Wir haben die Gute Nachricht Bibel einem intensiven Test unterzogen.
Wie schon bei der Menge-Bibel haben Benjamin Misja und Philipp Keller die Gute Nachricht Bibel einem Elch-Test unterzogen. Benjamin Misja hat als Übersetzer bei der Offenen Bibel auch praktische Erfahrung im Bibelübersetzen. Philipp Keller beschäftigt sich intensiv mit Bibelübersetzungen und hat dabei schon viele sprachlich geprüft.
Seit der 1997er-Revision wirbt die deutsche Bibelgesellschaft damit, dass die Gute Nachricht Bibel (GNB) die zuverlässigste der kommunikativen deutschen Übersetzungen sei. Das ist natürlich eine mutige Behauptung, welche wir hier nun testen wollen.
Unsere Analyse befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Matthäus- und Markusevangelium. Für unsere Analyse haben wir ein paar schwierig zu übersetzende Stellen genommen. Diese sind nicht wirklich repräsentativ, denn der Großteil der Schriftstellen ist relativ unkompliziert in der Übersetzung. Die Analyse haben wir eingeteilt in “1. Übertragen von Ausdrücken” und “2. Fassbar machen komplizierter Passagen”:
Inhalt
Wie die GNB Altertümliches in die Moderne überträgt
Wie in jeder Sprache gibt es auch in den Sprachen der Bibel Wörter und Wendungen, die man auf Deutsch nicht einfach genauso sagen kann. Sei es, dass die Sprache einfach anders funktioniert als das Deutsche, oder dass uns zum Verständnis notwendiges Hintergrundwissen fehlt – den Lesern würde der Sinn entgehen, wenn man sie einfach eins zu eins wiedergäbe. Kurz vorneweg: Die Gute Nachricht Bibel als “dynamisch-äquivalente” Übersetzung hat zu diesen Ausdrücken deutsche Pendants gefunden, welche eigentlich durchgängig sehr treffend sind.
Eine gelungene Abwechslung zu “siehe” und “wahrlich”
Biblische Wortstudie zu ἰδού: häufigste Übersetzungen in der ESV
Das Wort “ἰδού” (Luther: ‘siehe’) ist ein häufiges Wort. Im ganzen Neuen Testament kommt es 187 Mal vor. Manchmal ist jedoch “siehe” nicht sehr treffend, z. B. in Mk 10,28: “Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt”. Das deutsche Wort “siehe” deutet an, dass etwas mit den Augen wahrnehmbar ist. Die Bedeutung im Griechischen ist jedoch allgemeiner: Es hat die Funktion, die Aufmerksamkeit auf das Folgende zu lenken. Diese Funktion kann man nicht mit dem deutschen “siehe”, sondern nur mit einer sinngemäßen Wiedergabe erreichen (Quelle: Runge, Discourse Grammar, 5.4.2)
Ebenso häufig ist das “ἀμήν” (Luther: ‘wahrlich’). Aus dem zeitgenössischen Judentum wie aus dem frühen Christentum ist es als liturgische Bekräftigungsformel bekannt. Da wurde es allerdings immer am Ende der fraglichen Aussage benutzt – ähnlich wie wir ja auch heute beim Beten “Amen” sagen.
Nun betont aber Jesus einige seiner Aussagen, indem er sie mit “amen” beginnt. Es soll kein Zweifel an der Zuverlässigkeit des Gesagten aufkommen. Wörtlich übersetzen kann man so ein Wörtchen kaum. Wenn “amen” ein Gebet abschließt, könnte man das auf Deutsch natürlich mit “Amen” respektive “so sei es” wiedergeben, aber so übersetzt nicht einmal die Elberfelder-Bibel. Luthers Übersetzung ‘wahrlich’ folgen bis heute die meisten deutschen Übersetzungen. Die Übersetzung der Guten Nachricht: “Ich versichere Euch” ist für den heutigen Leser verständlicher. Hier ein Beispiel aus Mk 10,28–29:
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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28: Da sagte Petrus zu Jesus: »Du weißt, wir haben alles stehen und liegen lassen und sind dir gefolgt.« | 28: Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. |
29: Jesus antwortete: »Ich versichere euch: Niemand bleibt unbelohnt, der um meinetwillen …« | 29: Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern… |
Unser Befund: zeitgemäß und genau
Woher kommt das Kissen im Boot in Mk 4,38?
Als die Jünger auf dem See waren und ein Sturm aufzog, schlief Jesus auf einem Kissen (Griechisch: προσκεφάλαιον). Dies wird in allen wörtlichen Übersetzungen mit “Kissen” übersetzt. Beim schnellen Lesen könnte man schlicht annehmen, dass es sich dabei um ein Kopfkissen handelte. Da stellt sich aber die Frage: Wieso führt ein Fischerboot ein Schlafkissen mit? Hatte es etwa auf einem Fischerboot eine Schlafgelegenheit? Wohl kaum.
Es ist allerdings bekannt, dass einige Fischerboote damals ein Sitzkissen zum Komfort von Passagieren oder Ruderern an Bord führten (Guelich 1989). Daher übersetzt die Gute Nachricht Bibel hier “Sitzkissen”. Das zeigt, dass für diese Übersetzung auch Informationen zur israelischen Kultur zur Zeit Roms herangezogen wurden, um den Text für uns zugänglicher zu machen.
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Jesus aber lag hinten im Boot auf dem Sitzkissen und schlief. | Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. |
Unser Befund: verständlich, wenn auch nicht wörtlich
Was heißt: “Das Salz des Könighauses essen” in Esra 4,14?
In die Kategorie “für den heutigen Leser verständlich machen” fällt auch die Übersetzung einer Wendung in Esra 4,14. Die Israeliten machten sich nach der babylonischen Gefangenschaft daran, Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen. Gegner dieses Vorhabens schickten einen Brief nach Babylon, um beim König einen Stopp der Bauarbeiten zu erwirken. Im Brief mussten sie dem König beweisen, dass sie auf seiner Seite stünden. Dies taten sie mit den Worten “weil wir aber das Salz des Königshauses essen”. Diese Redewendung ist heute nicht mehr verständlich. Ein Griff zu den Kommentaren (Ryle 1901, 59f.; Loken 2011, 4:14) erläutert die Bedeutung: Der Ausdruck “das Salz des Königshauses essen” bedeutet wahrscheinlich, dass sie durch den Palast die Unterhaltsleistungen erhielten. Da sie vom König abhängig waren, wollten sie ihm auch nicht die Treue brechen. Daher übersetzt die Gute Nachricht Bibel treffend: “Wir haben dem König Treue geschworen”, und fügt folgende Fußnote an:
Wörtlich: Wir haben das Salz des Palastes gegessen. Durch Essen von Salz bekräftigte man einen Vertrag oder ein Bündnis.
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Wir haben dem König Treue geschworen und können nicht tatenlos zusehen, wenn seine Rechte angetastet werden. Darum schicken wir diese Meldung. | Weil wir aber das Salz des Königshauses essen und die Schmach des Königs nicht länger sehen wollen, darum schicken wir hin und lassen es den König wissen. |
Unser Befund: Die Wiedergabe der Redewendung nach ihrer wahrscheinlichen Bedeutung ist zwar Interpretation, aber verständlicher.
Wie viele Tage vergehen bis zur Reinigung? (Lk 2,22)
Ein weiteres Beispiel, wo die Gute Nachricht Bibel eine implizite Aussage explizit macht, ist Lukas 2,22. Hier wird berichtet, wie Josef und Maria Jesus nach seiner Geburt in den Tempel brachten, um das notwendige Opfer darzubringen. Aus Levitikus 12,2–4 kann man entnehmen, dass die Zeit ab Geburt bis zum Opfer 40 Tage dauerte. Den Juden zur Zeit Jesu wäre das bekannt gewesen, dem heutigen Leser aber nicht mehr. Daher haben die Übersetzer der GNB befunden, diese Information in den Text einfließen zu lassen.
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Vierzig Tage nach der Geburt war die Zeit der Unreinheit für Mutter und Kind vorüber, die im Gesetz Moses festgelegt ist. Da brachten die Eltern das Kind in den Tempel nach Jerusalem, um es Gott zu weihen. | Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, |
Unser Befund: passend für eine Lesebibel, unpassend für Studienzwecke
Wie die GNB komplizierte Passagen fassbar macht
Kommen wir nun zu einigen Stellen, wo zwar die bloße Übersetzung relativ unkompliziert, aber dann die Bedeutung doch schwer zu verstehen ist. Wörtliche Übersetzungen lassen solche Stellen einfach stehen und der Leser müsste zu Hilfsmitteln greifen, um die Stelle zu verstehen. Ein durchschnittlicher Leser wird über solche Stellen hinweglesen und sie unverstanden hinter sich lassen. Die Gute Nachricht Bibel versucht da dem Leser den Sinn zu erläutern.
Was bedeutet “Reich Gottes”?
Der Begriff vom “Reich Gottes” (Griechisch: βασιλεία τοῦ θεοῦ) oder des “Himmelreichs” (Griechisch: βασιλεία τῶν οὐρανῶν) ist nicht einfach zu verstehen. Viele nehmen zu Anfang ihres Bibelstudiums an, dass damit der Himmel als etwas Zukünftiges oder Jenseitiges gemeint ist. Das macht aber an einigen Stellen keinen Sinn wie bei Mk 1,15 “die Zeit ist erfüllt und das Himmelreich ist herbeigekommen”.
Das “Reich Gottes” ist ein ziemlich kompliziertes Konzept, das auch heute noch beforscht wird. Luther, Menge, Schlachter, die Zürcher, Einheitsübersetzung, auch die NGÜ übersetzen diese Wendung stets mit “Reich Gottes”. Die Gute Nachricht nimmt die Herausforderung an, lässt die bisherigen Erkenntnisse einfließen und schält die wahrscheinlichste Bedeutung heraus. Unsre Analyse des Matthäusevangeliums hat ergeben, dass die GNB vier verschiedene Übersetzungen wählt und je nach Kontext einsetzt, wo Luther “Himmelreich” hat. Hier eine Zusammenstellung und der Vergleich zu der Lutherübersetzung: (Details: Alle Stellen in Matthäus aufgeschlüsselt nach Übersetzung)
Übersetzung | Verse mit dieser Übersetzung | Übersetzung GNB | Übersetzung Luther |
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Gottes neue Welt | 20 | Mt.5,3: Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. | Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. |
Herrschaft aufrichten | 13 | Mt 3,2: Ändert euer Leben! Gott wird jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden! | Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! |
Werk vollendet | 3 | Mt 25,1: Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es zugehen wie in der folgenden Geschichte: Zehn Brautjungfern gingen mit ihren Lampen hinaus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu empfangen. | Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen … |
Gottes Herrschaft | 2 | Mt 21,43: Darum sage ich euch: Das Vorrecht, Gottes Volk unter Gottes Herrschaft zu sein, wird euch entzogen. | Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen. |
Wir vermuten, dass der durchschnittliche Luther-Leser diese Verse nicht ganz nachvollziehen kann. Die meisten Christen wissen, dass Jesus oft vom “Reich Gottes” sprach. Aber was er damit genau meinte, das wissen wir nicht so genau. Die Beispiele in der Tabelle zeigen, dass es der Guten Nachricht gelingt, dem Leser die vermutete Bedeutung zu kommunizieren.
Dabei muss die GNB als freie Übersetzung die Stellen interpretieren: Geht es um etwas, was schon da ist oder unmittelbar bevorsteht? Dann übersetzt sie mit “Gott richtet seine Herrschaft auf”. Geht es im Kontext um etwas Zukünftiges? Dann wählt sie “Gottes neue Welt”.
An zwei Stellen in Matthäus ist die Interpretation etwas überraschend. Eine davon ist Mt.13,44, der Schatz im Acker: Die Übersetzung der GNB:
Gute Nachricht Bibel |
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Die neue Welt Gottes ist mit einem Schatz zu vergleichen, der in einem Acker vergraben war: Ein Mensch fand ihn und deckte ihn schnell wieder zu. In seiner Freude verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte dafür den Acker mit dem Schatz. |
GNB übersetzt hier “Himmelreich” mit “neue Welt”. Es scheint aber, dass der Schatz in dieser Geschichte etwas beschreibt, das schon auf dieser Welt erreichbar ist. Als Übersetzung hätten wir daher den Satz so angefangen: “Wenn Gott seine Herrschaft aufrichtet, verhält es sich wie bei bei einem Schatz, der vergraben war: …”
Bei allen anderen Stellen wirkt die Interpretation gelungen, zudem führt die Gute Nachricht Bibel konsequent in den Fußnoten die wörtliche Übersetzung an.
Unser Befund: aufwendige aber auch recht subjektive Lösung. Viel verständlicher als wörtliche Übersetzungen, recht zuverlässig
Wer sind die Gewalttätigen in Mt 11,12?
Eine schwierig zu verstehende Stelle ist Matthäus 11,12. Hier der Vergleich zwischen der Guten Nachricht und der Lutherübersetzung:
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Als der Täufer Johannes auftrat, hat Gott angefangen, seine Herrschaft aufzurichten; aber bis heute stellen sich ihr Feinde in den Weg. Sie hindern andere mit Gewalt daran, sich dieser Herrschaft zu unterstellen. | Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich. |
Die zwei gängigsten Interpretationen dieses Verses sind:
- Die Gewalttätigen sind die Feinde des Evangeliums. Vermutlich sind damit die Pharisäer gemeint: Sie verlachten Johannes (V.18) und nutzten ihre Stellung in der Gesellschaft (Gewalt), um anderen den Weg ins Reich Gottes zu versperren.
- Die Gewalttätigen sind die, welche ins Reich Gottes kommen wollen. Die Pharisäer stehen vor dem Reich Gottes und alle, die hineinkommen wollen, müssen es sich mit Gewalt nehmen.
Beide Interpretationen haben ihre Tücken: Sind die Gewalttätigen die Pharisäer, wie können sie das Reich Gottes an sich reißen? Sind es aber die Gläubigen, so ist die gewählte Sprache sehr ungewöhnlich, denn “Gewalt” wird gewöhnlich negativ benutzt.
Die meisten Ausleger folgen Option 1, und so wählte auch die Gute Nachricht Bibel diese Interpretation. Etwas schade ist, dass die alternative Deutung nicht in einer Fußnote erwähnt wird.
Unser Befund: Man hat die exegetische Forschung berücksichtigt, die alternative Übersetzung sollte aber in einer Fußnote erwähnt sein.
Bei Markus 2,20 geht die Frage der Pharisäer voraus, wieso denn die Jünger nicht regelmäßig fasten, so wie es die Pharisäer tun. Jesu’ Antwort:
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Die Zeit kommt früh genug, dass der Bräutigam ihnen entrissen wird; dann werden sie fasten, immer an jenem Tag. | Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage. |
Obwohl die Stelle eigentlich gut verständlich ist und keine Interpretation erfordert, interpretiert die GNB das christliche Kartfreitagsfasten in Jesu Aussage hinein: Das “immer” ist ein Zusatz, welche im griechischen Original nicht enthalten ist. Wir denken, der Hintergrund war, dass man angenommen hat, dass der Text hier die Fastentradition hier schon enthält. Das ist nicht undenkbar, aber aufgrund der Textgrundlage doch etwas weit hergeholt. Immerhin fügt die Gute Nachricht Bibel folgende Fußnote ein:
Immer ist verdeutlichender Zusatz. Gedacht ist wahrscheinlich an ein regelmäßiges Fasten am Karfreitag oder wöchentlich jeweils am Freitag als dem Todestag von Jesus.
Unser Befund dieses Verses: Etwas weit hergeholt, in der Fußnote wird erwähnt, dass der Zusatz nicht im Original enthalten ist.
Was bedeutet “ihnen zum Zeugnis” in Mk 1,44?
In Markus 1,44 wird ein Aussätziger von Jesus geheilt, Jesus verbietet ihm aber, anderen davon zu erzählen. Stattdessen soll er zum Priester gehen und das geforderte Opfer darbringen, “ihnen zum Zeugnis”. Die zwei gängigen Interpretationen dieser Phrase:
- Jesus wollte den Priestern vor Augen führen, dass dieser Mann durch ihn geheilt wurde, sodass sie zum Glauben an ihn kommen (Pesch 1976)
- Jesus wusste, die Leute würden dem Mann nicht glauben, und wollte daher, dass die Priester die Heilung durch die Annahme des Opfers attestieren, als “öffentlicher Beweis” (France 2002)
Die GNB wählt eine dritte Interpretation: “ihnen zum Zeugnis” kann auch mit “gegen sie zum Zeugnis” übersetzt werden (so übersetzt auch die Einheitsübersetzung). Wählt man diese Option, dann bezieht sich “gegen” vermutlich auf etwas, was die Pharisäer Jesus vorgeworfen haben, und zwar vermutlich auf ihren Vorwurf, er würde das mosaische Gesetz mit den Füssen treten. Daher übersetzt die GNB so: “Die Verantwortlichen sollen wissen, dass ich das Gesetz ernst nehme”. Im Vergleich die Luther-Übersetzung:
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Sag ja niemand ein Wort davon, sondern geh zum Priester, lass dir deine Heilung bestätigen und bring die Opfer, die Mose zur Wiederherstellung der Reinheit vorgeschrieben hat. Die Verantwortlichen sollen wissen, dass ich das Gesetz ernst nehme. | Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis. |
Die GNB fügt folgende Fußnote an:
Wörtlich: ihnen zur Bezeugung. Wer von Aussatz genesen war, musste dies zunächst vom Priester bestätigen lassen (so verdeutlicht die Übersetzung; wörtlich nur ‚sondern geh hin, zeige dich dem Priester‘). »Rein« wurde die geheilte Person erst danach durch die verschiedenen Riten und Opfer, die in Lev. 14,1–32 beschrieben sind.
Unser Befund dieses Verses: Um verständlich zu sein, hätte die GNB hier nicht so frei übersetzen müssen.
War Jesu’ innerlicher Seufzer in Mk 8,12 hörbar?
Markus 8,12 ist tatsächlich schwer zu verstehen: Die Pharisäer fordern ein Zeichen von Jesus, aber er verwehrt es ihnen. Darauf heißt es:
Gute Nachricht Bibel | Luther |
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Jesus stöhnte und sagte: »Wieso verlangt diese Generation einen Beweis? | Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? |
“In seinem Geist” (Griechisch: τῷ πνεύματι) heißt gewöhnlich „innerlich“ und könnte bedeuten, dass der Seufzer ein stummer blieb (so z. B. France, 312; NSS). Die Logik spricht jedoch eher für ein hörbares Stöhnen. Einen innerlichen Seufzer (den ja nur Jesus selbst mitbekommen haben kann) müsste man ja auf die lebhafte Fantasie des Evangelisten zurückführen! Aus linguistischer Sicht stellt sich die Frage, warum er eine unhörbare Gemütserregung mit einem Wort beschreiben sollte, das sich auf einen hörbaren Laut bezieht. Die Einheitsübersetzung und die NGÜ übersetzen „seufzte tief”, die GNB lässt „in seinem Geist“ ganz weg und macht aus dem schwer zu deutenden ”innerlichen Stöhnen” ein Äußerliches. Diese Entscheidung ist gut nachvollziehbar.
Unser Befund: Ist verständlich und gibt die wahrscheinlichste Bedeutung wieder.
Fazit
Die Gute Nachricht Bibel ist für eine freie Übersetzung recht genau. Bei unserem Test haben wir vor allem darauf geachtet, wie die GNB mit einzelnen schwer zu übersetzenden Wörtern oder schwierig zu deutenden Formulierungen umgeht. Die besprochenen Stellen sind daher auch nicht repräsentativ für die gesamte Übersetzung. Von diesen schwierigen Stellen abgesehen wirkt die GNB von ihrer Art her sehr vertraut und fühlt sich unter den deutschen Bibelübersetzungen nicht wie ein Fremdkörper an.
Unser Fazit:
- Die Wiedergabe des Urtexts in modernem Deutsch unter Vermeidung christlichen Vokabulars ist sehr gelungen. Einige Paraphrasen (“Salz des Königshofs essen” wird zu “dem König Treue schwören”) geben den Sinn des Urtexts besser wieder als wörtliche Übersetzungen.
- Wo die GNB mit Interpretationen arbeitet, sind sie meist gut und beruhen offensichtlich auf solider Exegese. An zwei Stellen (die Frage des Fastens und die Interpretation von “ihnen zum Zeugnis”) hätten wir selbst wohl anders übersetzt.
Wir empfehlen daher, theologische Erkenntnisse aus der GNB mithilfe wörtlichen Übersetzungen zu prüfen. Auch beim Lesen in wörtlichen Übersetzungen empfiehlt es sich nie, theologische Erkenntnisse auf nur einen Vers abzustützen, sondern es sollten noch andere Verse und auch Kommentare zur Hand genommen werden.
Da 25% der deutschsprachigen Erwachsenen nur freie Bibelübersetzungen lesen können, hoffen wir sehr, dass niemand aus einer Angst heraus vor freien Übersetzungen abratet. Wir können die Gute Nachricht Bibel sehr zum Lesen empfehlen, einerseits für Wenig-Leser, aber auch für solche, welche sich in der Bibel schon gut auskennen, aber unwissend über einige Stellen hinweggelesen haben. Es kann gut sein, dass diese mithilfe der GNB zum ersten Mal verstanden werden.
Dieser Artikel ist der letzte einer vierteiligen Reihe über die Gute Nachricht Bibel, die andere Teile waren diese:
- Wieso freie Bibelübersetzungen belächelt werden, und was daran falsch ist.
- Wie es zur ersten freien deutschen Übersetzung kam – eine erstaunliche Geschichte.
- «Es ging darum, den ersten kühnen Wurf zu bändigen» – Interview mit Dr. Rolf Schäfer über die Revision der Guten Nachricht Bibel
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Die „Gute Nachricht Bibel in heutigem Deutsch” war meine erste Bibel. Eine kleine grüne Taschenausgabe. Es folgten größere Ausgaben wie die Zürcher und die Luther. Nun nahm ich sie wieder Mal zur Hand, schlug Daniel 8,13 auf und staune „Bauklötze”, weil diese Stelle, so dargelegt, den Grundstein des adventistischen Glaubensgebäudes hinwegfegt.