Erweiterte Interlinearbibeln entdecken: Gleiche Wörter im Urtext finden

Von Thomas Zimmermann

Erweiterte Interlinearbibel, Luther Interlinear+, Lutherbibel, Philipper 3, Tipps, Werkzeuge
Januar 13, 2017

Ein Wort – Mehrere Übersetzungen

Haben Sie schon ein­mal davon gehört, dass Bibel­über­set­zun­gen das glei­che Wort im Urtext manch­mal mit unter­schied­li­chen deut­schen Wör­tern wie­der­ge­ben? Das liegt häu­fig dar­an, dass „glei­che“ bzw. „äqui­va­len­te“ Wör­ter in unter­schied­li­chen Spra­chen nicht immer genau das­sel­be bedeuten.

Bei­spiels­wei­se bedeu­ten die eng­li­schen Wör­ter „Sky“ und „Hea­ven“ im Deut­schen bei­de „Him­mel“ und bezeich­nen trotz­dem zwei unter­schied­li­che Kon­zep­te. Das deut­sche Wort „Him­mel“ umfasst dage­gen bei­de Konzepte.

Keh­ren wir den Fall ein­mal um: Ein eng­li­scher Über­set­zer eines deut­schen Tex­tes müss­te jeweils aus dem Kon­text schlie­ßen, ob das Wort Him­mel jetzt mit „Sky“ oder „Hea­ven“ über­setzt wer­den muss. Bibel­über­set­zer ste­hen vor ganz ähn­li­chen Her­aus­for­de­run­gen, wenn sie den Urtext vom Grie­chi­schen oder Hebräi­schen ins Deut­sche übertragen.

Auch wenn die Autoren der Bibel Wör­ter, die im Urtext gleich sind, nicht immer bewusst oder absichts­voll neben­ein­an­der benutzt haben (eben­so wenig, wie wir das im Deut­schen tun), kann es doch sehr auf­schluss­reich sein, die­se Mus­ter zu beob­ach­ten. Denn erst, wenn wir die Mus­ter gefun­den haben, kön­nen wir ent­schei­den, ob der Autor damit eine Absicht ver­knüpft hat!

Mit Logos kön­nen Sie sol­che Fäl­le ganz leicht sicht­bar machen. Alles, was Sie dazu brau­chen, ist eine Bibel mit erwei­ter­ter Inter­li­ne­ar-Funk­ti­on, z. B. die Luther­bi­bel 1984. Die­se ist auch in unse­ren deut­schen Logos-6-Basis­pa­ke­ten enthalten.

Schritt 1 – Bibelstelle öffnen

Öff­nen Sie mit mir die Luther­bi­bel 1984 in Logos und sprin­gen Sie zu Phil­ip­per 3. Wir lesen von Pau­lus, dass er das Gesetz aus eige­ner Kraft erfül­len woll­te, ja sogar ein Ver­fol­ger (Phil 3,6) der Gemein­de Jesu war. Dann kommt die Wand­lung, vom Sau­lus zum Pau­lus, und sein Leben bekommt einen neu­en Sinn. Er schreibt, dass er nun dem Sie­ges­preis nach­jagt (Phil 3,14). Jagen, Ver­fol­gen – eine gewis­se Ähn­lich­keit kön­nen wir schon erken­nen. Liest man jetzt aber nicht Luther, son­dern zum Bei­spiel die NGÜ, wird es schwie­ri­ger: Hier lau­ten die bei­den Wör­ter ver­fol­gen und lau­fen.

Sie ahnen es: Die bei­den im Text her­vor­ge­ho­be­nen Wör­ter sind auf Grie­chisch iden­tisch, auch wenn sie unter­schied­li­che Bedeu­tungs­nu­an­cen haben.

Haben die Über­set­zer viel­leicht noch an ande­ren Stel­len das glei­che Wort unter­schied­lich über­setzt? Mit der erwei­ter­ten Inter­li­ne­ar-Funk­ti­on der Luther­bi­bel kön­nen wir dem auf den Grund gehen. Von Hand alle Ver­se durch­zu­ge­hen oder gar kom­plett in Grie­chisch zu lesen, wäre mit Sicher­heit eine gute Übung, jedoch etwas müh­sam. Aber dazu haben Sie ja Logos. So geht es leichter:

Schritt 2 – Mit Rechtsklick untersuchen

Rechts­kli­cken Sie also in der geöff­ne­ten Luther­bi­bel auf das Wort Ver­fol­ger (1) in Vers 6. Wäh­len Sie im sich öff­nen­den Kon­text­me­nü das Lem­ma des Wor­tes (2) und wäh­len dann „Suchen in die­sem Werk (Inline)“. (3)

Artikel "Gleiche Wörter im Urtext finden"
Die Bibel nach dem grie­chi­schen Lem­ma eines Wor­tes durchsuchen

Das Ergeb­nis? Eine Bibel, die nur noch die Ver­se anzeigt, wel­che unser gesuch­tes Wort enthalten.

Artikel "Gleiche Wörter im Urtext finden"
Ergeb­nis unse­rer Suche

Man sieht: Die Bekeh­rung des Sau­lus zum Pau­lus war eine 180°-Wendung. Der Apos­tel leb­te den neu­en Glau­ben mit dem­sel­ben Eifer, mit dem er den alten geleb­te hat­te. Das ver­deut­licht er sogar bis in sei­ne Wort­wahl! Ein Fakt, der in einer Über­set­zung schnell ver­lo­ren gehen kann.

Schritt 3 – Übersicht schaffen

Bonus für vol­le Punkt­zahl: Wenn Ihnen das zu unüber­sicht­lich ist, habe ich noch einen klei­nen Tipp. Unse­re Inline-Suche hat uns gera­de eine Such­for­mel für das grie­chi­sche Wort („Lem­ma“) erstellt, das wir im nor­ma­len Such-Werk­zeug eben­falls benut­zen können.

Kli­cken Sie im Screen­shot oben auf „Morph“ und wäh­len Sie „Bibel“. Nun sehen Sie die­sel­be Such­for­mel, aber so, dass Sie sie in einer mor­pho­lo­gi­schen Suche ein­set­zen kön­nen. Kopie­ren Sie den Teil in den spit­zen Klam­mern und neh­men Sie die­se mit: <Lem­ma = lbs/​el/​διώκω>. (4)

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Such­wort kopieren

Öff­nen Sie jetzt das Such-Werk­zeug über die gro­ße Lupe, wäh­len Sie Bibel (5) und fügen Sie die Such-For­mel ein (6). Mit Enter bestätigen.

Wenn Sie nun noch auf „Aus­ge­rich­tet“ (7) schal­ten, haben Sie mehr Überblick:

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Die sor­tier­te Versliste

Beispiele aus Römer 12 und 14

Tipp 1: Schau­en Sie doch ein­mal, wie das glei­che Wort in Römer 12,13 oder 14,19 über­setzt wurde.

Tipp 2: Die vor­ge­stell­te Suche zeigt alle Über­set­zun­gen des soge­nann­ten „Lem­mas“ an, also der Grund­form des grie­chi­schen Wor­tes. Natür­lich kann man sie auch etwas „unschär­fer“ benut­zen und statt des Lem­mas in der Suche nach der Wort­wur­zel suchen. So erkennt man mit einem Mal Wort­ver­wandt­schaf­ten, die z. B. Pau­lus gern ver­wen­det, um Gegen­sät­ze oder Gemein­sam­kei­ten klarzustellen.

Tipp 3: Man könn­te auch visu­el­le Fil­ter ver­wen­den. Visu­el­le Fil­ter sind eine Funk­ti­on, die bestimm­te Wor­te oder gram­ma­ti­ka­li­sche For­men des Urtexts far­big im Fließ­text einer erwei­ter­ten Inter­li­ne­ar-Über­set­zung mar­kie­ren kön­nen. Auf die­se Wei­se kann man bei­spiels­wei­se schnell sehen, ob der Autor im Grie­chi­schen die akti­ve Form eines Verbs gebraucht, mei­ne Bibel aber viel­leicht eine pas­si­ve Über­set­zung ver­wen­det. Zu die­ser Funk­ti­on schrei­be ich jedoch erst in mei­nem nächs­ten Artikel. 😉

Bis dahin ein fro­hes Bibel­stu­di­um wünscht,

Tho­mas Zimmermann

—-

P.S.: Die­ser Arti­kel basiert auf einem Arti­kel von Mor­ris Proc­tor. Für Nut­zer mit Eng­lisch­kennt­nis­sen ist Mor­ris eine sehr gute Quel­le für Tipps und Knif­fe im Umgang mit Logos Bibelsoftware.

Um die Tipps aus die­sem Bei­trag sel­ber aus­zu­pro­bie­ren, brau­chen Sie nur eine Bibel mit erwei­ter­ter Inter­li­ne­ar-Funk­ti­on, z. B. die Luther­bi­bel 1984. Die­se und wei­te­re genia­le exege­ti­sche Werk­zeu­ge erhal­ten Sie in unse­ren deut­schen Logos-6-Basis­pa­ke­ten!


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Thomas Zimmermann

Über den Autor

Thomas lebt mit seiner Frau Kathrin in Frankfurt am Main und ist dort Mitglied der Frankfurt City Church (FeG). Er arbeitet in der IT und studiert zur Zeit berufsbegleitend am Knox Theological Seminary in Fort Lauderdale, Florida, Theologie. Logos ist dabei eines seiner Hauptwerkzeuge, genauso wie im ehrenamtlichen Dienst als Hauskreisleiter, Prediger, oder auch einfach nur zum persönlichen Bibelstudium.

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  1. Vie­len Vie­len Dank für sol­che Tipps!
    sie hel­fen mir die Mög­lich­kei­ten der Arbeit mit dem Wort Got­tes zu ent­de­cken. Sonst habe ich wenig Zeit mit dem Pro­gramm aus­ein­an­der zu set­zen und auszuprobieren.
    mit Hil­fe von die­sen Tipps ver­lie­re ich kei­ne Zeit!

    Dan­ke und Got­tes Segen!

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