Darum ist die Schlachter-Bibel 2000 meine Lieblingsübersetzung

Artikel Schlachter 2000 Bibelübersetzung

Eine gewachsene Liebe

Die Schlach­ter-Bibel war nicht immer mei­ne bevor­zug­te Bibel. Als ich das ers­te Mal von die­ser Über­set­zung hör­te, kam mir „Schlacht­hof“ in den Sinn, sowie Blut und Opfer­tie­re. Die­se Abnei­gung war für mich lan­ge Zeit Grund genug, um mich die­ser Über­set­zung über län­ge­re Zeit zu verweigern.

Doch dann hör­te ich immer wie­der, dass theo­lo­gisch inter­es­sier­te Blog­ger die Schlach­ter den ande­ren Über­set­zun­gen vor­zie­hen. Das mach­te mich neu­gie­rig, und ich mach­te mich dar­an, die­se Über­set­zung genau­er anzuschauen …

Woher hat die Übersetzung ihren Namen?

Nein, der Name der Über­set­zung hat nichts mit Schlacht­tie­ren zu tun, sie ver­dankt ihren Namen viel­mehr ihrem Über­set­zer: Franz Eugen Schlach­ter. Um 1900 über­setz­te er die Bibel im Allein­gang. Er war Pre­di­ger in Bern (Schweiz) und gehör­te der Erwe­ckungs­be­we­gung an. Die Über­set­zung hat also frei­kirch­li­che Wurzeln.

Schlach­ter war – wie Luther – mis­sio­na­risch moti­viert: Er über­setz­te die Bibel, um sei­ne Zeit­ge­nos­sen zum Bibel­le­sen zu moti­vie­ren. Er gab die „Minia­tur­bi­bel“ (so der Name der ers­ten Aus­ga­be) mit dem Ziel her­aus, dass Chris­ten die Bibel immer mit sich tra­gen können.

Bei sei­ner Über­set­zung ori­en­tier­te sich Schlach­ter an den schon bestehen­den Über­set­zun­gen von Luther und der Zür­cher Bibel. Die drei Über­set­zun­gen sind sich sehr wesens­ähn­lich: Christ­li­che Begrif­fe, wie Süh­ne blei­ben bestehen, aber der übri­ge Wort­schatz fällt in den neue­ren Aus­ga­ben rela­tiv zeit­ge­mäß und gut ver­ständ­lich aus.

Der Erfolg der Schlach­ter-Bibel war beträcht­lich: Schon nach sechs Jah­ren war sie in der Schweiz ver­brei­te­ter als die Luther- und die Elber­fel­der Bibel.

Sprachliche Unterschiede zu Luther

Als Ver­gleich zur Luther­über­set­zung hier eine der kom­pli­zier­te­ren Stel­len des NT – Römer 3,25:

Schlach­ter 2000 Luther
Ihn hat Gott zum Sühnop­fer bestimmt, [das wirk­sam wird] durch den Glau­ben an sein Blut Den hat Gott für den Glau­ben hin­ge­stellt als Süh­ne in sei­nem Blut
um sei­ne Gerech­tig­keit zu erwei­sen, weil er die Sün­den unge­straft ließ, die zuvor gesche­hen waren, zum Erweis sei­ner Gerech­tig­keit, indem er die Sün­den ver­gibt, die frü­her began­gen wurden.

Die Luther­über­set­zung lässt den Zusam­men­hang zwi­schen Glau­ben und Süh­ne etwas im Unkla­ren. Anders die Schlach­ter: der klar gekenn­zeich­ne­te Ein­schub [das wirksam wird] erklärt den Zusam­men­hang. Des Wei­te­ren scheint es in der Luther­über­set­zung so, dass Gott sei­ne Gerech­tig­keit beweist, indem er die Sün­den ver­gibt. Das macht kei­nen Sinn, denn Sün­den ver­ge­ben ist ja gera­de eine Abkehr der Gerechtigkeit.

Schlach­ter löst dies anders: Statt indem wählt er weil (das auch näher am Urtext ist), und statt Sünden vergibt über­setzt er mit Sünden ungestraft ließ (auch dies wie­der­um näher am Urtext). Damit erklärt er Got­tes Dilem­ma, dass er durch das „unge­straft las­sen“ der frü­he­ren Sün­den sei­ner Gerech­tig­keit nicht nach­kam, nun aber mit Jesus als Süh­ne­op­fer die geschul­de­te Gerech­tig­keit wie­der aufrichtet.

Man spürt förm­lich, wie es Franz Eugen Schlach­ter ein Anlie­gen war, solch zen­tra­le Wahr­hei­ten sei­nen Leu­ten zu erklä­ren. Mit dem Ver­ständ­nis der Bibel steht und fällt eine Erwe­ckung – das hat Schlach­ter ver­stan­den und dem­entspre­chend viel in sei­ne Bibel investiert.

Wie zeitgemäß ist die Schlachter-Bibel?

Seit der Publi­ka­ti­on der Minia­tur­bi­bel von 1905 sind inzwi­schen über hun­dert Jah­re ver­gan­gen und auch der deut­sche Sprach­ge­brauch hat sich gewan­delt. Zwei behut­sa­me Revi­sio­nen tru­gen dem bis 1951 Rech­nung. In den 1970er Jah­ren ging die Gen­fer Bibel­ge­sell­schaft erneut den Plan an, die Schlach­ter-Über­set­zung aufzufrischen.

Doch anstatt der Schlach­ter-Bibel bloß eine moder­ne­re Spra­che zu ver­pas­sen, ging man am Ende noch einen Schritt wei­ter: Man ent­schied sich dafür, eine ganz neue kom­mu­ni­ka­ti­ve Bibel­über­set­zung zu schaf­fen. Die­se neue Über­set­zung bekam dann auch einen ande­ren Namen: die „Neue Gen­fer Über­set­zung“ (NGÜ).

Doch das eigent­li­che Anlie­gen stand immer noch auf dem Tisch, die Schlach­ter-Bibel sprach­lich zu aktua­li­sie­ren. Schließ­lich wur­de die Über­set­zung ab 1995 revi­diert, aller­dings mit Zurück­hal­tung – die­se sah man einer­seits auf­grund des Anspruchs gebo­ten, eine wört­li­che Über­set­zung zu sein, ande­rer­seits aus Respekt vor den vie­len Gemein­den, wel­che sich über vie­le Jahr­zehn­te an den Schlach­ter-Wort­laut gewöhnt hat­ten. So tausch­ten die Revi­so­ren ver­al­te­te Wör­ter aus und ent­wi­ckel­ten einen Par­al­lel­stel­len-Appa­rat. Die Schlach­ter-Bibel 2000 erschien 2003.

Zum Unter­schied des Sprach­ge­brauchs zwi­schen Schlach­ter und NGÜ folgt ein Bei­spiel aus Mt 6,19, wo die Schlach­ter 2000 das etwas schwer ver­ständ­li­che Wort nachgraben wählt.

Schlach­ter 2000 NGÜ
Ihr sollt euch nicht Schät­ze sam­meln auf Erden, wo die Mot­ten und der Rost sie fres­sen und wo die Die­be nach­gra­ben und stehlen. Sam­melt euch kei­ne Reich­tü­mer hier auf der Erde, wo Mot­ten und Rost sie zer­fres­sen und wo Die­be ein­bre­chen und sie stehlen.

Im Ver­gleich zu ande­ren wört­li­chen Über­set­zun­gen (Luther und der neu­en Zür­cher Bibel 2007) ist die Schlach­ter aber eben­bür­tig, was den moder­nen Sprach­ge­brauch angeht. Ein wei­te­rer Unter­schied zur NGÜ ist, dass die Schlach­ter im Neu­en Tes­ta­ment aus dem his­to­ri­schen „Tex­tus Recep­tus“ über­setzt, wobei NGÜ, Luther und die meis­ten ande­ren deut­schen Über­set­zun­gen mitt­ler­wei­le auf dem grie­chi­schen NT von „Nest­le Aland“ beruhen.

Zur Schlach­ter-Bibel 2000 für Logos.

Alles in allem fin­de ich per­sön­lich die Schlach­ter-Über­set­zung sehr gelun­gen, sodass sie mitt­ler­wei­le die Haupt­bi­bel für mein täg­li­ches Bibel­stu­di­um ist, wie auch für das Aus­wen­dig­ler­nen von Bibelversen.

Weil die Schlach­ter-Bibel in Logos ein­ge­bun­den ist, bedeu­tet das, dass Sie die viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten der Suche nut­zen könn­ten, wie auch die Ver­lin­kun­gen, Ver­glei­che zu ande­ren Über­set­zun­gen und wei­te­re Features.

Hier fin­den Sie außer­dem die Erwei­ter­te Inter­li­near­bi­bel zur Schlach­ter-Bibel 2000.

Geschrieben von
Philipp Keller

Das Wort Gottes nicht nur lesen, sondern auch bewundern. Das versucht Philipp selbst zu tun und andere dazu zu motivieren. Er ist Worship-Leiter und bloggt privat. Auf Twitter ist er erreichbar unter @philippkellr

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51 Kommentare
  • Guten Tag Herr Keller
    Gibt es auch Bestre­bun­gen eine Elber­fel­der­über­set­zung inter­li­ne­ar ein­zu­füh­ren? Da ich die Luther sowie­so nur mit äus­sers­ten Vor­sicht lese, habe ich sofort eine Pre-Pub-Bestel­lung der Schlach­ter getä­tigt. Lie­ber wäre mir die erwähn­te Elber­fel­der­über­set­zung inter­li­ne­ar zu besitzen.

  • Guter Post, aber … und das soll den Post nicht rela­ti­vie­ren … ich den­ke der eigent­li­che Knack­punkt bei der Schlach­ter­bi­bel ist eben genau der Tex­tus Recep­tus als Grund­la­ge für das Neue Tes­ta­ment und nicht der Nest­le-Aland. Das ist nicht nur ein tech­ni­scher Unter­schied, son­dern auch ein theo­lo­gi­scher (um nicht zu sagen ideologischer).
    Am bes­ten sieht man das an der KJV-Only Dis­kus­si­on in den USA. Die KJV = King James Ver­si­on beruht eben­falls auf dem Tex­tus Recep­tus und wird von man­chen als die ein­zig inspi­rier­te Über­set­zung ange­se­hen, wäh­rend ande­re sie rund­her­aus ablehnen.
    Mir per­sön­lich gefällt die Schlach­ter­über­set­zung gut, aber theo­lo­gisch bevor­zu­ge ich den Nest­le-Aland als Basis. Aber dafür hat man ja Logos und kann dann z.B. die NGÜ dane­ben legen und die Unter­schie­de sehen oder – wenn die Inter­li­near­bi­bel da ist – direkt im Ori­gi­nal schau­en was da im Tex­tus Recp­tus hin­zu­ge­fügt wur­de. Ich lese aller­dings die meis­ten Din­ge auf Eng­lisch und von daher habe ich jetzt schon die Aus­wahl an Inter­li­near­bi­beln zu den meis­ten wich­ti­gen Über­set­zun­gen. Hier ist im Deut­schen echt noch Auf­bau­ar­beit zu leis­ten und die Schlach­ter-Inter­li­near­bi­bel (bzw. Rever­se Inter­li­ne­ar) ist ein wich­ti­ger Schritt aus mei­ner Sicht.

    • Dan­ke für die­sen Kom­men­tar! Mir geht es ganz genau­so. Die Schlach­ter 2000 hat im deutsch­spra­chi­gen Raum viel­leicht sogar eine in Ansät­zen ver­gleich­ba­re Fan­ge­mein­de wie ande­re TR-Über­set­zun­gen in Amerika. 

      Obwohl ich per­sön­lich metho­di­sche Vor­be­hal­te gegen­über dem TR habe, schät­ze ich die Schlach­ter-Bibel doch als recht gelun­ge­ne „wört­li­che, aber nicht unver­ständ­li­che” Über­set­zung. In der Pra­xis mer­ke ich rela­tiv sel­ten einen greif­ba­ren Unter­schied. Und bei Logos schät­zen wir den Aspekt umso mehr, dass wir damit auch einen Bedarf für Kun­den erfül­len kön­nen, die die­se Sache anders sehen.

      • Und vor­be­stellt habe ich sie auch schon 🙂 Allei­ne schon des­halb, weil ich es unter­stüt­zen will, dass Logos sein Ange­bot an deutsch­spra­chi­gen Bibeln ausweitet.
        Und ich kann mir gut vor­stel­len, dass sich eine Inter­li­ne­ar-Ver­knüp­fung des deut­schen mit dem grie­chi­schen Text nicht gera­de von allei­ne macht, also kos­tet es auch Geld.
        Ich den­ke aber auch, dass Logos in spä­te­ren Ver­sio­nen die Schlach­ter-Inter­li­ne­ar in ein Basis-Paket packen wird, wenn die Anschub­fi­nan­zie­rung erst­mal erfolgt ist.

    • Ja, der TR stört mich auch. Und eigent­lich hät­te ich erwar­tet, dass in der Schlach­ter die Stel­len mit Rand­be­mer­kun­gen ver­se­hen sind, wel­che sich von der Nest­le Aland unter­schei­den. Aber das haben sie lei­der nicht gemacht. Wie auch immer, ich habe hier eine gute Über­sicht gefun­den über die Unter­schie­de: http://www.kjvtoday.com/home/q‑are-the-differences-between-the-textus-receptus-and-nestle-aland-important (@Ben: viel­leicht kennst Du noch eine bes­se­re Quelle?)

      Wenn ich die Lis­te durch­le­se dann fällt mir auf, dass es kei­ne wirk­lich frap­pan­ten Unter­schie­de gibt, so dass man dar­auf eine abwei­chen­de Leh­re ablei­ten könn­te. Ich fin­de es erstaun­lich, dass sich zwei Abschrif­ten über Jahr­hun­der­te von­ein­an­der wei­ter­ent­wi­ckelt hat­ten und danach nur in so weni­gen Punk­ten unterscheiden.

      • Hi,
        Du kannst es je nach Aus­stat­tung auch mit dem Ver­si­ons­ver­gleich von Logos sehen, indem Du die Schlach­ter (oder KJV) mit einer ande­ren Bibel ver­gleichst. Da sieht man dann, dass gan­ze Stel­len nicht ein­fach nur anders über­setzt wur­den, son­dern kom­plett feh­len. Aller­dings sieht man so nicht alle Details, dafür müss­te man dann den NA mit dem TR im Grie­chi­schen Ori­gi­nal vergleichen.
        Jemand von Faithli­fe (Mark Ward) arbei­tet gera­de an einem Pro­jekt, wel­ches die KJV so dar­stellt, als wenn sie auf Basis des NA über­setzt wor­den wäre und will damit auf­zei­gen, dass die Unter­schie­de gar nicht so groß sind, wenn ich das rich­tig im Kopf habe. Er hat auch ein Buch dazu in Arbeit, das es als pre-pub gibt: „Aut­ho­ri­zed: The Use and Misu­se of the King James Bible”

  • Moin Leu­de,
    Ich beschäf­ti­ge mich jetzt schon seit über 2 Jah­ren mit der Grund­text­fra­ge (NA con­tra TR/​Mehrheitstext) und habe dazu fast alles gele­sen, was mir in die Fin­ger gekom­men ist. Ich selbst bin nicht vom Fach und kann auch kein Grie­chisch, ich bin Laie, dafür aber wahn­sin­nig inter­es­siert .-) … und sel­ber noch unent­schlos­sen. Wenn ich die Argu­men­te pro NA lese, dann bin ich davon über­zeugt. Wenn ich dann die Argu­men­te pro Mehrheitstext/​TR lese, dann über­zeugt mich das! Immer hin- u. her. Und das ist für mich unbefriedigend!

    War­um hal­tet ihr den NA als den bes­sen Text als zB den Mehr­heits­text (ich schreib bewußt nicht TR, da die­ser sei­ne unstrei­ti­gen Schä­chen hat)?
    Was spricht für die alex. Text­typ (klei­ne MIn­der­heit, total unein­heit­lich, lokal begrenzt, nach dem 5. Jhrdt prak­tisch ausgestorben)?
    Was spricht gegen den byz. Text­typ (abso­lu­te Mehr­heit, sehr ein­heit­lich übe­lie­fert, gro­ße geo­gra­phi­sche Benutzung)?‚

    Got­tes Segen!

    • Hi Tors­ten,
      hier kommt jetzt mei­ne eige­ne per­sön­li­che Mei­nung, wobei ich natür­lich nichts gegen Anders­den­ken­de habe und mich beson­ders auch über Kun­den freue, die eine ande­re Ansicht haben: Mei­ner Beob­ach­tung nach hilft es nicht, das Pro­blem als Tro­cken­übung zu behan­deln. Aus mei­ner eige­nen Erfah­rung mit der Text­kri­tik und aus der freund­schaft­li­chen Dis­kus­si­on mit Mehr­heits­text-Anhän­gern glau­be ich: Das Haupt­pro­blem der Mehr­heits­text­ver­tre­ter liegt dar­in, dass sie die inter­ne Evi­denz ver­nach­läs­si­gen und eigent­lich stär­ke­re „alex­an­dri­ni­sche” Les­ar­ten auf die­ser Grund­la­ge prin­zi­pi­ell ausschließen. 

      Ein Pro­blem ist das des­halb, weil sie den alex­an­dri­ni­schen Text als Stroh­mann bekämp­fen. Die moder­ne Text­kri­tik inter­es­siert sich eigent­lich viel mehr für die inter­ne Evi­denz, also die inne­re Logik, die erklä­ren kann, durch wel­chen Feh­ler (oder eine gut gemein­te Kor­rek­tur) eine bestimm­te Les­art ent­stan­den ist. Dazu zei­gen stem­ma­ti­sche Stu­di­en wie die Dis­ser­ta­ti­on von Ste­phen Carlson zum Gala­ter­brief, dass es „den” alex­an­dri­ni­schen Typ gar nicht gibt (zumin­dest in den Pau­lus­brie­fen, aber ich ver­mu­te, man wird es für das gan­ze NT nach­wei­sen kön­nen). Die ent­spre­chen­den Hand­schrif­ten sind kaum oder nur ent­fernt ver­wandt. Als alex­an­dri­nisch sind schlicht die Hand­schrif­ten bekannt, die den bes­ten Text enthalten. 

      Das ande­re Pro­blem: Zwar ist die Aus­wer­tung inter­ner Evi­denz an man­chen Stel­len recht sub­jek­tiv, z.B. wenn man danach fragt, ob an einer Stel­le etwas absicht­lich hin­zu­ge­fügt oder ver­se­hent­lich weg­ge­las­sen wur­de. Den­noch gibt es genü­gend leicht zu fin­den­de Stel­len, wo die inter­ne Evi­denz schlicht gegen den byzan­ti­ni­schen Text spricht. Hier müs­sen Ver­tre­ter des Mehr­heits­texts m.W. prin­zi­pi­ell argu­men­tie­ren, dass der Mehr­heits­text der über­le­ge­ne ist und daher rich­tig sein muss. Aber das ist letzt­lich zumin­dest teil­wei­se ein Zirkelschluss.

      • Lie­ber Benjamin
        vie­len Dank für dei­ne Antwort.
        Das ist ja gera­de die Fra­ge: Ent­hal­ten die alex. Hss. wirk­lich den bes­se­ren Text? War­um meinst du das?

        Zwar sind die etwas frü­he­ren Hss. der alex. Text­li­nie zeit­lich gese­hen einen Tucken näher an der Ent­ste­hungs­zeit dran als die Hss. des byz. Tex­tes. Des­halb auto­ma­tisch urtext­nä­her? Dies habe ich auch lan­ge Zeit für maß­ge­bend gehal­ten, bin dann aber bei der Lek­tü­re vie­ler Wer­ke zu die­sem The­ma und durch aus­gie­bi­ge Email­kor­re­spon­denz mit Fach­leuch­ten der Text­kri­tik etwas in Schwan­ken gera­ten. Frü­he Hss. muss näm­lich nicht bedeu­ten, dass der Text auch auto­ma­tisch frü­her ist als der Text einer spä­te­ren Hss. Hand­schrift und der dar­in ent­hal­te­ne Text sind zwei paar Schu­he. Eine Hss. aus dem 6. Jhrdt kann Text aus dem 2. Jhrdt trans­por­tie­ren und eine Hss. aus dem 4. Jhrdt Text aus dem 3. Jhrdt. Und man weiß nie, wie­vie­le Kopier­schrit­te vorangingen.

        Außer­dem sind die Hss. des alex. Text­ty­pes so der­ma­ßen unter­schied­lich zuein­an­der, dass die Rekon­struk­ti­on eines Grund­tex­tes dar­aus ein Ping-Pong-Spiel zwi­schen den ver­schie­de­nen Les­ar­ten gewor­den ist. Nes­te Aland springt fast immer von Vati­ca­nus (B) nach Sinai­ti­cus (Aleph/​A), dh der Text ist dann BBAABABABBBAABBBABBABBAB AABBBBABABABABABABAB.. Wie will man aus so unter­schied­li­chen Zeu­gen einen Text her­aus­fil­tern? Nur an mikro­sko­pisch gerin­gen Stel­len nimmt der NA auch mal eine Les­art aus dem byz. Text, sonst immer nur „fol­low Vati­ca­nus and Sinai­ti­cus“. Das alles hat mir sehr zu den­ken geben. Und tut es auch noch heu­te! Du, lie­ber Ben­ja­min, hast das m.E. völ­lig rich­tig for­mu­liert: Es gibt eigent­lich gar kei­nen alex. Text­typ mit sich nahe­ste­hen­den Hss. außer Vati­ca­nus, und P75. Was von Aland als alex. Text gehan­delt wird ist ein zusam­men­ge­schweiß­ter Kunst­text und kei­ne Text­fa­mi­lie. Da hat kein Text geherrscht, weil die Schlam­per da mal so, mal so kopiert haben und im übri­gen viel byz. Text und Wes­tern-Text in den früh­ren Papy­ri zu fin­den ist. Die frü­hen Papy­ri sind ein “mixed bag”, ein “mixed text­ty­pe”. Dann bas­telt man unter Aus­las­sung der MT-Text­stel­len einen Text zusam­men, den es nicht gab, und das wird dann als alex. Text­form ver­kauft – m.E. Hum­bug. Der über­lie­fer­te Text war von Anfang an der byz. Text, der AT hat gar kei­ne Über­lie­fe­rung und er wur­de zum Glück auch nicht in die Über­lie­fe­rung ein­ge­speist (es gibt außer B und P75 kei­ne ähn­li­chen Hss und auch kei­ne Nach­fol­ge-Hss von B und Aleph!). Prak­tisch alle frü­hen Papy­ri krei­sen um den byz. Text. Der Rest­an­teil in den Hss, der nicht byz. Text ist, ist zum Groß­teil Aus­las­sun­gen und Kopier­feh­ler, also Sondergut.
        Fach­leu­te haben – das sagen selbst die NA-Only-Leu­te – fest­ge­stellt, dass die frü­hen Hss. des alex. Text­ty­pes von Aus­las­sun­gen und Kopier­feh­lern nur so wim­meln. Aland geht dann her uns sagt: Die Aus­las­sun­gen (die man wg. Homo­io­te­leu­ton oft klar erken­nen kann, wenn man die alex. Hss. gegen eine byz. Hss. ver­gleicht) ist Ori­gi­nal, den län­ge­ren Text haben sich die tau­sen­den von spä­te­ren Kopis­ten hin­zu­ge­dacht, obwohl die sich gar nicht kann­ten. Das das genaue Gegen­teil viel wahr­schein­li­cher ist, wenn die Kopis­ten kein Grie­chisch konn­ten wie in Egyp­ten, wird kon­se­quent aus­ge­blen­det. Genau­so das mit der här­te­ren Les­art. Alles, was komisch, unklar, gram­ma­ti­ka­lisch falsch klingt ist Ori­gi­nal, die evi­dent pas­sen­de For­mu­lie­rung ist Quatsch, das haben sich bestimmt tau­sen­de von Kopis­ten aus ganz Euro­pa in vie­len Jahr­hun­der­ten des Kopie­rens ohne sich zu ken­nen alle zufäl­lig gemein­sam ausgedacht. 

        Ich sehe da kaum inter­ne Evi­denz, die auf beson­de­re Urtext­nä­he des alex. Tex­tes schlie­ßen läßt. Oder was meinst du mit inter­ner Evidenz?

        Was meinst du?

        Got­tes Segen!

        • Lie­ber Torsten,
          nein, kei­ne Hand­schrift ist nur auf­grund ihres Alters bes­ser oder näher am Urtext. Lei­der wird „uns” die­ses Argu­ment von Mehr­heits­text-Ver­fech­tern ger­ne in den Mund gelegt, aber es gibt eigent­lich nie­man­den, der das nur so behaup­ten wür­de. Da muss man auf­pas­sen, dass man nicht gegen einen Stroh­mann kämpft. Stroh­män­ner kön­nen sich nicht weh­ren und sind sehr leicht zu besiegen! 😉 

          Was du als Unter­schie­de zwi­schen den „alex­an­dri­ni­schen” Hand­schrif­ten beschreibst, ist auch ein Sym­ptom der Tat­sa­che, dass die­se Hand­schrif­ten eben nicht beson­ders nahe ver­wandt sind und so kei­nen eigent­li­chen Text­typ dar­stel­len. Was die­se Hand­schrif­ten gemein­sam haben, ist, dass sie ten­den­zi­ell einen bes­se­ren Text ent­hal­ten, ob sie nun alt sind oder nicht (denn es gibt ja auch „alex­an­dri­ni­sche” Hss. aus dem Mit­tel­al­ter). Die­ser Text zeich­net sie aus, und die­sen Text ver­su­chen Text­kri­ti­ker zu rekon­stru­ie­ren. Und natür­lich: Auch in die­sen Hss. sind vie­le Feh­ler enthalten. 

          Dass man sich aus ver­schie­de­nen Zeu­gen einen eklek­ti­schen Text zusam­men­stellt, ist kein Hum­bug, son­dern metho­disch abso­lut soli­de. Der Pro­zess zollt letzt­lich nur der Tat­sa­che Respekt, dass sich beim Über­lie­fe­rungs­pro­zess Schreib­feh­ler und Kor­rek­tu­ren ein­schlei­chen, die schlicht in jedem erhal­te­nen Zeu­gen zu fin­den sind. Viel frag­wür­di­ger ist die Annah­me, dass es doch einen Zeu­gen geben soll­te, der kei­ne Feh­ler ent­hält. War­um denn? Übri­gens ist das im byzan­ti­ni­schen Text nicht anders. 

          Aber hier sto­ßen wir an die Gren­zen des­sen, was man allein mit einer theo­re­ti­schen Dis­kus­si­on errei­chen kann. „Inter­ne Evi­denz” bedeu­tet letzt­lich, dass man die Les­art vor­zieht, die die Ent­ste­hung der ande­ren am bes­ten erklä­ren kann. Lei­der pole­mi­sie­ren Mehr­heits­text-Ver­fech­ter häu­fig mit einer sehr unzu­tref­fen­den Dar­stel­lung der gel­ten­den Posi­tio­nen gegen den Kon­sens, sodass ihre Argu­men­ta­ti­on dann in gro­ßen Tei­len nicht über­zeu­gend ist. 

          Die von Hort vor­ge­leg­ten Kri­te­ri­en dazu sind im Gro­ßen und Gan­zen wei­ter gül­tig, wobei man inzwi­schen vom Kri­te­ri­um der kür­ze­ren Les­art viel Abstand genom­men hat (auch das ist ein Vor­wurf, der teils immer noch vor­ge­bracht wird). Schon längst ist es auch nicht mehr so, dass byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten per se für sekun­där erach­tet wer­den. Und ganz sicher wer­den byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten nicht ein­fach aus­ge­las­sen (Vor­wurf 2). Übri­gens gilt in der Text­kri­tik auch der Grund­satz, dass eine zu schwie­ri­ge (weil gram­ma­ti­ka­lisch fal­sche oder offen­sicht­lich auf einen Feh­ler zurück­ge­hen­de) Les­art natür­lich auch nicht auto­ma­tisch die bes­se­re ist, son­dern sich bei genü­gend Anzei­chen selbst dis­qua­li­fi­ziert. (Vor­wurf Nr. 3) 

          Ich habe in mei­nem Leben eine drei­stel­li­ge Zahl von text­kri­ti­schen Varia­tio­nen unter­sucht. Nicht immer ist die Ent­schei­dung glas­klar oder ein­fach (oder über­haupt plau­si­bel mög­lich). Aber fast immer ist es tat­säch­lich so, dass der Mehr­heits­text schlicht und ein­fach auf logi­scher Ebe­ne unter­liegt. Es ist ein­fach so, dass byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten zu Har­mo­ni­sie­run­gen, Auf­blä­hun­gen oder Text­glät­tun­gen ten­die­ren, ohne dass deren Ver­fech­ter das im Ein­zel­fall über­zeu­gend erklä­ren kön­nen. Statt­des­sen wird dann auf grund­sätz­li­cher Ebe­ne mit der byzan­ti­ni­schen Über­le­gen­heit argu­men­tiert (wobei ich mich hier eines Bes­se­ren beleh­ren las­se). (Eini­ge mei­ner Fäl­le las­sen sich z.B. hier nach­le­sen, wohin sie lei­der aus den Fuß­no­ten der eigent­li­chen Über­set­zung aus­ge­la­gert wor­den sind.)

          Hilft das?

          Ich hof­fe nun übri­gens, dass ich hier nicht selbst einen pole­mi­schen Ein­druck erwe­cke. Wie gesagt, ich habe vie­le Bekann­te und natür­lich auch Kun­den hier, die ande­rer Mei­nung sind und die ich trotz­dem schät­ze. 🙂 Auch dir Got­tes Segen.

  • Lie­ber Benjamin,
    vie­len Dank für dei­ne Ant­wort. Ich woll­te natür­lich auch nicht pole­mi­sie­ren, son­dern nur deut­lich klar machen, was mich bewegt. Und v.a.: Ich bin ja selbst noch hin- u. her­ge­ris­sen zwi­schen dem NA und dem byz. Text! Help!
    Habe ich dich rich­tig ver­stan­den: Die Regeln der Text­kri­tik, die sind es, nach denen du zu der Auf­fas­sung gelangt bist, dass der alex. Text­typ der bes­se­re ist. Kor­rekt? Also lec­tio bre­vi­or plus pre­fer the har­der rea­ding etc.?
    Ich hab viel dar­über gele­sen in der angel­säch­si­schen Lite­ra­tur, dass auch der NA noch viel von Westcott/​Hort über­nom­men hat, nur gibt man das in Müns­ter nicht zu. Dh im Prin­zip ist NA immer noch ein Kunst­text aus 80% Vati­ca­nus (dem „Meer der Rein­heit”), 19% Sinai­ti­cus und 1% byz. Hss. Und v.a. immer noch das skla­vi­sche Fest­hal­ten an der lec­tio bre­vi­or, und das trotz der von Roy­se in tau­sen­den von Fäl­len nach­ge­wie­se­nen Ten­denz der frü­hen Kopis­ten in Ägyp­ten zum Aus­las­sen (wg. Homo­i­ot.). Ver­ur­sacht dir das gar kei­ne Bauch­schmer­zen? Der NA ist im Prin­zip ein Ping-Pong von B und Aleph unter extre­mer Prä­fe­renz für die kür­ze­re Les­art. Ich bin selbst kein Text­kri­ti­ker, habe aber genug Unter­su­chun­gen gele­sen, in denen das so bestä­tigt wur­de. Selbst Müns­ter gibt ja in der TuT-Rei­he zu, dass Haupt­zeu­ge immer nur Vati­ca­nus ist (Aus­nah­me: Offen­ba­rung, dort Alex.).
    Ich wür­de ger­ne ver­ste­hen, war­um du die text­kri­ti­schen Regeln wie lec­tio bre­vi­or etc. so über­zeu­gend fin­dest. Ist es nicht viel logi­scher, dass die ägyp­ti­schen Kopis­ten – dort wur­de kein Grie­chisch gespro­chen – eher aus­ge­las­sen haben? Und wg. Kopier­feh­le­ner eine schwe­rer ver­ständ­li­che For­mu­lie­rung geschaf­fen haben (und nicht, weil sie das Ori­gi­nal ist!)?

    Stick with me, Ben­ja­min! I keep on struggling!

    P.S. War­um betei­ligt sich sonst kei­ner in die­sem Blog?

  • P.S. Das heißt, dass ich dei­ner The­se, dass man von der lec­tio bre­vi­or „viel Abstand genom­men hat”, nicht zustim­men kann. Zumin­dest habe ich immer wie­der gele­sen, dass – ent­ge­gen dem Vor­satz aus Müns­ter – die­se Regeln immer noch eine der Wich­tigs­ten ist (gibt Metz­ger selbst zu).

    • Ent­schul­di­ge, ich muss­te es immer wie­der auf­schie­ben, weil wir zur­zeit recht beschäf­tigt sind! Und kein Pro­blem, ich fin­de es gut, dass wir das Gan­ze bewusst auf der Ebe­ne eines sach­li­chen Aus­tau­sches hal­ten kön­nen, wie es sich gehört. 😉
      Roy­se hat eigent­lich die wesent­li­che Arbeit in Sachen Lec­tio bre­vi­or geleis­tet, die ist auch weit­hin beach­tet wor­den. Daher habe ich in der Hin­sicht kei­ne The­se auf­ge­stellt, son­dern ver­sucht, die gegen­wär­ti­ge For­schungs­mei­nung dazu zu reprä­sen­tie­ren. Daher igno­rie­re ich selbst die lec­tio bre­vi­or als Kri­te­ri­um eigent­lich meist – ich fin­de es viel hilf­rei­cher danach zu suchen, wel­che Les­art die Ent­ste­hung der ande­ren erklä­ren kann. (Aller­dings habe ich auch gele­sen, dass Roy­se eigent­lich nicht viel ande­res sagt als Hort, der die lec­tio bre­vi­or offen­bar mit einem recht stren­gen Regel­kor­sett ver­se­hen hat. Ich ver­mu­te, auch der hat das Kri­te­ri­um wei­se eingesetzt.) 

      Aber um auf dei­ne Fra­ge nach den Kri­te­ri­en ein­zu­ge­hen: Letzt­lich geht es dabei immer um den Ver­gleich von Les­ar­ten und die Fra­ge, wel­che Les­art die Ent­ste­hung der ande­ren erklä­ren kann. Hier kann man eigent­lich immer nur nach Wahr­schein­lich­kei­ten gehen, und es gibt ganz sicher Fäl­le, die aller Wahr­schein­lich­keit trot­zen. Die zwei­fel­haf­te Qua­li­tät des byzan­ti­ni­schen Texts zeigt sich aber nicht an Stel­len, wo man sowohl für eine Hin­zu­fü­gung als auch für eine Aus­las­sung einer län­ge­ren Les­art argu­men­tie­ren kann. Sie zeigt sich an den vie­len Stel­len, wo byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten zwei ande­re Les­ar­ten zu einer län­ge­ren kom­bi­nie­ren (ein häu­fi­ges Mus­ter) oder wo sie eine For­mu­lie­rung an eine ande­re anglei­chen, z.B. in den Evan­ge­li­en häu­fig an Par­al­lel­stel­len im Mat­thä­us­evan­ge­li­um, etc. Zur Fra­ge nach den Grie­chisch-Kennt­nis­sen der ägyp­ti­schen Schrei­ber kann ich nicht viel bei­steu­ern, ich ver­mu­te aber, dass das ein stark ver­ein­fach­tes und zu para­dig­ma­tisch pos­tu­lier­tes Argu­ment ist, das sich in den his­to­ri­schen Tat­sa­chen nur bedingt wie­der­spie­geln wird. Dazu kommt, dass Sprach-Kennt­nis­se nicht unbe­dingt nötig sind, um einen Text zuver­läs­sig abzu­schrei­ben. Daher wür­de ich es eben­so vor­sich­tig ein­set­zen wie die lec­tio brevior.

      Die deut­sche Text­kri­tik ist nach mei­nem Ein­druck außer­ge­wöhn­lich gut mit der angel­säch­si­schen For­schung ver­netzt. Nest­le-Aland ist ja schon län­ger ein inter­na­tio­na­les Pro­jekt, auch die Edi­tio Cri­ti­ca Mai­or (ECM) oder die Cohe­rence-based Geneo­lo­gi­cal Method (CBGM) mögen in Müns­ter ange­lei­tet wer­den, aber unter inter­na­tio­na­ler Betei­li­gung. Der oben erwähn­te Carlson hat z.B. letzt­lich auf Basis der Müns­te­ra­ner CBGM gearbeitet. 

      Gleich­zei­tig muss man sehen, dass der NA-Text seit den sieb­zi­ger Jah­ren (?) nicht mehr wesent­lich ver­än­dert wor­den ist. Man war­tet hier die Ergeb­nis­se der per Stem­ma-For­schung (CBGM) ermit­tel­ten ECM ab und über­führt dann die Vor­schlä­ge in den Text, wie es jetzt schon in den katho­li­schen Brie­fen gesche­hen ist. Das geht man­chen zu lang­sam und führt auch dazu, dass der Text natür­lich nicht als unfehl­bar anzu­se­hen ist. So gibt es denn auch weni­ge Exege­ten oder Bibel­über­set­zer, die dem Text ein­fach fol­gen. Und es gibt ein­zel­ne Neu­tes­ta­ment­ler, die ihn sogar schlecht fin­den (wobei sie in sol­chen Fäl­len dann erfah­rungs­ge­mäß nicht auf dem neus­ten Stand der text­kri­ti­schen For­schung sind). Als Fol­ge ent­ste­hen jetzt alter­na­ti­ve Edi­tio­nen wie das SBLGNT oder das THEGNT

      Nach mei­ner eige­nen Ein­schät­zung ist NA meist zuver­läs­sig, aber ich kom­me viel­leicht an einer von 9 Stel­len zu einer ande­ren Mei­nung. Ich den­ke aber, dass mit Voll­kol­la­ti­on und der stem­ma­ti­schen Metho­de der CBGM maß­geb­li­che Fort­schrit­te mög­lich sind. Die gleich­zei­tig häu­fig zei­gen, dass die vor­her geleis­te­te Arbeit erstaun­lich gut war.

  • Hi Ben­ja­min,
    vie­len Dank. Dh für dich sind die­se inter­nen Kri­te­ri­en der Text­kri­tik der ent­schei­den­de Punkt, war­um du zum NA neigst und nicht zum byz. Text­typ. Das kann ich gut nachvollziehen. 

    Aber: Wie erklärst du dir dann, wie der byz. Text ent­stan­den ist? Haben ab dem 5. Jhrdt auf ein­mal an ganz vie­len unter­schied­li­chen Orten Kopis­ten, die sich nicht kann­ten, auf wun­der­sa­me Wei­se prak­tisch immer an den­sel­ben Stel­len Text hin­zu­ge­fügt? Und das über vie­le Jahr­hun­der­te? Ist das nicht kom­plett unwahrscheinlich?

    Die­ser letz­te Punkt gibt mir bei der Text­de­bat­te immer zu denken.

    Wie erklärst du dir dann das Auf­kom­men und die Har­mo­nie im byz. Text, wenn doch der frü­he Text (im wesent­li­chen alex.) der Urtext wäre?

    Good bless!
    Torsten

    • Eine gute Fra­ge an jeman­den, der behaup­tet hat, aus­schlag­ge­bend wäre, wel­che Vari­an­te die Ent­ste­hung der ande­ren erklä­ren kann. 😉 Ich bin in der Hin­sicht nicht ganz firm, aber die For­schung scheint zu zei­gen, dass der byzan­ti­ni­sche Text kein geplan­tes Pro­dukt ist. Auch im Mehr­heits­text las­sen sich näm­lich im brei­ten Hand­schrif­ten­strom kei­ne kla­ren Ver­wandt­schaf­ten abzeich­nen. Auch byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten tre­ten unein­heit­lich und mit gro­ßer Streu­ung auf, und der „rei­ne­re” byzan­ti­ni­sche Text ist ten­den­zi­ell jün­ger als weni­ger rei­ne Hand­schrif­ten. (Müns­ter ana­ly­siert die Hand­schrif­ten ja sogar auf „byzan­ti­ni­sche Kon­ta­mi­nie­rung” hin.) All das weist auf eine gra­du­el­le, unsys­te­ma­ti­sche Ent­wick­lung hin, die sich irgend­wann mehr und mehr zu einem Text­typ ver­dich­tet hat. (Mich wür­de dage­gen inter­es­sie­ren, wie Mehr­heits­text­be­für­wor­ter das erklären.)

      Der Text­typ ent­stand dem­nach nach und nach, m.W. eher aus der Ten­denz, sti­lis­tisch unschö­ne oder aus ande­ren Grün­den ver­bes­se­rungs­wür­di­ge Les­ar­ten zu ver­bes­sern. Wo Grie­chisch wei­ter gespro­chen und als lite­ra­ri­sche Spra­che behan­delt wur­de, da ergab sich gera­de bei gebil­de­ten Schrei­bern das Anlie­gen, den Bibel­text zu bewah­ren und zu pfle­gen. Nach mei­nem Ver­ständ­nis wäre das Anlie­gen dann weni­ger gewe­sen, den ursprüng­lichs­ten Text zu bewah­ren, son­dern den „bes­ten”, ob das jetzt um den Stil geht, um die Har­mo­ni­sie­rung mit ande­ren Bibel­stel­len oder um die Har­mo­ni­sie­rung abwei­chen­der frü­he­rer Les­ar­ten durch Kom­bi­na­ti­on bei­der. Wenn so etwas an vie­len tau­send Stel­len unsys­te­ma­tisch, aber nach einem kon­sis­ten­ten Mus­ter geschieht, wirkt sich das unwei­ger­lich auf den in die­sem „Kli­ma” über­lie­fer­ten Text­typ aus. Für mich ist das eine edle Gesin­nung, die sicher auch Segen gebracht hat, uns aber lei­der vom ursprüng­li­che­ren Text fort­ge­bracht hat. 

      (Aller­dings: Kann man immer klar sagen, an wel­cher Stel­le ung­lat­ter Text ver­bes­sert und an wel­cher eine glat­te Les­art kor­rum­piert wor­den ist? Ver­mut­lich nicht, wie ich ja schon ange­deu­tet habe. Aber ist es nicht intrin­sisch wahr­schein­li­cher, dass ein in „ver­bes­se­rungs­wür­di­gem” Volks­grie­chisch geschrie­be­ner Text mit der Zeit von stil­be­wuss­ten Lesern ver­bes­sert wird, als dass ein ele­gan­ter Text in fast schon sys­te­ma­ti­scher Manier (aber den­noch in der Pra­xiss ganz unsys­te­ma­tisch) stüm­per­haft ent­stellt wird?)

      Das Anlie­gen, einen ein­heit­li­chen Text zu bewah­ren, wäre im Fall des MT gar nicht so unter­schied­lich von dem der Maso­re­ten – nur dass die sich nicht getraut haben, in ihren hebräi­schen Text ein­zu­grei­fen. Ihre Kor­rek­tu­ren haben sie als Lese-Anwei­sun­gen an den Rand geschrie­ben (Maso­ra).

      Es sei mir übri­gens fer­ne, dir mei­ne Mei­nung auf­zu­drän­gen. Ich hof­fe, du fühlst dich von mir nicht nie­der­ge­re­det, son­dern ich hel­fe dir wirk­lich wei­ter. Ich kann die Attrak­ti­on der ande­ren Sei­te gut verstehen…

      Got­tes Segen,
      Benjamin

      • Dan­ke, Benjamin.
        Dei­ne Theo­rie setzt aber die Annah­me vor­aus, dass zufäl­lig eine gro­ße Zahl von Kopis­ten immer wie­der die­sel­be Ten­denz zur Glät­tung, Har­mo­ni­sie­rung etc. hat­ten, ohne dass das zen­tral gelenkt wur­de. Der byz. Text mag eine Ent­wick­lung gemacht haben, bis er sich ver­fes­tig­te, aber die im Vgl. zum alex. Text­typ wesent­lich gerin­ge­re Dif­fe­ren­zen unter den Hss. sind ja enorm und der Text war ja schon am Anfang sta­bil. Auch wenn er nach und nach „noch sta­bi­ler” wur­de, wie kann das alles sein? Alles Zufall? Ist es da nicht viel wahr­schein­li­cher, dass der alex. Text­typ aus­ge­las­sen hat?

        Es gab kei­ne gemein­sa­me Instanz, die alles hät­te steu­ern kön­nen. Kopis­ten haben auch kei­ne gemein­sa­me Kon­gres­se abge­hal­ten. Die­se Pro­zess­theo­rie dient m.E. dazu, um NA schön­zu­re­den: Die haben Text weg, z.B. Alex­an­dri­nus an etli­chen Stel­len und nur die byz. Hss. und alle ande­ren haben das, also: der gan­ze Rest hat sich abge­spro­chen und das gemein­sam ergänzt oder per Zufall haben das Tau­sen­de Kopis­ten ergänzt. Anders­rum wird es doch viel logi­scher. Der Urtext war der län­ge­re, durch Kopier­feh­ler ist Text abhan­den­ge­kom­men. Statt­des­sen wird ein (viel wahr­schein­li­che­rer) Kopier­feh­ler zum Ori­gi­nal erho­ben und dann die unglaub­lich unwahr­schein­li­che Vari­an­te aus dem Hut gezau­bert, dass sich in ganz Euro­pa an tau­sen­den Stel­len zufäl­lig die Kopis­ten die­sel­ben SAchen aus­ge­dacht habe.

        Ich bin KEIN Text­for­scher, son­dern Jurist. DAher bin ich logi­sches Den­ken gewohnt. Und die­se Pro­zess­theo­rie ist defi­ni­tiv unwahrscheinlich.

        • Also um das klar zu stel­len: Nie­mand geht (mehr) von einem zen­tra­len byzan­ti­ni­schen Ent­ste­hungs­pro­zess aus. Es gibt ja tau­sen­de bis zehn­tau­sen­de rele­van­te Stel­len. Aber über­leg mal: Wenn du auf guten Stil Wert legst und der Mei­nung bist, ein Text wäre kor­rek­tur­be­dürf­tig, dann ver­bes­serst du den. Wenn dann der nächs­te kommt und eine Art Text­kri­tik macht, indem er zwei Hand­schrif­ten mit unter­schied­li­chem Text ver­gleichst, wirst er den Text mit dem bes­se­ren Stil vor­zie­hen. Die sti­lis­tisch schlech­te Les­art fällt raus und stirbt aus, die glät­te­re über­lebt. Der Schrei­ber ist der Mei­nung, sich gut um den Text geküm­mert zu haben. 

          Auch wenn du hun­dert Leu­te hast, die alle bes­se­ren Stil bevor­zu­gen, wer­den die immer den bes­se­ren Stil vor­zie­hen. Die müs­sen sich gar nicht abspre­chen, es reicht, dass sie ein ähn­li­ches Stil­emp­fin­den haben und sich nicht scheu­en, zu ver­bes­sern bzw. „schlech­te­re” Les­ar­ten aus­zu­sor­tie­ren. Die­se Leu­te arbei­ten dann auf der Grund­la­ge von Hand­schrif­ten ihrer Vor­gän­ger, die genau­so gedacht haben. In der nächs­ten Gene­ra­ti­on sind dann nur die­se Hand­schrif­ten bekannt und wei­te­re (mit wei­te­ren Ver­bes­se­run­gen) kom­men hin­zu. Der Pro­zess ist eine Art umge­kehr­te Text­kri­tik, denn es soll nicht der ursprüng­lichs­te, son­dern der aus ande­ren Gesichts­punk­ten bes­te Text über­lie­fert wer­den, und wie die­ser aus­se­hen wür­de, dar­über herrscht ein milieu-beding­ter Grundkonsens.

          Auf die­se Wei­se kann ein ein­zel­ner Kopist eine neue Les­art als Ver­bes­se­rung ein­füh­ren, die ein ande­rer, der sei­nen Text dann liest, als die bes­se­re­re iden­ti­fi­ziert und über­lie­fert. Wenn die­ser ande­re und hun­der­te wei­te­re das dann an hun­dert oder tau­send Stel­len nicht sys­te­ma­tisch, aber nach und nach und natür­lich unter gegen­sei­ti­ger Inspi­ra­ti­on tun (je ver­brei­te­ter eine Les­art, des­to wahr­schein­li­cher setzt sie sich durch), bekommst du nach eini­gen hun­dert Jah­ren, über etli­che Text­ge­ne­ra­tio­nen hin­weg, unver­meid­lich einen Text, der an hun­der­ten Stel­len mehr oder weni­ger ein­heit­lich kor­ri­giert ist. Das ist für mich in die­ser Form völ­lig plausibel. 

          Zum alex­an­dri­ni­schen Text­typ soll­test du dei­ne Argu­men­ta­ti­on überprüfen:
          1) Wir hat­ten uns schon dar­auf ver­stän­digt, dass die Hand­schrif­ten kaum ver­wandt sind. (Was ihre Unab­hän­gig­keit erweist.) Das zei­gen stem­ma­ti­sche For­schun­gen zumin­dest an den Paulusbriefen.
          2) Die übli­che Mehr­heits­text-Argu­men­ta­ti­on gegen den „alex­an­dri­ni­schen” Text ist, dass schlecht über­tra­ge­ne Tex­te aus­sor­tiert und weg­ge­wor­fen wor­den sind. Das ver­trägt sich gera­de noch mit 1), bringt aber sei­ne eige­nen logi­schen Pro­ble­me mit sich.
          3) Jetzt stellst du es so dar, dass der Text­typ ins­ge­samt Feh­ler gemacht hat, wodurch Les­ar­ten weg­ge­fal­len sind, aber ich bin sicher, du hast eher 2) im Sinn. 

          Mir fehlt dazu noch eine kohä­ren­te Hypo­the­se. Wenn schlech­te Tex­te aus­sor­tiert wer­den, wie kann dar­aus dann doch ein erkenn­bar unter­schied­li­cher Hand­schrif­ten­strom ent­ste­hen? Wie kön­nen dut­zen­de von Tex­ten ähn­li­che Les­ar­ten bezeu­gen? Nur, wenn die­se Tex­te selbst kopiert und für gut befun­den wor­den sind. (Wir sehen das z.B. bei Kir­chen­vä­tern, die in der legen­dä­ren Biblio­thek von Cäsarea ihre eige­ne Text­kri­tik betrieben.)

          Und über­leg dir das noch ein­mal sehr gut: Wenn die aus mei­ner Sicht bes­ten Tex­te nicht mit­ein­an­der ver­wandt sind (eine The­se, die man aus dei­ner Sicht so über­neh­men kann), dann zeigt das, dass die­se Tex­te unab­hän­gig sind. Die­se Tex­te sind so wenig mit­ein­an­der ver­wandt, dass ihr nächs­ter gemein­sa­mer Vor­fah­re häu­fig der Urtext ist. Wenn ich nichts über­se­he, dann ist die Tat­sa­che, dass sie trotz allem erkenn­bar ähn­li­che Les­ar­ten über­lie­fern, ein zwin­gen­der Beweis dafür, dass die­se Les­ar­ten ursprüng­li­cher sind. 

          Eine wei­te­re logi­sche Schwä­che lässt sich an 2) aus­ma­chen: War­um sind die­se weg­ge­wor­fe­nen „schlech­ten” Tex­te erhal­ten geblie­ben, wäh­rend die vor­geb­lich gebrauch­ten und kopier­ten (und dann genau­so, aber viel zahl­rei­cher weg­ge­wor­fe­nen) byzan­ti­ni­schen Tex­te es nicht sind? Letzt­lich kön­nen Mehr­heits­text-Ver­fech­ter also nicht über­zeu­gend begrün­den, war­um unter unse­ren ältes­ten Hand­schrif­ten nicht mehr byzan­ti­ni­sche sind, wenn die­ser Text­typ denn wirk­lich der ursprüng­lichs­te sein sollte. 

          Auch bzgl. Nest­le-Aland hast du ohne kon­kre­te Bele­ge eine sehr nega­ti­ve Mei­nung. Es ist nichts grund­sätz­lich Ver­kehr­tes dar­an, dass der Text gewis­sen Hand­schrif­ten öfter folgt. Im Gegen­teil zei­gen vie­le hun­dert Ein­zel­fäl­le und auch die neue­re Text­for­schung, dass die Metho­de zuver­läs­sig ist. (Übri­gens wird die stem­ma­ti­sche For­schung, aus der mein obi­ger Beweis stammt, von Mehr­heits­text-Ver­fech­tern noch gar nicht rezipiert.)

          Womit du bei NA eigent­lich ein Pro­blem hast (so ver­mu­te ich), ist nicht die Metho­de, son­dern dass er eklek­tisch und nicht diplo­ma­tisch ist, d.h. dass er nicht einem Haupt­text folgt, son­dern Les­ar­ten aus vie­len zusam­men­sucht. Aber das ist in einem kom­ple­xen Über­lie­fe­rungs­pro­zess wie dem des NT nur zu erwar­ten und – wie gesagt – ja auch in einer kri­ti­schen Edi­ti­on des byzan­ti­ni­schen Texts nicht anders.

  • Lie­ber Benjamin,
    herz­li­chen Dank für dei­nen Input.
    Ich habe mich viel­leicht etwas unscharf aus­ge­drückt: Mit mei­ner vor­he­ri­gen Mail woll­te ich zum Aus­druck brin­gen, dass sowohl die Rezen­si­ons­hy­po­the­se (ver­tritt in der Tat heu­te kei­ner mehr, du ja auch nicht) ALS AUCH die von dir ver­tre­te­ne „Ent­wick­lungs-Hypo­the­se” – dh es gab kei­ne zen­tra­le Steue­rung, die Kopis­ten haben alle aber über vie­le Jhrdt hin­weg den Text immer wei­ter geglät­tet, ohne sich zu ken­nen – unwahr­schein­lich ist. Die von dir ver­tre­te­ne „der-Text-hat-sich-ent­wi­ckelt-Annah­me” setzt ja vor­aus, dass es am Anfang Hss. gibt, wo nur ein biß­chen byz. Text drin ist, dann ein paar Jah­re spä­ter ein biß­chen mehr, dann wie­der mehr usw. usw. Das behaup­ten ja auch Hei­de und Wachtel. 

    Das nach­zu­wei­sen hat aber noch kein NA-Mensch geschafft. Ich habe die von mir gele­se­ne Lit. so ver­stan­den, dass die byz. Hss. aus dem byz. Reich und dem Rest von Euro­pa schon von Anfang an extrem homo­gen waren. Wie kann das sein? Nur die in Ägyp­ten gefun­de­nen Hss. mit byz. LA (Alex­an­dri­nus, W, P66 etc.) waren Misch­masch, die aus Byzanz waren gleich homogen.

    Quo­te:
    2) Die übli­che Mehr­heits­text-Argu­men­ta­ti­on gegen den „alex­an­dri­ni­schen” Text ist, dass schlecht über­tra­ge­ne Tex­te aus­sor­tiert und weg­ge­wor­fen wor­den sind. Das ver­trägt sich gera­de noch mit 1), bringt aber sei­ne eige­nen logi­schen Pro­ble­me mit sich.
    3) Jetzt stellst du es so dar, dass der Text­typ ins­ge­samt Feh­ler gemacht hat, wodurch Les­ar­ten weg­ge­fal­len sind, aber ich bin sicher, du hast eher 2) im Sinn. 

    Ant­wort:
    Das habe ich so nie gesagt mit dem Aus­sor­tie­ren und Weg­wer­fen. M.E. gibt es des­halb von den byz. Hss. kei­ne noch frü­he­ren auf­grund der kli­ma­ti­schen Ver­hält­nis­se und der diver­sen Chris­ten­ver­fol­gun­gen im byz. Reich. Von ande­ren anti­ken Hss. gibt es aus den ers­ten 8 Jhrdt ja auch nur extremst wenig. Da ist es fast schon ein Wun­der, dass es über­haupt wel­che gibt. Dass die frü­hen aus Ägyp­ten kom­men ist doch klar (hss.-freundliches Kli­ma), dass aber bereits ca. 100 Jah­re NACH den NA-Kron­ju­we­len Aleph und B die ers­ten byz. Hss. anfan­gen ab dem 5. Jhrdt ist da fast schon ein Wunder!

    Und: Ja, soweit ich Roy­se, Picke­ring, Col­well, Robin­son, Wil­son, Her­nan­dez etc. ver­ste­he, haben die alex. Hss. Aus­las­sun­gen u. Feh­ler ohne Ende, weil es für die Kopis­ten dort schwie­rig war, eine frem­de Spra­che zu kopie­ren. Ist es nicht viel wahr­schein­li­cher, dass der kur­ze Text genau des­halb ent­stan­den ist als die Gegen­an­nah­me, dass sich auf wun­der­sa­me Wei­se alle ande­ren den län­ge­ren Text aus­ge­dacht haben, ohne sich zu ken­nen? Und das über­all in Europa?

  • Ben­ja­min, ich hab nochwas .-)
    Wie kann es sein, dass in den ante nice­ne church fathers (ANF) so vie­le Fun­de von byz. LA zu fin­den sind? Ich weiß, dass das Stan­dard-Argu­ment von Wal­lace und Fee ist, dass das alles Quatsch ist, weil man „text­kri­ti­sche“ Aus­ga­ben der ANF benut­zen müs­se, und dann wäre das anders. Oha! Natür­lich wäre es anders, wenn man bei den Zita­ten alle byz. LA raus­nimmt und sagt, so, jetzt sind die nicht mehr drin.. guck, die haben gar kei­ne byz. LA. Natür­lich nicht, wenn man die alle raus­streicht und sagt „das ist jetzt die aktu­el­le Ver­si­on der Kir­chen­vä­ter­zi­ta­te!!! Aber das ist ein Zir­kel­ar­gu­ment. Von allen Sei­ten kann man Nach­wei­se fin­den, dass ANF byz. LA haben (neben alex. und wes­tern LA natürlich). 

    Die byz. LA in den ANF sind zwar nicht in der Mehr­heit, aber wenn der byz. Text erst nach dem 4 Jhrdt geschaf­fen wur­den, dann dürf­te ja eigent­lich KEIN EINZIGER Kir­chen­va­ter byz. LA haben. 

    Wie kann das sein?

    Bsp für byz. LA bei den ANF:

    Poly­karp leb­te von 70 bis 156 nach Chris­tus und war Bischof von Smyr­na und Schü­ler des Apos­tels Johan­nes. In der Kir­chen­ge­schich­te des Euse­bi­us wird von des­sen Mär­ty­rer­tod um 156 berich­tet. Da er Zeit­ge­nos­se der Apos­tel war, ist anzu­neh­men, dass er ent­we­der Zugang zu den Ori­gi­nal­schrif­ten hat­te oder Kopien besaß, die unmit­tel­bar von die­sen ange­fer­tigt wur­den. Im Brief an die Phil­ip­per, der etwa um 135 ver­fasst wur­de, zitiert Poly­karp etwa 60 Stel­len aus dem Neu­en Tes­ta­ment, über die Hälf­te davon aus den Pau­lus­brie­fen. Stel­len, an denen der kri­ti­sche Text von Nestle/​Aland vom Mehr­heits­text abweicht, zei­gen, wel­cher grie­chi­schen Text­vor­la­ge Poly­karp folgt. In Kapi­tel 6,2 zitiert Poly­karp Römer 14,10 gemäß dem Mehr­heits­text mit „Wir müs­sen alle vor dem Rich­ter­stuhl Chris­ti erschei­nen“. Der kri­ti­sche Text liest an die­ser Stel­le „Rich­ter­stuhl Got­tes“. In Kapi­tel 7,1 führt er ein Zitat aus 1.Johannes 4,3 an: „Denn jeder, der nicht bekennt, dass Jesus Chris­tus im Fleisch gekom­men ist, ist ein Anti­christ“. Die ägyp­ti­schen Hand­schrif­ten, auf die sich der kri­ti­sche Text bezieht, lässt hier „im Fleisch gekom­men“ aus. Ein wei­te­res Zitat, das Poly­karp wört­lich anführt, stammt aus Gala­ter 4,26. Hier liest der kri­ti­sche Text „die­se ist unse­re Mut­ter“. Im Mehr­heits­text dage­gen lau­tet die Stel­le „die­se ist unser aller Mut­ter“. Genau die­se Les­art zitiert Poly­karp in Kapi­tel 3,1. Es ist somit ein­sich­tig, dass Poly­karp an vie­len neu­tes­ta­ment­li­chen Stel­len, die er in sei­nem Brief zitiert, der Mehr­heits­les­art folgt.

    Zeug­nis­se der Kir­chen­vä­ter in Bezug auf Johan­nes 3:13:
    Hip­po­lyt (170–235) zitiert wört­lich inkl. „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {hO WN EN TW OURANW}
    Con­tra Hae­res­in Noe­ti (4.9.4.)

    Epi­pha­ni­us (315–403) zitiert zwei Mal wört­lich „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {hO WN EN TW OURANW}
    Haer. (2.353.21; 015.481.25)

    Antha­n­a­si­us (298- 373) zitiert ein Mal wört­lich inkl. „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {hO WN EN TW OURANW}
    Werk Nr. 054 26.1224.23

    Basi­li­us (303–379) zitiert nur das Ende des Ver­ses „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {hO WN EN TW OURANW}
    Werk Nr. 01929.677.41

    Chry­sosto­mos (344–407) zitiert den Vers vier Mal wört­lich und ein­mal mit „es steht geschrie­ben” inkl. „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {hO WN EN TW OURANW}
    Werk Nr. 152/​209

    Didy­mus (310–398) ganz wört­lich inkl. „ὁ ὢν ἐν τῷ οὐρανῷ“ {O WN EN TW OURANW}
    Werk Nr. 043 (39.852.25)

    Mark 1:1–2
    “As it is writ­ten in the prophets…”
    Ire­nae­us (130–202 A.D.) said this: „Mark does thus com­mence his Gos­pel nar­ra­ti­ve The begin­ning of the Gos­pel of Jesus, Christ, the Son of God, as it is writ­ten in the pro­phe­ts.… Plain­ly does, the com­mence­ment of the Gos­pel quo­te the words of the holy pro­phe­ts, and point out Him.., whom they con­fes­sed as God and Lord. ” (Against Here­sies III: 10:5, :11:4, :16:3)

    Mark 16:9–20 (long ending of TR)
    Ire­nae­us (130–202 A.D.): „Also towards the con­clu­si­on of his Gos­pel, Mark says: So then, after the Lord Jesus had spo­ken to them., He was recei­ved up into hea­ven, and sit­teth on the right hand of God.” (Against Here­sies 111:10:6)

    Das sind nur ein paar Bps, es gibt ja noch viel viel mehr.

    wie ist das mög­lich, wenn der byz. Text erst spä­ter geschaf­fen wurden?

    Ich bit­te um eine Antwort!

  • Hab ich dich sprach­los gemacht, Ben­ja­min? .-) War­um dis­ku­tiert eigent­lich sonst kei­ner mit?

    Also, ich kom­me über 2 Punk­te intel­lek­tu­ell nicht hinweg:

    1. Es gibt vie­le Zita­te der ANF, die byz. LA haben. Von irgend­wo her müs­sen die ja kom­men. Moor­man hat die zB alle auf­ge­lis­tet, da wird einem ganz schwin­de­lig. Poly­carp ist voll mit byz. LA! Ire­nä­us auch.

    2. Das der byz. Text wie bei der Evo­lu­ti­on wie ein Pro­zess „zufäl­lig” ent­stan­den ist – dein letz­ter Bei­trag – fin­de ich höchst unwahr­schein­lich. Sonst müss­te man an eine welt­wei­te Ver­schwö­rungs­theo­rie zur Fäl­schung von Got­tes Wort in Form von Hin­zu­fü­gun­gen glau­ben. Und dazu gibt es kei­nen Beweis. Haupt­skrip­to­ri­en gab es am Anfang gar nicht, die Ver­samm­lun­gen und Chris­ten etc. am Anfang hat­ten so was nicht – war ja dezen­tral, jeder konn­te kopie­ren und stern­för­mig ging das NT in die gan­ze Welt. Das Hin­zu­fü­gen war ja auch nie die Auf­ga­be von Kopis­ten; die soll­ten nur Abschreiben….und dann ohne Abspra­che etwas gemein­sam rein­fli­cken, was nicht da stand? Außer­dem hat­ten die Kopis­ten ein geist­li­ches Eigen­in­ter­es­se am Ori­gi­nal und nicht an Fäl­schun­gen. Zudem gibt es ja nicht nur angeb­li­che Har­mo­ni­sie­rungs­stel­len oder sprach­li­che Glät­tun­gen, son­dern der MT hat ja auch Stel­len, wo es gar kei­ne Par­al­lel­stel­len gibt. Wie sol­len die denn nach­träg­lich uni­so­ne rein­ge­rutscht sein? Also das Sze­na­rio ist so unrea­lis­tisch, näm­lich, dass man 99,9 Pro­zent der Kopis­ten als Fäl­scher bezeich­net, die Text erfun­den haben, nur um eini­ge frü­he Hss. mit stark unter­schied­li­chem Text (vgl. 3.000 Unte­schie­de zw. Aleph und B, so Hos­kier) gut­zu­re­den – damit stellt man doch jede Ver­nunft auf den Kopf und glaubt Sachen, die man im rea­len Leben nie eine Sekun­de glau­ben würde.

    Es gibt gute Argu­men­te für das Abstel­len auf den alex. Text­typ (so, wie es NA ja macht). Aber solan­ge die bei­den obi­gen Punk­te nicht ver­nünf­tig bedient wer­den, leuch­tet mir das nicht ein. Und zu bei­den fin­de ich in der Lite­ra­tur und im Netz nichts Geschei­tes, des­halb bin ich hier.
    Scha­de, dass nur du mit­machst, lie­ber Ben­ja­min. Und lei­der seit 1 Woche bin ich der ein­sa­me Rufer im Wald. Hört mich keiner?

    • Der Byzan­ti­ni­sche Text ist der ursprün­li­che, rich­ti­ge Text. Picke­ring und Robinson/​Pierpont sind einleuchtend.
      Es hat nie eine kirch­li­che Rezen­si­on des NT gege­ben. Die Behaup­tung von West­cott & und Hort ist ein Mythos ohne geschicht­li­che Grundlage!
      Die Pro­zess-Theo­rie: Im Lauf der Zeit wur­den die Manu­skrip­te immer mehr angeglichen.
      Mathe­ma­tisch gese­hen ist das Unsinn!!
      Ohne zen­tra­le Rezen­si­on, kön­nen sich Tex­te nicht
      all­mäh­lich anglei­chen. Sie wer­den viel­mehr mehr und mehr diver­gie­ren! Es gibt kein mathe­ma­ti­sches Modell, das zei­gen könn­te, dass ein sol­cher Pro­zess statt­fin­den könnte!
      Mathe­ma­ti­sche Unter­su­chun­gen mit Hil­fe der sta­tis­ti­schen Wahr­schein­lich­keits­rech­nung zei­gen, dass die rich­ti­ge Les­art aus dem Urtext immer in einem Mehr­heits­text zu fin­den sein wird.
      Theo­lo­gisch betrach­tet ist es eben­so logisch. Gott hat im Mehr­heits­text sein Wort bewahrt genau­so wie es geschrie­ben steht.
      Wenn man genau die „neue­ren Bibeln”(W/H bzw. NA(ist im Grun­de W/​H da haupt­säch­lich zwei bestimm­te Schrift­zeu­gen genutzt wer­den)) mit z.B. KJV /​LU 1912 /​Schlachter2000 ver­gleicht, kann man die Ten­denz sehen wie Got­tes Wort ange­grif­fen wird mit bewuss­ten Aus­las­sun­gen gera­de an den Stel­len die unse­ren Herrn Jesus Chris­tus betref­fen, es ist kein Zufall.

  • Lie­ber Benjamin,
    das wäre super, wenn du mir ant­wor­ten könn­test. I am struggling!
    Was sagst du zu mei­nen bei­den letz­ten Punk­ten? Nix?

  • Ok, dann las­sen wir es.
    Kein ande­rer dis­ku­tiert mit, was ich irgend­wie bezeich­nend fin­de bei dem The­ma. Und auch trau­rig, denn es geht doch jeden an! Wir müs­sen doch wis­sen, wel­cher Grund­text GOTTES Wort am ehes­ten ent­spricht. Fol­gen wir ein­fach Müns­ter wie die Lämmer?

    Ich bin immer noch der Auf­fas­sung, dass die inter­nen Kri­te­ri­en der Text­kri­tik zwar schön klin­gen, letz­ten Endes aber auf logi­scher Ebe­ne ande­ren Punk­ten, die ich hier aus­führ­lich beschrie­ben habe, unter­lie­gen bzw. die­se nicht zufrie­den­stel­lend erklä­ren können.

    Got­tes Segen!

    • Jetzt habe ich end­lich Zeit, falls du noch mit­liest, und falls nicht, ist es auch gut.
      Zu dei­nem Text vom 22. Sep­tem­ber: Dei­ne Ein­wän­de zur Ent­ste­hung der Text­ty­pen geste­he ich dir ger­ne größ­ten­teils zu, ich bean­spru­che ja auch nicht, das genau zu wis­sen, und habe im zwei­ten Fall schlicht extrapoliert. 

      Ich will aber zwei­er­lei fest­hal­ten: Was ich zum byzan­ti­ni­schen Text beschrei­be, ist aus zwei Grün­den plausibel.
      1. haben wir eben nur spä­te Hand­schrif­ten, d.h. es gab genug Zeit für den Text­typ, um sich lang­sam zu ent­wi­ckeln. Auch hier kann man ver­mu­ten, dass spä­ter als min­der­wer­tig ange­se­he­ne Hss aus dem byzan­ti­ni­schen Früh­sta­di­um eher nicht erhal­ten geblie­ben sind, davon zeu­gen meh­re­re Exem­pla­re, die auf den byz. Text hin kor­ri­giert wor­den sind.
      2. ist ja bei Aland für die Hand­schrif­ten­ka­te­go­rien der byzan­ti­ni­sche Ein­fluss aus­schlag­ge­bend (wenn auch metho­do­lo­gisch viel­leicht nicht ganz sau­ber). Dass man Hss so kate­go­ri­sie­ren kann, zeigt ja schon, dass man nicht ein­fach sagen kann, dass der Text­typ so homo­gen ist, wie du es darstellst. 

      Schließ­lich zu den ägyp­ti­schen Kopisten:
      1. Könn­test du mir mal detail­liert erklä­ren, inwie­fern ein Abschrei­ber schlech­te­re Arbeit leis­ten soll­te, weil er eine Spra­che nicht beherrscht? Es mag im Ein­zel­fall sicher­lich zutref­fen, aber ich glau­be nicht, dass man hier mehr als Ten­den­zen for­mu­lie­ren, aber schon gar kei­ne Ent­ste­hungs­hy­po­the­se für einen gan­zen Text­typ dar­aus her­lei­ten kann, und der Befund passt auch ein­fach nicht zu die­ser Vorstellung. 

      2. Und könn­test du mir zudem erklä­ren, woher wir über­haupt wis­sen kön­nen, dass die Kopis­ten des alex­an­dri­ni­schen Typs alle kein Grie­chisch konn­ten? All das ist Kon­jekt­ur und metho­disch frag­wür­dig, unter ande­rem, weil der Befund eine ande­re Spra­che spricht. Übri­gens ist der alex­an­dri­ni­sche Text­typ m.W. gar nicht kür­zer als der byzantinische.

      Lass mich schnell den 27. Sep­tem­ber ein­fü­gen, bevor wir zum 25. zurückkommen: 

      1. Nein, die Kopis­ten hat­ten kein Inter­es­se am Ori­gi­nal­text, son­dern sie hat­ten ein Inter­es­se am bes­ten Text. Des­halb haben sie wahr­ge­nom­me­ne Feh­ler viel­fach aus­ge­bes­sert, und wenn es nur sti­lis­tisch unsau­be­rer Text war. Das ist ins­ge­samt übri­gens eine so gut beleg­te Tat­sa­che, dass es aus Sicht der byzan­ti­ni­schen Prio­ri­tät sehr gewagt wäre, sie nicht zu berück­sich­ti­gen. D.h. wer rea­lis­tisch ist, muss zuge­ste­hen kön­nen, dass der byzan­ti­ni­sche Text wenigs­tens stel­len­wei­se gut gemein­te Kor­rek­tu­ren ent­hält und sekun­där ist. Was sich übri­gens ja mit dem Befund deckt.
      2. Es geht dabei aber nicht dar­um, dass sie den Text gefälscht haben. In die­ser Hin­sicht soll­test du viel­leicht tat­säch­lich etwas über scri­bal habits lesen, dar­un­ter auch Atti­zis­men – ein guter Teil der MT-Les­ar­ten lässt sich näm­lich her­vor­ra­gend so erklä­ren. Hier habe ich das Gefühl, dass du die Argu­men­ta­ti­on der „Gegen­sei­te” schon so gut ver­in­ner­licht hast, dass du sie dafür kri­ti­sie­ren kannst. Denn dei­ne Kri­tik in die­ser Sache ist halt­los. Rich­tig ver­stan­den, ist die Text­ver­bes­se­rung auf­grund bestimm­ter Auf­fas­sun­gen und Schreib­ge­wohn­hei­ten näm­lich ein logi­scher und plau­si­bler Pro­zess. Hier wür­de ich dich wie­der dazu ermun­tern, Kom­men­ta­re zu lesen, die text­kri­ti­sche Zwei­fels­fäl­le zuguns­ten NA lösen, Wie­land Will­ker ist z.B. eine wirk­lich exzel­len­te Res­sour­ce. http://​www​.will​ker​.de/​w​i​e​/​T​CG/
      3. Es geht hier­bei auch, das habe ich wie­der­holt betont, nicht um ein Gut­re­den von Vati­ca­nus und Sinai­ti­cus. Es ist doch klar, dass dar­in auch Feh­ler und Unter­schie­de ent­hal­ten sind. Aller­dings: Bei byzan­ti­ni­schen Hand­schrif­ten ist es genau­so, auch da gibt es in wei­ten Tei­len gro­ße Unter­schie­de. Der Text­typ ist nur in sei­ner Ten­denz zu Glät­tun­gen homo­gen. Es geht letzt­lich um inter­ne Fak­to­ren, und es sind die­se, die du z.B. bei Will­ker wun­der­bar in der Pra­xis demons­triert bekom­men kannst. 

      Zum 25. Sep­tem­ber: Ich ken­ne die Argu­men­ta­ti­on zu den Kir­chen­vä­tern nicht, auf die du dich beziehst. Aber ich glau­be nicht, dass die apos­to­li­schen und frü­hen Kir­chen­vä­ter argu­men­ta­tiv aus­rei­chen, um eine frü­he­re Ver­brei­tung des Mehr­heits­texts zu belegen. 

      1. Vie­le byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten sind früh ent­stan­den, und etli­che sind nach inter­nen Kri­te­ri­en ursprüng­lich. Viel­leicht zei­gen die Kir­chen­vä­ter­zi­ta­te ja sogar stel­len­wei­se gera­de auch, dass Text­kri­ti­ker sie als Quel­len ver­nach­läs­sigt haben und dass die ent­hal­te­nen Les­ar­ten viel­leicht doch höher zu gewich­ten sind.
      2. Man­che der Stel­len, die du zitierst, sind gar nicht genu­in byzantinisch. 

      Ich ken­ne nur die bei­den Mar­kus­stel­len genau­er, aber dein Zitat aus Mar­kus 1,2 ist auch in ande­ren Text­ty­pen bezeugt. In die­sem Fall ist die inter­ne Evi­denz übri­gens stark auf­sei­ten NA, denn es ist viel plau­si­bler, dass jemand den Text kor­ri­giert, um eine nicht ganz kor­rek­te Zuschrei­bung an Jesa­ja zu kor­ri­gie­ren, als dass jemand den Text im Nach­hin­ein und nur halb­wegs kor­rekt Jesa­ja zuschreibt. Natür­lich hat sich die prä­zi­se­re Les­art wei­ter ver­brei­tet. (Die ande­re byzan­ti­nisch bezeug­te Les­art in Mk 1,1, „Sohn Got­tes”, ist offen­bar eben­falls ursprüng­lich, aber hier ist die inter­ne Evi­denz neu­tral und die exter­ne deut­lich stärker.)
      Der Mar­kus­schluss ist ein Fall, der sich mei­nes Erach­tens mit den nor­ma­len Mit­teln der Text­kri­tik nicht abschlie­ßend lösen lässt. Es lässt sich hier m.W. nur seri­ös sagen, dass wir in der Über­lie­fe­rungs­ge­schich­te Anzei­chen dafür sehen kön­nen, dass sei­ne Echt­heit ange­zwei­felt wur­de. Aber auch hier han­delt es sich nicht um eine byzan­ti­ni­sche, son­dern eher um eine breit bezeug­te nicht-alex­an­dri­ni­sche Lesart. 

      Ich glau­be, auch in die­ser Fra­ge liegt das Pro­blem in der Argu­men­ta­ti­on, denn sie bekämpft letzt­lich einen Stroh­mann: Dass der Mehr­heits­text nach dem 4. Jh. geschaf­fen wur­de, wie du schreibst. Aber das ver­tre­te ich nicht und ich glau­be auch nicht, dass Müns­ter das tun würde.

      • Lie­ber Benjamin,
        vie­len Dank für dei­ne Mühe!
        zu dei­ner ers­ten 1.
        Auch vom byz. Text gibt es sehr frü­he Hss., Kodex A und W haben viel byz. Text. Von bei­den Text­fa­mi­li­en sind daher frü­he Hss. da, zwi­schen den „Kron­ju­we­len” aus Müns­ter (Aleph und B) und den ers­ten Hss. mit mehr byz. LA lie­gen nur ca. 50–70 Jah­re. Prak­tisch sofort nach den AT-Fun­den fan­gen die MT-Hss. an. Das ist Wahn­sinn wenn man bedenkt, dass es zu fast allen anti­ken Wer­ken erst viel viel spä­ter die ers­ten Kopien gibt. Dh eigent­lich müs­sen wir nur zwi­schen 2 SEHR früh bezeug­ten Text­fa­mi­li­en untescheiden.
        zu dei­nem ers­ten Punkt 2:
        „bei Aland für die Hand­schrif­ten­ka­te­go­rien der byzan­ti­ni­sche Ein­fluss aus­schlag­ge­ben”.. ich ver­ste­he nicht ganz, was du damit meinst. Im NA wird der byz. Text mehr oder weni­ger in die Fuß­no­ten ver­bannt, man springt von Aleph zu B und wie­der zurück. An ganz weni­gen Stel­len daraf dann auch mal eine byz. LA in den Haupt­text, um den Schein einer Abwä­gung zu wah­ren. Zäh­len tut der MT nicht. Gibt Aland ja selbst zu, dass der MT für die Text­kri­tik „aus­schei­det” (so ähn­lich at er das formuliert). 

        zu dei­nem zwei­ten Punkt 1 und 2 (zu den ägyp­ti­schen Kopisten)
        „Könn­test du mir mal detail­liert erklä­ren, inwie­fern ein Abschrei­ber schlech­te­re Arbeit leis­ten soll­te, weil er eine Spra­che nicht beherrscht?”
        Hä? Liegt das nicht irgend­wie auf der Hand? Lass mal einen Ägyp­ter ein Dik­tat auf Deutsch machen. Was kommt dabei raus? Ein klas­se Text? In den ägyp­ti­schen Hss. gibt es zig Kopier­feh­ler, meis­tens Sprün­ge nach vorn (das weißt das ja!). Vie­le Wör­ter wer­den durch homo­i­ot. aus­ge­las­sen. Das alles wür­de nicht pas­sie­ren, wenn man die Spra­che bes­ser beherrscht, weil man dann sieht, dass der Satz unvoll­stän­dig ist und wo man wie­der wei­ter­ko­pie­ren muss, anstatt dort wei­ter­zu­achen, wo man mit dem Auge hin­springt. Schau mal
        zu Scri­bal errors (most­ly omissions)
        http://​tex​tual​cri​ti​cism​.sci​en​ce​on​the​web​.net/​T​E​X​T​/​E​r​r​o​r​s​.​h​tml
        zu homoioteleuton
        http://​homo​io​te​leu​ton​.blog​spot​.de/

        Da wird dir ganz schwin­de­lig. Ob die alle grie­chisch konn­ten oder nicht weiß ich ja auch nicht, aber beim Kopie­ren sind denen so vie­le Feh­ler unter­lau­fen, dass man ver­mu­ten kann, dass ihr Gr. zumin­dest nicht gut war. Und wenn mann dann stän­dig Kopier­feh­ler macht uns Wör­ter und gan­ze Sät­ze raus­läßt, dann ensteht schlicht und ein­fach ein ande­rer Text.
        Im Sinaiticus
        • gibt es fast 1.500 Sin­gu­lär­les­ar­ten allein in den Evan­ge­li­en, die kei­ne ande­re Hss. als nur Sinai­ti­cus aufweist.
        • Buch­sta­ben und Wör­ter, sogar gan­ze Sät­ze wer­den stän­dig dop­pelt geschrie­ben oder ange­fan­gen und sofort wie­der beendet.
        • Bei­na­he auf jeder Sei­te gibt es Kor­rek­tu­ren, die von bis zu 10 Schrei­bern durch­ge­führt wur­den. Eini­ge die­ser Kor­rek­tu­ren wur­den bereits bei der Her­stel­lung gemacht wobei ande­re erst im 6. oder 7. Jahr­hun­dert durch­ge­führt wurden. 

        Beim Vati­ca­nus
        • sind es ca. 590 Singulärlesarten.
        • Auch Vati­ca­nus zeigt zahl­rei­che Stel­len, an denen der Schrei­ber das glei­che Wort oder den glei­chen Satz zwei­mal wiederholt. 

        Die lite­ra­ri­sche Qua­li­tät bei­der Hss. ist daher in höchs­tem Maße zwei­fel­haft, die Kopis­ten waren schlicht und ein­fach nicht sorg­fäl­tig und/​oder nicht fähig! In prak­ti­schem jedem Vers in den Evan­ge­li­en unter­schei­den sich bei­de Kodi­zes. Und die­sen zwei Kodi­zes gibt der NA im Zwei­fel Vor­rang vor über 5.300 Hss., die über­ein­stim­mend anders sind und unstrei­tig eine wesent­lich höhe­re Text­ho­mo­ge­ni­tät haben! Auch wenn die­se frü­hen Kodi­zes zeit­lich näher an der Ent­ste­hung der Ori­gi­na­le sind, so füh­ren die vie­len Feh­ler in den Hss. dazu, dass die Ver­trau­ens­wür­dig­keit der Hss. zwei­fehl­haft ist. Wenn man bestimm­te Pas­sa­gen aus den Papy­ri für das Ori­gi­nal hält, woher weiß man, ob man dort nicht auch gera­de einen Kopier­feh­ler vor sich hat, wenn es so vie­le davon gibt?
        Nur mal als Bsp zu P66 und P75:
        Streitenberger:
        „Fest­zu­hal­ten sind fol­gen­de Kenn­zei­chen: Der Schrei­ber P66 pro­du­ziert ungram­ma­ti­sche Sät­ze, ver­wech­selt Buch­sta­ben (d.h. erkennt nicht, dass das Wort falsch ist), ver­gisst Objek­te und Prä­di­ka­te. Das wür­de einem Grie­chisch­ken­ner nicht in die­sem Aus­maß pas­sie­ren. P66 ent­hält nahe­zu durch­gän­gig feh­ler­haf­tes Grie­chisch und schei­det als Zeu­ge aus.“

        P66: it is very poor and slop­py accor­ding to E.C. Col­well. He reports near­ly 200 non­sen­si­cal rea­dings and 400 mista­ken spellings.
        Col­well, „Scri­bal Habits in Ear­ly Papy­ri”, pp. 387, 378–379; see Picke­ring, S. 130.

        P75 is not as bad as P66 but Col­well affirms (S. 374) the­re are over 400 mista­kes which include about 145 mis­s­pel­lings and 257 sin­gu­lar rea­dings of which 25% are non­sen­si­cal (Picke­ring, S. 104).

        Betrach­ten wir P46:
        Die­se Hss. hat 160 Kor­rek­tu­ren, 668 Sin­gu­lär­les­ar­ten, 141 Recht­schreib­feh­ler, 56 non­sen­se rea­dings und 115 Har­mo­ni­sie­run­gen (nach Hei­de, S. 123).

        Ist das ein Fun­da­ment, auf dem man auf­bau­en kann. ich mei­ne nicht.

        Die Tat­sa­che, dass in den byz. Hss. auch zwei­fels­frei sprach­li­che Glät­tun­gen und Wort­um­stel­lun­gen ent­hal­ten sind, die zu einem bes­se­ren Grie­chisch füh­ren, ist mir auch klar. DAs leug­ne ich gar nicht. Aber das führt m.E. nicht dazu, dass die Text­dif­fe­ren­zen mit inhalt­li­chen Abwei­chun­gen (dh die byz. LA mit inhalt­li­chen Abwei­chun­gen, die im alex. Text nicht ent­hal­ten sind und im NA in den Appa­rat wan­dern) nicht urps­rüng­li­cher sind. Zumal wenn die­se byz. LA dann auch noch stän­dig von den Kir­chen­vä­tern zitiert werden.

        Vie­le byzan­ti­ni­sche Les­ar­ten sind früh ent­stan­den, und etli­che sind nach inter­nen Kri­te­ri­en ursprüng­lich. Viel­leicht zei­gen die Kir­chen­vä­ter­zi­ta­te ja sogar stel­len­wei­se gera­de auch, dass Text­kri­ti­ker sie als Quel­len ver­nach­läs­sigt haben und dass die ent­hal­te­nen Les­ar­ten viel­leicht doch höher zu gewich­ten sind.”
        Dem hab ich nichts hin­zu­zu­fü­gen. Ergo ist der Groß­teil der byz. LA früh enst­stan­den. Und mei­ner Auf­fas­sung daher auch zu bevor­zu­gen, da er sich (etwas spä­ter) eben auch in den byz. Hss. fin­det, die aus dem Kern­ge­biet des Chris­ten­tums kom­men, wo die Ori­gi­na­le geschrie­ben wur­den und wo die Adres­sa­ten der Ori­gi­na­le waren. Dort wuß­te man am bes­ten, was der rich­ti­ge Text ist.

  • Wie gesagt, es ist nur eine Fra­ge der Zeit, bis ich ant­wor­ten kann. Es dis­ku­tiert wohl ein­fach kei­ner mit, weil unser Blog noch nicht gar so vie­le Leser hat, die Kom­men­ta­re auch nicht so pro­mi­nent plat­ziert sind und die­je­ni­gen, die sie doch sehen, ver­mut­lich kaum text­kri­ti­sches Wis­sen haben.

    • Ich fas­se mei­ne Mei­nung zum MT mal zusammen:

      Es ist am plau­si­bels­ten, dass der MT der ver­trau­ens­wür­di­ge­re Text ist, weil so vie­le logi­sche Grün­de dafür sprechen:

      1.) Mau­rice Robin­sons main point ist für mich über­zeu­gend und durch die Argu­men­te des NA-camps nicht plau­si­bel wider­legt: The issue which needs to be explai­ned by any theo­ry of NT tex­tu­al cri­ti­cism is the ori­gin, rise and vir­tu­al domi­nan­ce of the Byzan­ti­ne Text­form within the histo­ry of trans­mis­si­on. Various attempts have been made in this direc­tion, pos­tu­la­ting eit­her the “AD 350 Byzan­ti­ne recen­si­on” hypo­the­sis of West­cott and Hort or the “pro­cess” view pro­mul­ga­ted by modern schools of eclec­tic metho­do­lo­gy. Yet neither of the­se expl­ana­ti­ons suf­fi­ci­ent­ly accounts for the phe­no­me­non. The alter­na­ti­ve hypo­the­sis has been too rea­di­ly rejec­ted out of hand, per­haps becau­se it is by far the “least inte­res­t­ing” in terms of theo­ry and too simp­le in pra­xis appli­ca­ti­on: the con­cept that the MT may in fact more clo­se­ly reflect the ori­gi­nal form of the NT text than any sin­gle MS, small group of MSS, or texttype.
      Heißt: Wie konn­te es zum plötz­li­chen Auf­tre­ten und zur Domi­nanz des MT kom­men, wenn er nicht der Ori­gi­nal­text ist? Haben ab dem 5. Jhrdt auf ein­mal an ganz vie­len unter­schied­li­chen Orten Kopis­ten, die sich nicht kann­ten, auf wun­der­sa­me Wei­se prak­tisch immer an den­sel­ben Stel­len Text hin­zu­ge­fügt? Und das über vie­le Jahr­hun­der­te fast immer uni­so­no? Ist das nicht kom­plett unwahr­schein­lich? Und war­um ist der Text nicht wei­ter auseinandergedriftet?
      Gene­ral­ly spea­king, as texts move fur­ther from their source in time and distance they beco­me more and more diver­gent. How then could the manu­scripts beco­me more and more uni­form as they moved past the 4th cen­tu­ry, and the Byzan­ti­ne Text-type began to take pre­do­mi­nan­ce? If it was not based on an ear­ly exem­plar one would expect to find more diver­gence as time pas­sed and as the regi­ons that it was found in expan­ded. But we find quite the oppo­si­te. We actual­ly find that, though time from the exem­plars increased and the ter­ri­to­ries that it was found in spread, the text beca­me more uni­form. This would at least hint to an ear­ly exemplar(s) that the dif­fe­rent regi­ons began to go back to after the church was sett­led from much persecution.

      2.) Beim AT han­delt sich um einen sehr unein­heit­li­chen Lokalt­ext, bei dem nicht bewie­sen ist, dass er über Ägyp­ten hin­aus benutzt wur­de Der MT kommt dage­gen aus einem rie­si­gen geo­gra­phi­schen Bereich (Byzanz, Europa). 

      3.) Der MT kommt aus dem Bereich der Urkir­che, in dem die Apos­tel gewirkt haben und an die die Urschrif­ten geschickt wur­den und wo die Urschrif­ten noch lan­ge zur Ver­fü­gung stan­den. Dort war ein Abgleich mit den Ori­gi­na­len eher mög­lich als in Ägyp­ten. Wo wuss­te man wohl am bes­ten, was das ursprüng­li­che Wort Got­tes ist?

      4.) Der MT ist kein Ein­heits­brei, den man auf vie­le Kopien einer Urschrift zurück­füh­ren kann. Bei all sei­ner erstaun­li­chen inne­ren Über­ein­stim­mung, besitzt er genü­gend Dif­fe­ren­zen, die zei­gen, dass er eine Viel­zahl von ver­schie­de­nen Ursprungs­quel­len reprä­sen­tiert und nicht eine Hss. tau­sen­de Mal kopiert wur­de. Die gewal­ti­ge Über­ein­stim­mung unter den Hss., die er den­noch ent­hält, ist aber ein gewich­ti­ges Argu­ment für sei­ne Authen­ti­zi­tät. Nähe zum Ori­gi­nal zeigt sich dann nicht, wenn Tex­te dif­fus sind und dif­fu­ser wer­den (so wie im AT).

      5.) Der ägyp­ti­sche NA-Text ist aus inne­ren Grün­den sehr pro­ble­ma­tisch: Ägyp­ten war bereits in der Früh­zeit der Kir­che stark durch fun­da­men­ta­le Irr­leh­ren geprägt (Gno­sis). Dies kommt in man­chen Les­ar­ten zum Aus­druck (z.B. Joh 1,18; 1Tim 3,16) und wird von Kir­chen­vä­tern bestätigt.
      Ori­gen, the Alex­an­dri­an church father in the ear­ly third cen­tu­ry, said: „…the dif­fe­ren­ces among the manu­scripts [of the Gos­pels] have beco­me gre­at, eit­her through the negli­gence of some copy­ists or through the per­ver­se auda­ci­ty of others; they eit­her negle­ct to check over what they have tran­scri­bed, or, in the pro­cess of che­cking, they leng­then or shor­ten, as they please.” 

      6.) Der MT kann sich auf die aller­meis­ten Hand­schrif­ten abstüt­zen. Min­des­tens 90% der ca. 5300 uns heu­te zur Ver­fü­gung ste­hen­den grie­chi­schen Manu­skrip­te ent­hal­ten den MT. Der ägyp­ti­sche Text wird ledig­lich durch ca. 2 – 5% der Hand­schrif­ten gestützt (v.a. im NA durch B, Aleph und P75). Das könn­te ein Zei­chen für eine Bewah­rungs­hand­lung des MT durch Gott sein.

      7.) Der Text der frü­hen ägyp­ti­schen Papy­ri wur­de von der frü­hen Kir­che nicht ange­nom­men, denn der AT wur­de nicht mas­sen­wei­se kopiert (auch nicht in Ägyp­ten!) und in ganz Euro­pa zir­ku­liert. Selbst von den Haupt­zeu­gen des NA (B und Aleph) wur­den kei­ne Nach­fol­ge-Kodi­zes kopiert! Das ist schon son­der­bar, wenn die­se bei­den Hss. doch als die bes­ten pro­pa­giert werden. 

      8.) Die Chris­ten aus dem Gebiet der Urkir­che haben nach dem Ende der Chris­ten­ver­fol­gung offen­sicht­lich eine Ent­schei­dung zuguns­ten des MT und gegen den AT getrof­fen. Sie waren am nähes­ten am The­ma dran. Das soll­te man respektieren.

      9.) Das ein­zi­ge Argu­ment, was evi­dent gegen den MT und für den AT spricht, ist, dass die bis­lang gefun­de­nen frü­hen Hss. NICHT rei­nen byz. Text haben. War­um also nicht NA mit den frü­hen ägyp­ti­schen Papy­ri bevorzugen?
      a.) Ers­tens ist das Nicht­vor­han­den­sein noch frü­he­rer Hss. vom MT logisch erklär­bar: Noch frü­he­re Hss. aus Byzanz sind aus kli­ma­ti­schen Grün­den zer­stört wor­den. Aus den ers­ten 7 Jhdt. gibt es im Mit­tel­mee­raum fast über­haupt kei­ne anti­ken Hss. und natür­lich auch (erst recht) kei­ne christ­li­chen! Zu berück­sich­tig­ten sind dort auch meh­re Wel­len der Chris­ten­ver­fol­gung, in denen chrislti­che Hss. ver­lo­ren gingen.
      b.) Zwei­tens sagt das Alter der Hss. nichts über das Alter des dar­in ent­hal­te­nen Tex­tes und die Zahl der Abschrif­ten bis zu die­ser Hss. aus. Eine Hss. aus dem 6. Jhrdt kann eine direk­te Kopie einer Hss. aus dem 2. Jhrdt sein, eine Hss. aus dem 4. Jhrdt. kann dage­gen die 10 Abschrift eines Tex­tes aus dem 3. Jhrdt sein.
      c.) Drit­tens fan­gen die ers­ten grö­ße­ren byz. Hss. (A und W) bereits 50–70 Jah­re nach den maß­geb­li­chen Hss. des AT – B, Aleph – an. Der time gap zwi­schen den „pri­ce jewels“ des AT und den ers­ten MT-Hss. ist also v.a. im Ver­gleich zu sons­ti­gen anti­ken Wer­ken minimal.
      d.) Vier­tens sind die frü­hen Fun­de aus den ers­ten Jhrdt. von der Daten­men­ge ohne­hin so klein (fast nur Schnip­sel und ganz wenig!) und lokal auf Ägyp­ten beschränkt, dass sie kaum reprä­sen­ta­tiv sind.
      e.) Fünf­tens: NA-Hss. sind zwar mini­mal älter als die byz. Hss., aber die Ware ist unbrauch­bar. Warum?
      • So vie­le gram­ma­ti­sche Feh­ler (v.a. Aus­las­sung wg. Homo­io­tel.) in jeder Hss. und so vie­le Text­un­ter­schie­de zwi­schen den frü­hen alex. Papy­ri, dass die Rekon­struk­ti­on eines Grund­tex­tes dar­aus ein Ping-Pong- u. Rate­spiel ist. Die Papy­ri wider­spre­chen sich lau­fend, eine Text auf die­ser Grund­la­ge ist gar nicht mög­lich, da der eine so, der ande­re anders kopiert hat.
      • Die vie­len Unter­schie­de zw. den Papy­ri deu­ten auch dar­auf hin, dass der frü­he Text nicht der von Gott bewahr­te Urtext sein kann. Ist es plau­si­bel, dass Gott den Urtext so prä­sen­tiert? Dass wir stän­dig raten müs­sen, wel­chen Abschnitt einer Hss. wir nehmen?
      • Und wie will man erklä­ren, dass der Ori­gi­nal­text des Neu­en Tes­ta­ments in den ers­ten zwei bis drei Jahr­hun­der­ten so zer­schred­dert wur­de, dass sich kein Manu­skript mehr fin­den lie­ße, das mehr als fünf Ver­se die­ses angeb­li­chen Ori­gi­nals unver­än­dert bei­be­hal­ten hat?
      • Und die alte Ware ist nicht nur unbrauch­bar, son­dern die frü­hen Papy­ri sind zudem eigent­lich gar kei­ne eige­ne alex­an­dri­ni­sche Text­fa­mi­lie (außer Vati­ca­nus und P75), die man als Vor­la­ge neh­men kann. Robin­son: „Even the Alex­an­dri­an text is not tho­rough­ly pre­sent in the ear­ly Egyp­ti­an papy­ri except in P75. All other papy­ri repre­sent levels of mix­tu­re with rea­dings from other tra­di­ti­ons (inclu­ding the Byzan­ti­ne) or purely scri­bal creations.“
      f.) Sechs­tens: Das Abstel­len auf B und Aleph „beißt sich“ mit Got­tes Ver­spre­chen, sein Wort für die Gläu­bi­gen zu bewah­ren. Denn damit passt es nicht zusam­men, einen Text nach kur­zer Zeit aus­ster­ben zu las­sen, ihn dann über 1400 Jah­re vor der Mehr­heit der Gläu­bi­gen zu ver­ste­cken. Das, was zum NA-Text wur­de (dh der AT), den gab es nur im engen Raum von Ägyp­ten in den ers­ten Jhrdt, dann wur­de er prak­tisch nicht mehr wei­ter kopiert. Wie soll das der bewahr­te Text sein?
      g.) Final­ly: Der MT läßt sich als Text­typ klar auch vor 400AD nachweisen.
      • Es gibt vie­le typi­sche byz. LA unter den frü­hen ägyp­ti­schen Manu­skrip­ten (vgl. all­lei­ne die Unter­su­chun­gen von Sturz), Sinai­ti­cus hat ca. 25–35% byz. Text, Vati­ca­nus weist durch die vie­len Umlau­te auf MT-Les­ar­ten hin.
      • Es gibt vie­le byz. LA in den frü­hen Kirchenväterzitaten/​ANF, obwohl die­se mehr­heit­lich nicht aus dem byz. Reich kom­men. Woher haben die ANF die LA wohl?
      • und in eini­gen alten Bibel­über­set­zun­gen aus ganz Euro­pa (mehr­heit­lich Peschit­ta, Old Latin-Hss., Goti­sche Bibel – alle aus den ers­ten 4 Jhrdt!).
      Dies spricht nicht nur deut­lich gegen eine spä­te künst­li­che Schaf­fung des MT son­dern stellt auch einen Beweis für die frü­he Exis­tenz des MT dar (von irgend­wel­chen Vor­la­gen müs­sen die diver­sen byz. LA ja kom­men!). „The MT has left its footprints.“

  • Moin Ben­ja­min,
    da mein letz­ter post zu dei­nem Input wohl unbe­ant­wor­tet bleibt und ande­re Chris­ten sich wohl bei die­ser Text­fra­ge nicht betei­li­gen wol­len (was ich scha­de fin­de), eine ande­re Frage:

    Was hal­tet ihr von der Neu­en Luther Bibel (buo­na novel­la) im Ver­gleich zur Schlach­ter Bibel, die ja auch auf dem TR basiert? Wel­che ist besser?

  • Hal­lo Tors­ten, Hal­lo Benjamin,

    erst­mals dan­ke ich euch für eure sach­li­che Dis­kus­si­on! Mit dem The­ma der Text­grund­la­gen habe ich mich ver­sucht zu beschäf­ti­gen. Ich müss­te lei­der fest­stel­len, dass für einen Lei­hen wie ich, die Dis­kus­si­on zu ver­wir­rend ist und die Zeit, um mich in die text­kri­ti­sche Metho­dik ein­zu­ar­bei­ten, habe ich lei­der nicht. Ich habe ver­sucht die Argu­men­te von den bei­den Lagern anzu­schau­en. Was mir auf­ge­fal­len ist, dass die MT Ver­fech­ter sehr oft pole­misch argu­men­tie­ren, zumin­dest im deut­schen Sprach­raum und die NA Ver­fech­ter sich zu sehr auf die Metho­dik ver­las­sen und „auf­ge­bla­sen“ argu­men­tie­ren. Bei NA Leu­ten hat sich gewis­se Fach­blind­heit ein­ge­schli­chen, was an sich nichts außer­ge­wöhn­li­ches ist. Es ist üblich, vor allem für die Wis­sen­schaft­ler. Ich habe so ein Ein­druck, dass bei­de Lager ihre eige­ne Argu­men­te nicht kri­tisch anschau­en wol­len. Gab es eigent­lich schon ein Gespräch an einem run­den Tisch mit den Ver­tre­tern der bei­den Lagern? Es geht doch, um eine sehr wich­ti­ge Sache, näm­lich um das Wort Got­tes und nicht wer den Recht behält. Noch dazu kommt, dass bei ein­fa­chen Chris­ten wie ich, die­se sehr oft unwei­se geführ­te Dis­kus­si­on, eine Unsi­cher­heit und gar Zwei­fel an der Rich­tig­keit des Tex­tes der Bibel her­vor­ruft. Ich wür­de mir wün­schen, dass ein Uni­ver­sal­den­ker mal objek­tiv die Argu­men­te bei­de Lager unter­sucht und zusam­men­fasst. Viel­leicht exis­tiert so eine Arbeit bereits, dann schreibt mir kurz.
    Ich per­sön­lich fin­de Schlach­ter 2000 bes­ser, aber es ist eine sub­jek­ti­ve Mei­nung, da Deutsch nicht mei­ne Mut­ter­spra­che ist. Neue Luther 2009 fin­de ich von der Satz­bau zu deutsch und zu ver­schach­telt. Zu einem Ver­gleich mag ich auch Elber­fel­der 2003 CSV ein­zu­be­zie­hen. Sie folgt nicht blind dem NA, weicht im NT glau­be ich an ca. 400 Stel­len davon ab.

    Ich wün­sche euch mei­ne Brü­der im Herrn Jesus, Got­tes Segen und viel Weis­heit im Umgang mit die­ser Frage.

    Vie­le Grüße

    Eugen

    • Lie­ber Eugen,
      da trau ich doch mei­nen Augen nicht. Es betei­ligt sich jemand an die­ser Dis­kus­si­on! Vie­len Dank erst­mal dafür! Ich bin ja auch Laie, habe aber mitt­ler­wei­le so viel dazu gele­sen, dass sich doch eini­ges an Wis­sen ange­häuft hat. Hier gilt aber die alte Weis­heit: The more I know, the more I am confused.
      Was war denn dein Grund, lie­ber Eugen, dich für den Mehrheitstext/​TR und die Schlach­ter zu entscheiden!

      Got­tes Segen!
      Jesus ist der Chris­tus und der HERR!
      Euer
      Torsten

  • Lie­ber Torsten,

    sor­ry, dass ich nicht gleich geant­wor­tet habe!

    Zu MT ten­die­re ich aus fol­gen­den Gründen:
    1. Die Erklä­rung der NA Lagers bzgl. der Glät­tung des Tex­tes durch Kopies­te oder die absichtliche/​unabsichtliche Hin­zu­fü­gun­gen scheint mir rein mathe­ma­tisch (sta­tis­tisch) unwahr­schein­lich. Auch über län­ge­ren Zeit­raum. Ohne einer Absicht mit einer zen­tra­len Steue­rung ein Text aus meh­re­ren Quel­len über län­ge­ren Zeit­raum zu ver­fäl­schen fin­de ich fast nicht machbar.
    2. Auch falls ich bei einer oder ande­ren Lese­art fest­stel­len soll­te, dass sie falsch wäre, dann ist es für mich ein­fa­cher in mei­ner Bibel ein Ver­merk zum vor­han­de­nen Text zu machen als ein Vers rein zu schrei­ben. Der Argu­ment ist sub­jek­tiv. Ich lese ger­ne in einer gedruck­ten Bibel und möch­te wegen dem foto­gra­fi­schen Gedächt­nis so lan­ge wie mög­lich sie behal­ten. Ich weiß auch dem Text­bild nach wo was in mei­ner Bibel steht.

    Zu Schlach­ter Über­set­zung aus fol­gen­den Gründen:
    1. Schlach­ter Über­set­zung fin­de ich gut ver­ständ­lich und trotz­dem haben die Über­set­zer sich bemüht nahe dem Grund­text zu blei­ben. Das ist natür­lich eine Beur­tei­lung aus dem was ich über die Über­set­zung gehört und gele­sen habe. Ich kann lei­der kein Alt­grie­chisch oder Hebräisch/​Aramäisch.
    2. Ich woll­te nicht mehr län­ger am Wort Got­tes zwei­feln. Und nach dem ich ziem­lich viel über die­ses The­ma gele­sen habe, wähl­te ich für mich zwei Über­set­zun­gen ( Schlach­ter 2000 und Elb­el­fel­der CSV 2003). Schlach­ter 2000 habe ich als mei­ne regu­lä­re Bibel und CSV 2003 neh­me ich ger­ne zum Ver­gleich. Vie­le Argu­men­te sind dafür sub­jek­tiv. Ich habe auch viel dafür gebe­tet (es gehört nicht zu einem sub­jek­ti­ven Faktor :)). 

    Rück­bli­ckend wür­de ich mir wün­schen von die­sem The­ma nichts gewusst zu haben. Ver­steh bit­te nicht falsch, ich fin­de die­ses The­ma wich­tig und ich scheue kei­ne Mühe mich damit aus­ein­an­der zu set­zen, nur das Pro­blem ist, um allein die wider­sprüch­li­che aus­sa­gen der Fach­läu­te zu beur­tei­len, braucht man eini­ges an Hin­ter­grund­wis­sen. Die Zeit habe ich lei­der nicht. Die Unter­schie­de im Text fin­de ich auch erlich gesagt für ein prak­ti­sches Leben als Christ nicht so gra­vie­rend. Ich muss auch irgend­wo die Ver­ant­wor­tung abge­ben an die Geschwis­ter die eine Fach­kom­pe­tenz haben. Sie wer­den in Ihrer Zeit für die ihnen anver­trau­ten Gaben vor dem Herrn Rechen­schaft able­gen und ich für meine.

    Ich wün­sche dir Bru­der Got­tes Rei­chen Segen und Freu­de an Sei­nem Wort! User Herr Jesus Chris­tus wird uns ans Ziel brin­gen! Das ist Gnade. 

    VLG Eugen

    • Lie­ber Eugen,

      das ist schon wit­zig, ich emp­fin­de das so ähn­lich wie du. Vor ca. 13 Jah­ren fing mein Wis­sens­hun­ger nach der Grund­text­fra­ge an und ich habe seit­dem ca. 20 Bücher dazu gele­sen und hun­der­te von Stun­den im Inter­net recher­chiert (v.a. vie­le englische/​US Bei­trä­ge dazu gele­sen). Im Nach­hi­ne­hin hat das „nur” dazu geführt, dass ich weni­ger in der Bibel gele­sen habe und stän­dig nur auf der Suche war nach dem EINEN Bei­trag, der für mich alles klar machte.

      Den habe ich aber nie gefun­den. Momen­tan lese ich auch Schlach­ter 2000 und will mich eigent­lich mit dem Grund­text­the­ma auch gar nicht mehr beschä­fig­ten. Kann da auch der Teu­fel für ver­ant­wort­lich sein? Dass man immer auf der Suche ist, dadurch GOTTES Wort nicht liest, kei­ne tät­li­chen Früch­te brin­gen kann, „hat Gott wirk­lich gesagt?”…

      Jesus ist der HERR!

      Dein
      Torsten
      P.S. Wir sind die bei­den ein­zi­gen, die hier schrie­ben. Das ist echt scha­de. Ben­ja­min hat sich wohl auch ausgeklingt.

  • Guten Mor­gen lie­ber Torsten,

    inter­es­sant ist, dass ich ges­tern auf dem Weg zur Arbeit,die glei­che Gedan­ken gehabt habe. Ich müss­te auch an die Ver­füh­rung von Eva den­ken und an den Trick des Satans den er immer wie­der anwen­det. Es gibt nichts schlim­me­res für eine Chris­ten als zwei­fel am Wort Gottes.
    Ich den­ke es wird Zeit für uns auf­zu­hö­ren zu suchen. Lie­ber lass uns die Zeit mit Sei­nem Wort ver­brin­gen und das umzu­set­zen was der Hei­li­ger Geist uns gezeigt hat. Wenn wir aber es aus­wen­dig kön­nen, dann kön­nen wir immer noch über­le­gen, ob wir die Grund­spra­chen der Bibel ler­nen und in wei­te­ren The­men nach­for­schen. Ich den­ke da haben wir für die nächs­te ein paar Jah­re zu tun 🙂

    Ich bete für dich Bru­der, dass du wie­der Freu­de am Wort Got­tes, Ver­trau­en in das Wort Got­tes und Beu­te im Wort Got­tes haben darfst.

    Unse­rem Ewi­gen und All­mäch­ti­gen Gott dem Herrn Jesus Chris­tus anbefohlen!

    VLG Eugen

    • Lie­ber Eugen,
      das ist lieb von dir! Möge Gott dich dafür beloh­nen, bei SEINER Wiederkunft!
      Und: Selbst wenn wir die Grund­text­spra­che Grie­chisch ler­nen wür­den, wür­de uns das wenig brin­gen. Denn auch dann stellt sich ja die Fra­ge, wel­che der vie­len Hss. wir unser Ver­trau­en schen­ken, Eugen. Nicht wahr?
      Wenn Deutsch nicht dei­ne Mut­ter­spra­che ist: Wo kommst du denn her? Lebst und arbei­test du in Deutschland?

      Got­tes Segen!
      Dein
      Torsten

      • Lie­ber Torsten,
        ich bin seit 2,5 Jah­ren immer mal wie­der auf das Grund­text­di­lem­ma gesto­ßen und hät­te eben­falls lie­ber nichts davon gele­sen… und mehr Zeit direkt mit der Bibel verbracht!

        Dei­ner Argu­men­ta­ti­on ent­neh­me ich aber, dass du eigent­lich vom Mehr­heits­text über­zeugt bist, selbst, wenn du es selbst nicht so siehst ;). Ich glau­be, das wür­de jeder dei­nen Argu­men­ten letzt­lich ent­neh­men. Also bleib ein­fach bei Schlachter2000, wie es dein Gewis­sen dir sagt.

        Für mich ist es eher so, dass ich N.A. nicht blind­lings ver­trau­en wür­de, ohne gleich kom­plett den MT zu bevor­zu­gen [mir ist die text­kri­ti­sche Beur­tei­lung von der Ehe­bre­cher-Peri­ko­pe Joh 8 und Mar­kus-Schluss über­haupt nicht nach­voll­zieh­bar, auch wenn die­se Stel­len in N.A. wenigs­tens ein­ge­klam­mert ange­ge­ben sind]. Wem es eben­falls so geht, dem ist, wie schon von Eugen gesagt, die Elber­fel­der CSV zu emp­feh­len, weil sie an inhalt­lich rele­van­ten Stel­len eigen­stän­di­ge Text­ent­schei­dun­gen gewählt haben und so sogar 700 Mal von N.A. abwei­chen, aber 400 Mal die N.A.-Variante wenigs­tens auf­wei­sen (von den 6000 Vari­an­ten sind ja längst nicht alle über­setz­bar und schon gar nicht alle inhalt­lich rele­vant, wie z.B. die häu­fi­ge Erset­zung von „er” N.A. durch „Jesus” MT sagt ja inhalt­lich das glei­che aus, des­we­gen ist es ja ein PROnomen).

        Vie­le Grüße
        Benjamin

  • Hal­lo Torsten,
    da hast du wohl Recht, wobei ich wer­de dann ver­su­chen, von Fall zu Fall eine Ent­schei­dung zu tref­fen. Über mich per­sön­lich schrei­be ich unger­ne in öffent­li­chen Foren oder Blogs. Das Inter­net ver­gisst nichts. Gibt es eine Mög­lich­keit über Faithli­fe zu kommunizieren?

    VLG Eugen

  • Hi Eugen,
    bei Faithli­fe bin ich nicht. Was ist das?
    Sonst schreib mir gern über mei­ne Dienst­adres­se eine Email (tipp mal ein­fach bei goog­le Kai­ser­se­mi­na­re in Lübeck ein, das bin ich).
    LG und Got­tes Segen!
    Dein
    Torsten

  • Ich bin ein ungläu­bi­ger Mensch, besit­ze aber meh­re­re Bibel-Ausgaben.
    Aber für mich ist „Das Buch der Bücher” zunächst nur eine ganz gewöhn­li­che Antho­lo­gie, die in der heu­ti­gen Form erst seit dem vierten
    Jahr­hun­dert exis­tiert, als der Hei­den­kai­ser Kon­stan­tin etli­che Kirchen-
    väter auf­for­der­te, ein ein­heit­li­ches Werk zusam­men­zu­stel­len, da es im
    Vor­de­ren Ori­ent meh­re­re christ­li­che Gemein­den gab, die unterschied-
    liche Schrif­ten für ihre Got­tes­diens­te ver­wen­de­ten. Und zum Beispiel
    – wie die Aria­ner – die Tri­ni­tät nicht aner­kann­ten. Die im übri­gen auch
    erst auf dem Kon­zil zu Nicäa fest­ge­schrie­ben wurde.
    Mir selbst konn­te bis­lang kein gläu­bi­ger Mensch und auch kei­ne Theo-loge die zahl­rei­chen Fra­gen beant­wor­ten, die ich stellte.
    Fast alle Ant­wor­ten, die ich erhielt, waren wie­der­um nur Bibel-Zita­te, aber das hal­te ich für absurd.
    So lan­ge mir nie­mand befrie­di­gen­de außer­bi­bli­sche Antworten
    geben kann, ist „Das Buch der Bücher” nur eine ganz gewöhnliche
    Antho­lo­gie, die in weit mehr als einem Jahr­tau­send ent­stan­den ist.

    • Lie­ber Herr Ocken,
      ich glau­be, dar­um geht es hier auf die­ser Sei­te gar nicht. Son­dern um die ver­schie­de­nen Grundtextarten.
      VG
      Tors­ten K.

  • Hey Leu­te,
    ver­steht doch ein­fach end­lich mal, dass NA 2 Code­xe (Codex Sinai­ti­cus und Vati­ca­nus) benutzt und dass die­se 2 zu den 50 Pracht­bi­beln gehö­ren, die Kon­stan­tin den Chris­ten spendete.
    Danach muss man nicht dar­über dis­ku­tie­ren, wel­cher Text zuver­läs­si­ger ist.

  • Grüß dich! Lei­der habe ich etwas ent­deckt, das mich stut­zig macht: Phil.2, 4 wird in der Schlach­ter 2000 ohne das Wort „auch” über­setzt. Im Grie­chi­schen aber steht die­ses Wort.
    Lg Dagmar

  • Eine klei­ne Rand­be­mer­kung, mit allem gebüh­ren­den Respekt: Die Luther­bi­bel 1545 basiert aber eben­so auf den grie­chi­schen Tex­tus Rezep­tus und den maso­re­ti­schen Text auf Hebrä­isch! Die „Neu durch­ge­se­he­nen” Ver­sio­nen der „Luther­bi­bel” wie man sie all­zu gern nennt, sind genau­so weit ent­fernt von Luther wie die soge­nann­te New King James Bibel von der Fas­sung 1611!

Geschrieben von Philipp Keller