeder Kommentar beginnt wie üblich mit den Einleitungsfragen zum kommentierten Buch. Hier schreibt der Kommentator über die Hintergründe des Buches, aber auch über die Hauptbotschaft des Buches. Das Kernstück der Kommentare ist dann die exegetische Betrachtung der einzelnen Sinnabschnitte. Schritt für Schritt wird dabei aufgezeigt, welche Rolle ein Sinnabschnitt dabei hat, die Hauptbotschaft des Buches zu vermitteln. Diese Exegetische Betrachtung erfolgt in sieben Teilen.
- Literary Context: Hier wird aufgezeigt, welche Bedeutung der Sinnabschnitt in Bezug auf die Botschaft des ganzen Buches hat.
- Main Idea: Der Hauptgedanke des Abschnitts wird prägnant in wenigen Sätzen dargelegt.
- Translation and Graphical Layout: Auf Grundlage der Übersetzung des Autors wird der Bibeltext, in der Form eines gegliederten Diagramms, wiedergegeben. Die Funktion der einzelnen Satzteile wird mit Hilfe von Schlüsselwörtern aufgezeigt.
- Structure: Es wird per Diskursanalyse gezeigt, wie der Schreiber seine Gedanken in dem vorliegenden Abschnitt entwickelt.
- Exegetical Outline: Die Gliederung des Textes wird hier prägnant dargelegt.
- Explanation of the Text: Der Text wird auf Grundlage des griechischen Grundtextes, Vers für Vers, ausgelegt. Die Auslegung geht durchaus in die Tiefe und es werden unterschiedliche Positionen zahlreicher anderer Kommentatoren diskutiert. Trotzdem wird auf Verständlichkeit geachtet. Griechische Wörter werden beispielsweise direkt mit ihrer englischen Übersetzung wiedergegeben.
- Theology in Application: Es wird aufgezeigt, welche theologischen Themen der Abschnitt aufgreift und es wird angedeutet, was der Text der Gemeinde heute zu sagen hat.
Jeder Kommentar schließt mit einer Darstellung der großen theologischen Themen eines Buches und diese im biblischen Buch entwickelt werden.
Was mich an diesen Bibelkommentaren fasziniert
Die Übersichtlichkeit
Bei der ZECNT-Reihe fällt mir zuallererst ein Schlagwort ein. Sie ist enorm leserfreundlich. Durch den klaren Aufbau findet man sich schnell zurecht, wenn man eine neue Seite aufschlägt. Das Schriftbild ist angenehm und übersichtlich. Hier ein Beispiel aus Schreiners Kommentar zu Gal 3,26–29:
Die exegetische Tiefe
Basis für die Auslegung ist der griechische Grundtext. Wer sich etwas mit griechischer Grammatik beschäftigt hat, kann die Diskussionen natürlich besser nachvollziehen. Zumindest ein Interesse an der Grundsprache sollte man mitbringen, um die Reihe gut nutzen zu können. Hier beispielhaft Schreiners Kommentar zu Gal 3,26:
In den Fußnoten, die oben nicht mit dargestellt sind, nimmt Schreiner außerdem, allein bei diesem Vers, Bezug auf neun Kommentatoren: Betz, Fung, Lightfoot, Longenecker, Martyn, Luther, Bruce, Hansen und Fee.
Wertvolle Diagramme
Kommentare sollte man immer mit einer geöffneten Bibel lesen. Logos bietet hervorragende Möglichkeiten, den Bibeltext parallel zu betrachten. Die Textschaubilder der ZECNT-Reihe eignen sich allerdings besser als jede Bibelübersetzung, um den Gedanken des biblischen Autors bzw. des Kommentators zu folgen. Die Art der Darstellung ähnelt der präpositionalen Gliederung, die bei Logos verfügbar ist, ist allerdings noch anschaulicher. Hier exemplarisch das Textschaubild für Gal 3,26–29:
Gal 3,26–29 ist dabei an sich noch ein überschaubarer Text. Es gibt natürlich deutlich komplexere Texte, für die ein Textschaubild noch wesentlich nützlicher ist.
Hilfen zur Anwendung
Die ZECNT-Reihe ist grundsätzlich eher technischer Natur und enthält nur wenige eher abstrakte Beispiele, die man direkt in eine Predigt einfließen lassen könnte. Sie weist aber auf theologische Themen hin, die im Bibeltext aufgegriffen werden. Bei Gal 3,26–29 zeigt Schreiner zwei Themen auf, auf die jeder Verkündiger eingehen sollte, wenn er den Abschnitt auslegt. Das erste ist die Gleichwertigkeit aller Gläubigen in Christus. Das zweite ist die Frage, ob Gal 3,28 so verstanden werden sollte, dass die Rollen von Mann und Frau austauschbar sind. Schreiner gibt dazu Leitlinien für die Anwendung. Der Verkündiger wird selbstverständlich selbst prüfen müssen, ob er mit Schreiner übereinstimmt. In jedem Fall hilft es, zu sehen, in welche Richtung der Verkündiger bei der praktischen Auslegung gehen kann. Konkrete Anwendungsbeispiele und Veranschaulichungen muss der dann selbst finden.
Zusammenfassung
Die ZECNT-Kommentarreihe ist eine der neuesten Kommentarreihen und gleichermaßen übersichtlich wie gründlich. Für mich persönlich ist sie in vielen Fällen die erste Anlaufstelle bei ungeklärten Fragen zum Text. Für Pastoren und Theologen ist sie sehr zu empfehlen. Auch für theologisch interessierte Laien kann sie interessant sein – Voraussetzung ist aber die Bereitschaft mit, sich mit der Grundsprache auseinanderzusetzen.
Die ZECNT-Reihe ist im Paket erhältlich. Alternativ sind die Bände auch zusammen mit den drei bereits bei Logos erschienenen AT-Kommenaren aus der ZECOT-Reihe erhältlich. Auch der Band zum Johannesevangelium ist dann dabei, der im ZECNT-Paket noch nicht mit enthalten ist. Hier gehts zum Angebot.
Englischsprachige Bücher bitte woanders bewerben, gibt ja sonst genug englischsprachige Blogs und Werbeforen hier.
Danke.
Lieber Herr Leiendecker,
auf dem deutschsprachigen Blog soll es natürlich primär um das deutschsprachige Logos und auch dementsprechend um deutschsprachige Werke gehen. Da darf es aber sicher auch Ausnahmen geben, besonders wenn es keine vergleichbaren deutschen Werke gibt und die englischsprachigen auch für deutsche Logos-Nutzer interessant sein könnten. Das wird aber in Zukunft sicher auch weiterhin due Ausnahme statt die Regel sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Jakob