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Ein Wort – Mehrere Übersetzungen
Haben Sie schon einmal davon gehört, dass Bibelübersetzungen das gleiche Wort im Urtext manchmal mit unterschiedlichen deutschen Wörtern wiedergeben? Das liegt häufig daran, dass „gleiche“ bzw. „äquivalente“ Wörter in unterschiedlichen Sprachen nicht immer genau dasselbe bedeuten.
Beispielsweise bedeuten die englischen Wörter „Sky“ und „Heaven“ im Deutschen beide „Himmel“ und bezeichnen trotzdem zwei unterschiedliche Konzepte. Das deutsche Wort „Himmel“ umfasst dagegen beide Konzepte.
Kehren wir den Fall einmal um: Ein englischer Übersetzer eines deutschen Textes müsste jeweils aus dem Kontext schließen, ob das Wort Himmel jetzt mit „Sky“ oder „Heaven“ übersetzt werden muss. Bibelübersetzer stehen vor ganz ähnlichen Herausforderungen, wenn sie den Urtext vom Griechischen oder Hebräischen ins Deutsche übertragen.
Auch wenn die Autoren der Bibel Wörter, die im Urtext gleich sind, nicht immer bewusst oder absichtsvoll nebeneinander benutzt haben (ebenso wenig, wie wir das im Deutschen tun), kann es doch sehr aufschlussreich sein, diese Muster zu beobachten. Denn erst, wenn wir die Muster gefunden haben, können wir entscheiden, ob der Autor damit eine Absicht verknüpft hat!
Mit Logos können Sie solche Fälle ganz leicht sichtbar machen. Alles, was Sie dazu brauchen, ist eine Bibel mit erweiterter Interlinear-Funktion, z. B. die Lutherbibel 1984. Diese ist auch in unseren deutschen Logos-6-Basispaketen enthalten.
Schritt 1 – Bibelstelle öffnen
Öffnen Sie mit mir die Lutherbibel 1984 in Logos und springen Sie zu Philipper 3. Wir lesen von Paulus, dass er das Gesetz aus eigener Kraft erfüllen wollte, ja sogar ein Verfolger (Phil 3,6) der Gemeinde Jesu war. Dann kommt die Wandlung, vom Saulus zum Paulus, und sein Leben bekommt einen neuen Sinn. Er schreibt, dass er nun dem Siegespreis nachjagt (Phil 3,14). Jagen, Verfolgen – eine gewisse Ähnlichkeit können wir schon erkennen. Liest man jetzt aber nicht Luther, sondern zum Beispiel die NGÜ, wird es schwieriger: Hier lauten die beiden Wörter verfolgen und laufen.
Sie ahnen es: Die beiden im Text hervorgehobenen Wörter sind auf Griechisch identisch, auch wenn sie unterschiedliche Bedeutungsnuancen haben.
Haben die Übersetzer vielleicht noch an anderen Stellen das gleiche Wort unterschiedlich übersetzt? Mit der erweiterten Interlinear-Funktion der Lutherbibel können wir dem auf den Grund gehen. Von Hand alle Verse durchzugehen oder gar komplett in Griechisch zu lesen, wäre mit Sicherheit eine gute Übung, jedoch etwas mühsam. Aber dazu haben Sie ja Logos. So geht es leichter:
Schritt 2 – Mit Rechtsklick untersuchen
Rechtsklicken Sie also in der geöffneten Lutherbibel auf das Wort Verfolger (1) in Vers 6. Wählen Sie im sich öffnenden Kontextmenü das Lemma des Wortes (2) und wählen dann „Suchen in diesem Werk (Inline)“. (3)
Das Ergebnis? Eine Bibel, die nur noch die Verse anzeigt, welche unser gesuchtes Wort enthalten.
Man sieht: Die Bekehrung des Saulus zum Paulus war eine 180°-Wendung. Der Apostel lebte den neuen Glauben mit demselben Eifer, mit dem er den alten gelebte hatte. Das verdeutlicht er sogar bis in seine Wortwahl! Ein Fakt, der in einer Übersetzung schnell verloren gehen kann.
Schritt 3 – Übersicht schaffen
Bonus für volle Punktzahl: Wenn Ihnen das zu unübersichtlich ist, habe ich noch einen kleinen Tipp. Unsere Inline-Suche hat uns gerade eine Suchformel für das griechische Wort („Lemma“) erstellt, das wir im normalen Such-Werkzeug ebenfalls benutzen können.
Klicken Sie im Screenshot oben auf „Morph“ und wählen Sie „Bibel“. Nun sehen Sie dieselbe Suchformel, aber so, dass Sie sie in einer morphologischen Suche einsetzen können. Kopieren Sie den Teil in den spitzen Klammern und nehmen Sie diese mit: <Lemma = lbs/el/διώκω>. (4)
Öffnen Sie jetzt das Such-Werkzeug über die große Lupe, wählen Sie Bibel (5) und fügen Sie die Such-Formel ein (6). Mit Enter bestätigen.
Wenn Sie nun noch auf „Ausgerichtet“ (7) schalten, haben Sie mehr Überblick:
Beispiele aus Römer 12 und 14
Tipp 1: Schauen Sie doch einmal, wie das gleiche Wort in Römer 12,13 oder 14,19 übersetzt wurde.
Tipp 2: Die vorgestellte Suche zeigt alle Übersetzungen des sogenannten „Lemmas“ an, also der Grundform des griechischen Wortes. Natürlich kann man sie auch etwas „unschärfer“ benutzen und statt des Lemmas in der Suche nach der Wortwurzel suchen. So erkennt man mit einem Mal Wortverwandtschaften, die z. B. Paulus gern verwendet, um Gegensätze oder Gemeinsamkeiten klarzustellen.
Tipp 3: Man könnte auch visuelle Filter verwenden. Visuelle Filter sind eine Funktion, die bestimmte Worte oder grammatikalische Formen des Urtexts farbig im Fließtext einer erweiterten Interlinear-Übersetzung markieren können. Auf diese Weise kann man beispielsweise schnell sehen, ob der Autor im Griechischen die aktive Form eines Verbs gebraucht, meine Bibel aber vielleicht eine passive Übersetzung verwendet. Zu dieser Funktion schreibe ich jedoch erst in meinem nächsten Artikel. 😉
Bis dahin ein frohes Bibelstudium wünscht,
Thomas Zimmermann
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P.S.: Dieser Artikel basiert auf einem Artikel von Morris Proctor. Für Nutzer mit Englischkenntnissen ist Morris eine sehr gute Quelle für Tipps und Kniffe im Umgang mit Logos Bibelsoftware.
Um die Tipps aus diesem Beitrag selber auszuprobieren, brauchen Sie nur eine Bibel mit erweiterter Interlinear-Funktion, z. B. die Lutherbibel 1984. Diese und weitere geniale exegetische Werkzeuge erhalten Sie in unseren deutschen Logos-6-Basispaketen!
Solche Hilfen in Deutsch sind für mich ein Segen
Sehr schön, vielen Dank für die Rückmeldung. Das freut zu hören!
Vielen Vielen Dank für solche Tipps!
sie helfen mir die Möglichkeiten der Arbeit mit dem Wort Gottes zu entdecken. Sonst habe ich wenig Zeit mit dem Programm auseinander zu setzen und auszuprobieren.
mit Hilfe von diesen Tipps verliere ich keine Zeit!
Danke und Gottes Segen!
Sehr gut… Danke