Die Übersetzung der Bibel: Zu komplex, um perfekt zu sein

Von Manuel Becker

Bibelübersetzung, Exegese, übersetzung, Wortstudie
Vor 2 Monaten

Wel­che ist die bes­te Bibel­über­set­zung? In die­sem Arti­kel erfah­ren Sie in 15 Min., war­um Über­set­zung so schwie­rig ist und wor­auf Sie beim Bibel­le­sen ach­ten soll­ten

Übersetzung mit Tücken: Gott hat eine lange Nase

Wuss­ten Sie, dass in der Bibel steht, dass Gott eine lan­ge Nase hat? Wenn Sie jetzt empört wider­spre­chen, dass Sie das nicht in Ihrer Bibel fin­den kön­nen, dann haben Sie Recht und wir sind mit­ten im The­ma. Der Vers, auf den ich mich bezie­he, ist Exodus 34,6 (Schlach­ter):

Der HERR, der HERR, der star­ke Gott, der barm­her­zig und gnä­dig ist, lang­sam zum Zorn und von gro­ßer Gna­de und Treue;

In der Schlach­ter-Über­set­zung, die ja gera­de wegen ihrer Nähe zum Urtext geschätzt wird, fin­det sich auch kein Hin­weis auf eine lan­ge Nase. Schaut man jedoch in den hebräi­schen Text, so steht dort wört­lich, dass Gott eine lan­ge Nase hat. Im Deut­schen wird der hier ste­hen­de Aus­druck gewöhn­lich mit „lang­sam zum Zorn“ oder „lang­mü­tig“ über­setzt. Wie lässt sich das erklären?

Frü­her hat man sich vor­ge­stellt, dass Zorn im Bauch­raum beginnt. Wenn der Zorn grö­ßer wird, dann steigt er lang­sam auf zum Kopf und wenn er an der Nasen­spit­ze ankommt, dann explo­diert die Per­son vor Wut. Falls die Per­son also eine lan­ge Nase hat, dau­ert es dem­entspre­chend län­ger. Der Aus­druck stand also damals sprich­wört­lich dafür, lang­sam zum Zorn oder sehr gedul­dig zu sein.

Übersetzung ist schwierig

Bibel­über­set­zer ste­hen stän­dig vor der Her­aus­for­de­rung, Ent­schei­dun­gen tref­fen zu müs­sen, wie sie einen Text ver­ständ­lich wie­der­ge­ben. In kei­ner gän­gi­gen deut­schen Bibel­über­set­zung liest man zum Bei­spiel, dass Gott eine „lan­ge Nase“ hat – obwohl das im Hebräi­schen so da steht. War­um nicht? Weil moder­ne Leser damit nichts anfan­gen kön­nen. In der Bibel gibt es eine Viel­zahl sol­cher Ver­se, die, wört­lich über­setzt, für uns kei­nen Sinn erge­ben, weil zwi­schen uns und den bibli­schen Autoren ein gro­ßer his­to­ri­scher und kul­tu­rel­ler Abstand liegt.

Wie also soll man sol­che Ver­se über­set­zen? Wört­lich, auch wenn sie dann schwer ver­ständ­lich sind? Oder lie­ber so, dass sie bereits eine Inter­pre­ta­ti­on ent­hal­ten, die uns die Bedeu­tung erklärt? Aber wie kön­nen wir sicher sein, dass die­se Deu­tung tat­säch­lich rich­tig ist? Die Bibel zu über­set­zen, ist schwie­rig. Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass jede Über­set­zung auch immer eine Inter­pre­ta­ti­on ist. Auch wenn die gän­gi­gen Über­set­zun­gen sehr sorg­fäl­tig gemacht wer­den, kann es manch­mal hilf­reich sein, genau­er hin­zu­se­hen und zu prü­fen, was wirk­lich im Ori­gi­nal­text steht.

7 Dinge, die Sie zum Thema Übersetzung wissen sollten

Das Über­set­zen der Bibel ist ein äußerst kom­ple­xer Pro­zess. Des­halb gibt es so vie­le ver­schie­de­ne Über­set­zun­gen, die alle sehr behut­sam mit dem Ori­gi­nal­text umge­hen und den­noch ein­zig­ar­tig sind. Die­se sie­ben Fak­to­ren erklä­ren, war­um es kei­ne „per­fek­te“ Über­set­zung gibt und was Sie beim Lesen Ihrer Bibel­über­set­zung beach­ten sollten.

Unterschiedliche Grammatik

Alt­he­brä­isch, Ara­mä­isch und Grie­chisch, die ursprüng­li­chen Spra­chen der Bibel, haben eine ganz ande­re Gram­ma­tik und Satz­struk­tur als Deutsch oder ande­re moder­ne Spra­chen. Über­set­zer müs­sen Ent­schei­dun­gen tref­fen, wie sie die Bedeu­tung so wie­der­ge­ben, dass sie in der Ziel­spra­che Sinn ergibt, ohne dass wich­ti­ge Nuan­cen ver­lo­ren gehen.

Hier ein paar Beispiele:

  • Die Ver­wen­dung von Arti­keln spielt eine Rol­le. Dies ist z. B. bei der Inter­pre­ta­ti­on von Johan­nes 1,1–18 sehr wich­tig. In Johan­nes 1:1–1+18 („… und das Wort war Gott“ und „… Nur der eine, der Mensch gewor­den ist, selbst Gott ist“) steht kein bestimm­ter Arti­kel vor dem Wort „Gott“, was ver­schie­de­ne Inter­pre­ta­tio­nen zulässt.
  • Im Hebräi­schen gibt es eini­ge Wör­ter, die im Ori­gi­nal unbe­stimmt sind, aber im Deut­schen oft einen Arti­kel benö­ti­gen. Dies kann zu Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum füh­ren, z. B. „ein Sohn Got­tes“ vs. „der Sohn Gottes“.
  • Im Grie­chi­schen und Hebräi­schen hat die Wort­rei­hen­fol­ge oft eine ande­re Funk­ti­on als im Deut­schen, wo sie z. B. die Bedeu­tung eines Sat­zes fest­legt. Im Grie­chi­schen kann die Rei­hen­fol­ge fle­xi­bler sein, um den Fokus oder die Beto­nung zu ver­än­dern – ein Aspekt, der bei der Über­set­zung ver­lo­ren gehen kann.
  • Im Grie­chi­schen wird oft auf das Sub­jekt ver­zich­tet, weil die Ver­ben die han­deln­de Per­son kenn­zeich­nen. In moder­nen Spra­chen muss die­se unter Umstän­den genau ange­ge­ben wer­den, was eine Inter­pre­ta­ti­on durch den Über­set­zer not­wen­dig macht.

Wörter haben mehrere Bedeutungen

Was ist Liebe?

Wör­ter haben in der Regel kei­ne fes­te, all­ge­mein­gül­ti­ge Bedeu­tung, son­dern müs­sen von uns mit Bedeu­tung gefüllt wer­den. Das Wort „Lie­be“ bedeu­tet für ver­schie­de­ne Men­schen ganz unter­schied­li­che Din­ge. Man­che spre­chen bereits von Lie­be, wenn sie sich sexu­ell zu einer Per­son hin­ge­zo­gen füh­len, ande­re spre­chen von Lie­be, wenn sie roman­ti­sche Gefüh­le emp­fin­den. Doch Gefüh­le kom­men und gehen – wann han­delt es sich dann wirk­lich um Liebe?

Jesus hin­ge­gen lehr­te, dass wah­re Lie­be mehr ist als blo­ße Gefüh­le. Er hat gezeigt, dass zur Lie­be gehört, den gelieb­ten Men­schen zu kor­ri­gie­ren, auch wenn das kurz­fris­tig ver­let­zend sein kann. Lie­be bedeu­tet, das Wohl des ande­ren zu suchen, auch wenn man selbst Opfer brin­gen muss, und wah­re Lie­be liebt sogar die eige­nen Fein­de. Was wah­re Lie­be ist, kann nur schwer in Wor­te gefasst wer­den und wird oft auf der Grund­la­ge eige­ner Lebens­er­fah­run­gen definiert.

Die Nuancen von Liebe

Das Bei­spiel des Wor­tes „Lie­be“ zeigt, dass ein und das­sel­be Wort je nach Kon­text sehr unter­schied­lich ver­stan­den wer­den kann. Das ist in der Bibel nicht anders. Oft gibt es im Deut­schen kein ein­zel­nes Wort, das alle Nuan­cen eines Begriffs abdeckt, ähn­lich wie bei dem Wort „Lie­be.“

Wör­ter haben nicht nur Defi­ni­tio­nen, son­dern auch Nuan­cen, Ober­tö­ne und Kon­no­ta­tio­nen. Wör­ter in einer Spra­che über­schnei­den sich mit Wör­tern in einer ande­ren, aber sel­ten, wenn über­haupt, in per­fek­ter Wei­se. (McGrath)

Das grie­chi­sche Wort „Aga­pe“, das gewöhn­lich mit „Lie­be“ über­setzt wird, beschreibt eine tie­fe­re, bedin­gungs­lo­se Lie­be, die sich von ande­ren Arten der Lie­be unter­schei­det. Im Hebräi­schen fin­den wir das Wort „hesed“, wel­ches immer wie­der ver­wen­det wird, um Gott zu beschrei­ben. Es ver­eint Loya­li­tät, Lie­be, Barm­her­zig­keit und Gna­de in einem Wort. Hesed bedeu­tet, dem ande­ren auch dann treu zu blei­ben, wenn es schwie­rig ist, und Gna­de zu zei­gen, auch wenn sie nicht ver­dient ist. Got­tes Hesed ist untrenn­bar damit ver­bun­den, dass er zu sei­nem Bund mit uns steht und wir uns auf sei­ne Treue abso­lut ver­las­sen können.

Ein wei­te­res Bei­spiel ist das Wort „Shalom“, das nicht nur „Frie­den“, son­dern ein umfas­sen­des Wohl­sein bedeu­tet. Sol­che Begrif­fe las­sen sich nicht ein­fach in ein ein­zi­ges deut­sches Wort über­tra­gen, ohne dabei wich­ti­ge Bedeu­tungs­aspek­te zu verlieren.

Die mentale Enzyklopädie

Wör­ter – genau wie Men­schen – haben eine eige­ne Geschich­te; sie funk­tio­nie­ren an ver­schie­de­nen Orten unter­schied­lich, und wenn wir ver­ste­hen wol­len, was sie bedeu­ten, müs­sen wir sowohl zurück­tre­ten, um das Gan­ze zu sehen, als auch hin­ein­ge­hen, um die Details zu sehen. (Goo­der)

Jeder von uns trägt eine Art men­ta­le Enzy­klo­pä­die in sich. Die­se bestimmt, wie wir Wör­ter ver­ste­hen. Wenn wir uns bibli­schen Wör­tern nähern, soll­ten wir davon aus­ge­hen, dass wir die genaue Bedeu­tung des Wor­tes nicht ken­nen. Die Bedeu­tung vie­ler bibli­scher Schlüs­sel­wör­ter ist von der dama­li­gen Kul­tur oder von Schlüs­sel­ge­schich­ten im Alten Tes­ta­ment geprägt. Das macht es schwie­rig, die bibli­sche Bedeu­tung eines Wor­tes zu erfas­sen, denn unse­re men­ta­le Enzy­klo­pä­die, d.h. unser Wis­sen und unse­re Asso­zia­tio­nen, unter­schei­det sich von der men­ta­len Enzy­klo­pä­die der bibli­schen Autoren. Wenn wir ein Wort stu­die­ren, müs­sen wir ver­su­chen, ihre die Enzy­klo­pä­die zu ver­wen­den, also ver­ste­hen, wel­che Bedeu­tung sie selbst dem Wort gege­ben haben.

Beson­ders kom­pli­ziert wird es bei Pau­lus, der zwar auf Grie­chisch schrieb, aber ver­mut­lich in hebräi­schen Denk­mus­tern dach­te. Wenn wir „Gerech­tig­keit“ lesen, ver­su­chen wir, das grie­chi­sche Wort „dikai­o­sy­ne“ zu ver­ste­hen, das Pau­lus’ hebräi­sches Kon­zept von „seda­qa“ widerspiegelt.

Jede Über­set­zung ver­sucht, dem Ori­gi­nal­text gerecht zu wer­den, muss aber zwangs­läu­fig Kom­pro­mis­se ein­ge­hen. Wür­de man näm­lich ver­su­chen alle Nuan­cen des Ori­gi­nal­tex­tes in der Über­set­zung wie­der­zu­ge­ben, wäre der Text ver­mut­lich unlesbar.

Herausforderungen beim Übersetzen: Kulturelle Unterschiede

Die Bibel wur­de in einem bestimm­ten kul­tu­rel­len und his­to­ri­schen Kon­text geschrie­ben. Eini­ge Wör­ter sind eng mit Riten und Kon­zep­ten der dama­li­gen Kul­tur ver­knüpft und haben kei­ne direk­te Ent­spre­chung in moder­nen Kul­tu­ren oder sind uns sogar völ­lig fremd. Über­set­zer müs­sen daher ent­schei­den, wie sie sol­che Begrif­fe am bes­ten wiedergeben.

Zwei Bei­spie­le hier­für sind:

  • In der Anti­ke waren patri­ar­cha­li­sche Struk­tu­ren fest ver­an­kert. Begrif­fe wie „Haus­va­ter“ oder „Erst­ge­bo­re­ner“ hat­ten eine tie­fe sozia­le und recht­li­che Bedeu­tung, die über die blo­ße fami­liä­re Stel­lung hinausging.
  • Im Alten Tes­ta­ment spie­len Rein­heits­ge­set­ze eine zen­tra­le Rol­le. Begrif­fe wie „unrein“ bezie­hen sich jedoch nicht nur auf phy­si­sche Sau­ber­keit, son­dern auf einen ritu­el­len Zustand, der schwer in moder­ne Kon­zep­te zu über­tra­gen ist. Das Ver­ständ­nis von ritu­el­ler Unrein­heit als sozia­ler oder spi­ri­tu­el­ler Zustand ist schwer in der Über­set­zung zu vermitteln.

Herausforderungen bei der Übersetzung: Redewendungen und Sprachbilder

Alte Spra­chen sind voll von Idio­men und bild­haf­ter Spra­che, die sich nicht wört­lich über­set­zen las­sen. Die lan­ge Nase Got­tes habe ich bereits erwähnt. Ein ande­res Bei­spiel fin­det sich in 1 Samu­el 25,22. Dort ver­heißt Gott, dass jeder, der „an die Wand pisst“ (Schlach­ter) bis zum Mor­gen tot sein wird. Die Elber­fel­der bie­tet hier zum bes­se­ren Ver­ständ­nis eine Inter­pre­ta­ti­on und spricht davon, dass alle Män­ner ster­ben werden.

In Jesa­ja 57 wird Isra­els Göt­zen­dienst mit Hure­rei ver­gli­chen, und Vers 8 ist ein beson­ders span­nen­des Bei­spiel für den Gebrauch von Euphe­mis­men (sprach­li­che Umschrei­bun­gen, die ver­wen­det wer­den, um tabui­sier­te The­men auf eine indi­rek­te Wei­se aus­zu­drü­cken) in der hebräi­schen Bibel. Die Zür­cher Bibel über­setzt den Text wört­lich mit: „Ihr Lager hast du geliebt, hast die Hand ange­schaut.“ Der Kon­text und vie­le wei­te­re Bei­spie­le aus der dama­li­gen Zeit deu­ten stark dar­auf hin, dass „Hand“ hier ein Euphe­mis­mus für die männ­li­chen Geni­ta­li­en ist. So über­setzt die Elber­fel­der ent­spre­chend: „Du lieb­test ihr Lager, sahst ihre Blöße.“

Ande­re anti­ke Tex­te deu­ten dar­auf hin, dass auch das Wort „Fuß“ als Euphe­mis­mus für die Geni­ta­li­en genutzt wur­de. Zu wis­sen, dass die hebräi­sche Bibel häu­fig Euphe­mis­men für die Geni­ta­li­en ver­wen­det, erschwert die Inter­pre­ta­ti­on von Tex­ten, da es oft unklar ist, ob etwas sexu­ell gemeint ist oder nicht. Dies ist natür­lich beson­ders wich­tig für die Inter­pre­ta­ti­on des Hohe­lieds (z. B. Hohe­lied 5,2–6) oder auch für Ruth 3,4.

Die Ver­wen­dung von Euphe­mis­men und bild­haf­ter Spra­che in der Bibel macht deut­lich, dass Bibel­über­set­zung nicht nur sprach­li­ches Wis­sen, son­dern auch ein tie­fes Ver­ständ­nis der dama­li­gen Kul­tur erfor­dert. Somit ste­hen Über­set­zer stän­dig vor der Her­aus­for­de­rung, die ursprüng­li­che Bedeu­tung und die kul­tu­rel­len Kon­tex­te in moder­nen Über­set­zun­gen ver­ständ­lich wiederzugeben.

Der Einfluss des theologischen Hintergrunds auf die Übersetzung

Über­set­zer kom­men aus ver­schie­de­nen theo­lo­gi­schen Hin­ter­grün­den, und ihre Inter­pre­ta­ti­on des Tex­tes kann beein­flus­sen, wie bestimm­te Bibel­ab­schnit­te über­setzt werden.

Ein Bei­spiel hier­für ist Jesa­ja 7,14. Die Schlachter‑, Elber­fel­der- und die Ein­heits­über­set­zung über­set­zen „alma“ mit „Jung­frau“, was das christ­li­che Ver­ständ­nis der Jung­frau­en­geburt in den Vor­der­grund stellt. Ande­re Über­set­zun­gen wie die Gute Nach­richt Bibel, die Zür­cher Bibel und die Basis­Bi­bel ver­wen­den „jun­ge Frau“, was näher am hebräi­schen Wort­sinn ist, da „alma“ all­ge­mein eine jun­ge Frau bezeich­net und nicht expli­zit eine „Jung­frau“.

Herausforderungen bei der Übersetzung: Wortspiele und Poesie

Die Bibel ent­hält vie­le poe­ti­sche Pas­sa­gen, Wort­spie­le und lite­ra­ri­sche Stil­mit­tel, die schwer in eine ande­re Spra­che zu über­tra­gen sind. Über­set­zer müs­sen sich oft ent­schei­den, ob sie die poe­ti­sche Form bei­be­hal­ten oder die Bedeu­tung ver­mit­teln, und bei­de Ent­schei­dun­gen kön­nen dabei zu Ein­bu­ßen führen.

Bei­spiel: In Kla­ge­lie­der 1,1–5 fin­det man die hebräi­sche Form der Akro­sticha (alpha­be­ti­sche Gedich­te), bei der jeder Vers mit einem neu­en Buch­sta­ben des hebräi­schen Alpha­bets beginnt. Die­se Struk­tur bleibt in den meis­ten Über­set­zun­gen unbe­merkt, da sie sich nicht ins Deut­sche über­tra­gen lässt. Dadurch ver­liert der Text sei­ne lite­ra­ri­sche Kunst­fer­tig­keit, die für die Leser des Ori­gi­nals eine tie­fe­re Bedeu­tung hatte.

Manuskriptvarianten

Unter­schied­li­che alte Hand­schrif­ten haben manch­mal leicht abwei­chen­de For­mu­lie­run­gen. Über­set­zer müs­sen ent­schei­den, wel­cher Ver­si­on sie fol­gen, und die­se Ent­schei­dun­gen kön­nen zu Unter­schie­den zwi­schen den Über­set­zun­gen führen.

Bei­spiel: In eini­gen Manu­skrip­ten endet das Vater­un­ser (Matt 6:13) mit der Doxolo­gie „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herr­lich­keit in Ewig­keit. Amen.“ Die­ser Zusatz fehlt jedoch in den ältes­ten und bes­ten grie­chi­schen Manu­skrip­ten wie dem Codex Sinai­ti­cus, was dar­auf hin­deu­tet, dass er spä­ter als lit­ur­gi­sche Ergän­zung hin­zu­ge­fügt wur­de. Daher fehlt er in vie­len Übersetzungen.

Was bedeutet das alles für unseren Umgang mit der Bibel?

Wel­che ist die bes­te Bibel­über­set­zung? Nicht eine Über­set­zung, son­dern ein Mix an Über­set­zun­gen! Auch wenn unse­re moder­nen Über­set­zun­gen wirk­lich gut sind, kann kei­ne ein­zel­ne Über­set­zung alle Nuan­cen des Ori­gi­nals voll­stän­dig wie­der­ge­ben. Des­halb ist es rat­sam, wich­ti­ge Abschnit­te in meh­re­ren Über­set­zun­gen zu lesen, die­se zu ver­glei­chen und soli­de Wort­stu­di­en zu den zen­tra­len Begrif­fen zu machen.

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Bibel­kom­men­ta­re sind ein wert­vol­les Hilfs­mit­tel. Sie bie­ten Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zu his­to­ri­schen und kul­tu­rel­len Zusam­men­hän­gen, ana­ly­sie­ren schwie­ri­ge Stel­len, klä­ren Unklar­hei­ten und zei­gen ver­schie­de­ne Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten auf. Bibel­kom­men­ta­re kon­zen­trie­ren sich jedoch in der Regel nicht auf eine gründ­li­che Ana­ly­se des hebräi­schen oder grie­chi­schen Tex­tes, es sei denn, dies ist an der betref­fen­den Stel­le beson­ders wichtig.

Es gibt jedoch ver­schie­de­ne Kom­men­tar­rei­hen, die sich beson­ders der Ana­ly­se des Urtex­tes wid­men. Die­se habe ich in mei­ner Biblio­thek prio­ri­siert, damit sie mir ganz am Anfang ange­zeigt wer­den. Die­se Rei­hen sind in der Regel spe­zi­ell für Bibel­über­set­zer ent­wi­ckelt, aber auch für Lai­en hilf­reich. Mei­ne vier Favo­ri­ten sind: Exege­ti­cal Sum­ma­ries, New Inter­na­tio­nal Greek Text Com­men­ta­ry, Exege­ti­cal Gui­de to the Greek New Tes­ta­ment und United Bible Socie­ty Hand­books. Die­se Rei­hen bie­ten Lai­en eine soli­de Ana­ly­se des Urtex­tes und damit eine gute Grund­la­ge für eine gründ­li­che Exegese.

Bibelstellen-Assistent

Bibliografie

McGrath, J.F. (2023) The A to Z of the New Tes­ta­ment: Things Experts Know that Ever­yo­ne Else Should Too. Grand Rapids, MI: Wil­liam B. Eerd­mans Publi­shing Com­pa­ny, S. 123–124.

Goo­der, P. (2022) „Fore­word“, in 15 New Tes­ta­ment Words of Life: A New Tes­ta­ment Theo­lo­gy for Real Life. Grand Rapids, MI: Zon­der­van Aca­de­mic, S. xii.


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Manuel Becker

Über den Autor

Manuel arbeitet als Gemeindegründer unter einer der 25 größten unerreichten Völkergruppen weltweit. Wenn seine vier Kinder ihn nicht gerade auf Trab halten, liest er gern theologische Bücher oder nutzt Logos, um sich in die Bibel zu vertiefen. Jetzt, wo sein MA-Studium an der Akademie für Weltmission abgeschlossen ist, plant er bald einen PhD in Theologie dranzuhängen. Er ist der Autor des beliebten Kinderbuchs „Der große Sieg“, welches das Evangelium in einer packenden Bildergeschichte für Jung und Alt illustriert.

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